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Bär & Hund an der Erdwunde

#SündiBleibt - Eine Reportage für Kinder & Familien von Bär & Hund

Von Karina Finkenau & Sonja Manderbach
(unterstützt von Martin Schmidt)

Bär & Hund an der Erdwunde - Bild von Karina Finkenau - https://karinafinkenau.de/

Kapitel 1: Die Entscheidung der Redaktion

Das Redaktionsteam des Online-Magazins Rückenwind steckte im November 2024 die Köpfe zusammen, um zu besprechen, worüber als nächstes berichtet werden sollte. Ende Januar 2025 sollte das neue Magazin fertig sein …

Was passiert denn gerade alles in der Welt? Was müsste mal erzählt werden, damit ganz viele Menschen davon erfahren, wenn sie an ihren Esstischen oder in ihren Wohnzimmern in Zeitungen und Magazinen blättern, um ein paar interessante Neuigkeiten zu erfahren?

Ein Blick in die Zeitungen und ins Internet macht deutlich: Es gibt Streit um ein Waldstück mit dem Namen Sündenwäldchen. Am Hambacher Wald in der Nähe der Dörfer Manheim und Buir.

Es gibt einige Artikel darüber zu lesen. …

Diese Geschichte müssten doch viel mehr Menschen hören oder lesen. Auch Kinder. Auch Familien. Was da passiert, das betrifft sie doch. …

Nach einigem Überlegen entscheidet sich die Redaktion einen Brief zu schreiben. Denn wer könnte besser in den “Sündi” reisen - wie der kleine Wald von denen genannt wird, die ihn davor bewahren wollen, dass er gerodet wird - um eine Reportage für Kinder und Familien zu verfassen, als Bär & Hund?

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/streit-wald-tagebau-hambach-100.html (Öffnet in neuem Fenster)https://www.report-k.de/hambacher-forst-greenpeace-unterstuetzt-protestaufruf-zum-suendenwaeldchen/ (Öffnet in neuem Fenster)https://www.bund-nrw.de/themen/braunkohle/im-fokus/biotopverbund-rheinisches-revier/waldvernetzung-in-gefahr/ (Öffnet in neuem Fenster)https://www1.wdr.de/nachrichten/protest-hambacher-forst-suendenwaeldchen-100.html (Öffnet in neuem Fenster)https://www.bund-nrw.de/meldungen/detail/news/tagebau-hambach-landbruecke-statt-manheimer-bucht/ (Öffnet in neuem Fenster)https://www.nd-aktuell.de/artikel/1187920.kohleausstieg-raeumungsgefahr-am-tagebau-hambach.html (Öffnet in neuem Fenster)https://www.youtube.com/watch?v=wS9KbjRfMGg (Öffnet in neuem Fenster)

Die Redaktion von Rückenwind schickt Bär & Hund in den “Sündi”, also das Sündenwäldchen am Hambacher Wald. …

(In unserem TikTok-Video kannst du ihre Schritte hören. Schau dir TikTok-Videos und YouTube-Videos nicht ohne einen Erwachsenen an!)

This is Nature protecting itself.

Dies ist die Natur, die sich selbst beschützt.

Die Reportage, die der Bär und der Hund mit Hilfe einer Redakteurin von Rückenwind erstellt haben, findet ihr unter den Bildern.

In den Textpassagen erzählen wir euch ihre ganze Abenteuergeschichte. …

Viel Spaß beim Lesen, Vorlesen und Geschichte-Hören!

Auf dem lilanen Banner vor dem Zelt im Sündenwäldchen steht auf Englisch der Spruch: Dies ist die Natur, die sich selbst beschützt! Diese colorierte (also angemalte) Zeichnung stammt von Frank. Er hat sie im Sündenwäldchen angefertigt, als er dort zu Besuch war. Sie hängt inzwischen in einem Lokal in Düsseldorf. Bei Instagram könnt ihr unter @lassunswastun noch viele weitere solche Zeichnungen von Frank sehen. (Fragt eure Eltern, ob sie mit euch zusammen Franks Bilder anschauen möchten. Schaut euch Instagram-Beiträge nicht ohne einen Erwachsenen an!)

