WeinLetter #67: Das große Südtirol-Wein-Special, Teil 2
Liebe Wein-Freund:in,
Du liest den WeinLetter #67. Heute gibt’s: Teil 2 des großen Südtirol-Specials vom quasi Drittel-Südtiroler Franz Untersteller. Vielleicht ist's auch nur ein Viertele. Was bisher geschah? Baden-Württembergs Umweltminister a. D. war für den WeinLetter in Südtirol unterwegs. Das hat mindestens zwei Gründe. Erstens: Hier entstammen seine Vorfahren. Irgendwann einmal hat es die Unterstellers von Italien nach Deutschland vertrieben. Also besucht Franz Untersteller Südtirol regelmäßig, es ist ein Stück Heimat geworden aufgrund der wiedergewonnenen Familiengeschichte. Zweitens: Hier frönt er der Liebe zum Wein. Und dafür ist es kein schlechter Platz, der manchmal sogar auf mehr als 1.000 Metern liegt. In Teil 1 des Südtirol-Spezials erzählt er die Gründe für die Exzellenz der Weine aus Südtirol. (Opens in a new window) Und beginnt seine Wein-Tour mit der ersten Station St. Michael-Eppan. In Teil 2 geht's jetzt zu vier weiteren Wein-Pionieren und deren Betriebe: Manincor, Elena Walch, Alois Lageder und diesem Feldmarschall von und zu Müller-Thurgau. Viel Spaß beim Lesen! +++ Und jetzt empfehlt (und shared) diesen WeinLetter bitte. Unterstützt den WeinLetter gerne auch finanziell und werdet aktives Mitglied! (Opens in a new window) Aber vor allem:
Trinkt friedlich!
Euer Thilo
Das ist die Auswahl an Top-Südtirolern: Sauvignon von St. Michael-Eppan, Lagrein von Manincor, Gewürztraminer von Elena Walch, Pinot von Alois Lageder und Müller-Thurgau von Tiefenbrunner FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
Vom Kalterer See zum Fennberg
von Franz Untersteller
Station 2: Weingut Manincor: Hier vereint sich Tradition und Moderne perfekt
Fährt man von St. Michael-Eppan, meiner ersten Station auf der Südtirol-Tour, auf der Südtiroler Weinstraße weiter Richtung Kaltern, dann liegt wenige Kilometer nach dem Ortsausgang inmitten ausgedehnter Weinberge mit wunderschönem Blick auf den Kalterer See Südtirols größtes Familienweingut Manincor. Zunächst fällt das aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende beeindruckende Gemäuer ins Auge, das heute Wohnsitz des Weingutbesitzers Michael Graf Goëss-Enzenberg und seiner Familie ist. Die tatsächliche Größe des Weinguts erschließt sich erst auf den zweiten Blick, da die vor zwanzig Jahren neu errichtete riesige Kelleranlage komplett unter die Erde verlegt und die Decke anschließend mit Weinreben bepflanzt wurde.
Brennnesseltee, Kamillentee, Ackerschachtelhalmtee: Das bio-dynamische Weingut Manincor am Kalterer See von Michael Graf Goëss-Enzenberg FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
Nach Abschluss seines Weinbaustudiums übernahm Michael Graf Goëss-Enzenberg 1991 das rund 50 Hektar umfassende Weingut von seinem Onkel. Bis dahin lieferte der Betrieb seine in besten Lagen oberhalb des Kalterer Sees wachsenden Trauben an die Genossenschaftskellereien in Kaltern und Terlan ab. Mit dem Ziel, selbst hochklassige Weine zu erzeugen, entwickelte er Manincor Stück um Stück weiter. Ab 2005 wurde der Betrieb auf biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umgestellt und schließlich 2009 entsprechend zertifiziert.
Hier geht's zu WeinLetter #66: Teil 1 des großen Südtirol-Specials! (Opens in a new window)
„Für mich ist es eine Herzenssache, mein Weingut biodynamisch zu bewirtschaften. Unser wertvollstes Gut, unsere Böden pflegen wir mit viel Hingabe, um das Leben in ihnen zu fördern für starke, gesunde Reben“, sagt Graf Goëss-Enzenberg. 2008 kam mit Helmuth Zozin ein Kellermeister in den Betrieb, der zutiefst vom Sinn und langfristigen Erfolg der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise überzeugt ist. „Brennnesseltee, Kamillentee, Ackerschachtelhalmtee, dynamisierter Hornmist und Hornkiesel sehen wir mittlerweile als Routine, um unsere Reben zu Gesundheit, Vitalität und perfekter Reife zu stimulieren“, sagt Helmuth Zozin.
Der „Rubatsch“ ist ein Lagrein der Extraklasse
Insbesondere beim Jahrgang 2022, als im Juli vor allem die Rotweinlagen am See von einem Hagelschlag betroffen waren, hatte man zwar Mengeneinbußen zwischen 10 und 30 Prozent zu verkraften. Dank der durchaus arbeitsintensiven Behandlung der Reben mit biodynamischen Verfahren, davon ist Helmuth Zozin zutiefst überzeugt, musste man letztlich bei den Trauben aber qualitativ keinerlei Einbußen hinnehmen.
Weingut Manincor: Lagrein „Rubatsch“ 2021; 13% Vol.; Restzucker 1,1g/L; Säure 6,1g/L; 33,50 €/0,75L ab Kellerei FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
Die Manincor-eigene Weinklassifizierung ist dreistufig. Aus den „Premier-Cru-Lagen“ – sprich der als „Herzstück“ titulierten mittleren der drei Klassifizierungslinien - möchte ich mit dem „Rubatsch“ 2021 einen Lagrein der Extraklasse vorstellen.
Zwei Drittel der Trauben stammen aus der Terlaner Lage Rubatsch, ein weiteres Drittel bringt die Lage Seehof in Kaltern. Rubatsch ist ein Südwesthang auf 250 Metern Meereshöhe mit sandigem Boden auf Porphyrverwitterungsgestein. Die Seehof-Lage zeichnet sich demgegenüber durch lehmigen Kalkschotter aus, was Kraft und Struktur in den Wein bringt. Die Reifezeit der Trauben im Herbst 2021 war von nahezu perfektem Wetter geprägt, von sonnigen Tagen und klaren, kühlen Nächten. Zuckerreife und Säure stehen bei diesem Lagrein in einem optimalen Verhältnis. Die Maischegärung erfolgte spontan mit traubeneigenen Hefen im Holzbottich. Zwei Wochen Mazerationszeit mit täglichem Untertauchen des Tresterkuchens erlaubten eine behutsame Extraktion von Farb- und Gerbstoffen. Nach sechsmonatiger Reifung in Barriques – nur jedes fünfte Fass davon war neu – entwickelte der Wein seine besondere Reife und Harmonie. Trinkreif sind die vom 2021er „Rubatsch“ abgefüllten 11.250 Flaschen durchaus bereits jetzt. Seine bis weit in die 2030er Jahre mögliche Lagerung wird den besonderen Trinkgenuss des fruchtbetonten, in seinen Aromen an Himbeeren und Preiselbeeren erinnernden, zugleich aber samtig auftretenden Rubatsch mit Sicherheit nochmals ein Stück weit steigern.
"Wir haben uns auf Höhenlagen ausgeweitet": Käse und Gewürztraminer im Restaurant des Castel Ringberg von Elena Walch FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
Station 3: Weingut Elena Walch: Einkehr bei Südtirols Wein-Architektin
Von Manincor kommend fährt man am Kalterer See entlang und erreicht nach kaum mehr als zehn Minuten Tramin, einen der bekanntesten Weinorte Südtirols. Geradezu zwangsläufig führt hier der Weg zu Elena Walch. Vor rund 35 Jahren heiratete die bis dahin in Mailand tätige Architektin in eine alteingesessene Traminer Weinbaufamilie ein. Sie entschied sich sehr schnell, ihren alten Beruf aufzugeben. Stattdessen verschrieb sie sich der Idee, das Weingut, das heute ihren Namen trägt, zu einem international anerkannten Spitzenbetrieb weiterzuentwickeln. Sehr erfolgreich! Uneingeschränkte Nachhaltigkeit und ein konsequent auf die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Lagenweinen sind tragende Säulen dieses Erfolgs. Heute gehört die „Grand Dame“ des Südtiroler Weinbaus international zu den Top-Adressen für hochwertigste Südtiroler Weine. Zwischenzeitlich haben ihre Töchter Julia und Karoline nach intensiv genossener Ausbildung im In- und Ausland die Leitung des Betriebs übernommen.
Zu Beginn ihrer Weinbaukarriere machte Elena Walch mit grundlegenden Veränderungen von sich reden, die heute auch andernorts Grundlagen für Erfolg geworden sind. Umstellung der Reberziehung von der für Südtirol traditionellen „Pergel“ auf Guyot-Drahtrahmensysteme; extrem hohe Pflanzendichte in den Weinbergen; erste Einsätze von französischen Barriques im Keller; maximal schonende Verarbeitung: Das waren nur einige der vielen damals neuen Akzente. Zentral war aber, dass Elena Walch sich von Beginn an der Philosophie der Lagenweine verschrieben hatte, welche auch noch heute ein wesentliches Identitätsmerkmal für die in ihrem Betrieb erzeugten Weine darstellt.
Höhenlagen sind Elena Walchs Antwort auf den Klimawandel
Rund 60 Hektar Weinberge, die von 250 Meter bis auf knapp 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegen, werden heute von Elena Walch bewirtschaftet. Darunter renommierte Einzellagen wie die Vigna „Kastelaz“ oder die Vigna „Castel Ringberg“. Und der Klimawandel? „Wir haben uns in den vergangenen Jahren gezielt auf Höhenlagen ausgeweitet, um den neuen klimatischen Voraussetzungen einen Schritt voraus zu sein“, so Elena Walch. Mittlerweile liegen bereits gut 15 Hektar auf Höhenlagen oberhalb von 600 Metern.
Weingut Elena Walch: Gewürztraminer „Concerto Grosso“ 2022; 14,5% Vol., Restzucker: 6,4g/L; Säure: 5,6g/L; 26,40 €/0,75 L ab Kellerei FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
An dieser Stelle ein Tipp: Wer die Region bereist, sollte ihren außerhalb von Tramin gelegenen Ansitz „Castel Ringberg“ besuchen, um bei einem wunderbaren Käseteller und herrlich frischen Weißweinen vom baumbestandenen Garten des Castels aus, die einmalige Landschaft mit Blick auf den Kalterer See zu genießen. Mit 20 Hektar gilt Castel Ringberg als größtes zusammenhängendes Gut Südtirols. In dem zu Beginn des 17. Jahrhunderts während der Habsburger-Dynastie errichteten und heute komplett in Elena Walchs Top-Rebenanlagen eingebettete Renaissance-Schlösschen liegt der Ursprung von national wie international vielfach prämierten Weinen, die sich in der „Selezione“-Linie des Weinguts wiederfinden.
„Königin des Gewürztraminers“ wurde Elena Walch auch schon tituliert. Was liegt also näher, als mit ihrem „Concerto Grosso“ 2022 hier einen wunderbaren Vertreter dieser autochthonen Südtiroler Traubensorte vorzustellen. Seinen Namen erhielt er in Anlehnung an die gleichnamige Konzertform barocker Musik in Italien. Seit mittlerweile acht Jahren wird er von vielen Weinliebhabern – und ich zähle mich da durchaus dazu - als Eloge auf die Heimat des Gewürztraminers gefeiert.
Das Weinjahr 2022 startete rund um Tramin mit einem warmen Frühjahr, was einen frühzeitigen Beginn der Blüte zur Folge hatte. Der sich anschließende warme und zugleich stabile Sommer war letztlich ausschlaggebend für gesunde Trauben mit überdurchschnittlicher Qualität. Bereits Ende August begann vollständig händisch die Lese der Traminer-Trauben.
Vor der anschließenden Gärung erfolgte ein Maischekontakt von wenigen Stunden. Der frische Most wurde bei niedrigen Temperaturen statisch geklärt und bei einer kontrollierten Temperatur von 18 Grad Celsius im Stahltank vergoren. Zuletzt reifte der Jungwein mehrere Monate im Stahltank auf seiner Feinhefe.
Im Glas zeigt sich dieser wunderbare Wein mit einem einladenden goldgelben Farbton. Seine Aromen erinnern an fruchtige Noten mit kandierten Orangen und Zitrusfrüchten mit Zimt und Gewürznelken. Am Gaumen überzeugt der Wein mit seiner vollen, cremigen Struktur und einer ausgewöhnlichen Länge.
