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Was dürfen Journos alles?

Hallo.

Das ist die fünfte Ausgabe von „Newsgierig“, dem Newsletter zur Arbeit von Journalistinnen und Journalisten (kurz: Journos). In kleinen Häppchen bekommst Du bis Ende August 2024 direkten Einblick in die Welt der Medien.

Die Frage heute lautet: Welche Rechte und Pflichten haben Journos?

Damit Journos ihren Aufgaben (Öffnet in neuem Fenster) nachkommen können, müssen sie professionelle Standards erfüllen und zwar im Rahmen der allgemeinen Gesetze und darüber hinaus unter berufsethischen Regeln.

Fangen wir mit den Rechten der Anderen an, also den Pflichten (Öffnet in neuem Fenster) von Journos.

1.     Der Form halber zuerst: So etwas wie das Strafgesetzbuch (Öffnet in neuem Fenster) gilt für alle – auch für Journos. Diebstahl ist nicht okay, Körperverletzung auch nicht, Beleidigung….

2.     Im Normalfall müssen Journos sich zu Beginn eines Recherchegesprächs mit ihrem Namen vorstellen und sagen, für welche Redaktion sie arbeiten. 🕵️‍♀️Verdeckte Recherchen sind nur im Ausnahmefall erlaubt, wenn auf diese Weise Informationen beschafft werden können, die von besonderem öffentlichen Interesse sind. Günter Wallraff (Öffnet in neuem Fenster) ist zum Beispiel in die Rollen eines Alkoholikers in einer psychiatrischen Klinik, eines Obdachlosen oder eines türkischen Gastarbeiters geschlüpft, um dem Publikum unmittelbare Einblicke in deren Lebenswelt zu vermitteln.

3.     Journos müssen sorgfältig arbeiten, Fakten prüfen, Belege aufheben. Unbegründete Vorwürfe von einer unbekannten Quelle – das geht gar nicht!

4.     Die Privat- und Intimsphäre von Menschen achten: Es sei denn, es besteht bei einer Person des öffentlichen Lebens wie Königinnen oder Politikern ein Interesse der Allgemeinheit. Die Berichterstattung hat dennoch auch bei diesen prominenten Personen Grenzen. Es muss also – im Zweifel vor Gericht – gut begründet werden, warum die Öffentlichkeit beispielsweise über bestimmte sexuelle Vorlieben informiert sein muss.

5.     Das Hausrecht achten: Journos dürfen sich zu Recherchezwecken zum Beispiel in einem Supermarkt oder an einer Schule umsehen, bis Inhaberinnen oder Rektoren sie des Ladens oder des Geländes verweisen. 🏠

6.     Wenn Journos ihren Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartnern zusagen, dass sie das Gesprochene vertraulich behandeln, dann müssen sie das auch einhalten. 🤫 Zum Beispiel, weil das Leben des Informanten bei einer Preisgabe des Namens gefährdet wäre (eher nicht, weil jemand einfach mal ordentlich über das Café nebenan ablästern will). Und diese zugesagte Vertraulichkeit beinhaltet dann auch das Zeugnisverweigerungsrecht von Journos, vor Gericht die Aussage zu ihren Quellen zu verschleiern – das ist der sogenannte Informantenschutz, um die auskunftgebende Person vor Bedrohung zu bewahren.

Gesetzbücher auf einem Stapel - Grundgesetz im Vordergrund

(Was passiert, wenn Journos diese Pflichten verletzen? Das erläutere ich ein anderes Mal!)

Neben den Pflichten durch die Gesetze gibt es für Journos auch publizistische Grundsätze, eine Selbstverpflichtung.

Im Pressekodex (Öffnet in neuem Fenster) ist festgehalten, dass es bestimmte Standards für die journalistische Arbeit gibt. Dazu zählt beispielsweise, dass

  • Journos im Wahlkampf auch über Auffassungen berichten, die sie selbst nicht teilen,

  • sie Pressemitteilungen von Unternehmen nicht einfach unbearbeitet abdrucken,

  • Schleichwerbung tabu ist.

Es gibt noch deutlich mehr Regeln im Pressekodex. Du kannst sie hier (Öffnet in neuem Fenster) nachlesen.

➡️ Nun zu den Rechten von Journos:

In der vergangenen Woche (Öffnet in neuem Fenster) habe ich schon über Pressefreiheit (Öffnet in neuem Fenster) geschrieben, ohne das Wort zu benutzen – denn bei diesem besonderen Recht geht es um die Unabhängigkeit von Journos. Die Regierung darf nicht vorschreiben oder zensieren, worüber Journos berichten. Das garantiert Artikel 5 unseres Grundgesetzes.

Darüber hinaus gibt es Landespressegesetze, nach denen Behörden Journos Auskunft zu ihren Fragen geben müssen. Weil diese Möglichkeit für die Recherche sehr wichtig ist, gehört Medienrecht zur Ausbildung von Journos.

Wichtig für Fotos ist auch Paragraf 23, Kunsturhebergesetz (Öffnet in neuem Fenster) – aber vielleicht führt das jetzt ein bisschen zu weit. Du willst ja nicht Journo werden (oder doch???)

Und dann gibt es noch das Informationsfreiheitsgesetz, dessen sich Journos bedienen – aber das Recht kannst Du auch als Nicht-Journo jederzeit nutzen. Es dauert meist nur etwas länger, wenn Du nicht journalistisch arbeitest, und es kann Geld kosten. Das Gesetz regelt, dass alle Bürgerinnen und Bürger Anspruch auf Einsicht in Akten, Datenbanken, E-Mails zum Beispiel von Ministerien, Gerichten, Forschungseinrichtungen haben. (Wenn Dich diese Möglichkeit interessiert, schau Dich doch mal beim Projekt fragdenstaat.de (Öffnet in neuem Fenster) um.)

Hast Du noch Fragen zu den rechtlichen Grundlagen der journalistischen Arbeit? Dann antworte einfach auf diese Mail.

Bis nächste Woche!

Viele Grüße von Insa

Wer hier schreibt?

Ich bin Insa van den Berg.
Journalistin, Seminarleiterin, Moderatorin, Sachbuch-Autorin.
Neugierig, stur, streng, aber zumeist freundlich im Ton.

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Medien und Medienkanäle, bin bei Zeitungen groß geworden, schreibe für Online-Magazine. Ich kenne eine Menge schwarzer Schafe in diesem Beruf und etliche brillante Kolleginnen und Kollegen.

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