An dieser Stelle gehen die Menschen in den Sündi hinein, wenn sie zur Waldbesetzung wollen. Hier hat Martin Schmidt auch sein Gedicht #SündiBleibt rezitiert.

Kapitel 2: Die Reise nach Köln und von dort ins Sündenwäldchen am Hambacher Wald

Eines Morgens:

Etwas rutschte über das Dach. Ein Ruf des Habichts drang in die Hundeohren, die heute beschlossen hatten, geschlossen zu bleiben. 

Oh weh, der Hund war so missmutig aufgewacht, dass er beschlossen hatte, heute die Ohren zugeklappt zu lassen und die Decke über den Kopf zu ziehen. 

“Mein Aufstehen spielt eh keine Rolle,“ sagte er sich. “Alles doof, und wenn alles doof ist, bin ich wohl auch doof.“ Und weil er sich dieses Denken zu Herzen nahm und zu sich selbst sagte: “Du doofer Hund, du kannst alles gleich lassen! Alles wird nix!”, bekam er auch Bauchweh - und nun war ja eh nichts mehr mit Aufstehen. Und da plötzlich: der Habicht Ruf!

Dieser besondere Ruf ist sehr selten zu hören.

“Oh, Wau! Was war das?“

Der Hund vergisst immer alles, was gerade noch gewesen ist, wenn etwas Außergewöhnliches passiert. …

Sofort ging eine Spannung durch seinen Körper und er war hellwach. Plötzlich spielte doof oder nicht doof keine Rolle mehr, der Bauch beruhigte sich, denn statt den Krämpfen und Zweifeln, war die Neugierde eingezogen.

“Hm, wau, der Habicht!“

Er sprang aus dem Bett. Es klapperte an der Hundehüttentür und er hörte das Geräusch der Flügel des Habichts, die sich aufschwangen um fortzufliegen. Vorsichtig öffnete er die Tür und lugte hinaus. Da lag auf den Treppenstufen  ein Brief in einem geheimnisvollen silbernen Umschlag. 

“Ist das Post?!“ fragte der Hund mehr sich selbst als irgendwen Bestimmtes.

 “Was soll es sonst sein?“ wisperte die Maus, die sich wieder aus ihrem Versteck hervorwagte.

“Für mich?! Wau! Post?!“ jubelte der Hund vergnügt und vergas seine schlechte Laune und seine trüben Gedanken, die er noch wenige Minuten zuvor gehabt hatte.

“Für wen soll es den sonst sein, wenn es vor Ihrer Tür liegt,“ schlaumeierte die Maus und fügte noch etwas verärgert hinzu: “Hey Hund! Sie bekommen Post! und unsereins wäre beinahe Frühstück geworden!“ 

“Herrjeh, oh Maus, gut, dass Sie so flink sind und sich so schnell unter meinem Treppchen verstecken können!!“

“Oh weih!“ der Hund sah die Maus an, wie sie da so zittrig vor ihrem Treppeneingang stand.

Er wollte unbedingt noch etwas Freundliches ergänzen und sagte zur Maus mit sanfter Stimme: “Herrjeh! Mit wem plauderte ich bloß, wenn Sie Frühstück geworden wären?“

“Naja, Herr Hund, einfach, um mit mir zu plaudern, sind sie ja nicht mal aufgestanden!“ erwiderte die Maus wieder mit etwas spitzfindiger Stimme.

“Stimmt leider! Tut mir leid! Hatte Sie vergessen,“ entschuldigte sich der Hund kleinlaut.

“Vergessen, vergessen, so ein Mich-Vergessen und Mich-Auslöschen in Ihrem Kopf?!“ Die Maus war wirklich hörbar gekränkt. Ihre Stimme klang unangenehm schrill.

Aber sie ist es schon gewöhnt, dass der Hund manchmal irgendwelche Kümmernisse vor alles andere schiebt.

