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Suchen und Finden

Hallo.

Das ist die siebte Ausgabe von „Newsgierig“, dem Newsletter zur Arbeit von Journalistinnen und Journalisten (kurz: Journos). In kleinen Häppchen bekommst Du bis Ende August 2024 direkten Einblick in die Welt der Medien.

Die Frage heute lautet: Wie recherchieren Journos? Das möchte zum Beispiel Hannes wissen. Du auch? Schön!

Laien verwundert manchmal, dass Journos viel mehr Stunden (im Verhältnis etwa 80 Prozent der Arbeitszeit) mit dem Recherchieren als mit dem eigentlichen Schreiben von Beiträgen oder Skripten fürs Fernsehen verbringen. Zumindest tun das die Guten, denn nur eine Schlagzeile oder hübsche Worte reichen nicht für einen handwerklich ordentlichen Text.

Aufwand und genaues Vorgehen hängen davon ab, ob Journos für eine Reportage oder für einen Kommentar recherchieren. Denn je nach Darstellungsform müssen sie bestimmte Regeln achten (Öffnet in neuem Fenster). Außerdem ist belangreich, für welchen Ausspielweg sie arbeiten, also ob für eine Zeitung oder für ein Online-Medium.

Recherchieren heißt allgemein: Informationen zu einem Thema (Öffnet in neuem Fenster) zusammenzutragen und viele Fragen zu stellen – an Menschen, aber auch im übertragenen Sinne an Dokumente. Journos lesen Geschäftsberichte, Pressemitteilungen, Studien, um Antworten zu finden.

Eine gute journalistische Recherche besteht aus

  • mehreren Informationen, also zum Beispiel von Personen mit verschiedenen Sichtweisen,

  • Äußerungen der Gegenseite bei strittigen Themen,

  • einem Ergebnis – einer Hauptaussage – und

  • Belegen für die einzelnen Informationen.

Für das Sammeln dieser Informationen gibt es mehrere Arbeitsschritte wie das Aufstellen einer Leitfrage (Öffnet in neuem Fenster): Was genau will ich herausfinden? Mithilfe einer klaren Frage kann ich auch eher eine klare Antwort liefern. Also zum Beispiel, warum die Lebensqualität in einer Region gesunken ist.

Anders als Influencer sollen Journos möglichst mehrere Einschätzungen in der Recherche berücksichtigen (und im Beitrag abbilden), damit das Publikum sich anhand dessen eine eigene Meinung bilden kann (Öffnet in neuem Fenster).

Um eine Regel (Öffnet in neuem Fenster) beim Recherchieren zu erläutern, möchte ich hier das Zwei-Quellen-Prinzip vorstellen. Denn es kann auch für Dich sehr nützlich sein, um Informationen auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen - und journalistisch saubere von unsauberen Texten zu unterscheiden.

Zwei steinerne Köpfe.

Wenn jemand etwas erzählt oder Du etwas liest, dann ist das zunächst eine Quelle für eine Information. Um sicherzugehen, dass die Quelle zuverlässig ist, benötigen Journos mindestens eine weitere Quelle (Öffnet in neuem Fenster) für diese Information als Beleg: Also zum Beispiel eine Wissenschaftlerin aus dem Fachgebiet oder einen anderen Betroffenen, der nichts mit der ersten Quelle zu tun hat.

Es kann (un-)absichtlich falsch sein, was jemand behauptet. Und mit dem Veröffentlichen geht eine Verantwortung einher; deshalb sollen die Informationen richtig und ausgewogen sein. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie schlimm es für einen Menschen ist, unbegründet für etwas beschuldigt zu werden. Auf Social Media geht das. Für professionell arbeitende Journos nicht.

Besonders schwierig ist, dass eine Recherche für Journos nie zu Ende ist. Völlig egal, wie lang der Radio-Beitrag oder das Fernsehstück ist: Noch jemanden fragen oder noch etwas lesen – das geht immer. Und mit jedem Tag, der vergeht, kommen neue Informationen auf. Journos müssen also an einer Stelle stoppen und zwar in der Regel dann, wenn sie zum x-ten Mal etwas Vergleichbares hören oder lesen.

Die Recherche ist das Fundament eines jeden journalistischen Textes. Nur schön schreiben – das reicht nicht.

Bis nächste Woche!

Viele Grüße von Insa

Wer hier schreibt?

Ich bin Insa van den Berg.
Journalistin, Seminarleiterin, Moderatorin, Sachbuch-Autorin.
Neugierig, stur, streng, aber zumeist freundlich im Ton.

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Medien und Medienkanäle, bin bei Zeitungen groß geworden, schreibe für Online-Magazine. Ich kenne eine Menge schwarzer Schafe in diesem Beruf und etliche brillante Kolleginnen und Kollegen.

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