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Qualitätskontrolle

Hallo.

Das ist die vorerst letzte Ausgabe von „Newsgierig“, dem Newsletter zur Arbeit von Journalistinnen und Journalisten (kurz: Journos). Wie schön, dass Du dabei warst und bist! 🧡

Die Frage heute lautet: Was ist das „Vier-Augen-Prinzip“?

Seit einigen Jahren wird häufiger über Desinformation (Öffnet in neuem Fenster) gesprochen: das vorsätzliche Verbreiten von irreführenden Aussagen, um jemanden zu täuschen. Wenn Du sichergehen und Dir nichts Falsches unterjubeln lassen willst, solltest Du selbst Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen (Öffnet in neuem Fenster). Vor allem, wenn niemand vorher diese Arbeit für Dich übernommen hat.

Ein journalistischer Text durchläuft direkt eine Qualitätskontrolle. (Idealerweise – Meinung! (Öffnet in neuem Fenster) – sollte das jeder professionell verfasste Text tun, aber nun ja….) Der Beitrag wird durchleuchtet, es wird gefeilt, es fallen Späne. Manchmal wird auch noch ein Stückchen drangesetzt.👷‍♀️🪛🔨🪚🧰 Das „Vier-Augen-Prinzip“ hilft bei diesem Arbeitsschritt und meint, dass mindestens zwei Menschen an dem Text gearbeitet und ihn auf Fehler geprüft haben.

Das Publikum misst die Qualität (Öffnet in neuem Fenster) von Medien an der Genauigkeit (Öffnet in neuem Fenster) der Berichterstattung. Journos müssen also Beiträge prüfen und dabei schnell sein, um im Wettbewerb (Öffnet in neuem Fenster) zu bestehen. Deshalb bereiten sie Nachrufe (ja, echt) auf berühmte Persönlichkeiten vor oder auch die Nachricht zum voraussichtlichen Ausgang eines bedeutsamen Gerichtsverfahrens (Öffnet in neuem Fenster). Es ist schließlich schon vor einem Urteil klar, wer weswegen wo angeklagt ist; deshalb wird ein Lückentext gebaut, damit es nach dem Richterspruch zügiger geht mit der Eilmeldung. Journos müssen den Inhalt dann noch vervollständigen-veröffentlichen-fertig. Dieses Vorgehen läuft ab und zu schief, wenn Schnelligkeit vor Richtigkeit geht oder Journos überlastet (Öffnet in neuem Fenster) sind. 😰

Um Fehler (Öffnet in neuem Fenster) zu vermeiden, gibt es das „Redigat“. Das bedeutet, dass ein Text oder Skript vor dem Veröffentlichen teilweise mehrere Korrekturschleifen durchläuft. Das ist der Sorgfaltspflicht (Öffnet in neuem Fenster) geschuldet.

Redigieren ist mehr als Rechtschreibung verbessern

Beim Redigieren klopfen erst Autor 👀, dann Redakteurin 🕵️ die Fakten ab (Journos sprechen auch von „Verifizieren“ oder „Faktencheck“) und prüfen die Belege auf ihre Tauglichkeit. Nicht jede zum Thema passende Statistik ist auch geeignet, um die Ausgangsfrage des Beitrags zu beantworten. (Öffnet in neuem Fenster)

Professionell arbeitende Redakteurinnen und Redakteure achten darauf, dass die Informationen von tatsachenbetonten Texten möglichst ausgewogen sind – beispielsweise zitierte Quellen offengelegt und die Gegenseite befragt worden sind (Öffnet in neuem Fenster). Wenn also zum Beispiel ein Lehrer der Schulleitung öffentlich Versäumnisse zuschreibt, dann sollte die Direktion die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten. Wenn sie nicht antworten will, okay! Aber gefragt werden sollte sie von Journos.

Zum Redigieren gehört ebenso, die Glaubwürdigkeit von Quellen zu bestätigen – also die Vorwürfe des Lehrers anhand anderer Aussagen von Schülerinnen oder Kolleginnen zu bestätigen. Auch Bild- oder Videoaufnahmen müssen Redaktionen checken.

Redigieren ist also nicht nur Rechtschreibung verbessern und am Stil schrauben; allerdings gehört das auch dazu.

✅ Mit diesem Schritt sind wir am Ende des professionellen Schreibprozesses angekommen: Journos haben überlegt, recherchiert, formuliert, kontrolliert. Der Text, das Skript kann in die Welt hinaus.

Du solltest spätestens jetzt in der Lage sein, diese Arbeitsleistungen zu sehen und die Hintergründe ein bisschen besser zu verstehen. Insgesamt
14 Wochen habe ich dafür das Handwerkszeug von Journos erläutert. Ich hoffe, es hat Dein Vertrauen Medien gegenüber bestätigt oder gestärkt.

Möchtest Du mehr wissen? ⌨️ Antworte auf diese Mail!

Wie geht es mit “Newsgierig” weiter?

Auch sonst freue ich mich über Deine Nachricht (Öffnet in neuem Fenster)! Wie hat Dir der Crashkurs zur Arbeit von Journos gefallen? Was hat Dich überrascht?

Hoffentlich hast Du gespürt, dass ich jede Woche viel Zeit und Kraft in dieses Projekt gesteckt habe. 💪 Das kann ich als Solo-Selbstständige mit vielen Aufgaben dauerhaft nicht leisten; deshalb habe ich mich von Beginn an dafür entschieden, den Newsletter mit seiner regelmäßigen Erscheinungsweise auf drei Monate zu begrenzen. Aber: Wenn Du weiterhin Fragen zur Arbeit von Journos hast, bitte schreibe mir (Öffnet in neuem Fenster)! Ich werde ab und zu weitere Folgen in Dein Postfach liefern.

📍Du willst jetzt auch journalistisch arbeiten? Ich gebe regelmäßig Schreibtrainings an verschiedenen Weiterbildungseinrichtungen: zum Recherchieren, zu den journalistischen Darstellungsformen, zu Storytelling, kreativem Schreiben. Wenn Du Interesse an Terminen oder einem Angebot hast, frage unverbindlich an (Öffnet in neuem Fenster)

Bis bald!

Viele Grüße von Insa

Insa van den Berg, Frau mit roten Haaren, läuft einen Fußweg entlang. Sie hat eine Zeitung in der Hand und der Kamera den Rücken zugewandt. Foto: Roland Kersting

Wer hier schreibt?

Ich bin Insa van den Berg (Öffnet in neuem Fenster).
Journalistin, Seminarleiterin, Moderatorin, Sachbuch-Autorin.
Neugierig, stur, streng, aber zumeist freundlich im Ton.

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Medien und Medienkanäle, bin bei Zeitungen groß geworden, schreibe für Online-Magazine. Ich kenne eine Menge schwarzer Schafe in diesem Beruf und etliche brillante Kolleginnen und Kollegen.

Du kannst mir gern bei LinkedIn (Öffnet in neuem Fenster) oder Mastodon (Öffnet in neuem Fenster) folgen.