“Weil Sie wieder die Welt draußen vergessen haben, um immer nur über Ihren Wert nachzudenken! Ich sag es doch: die Dinge, die man macht, sagen einem, wer und wie man ist! Nicht Ihr Darüber-Grübeln und nicht das Anstarren Ihres inneren dunklen Wölkchens und nicht Ihr In-Sich-Verschließen!“ referierte die Maus und wuchs über sich hinaus. “Ich hab sogar einen Kaffee für Sie gekocht. Der ist nun kalt.“ Die Maus schob ihm einen kleinen Becher hin. 

Der Hund schaute die Maus beschämt an.

“Nun, was stehen sie da so rum? Sie haben Post, Hund! Und es muss wichtig sein, sonst hätte der Hase die Post gebracht, und ich wäre nicht in Gefahr geraten, Frühstück zu werden.“

“Post!“ rief der Hund. “Ich liebe Post!“

Er machte erst einmal drei wilde Freudensprünge in die Luft.

“Versuchen Sie zu fliegen?“ kicherte die Maus, “es sieht reichlich komisch aus.“ 

Der Hund pirschte sich an den Brief heran, schob seinen Vorderkörper flach auf dem Boden Richtung Brief - sein Hinterteil ragte himmelwärts - und er nahm äußerst behutsam den Brief in die Pfoten.  

“An wen ist er?“ fragte der Hund. 

“Oh Sie sind mir einer! Muss doch an Sie sein, wenn er zu Ihnen kommt!“

Der Hund hopste wieder dreimal mit dem Brief an sich gedrückt in die Luft und tanzte seinen Postrockdance. “Wau, wau, wau,  ein Brief ist da, ein Brief für mich, wau wau wau wau, die Post, Post, Post, die Popopopopost! Ein Brief!! Wauuuuu!“ 

Dann las er: “An den Hund und den Bär!“

“Eilig!“ stand darauf. Ein Aufkleber klebte darauf  mit den Worten: “Sehr wichtig und vertraulich!“

“Ich sag’s doch! Muss wichtig sein, wenn der Habicht ihn bringt.“ 

 “Okay! Maus, ich muss sofort zum Bär!“ 

Der Hund raste los. 

Zeichnung von Karina Finkenau

“Dieser Hund! Haustür aufgelassen, alles stehen gelassen, die Bettdecke quer im Zimmer. Der Hund hat nie Angst, Mahlzeit zu werden. Wirklich ein anderes Leben als das Leben als Maus ist das Hund-Sein schon”, philosophierte die Maus vor sich hin. Eigentlich war sie ganz alleine und führte somit ein Selbstgespräch.

Alleine wollte sie aber nicht bleiben. Deshalb hob die Maus ihre Stimme und rief aufs Geradewohl: “Hey, Mäuse kommt mal alle! Allein kann ich das nicht richten, hier.“

Tatsächlich kamen zwei Mäusefamilien und redeten sofort alle durcheinander.

“Klar, der Hund mal wieder! Was war denn so eilig?“

“Er hat Post bekommen,“  erklärte die Maus.

“Ach deshalb dieser Lärm und der Versuch, ein Erdbeben über unserm Mauseloch auszulösen.“

Mit vereinten Kräften zerrten und schoben sie die Decke wenigstens bis vors Bett und schafften es, die Tür anzulehnen. Danach verschwanden sie sehr erschöpft in ihren Löchern.

Skizze von Karina Finkenau

Im Bärenhaus war noch alles ruhig.

Jetzt aber drückte eine schwarze Hundepfote wie wild auf die Klingel und dazu läutete die andere Pfote die Glocke. Den silbernen Brief trug der Hund vorsichtig im Maul. 

Der Hund klingelte Sturm, bis der Bär die Tür aufriss.

“Stopp! Hör sofort auf! Warum machst du das?!“ schimpfte der Bär. “Davon komme ich auch nicht schneller! Und es tut in den Ohren weh! Pfoten weg!“

Schnell drückte der Hund einfach nochmal ganz laut auf die Klingel! 

