Zum Hauptinhalt springen

Ins Glas geschaut: Wie schmeckt denn der Gamaret der obersten Wein-Lobbyistin?

Der Gamaret ist eine Kreuzung aus Gamay und Reichensteiner FOTO: THILO KNOTT

In der Rubrik „Ins Glas geschaut“ stellen Weinexpert*innen und Weinliebhaber*innen ihren Wein der Woche vor. Heute gibt‘s: Gamaret im Barrique von Vinissima-Chefin Stefanie Herbst. Gamaret, was ist das denn?

von Thilo Knott

Der Wein: s.he, Gamaret, trocken, Barrique, 2016, Pfalz, 14,0 % vol., 0,3 g/l Restzucker, 5,9 g/l Säure, 15,30 Euro ab Hof.

Der Grund: Ich weiß nicht, wie man (praktisch) Wein macht. Aber ich kann (theoretisch) ganz viel über Wein daher quatschen und schreiben. Wenn ich jemanden vor mir habe wie Stefanie Herbst, die als erste Vorsitzende des Vereins Vinissima über Gleichberechtigung (Öffnet in neuem Fenster)spricht und selbst auch Wein macht – dann muss ich den probieren.

1. Was ist Stefanie Herbsts Portfolio?

Stefanie Herbst hat an der Hochschule Geisenheim studiert, ihre Eltern betreiben das Weingut Leander Herbst (Öffnet in neuem Fenster) in Essingen, Südpfalz. Sie arbeitet als Weinberaterin, Sommelière, hilft den Eltern - und hat dann ihre eigene s.he-Weinlinie herausgebracht. s.he sind ihre Initialen und ist durchaus programmatisch zu lesen. Sie hat herausgebracht: Einen Riesling feinherb, einen trockenen Grauburgunder, einen Grauburgunder als Trockenbeerenauslese – und eben den Gamaret im Barrique. Zwei Jahre hat sie mit dem Projekt pausiert. Einerseits wegen Corona – sie lebt in der Schweiz, den Wein hat sie in der Pfalz gemacht. Andererseits hat sie eine Tochter bekommen. „Jetzt lasse ich die Linie wieder aufleben“, sagt sie. Warum? Sie habe in der Pause gemerkt, dass sie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen wolle. „Ich muss Wein machen“, sagt die Spezialistin für Wein&Food-Pairing. Es geht um den Jahrgang 2022. Welche Weine sie künftig macht? Wird nicht verraten. (Mehr zur s.he-Linie gibt's hier (Öffnet in neuem Fenster)).

"Ich muss Wein machen": Stefanie Herbst im Weinberg in Essingen in der Pfalz FOTO: WEINGUT HERBST

2. Was ist Gamaret?

Gamaret ist eine Schweizer Neuzüchtung. Sie wird als autochthone Rebsorte klassifiziert, wird vor allem im Kanton Waadt angebaut. André Jaquinet und Dominique Maigre entwickelten die Gamaret-Rebsorte 1970 an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Pflanzenanbau in Pully. Die Kreuzung der für das Beaujolais-Gebiet typischen Rebsorte Gamay und der Rebsorte Reichensteiner wurde dann 1991 in die Schweizer Sortenliste aufgenommen. Die Neuzüchtung steht in Deutschland nicht auf der Liste der zugelassenen Rebsorten. Deshalb steht auf dem Etikett des s.he-Gamaret auch der Hinweis Versuchsanbau.

3. Wie schmeckt Stefanie Herbsts Gamaret?

Der Barrique-Gamaret ist klassisch maischevergoren, die Trauben wurden hernach schonend gepresst. Der Wein reifte 14 Monate in neuen französischen Eichen-Barriques. Er schmeckt nach dunklen Beeren, reifen Pflaumen, und hat Würzigkeit (schwarzer Pfeffer). Null Holzgeschmack, was ich angenehm finde. Mir ist er mit seinen 14,5 Prozent Volumenprozent Alkohol etwas zu prunkvoll. Was ich wirklich mag, ist hingegen die Säure. Sie gleicht das Voluminöse sehr gut aus.

Bisher in der Rubrik "Ins Glas geschaut" 2022 erschienen: +++ WeinLetter-Herausgeber Thilo Knott testet Newcomer-Spätburgunder für 50 Euro von Peter Wagner (Öffnet in neuem Fenster) +++ Philipp Bohn testet Eltz-Riesling, den es seit 1976 eigentlich nicht mehr gibt (Öffnet in neuem Fenster) +++ Andrej Marko testet die PiWi-Rebsorte Cabernet Blanc vom Weingut Hoflößnitz aus Radebeul (Öffnet in neuem Fenster) +++ Anja Zimmer testet Doctor Riesling vom Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch - Erben Thanisch (Öffnet in neuem Fenster) +++ Die Test-Highlights aus 2021 liest du übrigens hier! (Öffnet in neuem Fenster)

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von WeinLetter und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden