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Ins Glas geschaut: Die drei Neuen von Stefanie Weegmüller-Scherr im Test

Schluss mit der Pause im Unruhezustand: Stefanie Weegmüller-Scherr macht nach dem Verkauf des Familienweinguts wieder Weine - in xder Weinmanufaktur Steinbock ihrer Schwester Gabriele Weegmüller FOTO: THILO KNOTT

In der Rubrik „Ins Glas geschaut“ stellen Weinexpert*innen und Weinliebhaber*innen ihren Wein der Woche vor. Heute: Scheurebe. In drei Varianten. Von der Scheurebe-Königin der Pfalz: Stefanie Weegmüller-Scherr. Denn nach dem Verkauf des Weinguts 2021 und einer Pause ist sie wieder zurück!

von Thilo Knott

  • Scheurebe, trocken, 12,5 Vol. %, 2021, 11,50 Euro ab Hof.

Scheurebe ist eine Kreuzung aus Riesling und der Bukettraube. Sie ist eine Bukettrebsorte. Sie gehört wie Müller-Thurgau oder Kerner zu den klassischen deutschen Rebsorten – die irgendwann aus der Mode gekommen sind. In den Flurbereinigungen der 50er oder 60er Jahren wurde noch massenhaft Müller-Thurgau in teils famosen Steillagen angebaut, um den Massendurst zu stillen. Heute prägt Riesling das Weißwein-Tableau. Und die Wachstumsmärkte bei den Flächenanteilen in den vergangenen zehn Jahren sind die Burgunder-Sorten Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay oder Sauvignon Blanc.

Lies' mehr zum Aufstieg des deutschen Chardonnay im WeinLetter #37! (Öffnet in neuem Fenster)

Die Scheurebe von Stefanie Weegmüller-Scherr (Öffnet in neuem Fenster) besticht dadurch, dass sie eben nicht versucht, die Scheurebe wie eine andere Rebsorte auszubauen und deren Geschmacksmoden hinterherzurennen. Das fängt damit an, dass die Scheurebe im Glas leicht perlt. Das dezente Prickeln ist ungewöhnlich in modernen Geschmacksvorstellungen für einen Weißwein, aber durchaus typisch für eine Scheurebe. Strohgelb im Glas riecht sie nach Litschi. Sie schmeckt nach Grapefruit, Stachelbeere, Apfel. Stefanie Weegmüller produziert meines Erachtens damit einen echten Klassiker.

Stefanie Weegmüller-Scherr (links) macht wieder Wein in der Weinmanufaktur Steinbock ihrer Schwester Gabriele Weegmüller FOTO: WEEGMÜLLER

Stefanie Weegmüller-Scherr: Alles über die Rückkehr der Pfälzerin aus Neustadt-Haardt gibt's im WeinLetter #40! (Öffnet in neuem Fenster)

  • "2 Herzen", Christoph Hammel und Stefanie Weegmüller-Scherr, Cuvée aus zwei Scheureben, trocken, 12,5 Vol. %, 8,50 Euro ab Hof.

Ich bleibe bei der Scheurebe – diesmal mit Stefanie Weegmüller-Scherr in einem Gemeinschaftsprojekt mit Initiator Christoph Hammel. Die Idee: Jeder baut eine Scheurebe in einem gleich großen Stahltank aus. Dann werden sie zusammengeführt. Ich finde das Projekt deshalb spannend, weil es die ganze Bandbreite der Rebsorte zeigt – wenn man sie mit der Scheurebe von Stefanie Weegmüller-Scherr solo vergleicht.

Die „2 Herzen“-Cuvée zeigt eine ganz andere Scheurebe: Sie ist goldgelb im Glas, schmeckt exotischer nach Ananas, Steinobst, Aprikose. Sie ist weicher, ja buttriger. Hier gibt’s mehr Schmelz und weniger Säure. Sie ist somit süffiger. Damit zeigt die Scheurebe, dass sie mit diesen Interpretationen durchaus ein breites Geschmacksspektrum abdecken kann. Ich bin eher auf der mineralischen und nicht auf der buttrigen Seite – wie beim Chardonnay.

  • Cuvée „Drei Schwestern“, trocken, 12,5 Vol. %, 11,50 Euro ab Hof.

Stefanie, Gabriele, Michaela = Scheurebe, Grauburgunder, Weißburgunder: Die "Drei Schwestern" ist die Cuvée, die an dieses Trio erinnert FOTO: ARCHIV WEEGMÜLLER

Weil wir’s vorhin von alten deutschen Rebsorten hatten: Junge Winzer*innen entdecken gerade den Müller-Thurgau wieder – als Bestandteil in Weißwein-Cuvées (Bastian Beny aus Rheinhessen (Öffnet in neuem Fenster) oder Alexandre Dupont de Ligonnès aus Sachsen (Öffnet in neuem Fenster)). Wie steht’s mit der Scheurebe als Paarungsrebsorte aus?

Lies auch den WeinLetter über Holunder-Winzer Bernulf Schlauch und seine Sekt-Alternativen! (Öffnet in neuem Fenster)

Zunächst haben die „Drei Schwestern“ einen traurigen Grund: Michaela Weegmüller ist vor zehn Jahren sehr früh verstorben. Mit dieser Cuvée wollte Stefanie Weegmüller-Scherr daher die drei Geschwister verewigen – mit den Lieblingssorten. Michaela = Weißburgunder, Gabriele = Grauburgunder, Stefanie = Scheurebe. Die Rebsorten werden zu je einem Drittel zur Cuvée verarbeitet.

Lies' hier die ganze Geschichte des Weinguts Weegmüller! Mit Würdigungen von Weggefährten - exklusiv im WeinLetter!  (Öffnet in neuem Fenster)

Die Scheurebe bringt hier Frische rein – aber auch den rosigen Geschmack. Die Cuvée ist nicht vordergründig mineralisch, dafür sorgt in klassischen Duo-Cuvées ja häufig der Riesling (etwa mit Weißburgunder). Es wäre spannend, weiter mit Scheurebe in Weißwein-Cuvées zu experimentieren.

Die Weine der Weinmanufaktur Steinbock sind erhältlich über die Bestellung per Mail: info@wmsteinbock.com

Bisher in der Rubrik "Ins Glas geschaut" 2022 erschienen: +++ WeinLetter-Herausgeber Thilo Knott testet Mutanten-Chadonnay vom Weingut Laquai aus dem Rheingau (Öffnet in neuem Fenster) +++ Rainer Schönfeld empfiehlt drei Weine zu Asia-Gerichten (Öffnet in neuem Fenster) +++ Franz Untersteller testet PiWi Cabernet Blanc vom Stuttgarter Wein-Projekt "Steiler Zucker" (Öffnet in neuem Fenster) +++  Thilo Knott testet Gamaret der neuen Vinissima-Chefin Stefanie Herbst (Öffnet in neuem Fenster) +++ Thilo Knott testet Newcomer-Spätburgunder für 50 Euro von Peter Wagner (Öffnet in neuem Fenster) +++ Philipp Bohn testet Eltz-Riesling, den es seit 1976 eigentlich nicht mehr gibt (Öffnet in neuem Fenster) +++ Andrej Marko testet die PiWi-Rebsorte Cabernet Blanc vom Weingut Hoflößnitz aus Radebeul (Öffnet in neuem Fenster) +++ Anja Zimmer testet Doctor Riesling vom Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch - Erben Thanisch (Öffnet in neuem Fenster) +++ Die Test-Highlights aus 2021 liest du übrigens hier! (Öffnet in neuem Fenster)

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