“Das nervt! Hör auf!“ schimpfte der Bär. 

 Der Hund musste einfach nochmal drücken und kicherte. 

“Kommst du einfach her, um mich zu nerven? Was soll das?“ 

 “Ohren-Gymnastik! Guten Morgen! Vielleicht macht es deinen Ohren Spaß, so ein bisschen durchgeklingelt zu werden! Wie ’ne kalte Dusche!“

“Nein, so ein Quatsch! Hör auf mit dem Geklingel! Das tut meinen Ohren weh, du Knallkopf! Hör auf!“ 

Der Bär schob den Hund von der Tür weg ins Haus. 

“Du Bär!” Der Hund war jetzt ganz ernst und streckte dem Bär den Brief entgegen. „Er ist für uns beide! Wir müssen ihn zusammen öffnen.“ 

„Gleichzeitig?“ fragte der Bär, der wusste, dass der Hund von Post so seine ganz besondere Vorstellung hatte. Am liebsten wollte er Post vor lauter Freude immer abschlecken. Aber dann würde der Brief aufweichen und die Schrift unleserlich werden und der Hund wäre untröstlich. Und damit der Hund nicht doch den Brief ins Maul nahm und ableckte, versuchte der Bär ihn in Beschäftigung zu halten.

“Komm wir setzen uns an den Tisch, du schaust von da und ich von hier. Auf die Plätze fertig los!“ 

“Gut, dass wir zwei Brieföffner haben!“ sagte der Hund. “Sonst hätten wir den Brief nicht öffnen können, denn er ist ja für uns beide.“ 

Sie zogen den Brief heraus, jeder an einer Ecke. 

“Der Brief ist von einer Zeitung,“ sagte der Bär, “Das steht hier.“ 

“Lies vor!“ drängelte der Hund, denn jetzt konnte er nicht mehr still halten. Er raste zum Sofa und hopste wild darauf herum. 

“Unser Sofa wird noch eine Hängematte werden,“ grummelte der Bär.

“Lies, lies! Wir haben Post! Von einer Zeitung! Ich werde berühmt!“ bellte der Hund ganz aufgeregt. Dann hielt er inne. "Was ist das überhaupt: berühmt, Bär?“

Der Bär reagierte nicht und las den Brief von Anfang bis Ende laut vor.

“Was ist ein Reporter, Bär? Wir sollen eine Reportage machen? Ist das wie eine Apportage? Dieses Apportieren, Bär, was wir neulich gesehen haben, als wir an der Hundeschule vorbeigingen, das mache ich aber nicht! Auf keinen Fall, wenn die Stöcke werfen und ich soll sie dann immer und immer wieder vor ihre Füße legen, dazu habe ich keine Lust! Das musst du absagen.“

“Es hat nix mit Stöckchen zu tun, es geht um Reportage, ums Schreiben für eine Zeitung oder ein Interview oder so. Das heißt Reportage,“ schüttelte der Bär den Kopf.

Der Hund hüpfte wieder, „Porte, Porte, klingt wie Pforte, Pforte, Pfote, Pfote.“

Der Hund boxte mit den Pfoten in die Luft.

“Pfote Pforte, Torte, Pforte, Bär! Wau!!“ 

“Hör auf! Das Sofa!“ schimpfte der Bär. 

Der Hund hüpfte noch einmal sehr hoch und lies sich mit seinem Po ins Sofa herunterfallen. Dann sang er: “Eine Pforte, ist eine Gartentür, wir sollen also etwas mit einer Tür machen, ich liebe Türen!“ 

“Hör auf, hier so rumzualbern!“

Aber als der Bär den so vergnügten Hund da so sitzen sah, fasste er zusammen: “Von mir aus, Hund, wenn du es so verstehen willst. Ja, wir gehen in den Wald und schreiben einen Text darüber, was dort passiert. Für die, die das nicht wissen, wird unser Text dann zu einer Tür. Wenn sie ihn lesen, also die Tür aufmachen, dann können sie erfahren, was da im Wald los ist, was andere dort machen und was es bedeutet. Und wenn man mehr erfährt, dann weiß man etwas, was man sonst hätte nicht wissen können, eine Tür im Kopf geht auf.“

Der Hund schaute den Bär erstaunt und schweigend an.