"Beseelung der Landwirtschaft": Eingang zum Ansitz Löwengang des Weinguts Alois Lageder FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
Station 4: Alois Lageder: Besuch einer Südtiroler Legende
Nach einem ersten Abstecher 2022 habe ich diesen Sommer auf meiner Tour entlang der Südtiroler Weinstraße in Magreid, wenige Kilometer südlich von Tramin, erneut Station bei einer Legende der Südtiroler Weinszene gemacht. Alois Lageder hat hier über fünf Jahrzehnte hinweg ein Weingut aufgebaut und weiterentwickelt, das heute bei Weinliebhabern als Benchmark für nachhaltigen Weinbau und hochwertigen Weingenuss gilt. Seit kurzem ist auch Sohn Alois Clemens Lageder in sechster Generation dabei.
Gegründet wurde das Südtiroler Weingut Lageder vor 200 Jahren in Bozen. Anfänglich war es noch mehr ein Weinhandel. 1934 kauften die Nachkommen von Johann Lageder dann in Magreid den „Ansitz Löwengang“. 1974 hatte Alois Lageder – im Ort reden alle nur vom „Lageder Luis“ – zusammen mit seiner Schwester Wendelgard und seinem Schwager Luis von Dellemann den Betrieb nicht nur übernommen, sondern begonnen ihn komplett umzukrempeln. Der Visionär machte sofort Schluss mit der Produktion billiger Massenware. In den Weinbergen wurden die zwar hübsch anzuschauenden, aber auf große Mengenproduktion ausgelegten typischen Südtiroler Pergeln durch die Drahtrahmenerziehung ersetzt. Nach und nach wurde der Betrieb konsequent auf biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umgestellt.
Das 1995 nach ökologischen Kriterien neu errichtete Kellereigebäude setzte seinerzeit architektonisch wie technologisch Maßstäbe. Heute gilt Lageders Weingut mit dem Ansitz „Löwengang“ und „Casòn Hirschprunn“ und den zugehörigen 55 Hektar familieneigener Weinberge bezüglich biologisch-dynamischer Weinwirtschaft als das Maß der Dinge. Über Bewirtschaftungsverträge bezieht das Lageder-Weingut zudem Trauben von Partnerbetrieben, die er für das Thema Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung ihrer Flächen sensibilisieren möchte.
Weingut Alois Lageder: „Mimuèt“ 2021 Pinot Noir; 12% Vol.; Restzucker 1,18 g/L; Gesamtsäure: 5,49g/L ; 23,10 €/0,75 L ab Kellerei; Lagerpotenzial 2030+
Alois Lageder und die Beseelung der Landwirtschaft
Worum es Alois Lageder geht, beschreibt er wie folgt: „Ganzheitliches Wirtschaften, bei dem Mensch und Umwelt im Zentrum stehen sowie hoher Technologiestandard verbunden mit ökologischer Sorgfalt.“ Ein wichtiges Anliegen: Er will mit der Art des Wirtschaftens die Vielfalt in der Natur fördern. Ganz praktisch bedeutet das beispielsweise, dass in den Wintermonaten von den Almen heruntergetriebene Kühe, Schafe und Ochsen zwischen den Reben noch ausreichend Futter finden und dort dank des Dungs einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Vielfalt unter Pflanzen, Insekten und Vögeln leisten. Lageder spricht gerne von einer „Beseelung der Landwirtschaft“.
Lageders Weine finden sich in vier Sortimentskategorien wieder: Klassische Rebsorten, Kompositionen, Meisterwerke und die Kometen. Kurz vorstellen möchte ich aus der Kompositionen-Linie den Pinot Noir „Mimuèt“ 2021. Der Begriff „Mimuèt“ stammt aus dem Ladinischen und bedeutet „nach meinem Geschmack“. Dem Anbau der Burgunderrebsorte widmete Lageder bereits sehr früh viel Aufmerksamkeit. Sein selbsterklärtes Ziel, Weine mit Präzision, Leichtigkeit und filigraner Struktur zu erzeugen, hat er bei diesem Wein zweifelsohne eingelöst. Ausgebaut werden die Trauben des „Mimuèt“ über 15 Monate teilweise im Stahltank und im großen Holzfass. Im Glas erinnert der Wein mit seiner leuchtend rubinroten Farbe an den Duft von reifen Schwarzkirschen, rote Beeren und Gewürzaromen. Am Gaumen ist er elegant mit einem vielschichtigen, auffallend weichen Abgang, was den Wein für mich zu einem idealen Begleiter von gegrillten Fleischgerichten und Käse macht.