“Dann sind Reporter Türaufmacher zum Wissen, was passiert?! Das find ich super! Und sie helfen, dass man nicht überall selbst sein muss, was man gar nicht könnte. Und man kann durch ihre Reportagen trotzdem wissen, was woanders passiert ist. Hey Bär, Wau! Und ich könnte sowas machen? Mit Dir?“

Der Hund hopste durchs Zimmer, wälzte sich auf dem Teppich und sang: “Das will ich machen! Türen tragen, öffnen, Wau! Wau! Wau!“

“Du weißt schon, dass du dann schreiben musst, Hund, und dass du ins Mikrophon sprechen musst?!“ fragte der Bär und schaute von oben auf den auf dem Teppich rollenden Hund.

Der Hund flitzte zur Haustür hinaus und kam mit einem langen Stock, an dem eine Schnur hing an deren Ende ein verwuscheltes, knochenartiges Ding hing. 

“Pass auf Bär, Du musst den Stock halten und meine Worte, die ich ins verwuschelte Ding spreche, angeln.“

“Verwuscheltes Ding, Außenmikrophone heißt das, Hund,“ verbesserte ihn der Bär.

“Los! Wau! Wir üben!“

“Hey, Hund, wir müssen erstmal zusagen und eine Antwort geben.“ 

“Post dauert zu lange!“ knatschte der Hund. “Ich kann nicht so lange warten in dieser Reportage-Sache!“ 

Sie hatten Glück, genau in diesem Moment klopfte es an die Bärenhaustür. Der Habicht stand auf der Fußmatte, was irgendwie ulkig aussah.

“Meine Damen und Herren, wie lautet Ihre Botschaft? Ja oder nein? Da ihr morgen früh schon los müsstet, überbringe ich eure Nachricht mündlich. Warten oder Bedenkzeit kann ich euch nicht geben. Also, die Botschaft lautet?“

“Wirklich wir, ich und der Bär, werden eine Tür für viele bringen! Wir kommen mit der Tür, die man schreiben muss, nicht wahr, Bär?“

Der Habicht guckte komisch.

“Ja!“ sagte der Bär, 

 “Ja, wir werden es machen!“ hüpfte der Hund. “Ja lautet die Botschaft!“ 

 “Ja, ja, ja, ja!“ bellte der Hund, ohne eine Pause zu machen. “Ja ist eine schön Botschaft! Ja zu Knochen, Bällen, Türen, Wiesen, wunderbaren Blumen, Bäumen, Tieren ... Die Botschaft lautet: Ja!“

“Ja,“ krächzte der Habicht und flog davon,

 “Wir müssen üben, Bär, sofort!“

“Hier, Bär, halt jetzt die Angel und frag mich was.“

 

Der Bär stellte sich ernst und aufrecht hin und fragte dann: “Herr Hund, was halten sie von der Waldbesetzung?“

“Was ist das für eine Frage, Herr Bär? Jetzt sind ein paar Menschen in den Wald gekommen und bleiben dort. Nun sprechen Sie von “Besetzen”. Der Wald sei besetzt. … In Wirklichkeit aber ist der Wald seit jeher besetzt. Nur die Menschen sehen das nicht.“

“Was meinen Sie damit, Herr Hund?“

“Ich meine, dass die Menschen nicht sehen, dass der Wald besetzt ist.“

“Womit soll der Wald denn unsichtbar besetzt sein?“

“Nicht unsichtbar! Sehr, sehr sichtbar! Mit Bäumen, Wurzeln, Käfern, Würmern, Mäusen, Kernen, Nüssen, Zweigen, Blättern, Wildschweinen, Hasen, Igeln, Rehen, Regenwürmern, Eichhörnchen, Käfern, Fledermäusen, Schmetterlingen, Bienen und jeder Menge Vögeln! …

Soll ich bis morgen weiter aufzählen? Verstehen Sie? So sehr besetzt ist der Wald!“

“Ja, aber die sagen alle nicht: Geh weg Mensch!“

“Ja, weil die nichts unbedingt für sich einzig und allein haben wollen. Sie wollen, dass alles allen zusammen gehört und dass wirklich alle es gut haben. Jedes Wald-Lebewesen auf seine Weise. So dürfen Menschen spazieren gehen und die Bäume schenken ihnen frische Luft und schöne Dinge zum Riechen, Sehen und Fühlen.

Wissen Sie, was mich betrübt? Die Menschen höre ich oft sagen: “Geht weg, Bäume, geht weg, Pflanzen, Tiere, ihr passt mir nicht oder ihr seid mir im Weg.”

Ich habe gesehen, dass die Menschen sogar tief was aus der Erde holen, was sie unbedingt haben wollen. Sie haben die Erde aufgeschnitten, alles was dort lebte vertrieben, nur um das schwarze Zeug zu bekommen.“

“Gut, gut Herr Hund, ich wollte ja nur was zur Waldbesetzung fragen,“ wimmelte der Bär ab.

“Der Wald, wie gesagt, ist immer besetzt! Das müssten die Menschen mal langsam sehen lernen! Dass nun Menschen noch dazu kommen und darin wohnen, ist aus meiner Sicht überflüssig.“

“Aber wenn diese Menschen nicht darin wohnen, wird der Wald sofort beseitigt!“

“Ach, weil Bäume und Tiere alle nichts Wichtiges sind?! Nichts wert?? Nichts??? Alle, die da sind seit eh und je, spielen keine Rolle?! Wie blind kann man sein!!“ empörte sich der Hund.

“Und,“ der Hund knurrte ärgerlich, “das fehlte gerade noch! Nur, weil man was nicht denken will, es nicht sehen will, soll es nicht wichtig sein?“

“Herr Hund, Sie sollten froh sein, dass diese Menschen den Wald besetzen um ihn für Sie und alles andere dort Lebende zu erhalten. Sie sind hier, obwohl sie es gar nicht schön finden, dauernd im Wald zu sein und auch dann noch zu bleiben, wenn es so bitterkalt wie jetzt im Winter ist. Nur weil sie wollen, dass der Wald bleibt, harren sie alle da in der Kälte aus.“

„Aha, also, naja der Wald ist total besetzt auch ohne sie. Unzählige Käfer und Würmer und Schnecken und Pilze und Hasen und Füchse und Rehe und das ganze Fliegevolk, Habichte und wie sie alle heißen, also all die kann man einfach so wegmachen und sie einfach nicht sehen?“ 

Skizze von Karina Finkenau

“Du hast die Bienen vergessen!“ flüsterte der Bär.

“Hab sie zu Fliegezeugs gezählt”, erläuterte der Hund und holte tief Luft, um sich erneut unbändig aufzuregen: “Dass das geht, dass alle die, die immer da sind und immer im Wald leben, gar nicht zählen, das ist so falsch, wie es nur falsch sein kann! Und nur, wenn die paar Menschen kommen zählt es was?!“knurrte der Hund sehr gekränkt und fragte: “Menschen dürfen Menschen nicht beseitigen, aber alles andere schon?“ 

“Nein, alles das nicht, was sie für wichtig erklären.“

”Und wenn wir - die anderen Lebewesen - was für wichtig erklären, dann ist das egal?!“

“Hm,“ murmelte der Bär, “so ist es wohl.“ 

 “Das ist aber total dumm!“ 

“Wieso dumm?!“ 

 “Na, wenn sie alles beseitigen, wo sie gerade selbst nicht draufsitzen, dann wäre ganz schön viel beseitigt, und im Grunde müssten sie sich auf alles setzen, weil alles zusammengehört das ihnen ein Leben ermöglicht.“

Der Bär verdrehte die Augen und der Hund erklärte weiter.