Hier wächst der Feldmarschall-Müller-Thurgau: Der Fennberg des Weinguts Tiefenbrunner FOTO: WEINGUT TIEFENBRUNNER
Station 5: Weingut Tiefenbrunner: Dieser Müller-Thurgau ist die Höhe!
„Der weltbeste Müller-Thurgau, den Du unbedingt getrunken haben musst“, so lautete die von Thilo Knott mir quasi ins Südtiroler Reisegepäck mitgegebene Ansage. Müller-Thurgau und „weltbester“, wie sollten die beiden Begriffe bei einem Wein zusammenpassen, um den ich in aller Regel sowieso einen großen Bogen mache?
Kürzlich war es nun so weit. Und ich kann sagen, der WeinLetter-Macher hat beileibe nicht übertrieben. Was er allerdings verschwiegen hat: Der „Feldmarschall von Fenner“ vom Weingut Tiefenbrunner – in dem Fall der Jahrgang 2020 – hat praktisch nichts mehr mit den üblichen Müller-Thurgau-Weinen gemein.
Es bedurfte wohl schon einer Portion Mut - man könnte auch sagen an positiver Verrücktheit - um in 1000 Metern Höhe auf einer drei Hektar großen Fläche des Hochplateaus Fenneberg oberhalb von Magreid Müller-Thurgau anzupflanzen. Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts haben die Verantwortlichen des Weinguts Tiefenbrunner diesen Mut bewiesen und damit sich, aber auch Weinliebhaber mit diesem außergewöhnlichen Hochkaräter belohnt. Der im Glas strohgelb funkelnde Wein ist ein Beleg dafür, dass in manchen Fällen die Lage entscheidender ist als die Rebsorte selbst.
Tiefenbrunner Schloßkellerei Turmhof: „Feldmarschall von Fenner“ 100% Müller-Thurgau; 13,5% Vol.; Restzucker 3,8g/L; Säure 6,9 g/L; Ertrag 40hl/ha 44,00 €/0,75 L FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
Müller-Thurgau auf 1.000 Metern Höhe
Diese besondere Lage zeichnet sich durch rotes, lehmig-sandiges Erdreich mit rotem und weißem Marmor, Porphyr und Granitfindlingen auf Dolomit- und Kalkgestein aus. Der hohe Salzgehalt des Bodens befördert wohl die speziellen Frucht- und Kräuteraromen dieses außergewöhnlichen Weines. Vinifizierung des 2020er Jahrgangs erfolgte zur Hälfte im großen Holzfass und zur anderen Hälfte im großen Betonbehälter.
An Aromen entfalten sich in der Nase Noten von reifen Pfirsichen, Aprikosen und Zitronenschale bis hin zu würzigen Noten. Am Gaumen zeigt er sich sehr elegant, ausgeglichen und mit einer frischen Säure versehen. Im Abgang gibt sich der „Feldmarschall von Fenner“ dann außergewöhnlich anhaltend. Der Wein passt ausgezeichnet zu Meeresfrüchten, Fischgerichten aber auch zu Geflügel. Ich habe aber kein Problem damit, diesen außergewöhnlichen Wein auch solo zu genießen.
Hier geht’s zu Teil 1 des Südtirol-Specials von Franz Untersteller. (Link auf WeinLetter #66).
Franz Untersteller, 66, ist gelernter Landschaftsplaner. Er war zwischen 2006 und 2021 Abgeordneter der Grünen im baden-württembergischen Landtag, zwischen 2011 bis 2021 Minister für Umwelt, Klima u. Energiewirtschaft im Kabinett von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er ist seit Januar 2022 als Unternehmensberater tätig. Zudem ist er Globaler Botschafter für das weltweite Klima-Projekt Under2Coalition (Öffnet in neuem Fenster) (Opens in a new window). Er schreibt regelmäßig für den WeinLetter. Und hilft jeden Sommer im Südtiroler Urlaub beim Heumachen. FOTO: FRANZ UNTERSTELLER
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