“Na, auf Bäume, die machen ihnen Luft, aber wenn sie auf ihnen drauf sitzen müssen, damit die bleiben, können sie nichts anderes machen, als auf Bäumen zu sitzen. Wie blöd wäre das?

Dann müssen sie sich alle jetzt auf alles setzen, denn ohne alles, können sie nicht leben, und auf allem sitzend können sie nichts machen, abgesehen davon, dass ich es sooo unglaublich öde fände und langweilig!“ 

“Wie meinst du das alles?“  Der Bär schüttelte den Kopf.

“Ach, Bär, Finden und Suchen und Verstecken und Spielen und Überrascht-Werden, macht soviel Spaß. Spielen halt, und wenn du nicht mehr aufstehen kannst, weil du auf etwas sitzt, um es zu behalten, kannst du ja gar nicht mehr spielen. Mit dem Gegenstand spielen, auf dem du sitzt, schon gar nicht!“ 

“Stimmt.“ murmelte der Bär und dachte aber doch an seinen schönen Sessel, mit dem wollte er ja auch gar nicht spielen, sondern nur gemütlich darauf sitzen.

“Du, Bär,“ der Hund schob den Arm des Bären mit der Mikrophon-Angel zur Seite. “Genug geübt, Bär?”

“Irgendwie ist das betrüblich, das Ganze.“

Er blickte traurig zu Boden und fuhr fort: “Und meine Hundehütte, die finden sie sicher nicht wichtig. Warum sollten sie auch? Was soll ein Mensch mit einer Hundehütte? Und dann Bär“, jaulte der Hund, “sind unsere Hütten, deine und meine Hütte, einfach weg!“

“Halt, halt langsam“, sagte der Bär und stupste den Hund an. Aber der sprang  plötzlich am Bär hoch und sagte: “Du Bär, ich werde auf jeden Fall dich besetzen! Ja, dich werde ich besetzen! Keiner darf dich wegmachen! Und wenn du weggemacht wirst, muss ich mit weggemacht werden.“

Der Hund umarmte den Bären.

Der Bär war gerührt und sagte etwas verdattert: “Papperlapapp!“

“Weißt du, Bär, man könnte die Bäume auch stehen lassen wegen der Bäume!“

“Klar, das wäre richtig,“ sagte der Bär. 

 “Und, Bär, ist es so, dass sie jetzt die Menschen wegräumen, die dem Wald helfen wollen, die also den Tieren helfen wollen, die also den Bienen helfen wollen, die also den Menschen helfen wollen?“ 

“Ja, sie räumen die Menschen weg, damit sie dann den Wald wegräumen können, ohne die Menschen kaputtzumachen,“ sagte der Bär. “Und dann sperren sie die Leute ein, weil die nicht den Wald besetzen durften.“ 

“Aber die mussten ja den Wald besetzen, um die anderen Menschen zu retten, die sonst bald keine frische Luft mehr zum Atmen haben. Ich versteh das nicht. Ich dachte, die machen denen ein Dankesfest! Neulich hast du auf meine Hütte aufgepasst und das Dach festgehalten weil der Regen es sonst zerbrochen hätte. Danach hab ich dich abgeschleckt und gefeiert und dich eingeladen zu Honig, den ich extra vom Bauern geholt hab um dir Danke zu sagen!“

“Ja, das Abschlecken hätte nicht sein müssen, aber der Honig war lecker,“ kommentierte der Bär die Erinnerungen des Hundes an die Geschichte neulich mit dem Starkregen und dem Dach der Hundehütte.

“Und jetzt, Bär, wär ich also ein Mensch hätte ich dich danach in die Bärenfalle reingeschickt und und sie fest verschlossen, weil du mein Haus gerettet hast? Das ist doch total plemplem und balla balla!”

Der Hund sprang mit dem Kopf zuerst auf die Wiese in einen Maulwurfshügel und nieste dann.

“Und was bitte soll das?“

Der Bär stütze seinen Kopf im Stehen in die Hände und murmelte: „Damit sie dann die Erde aufreißen, um dann das Zeug rauszuholen, was sie angeblich brauchen. Aber das unter diesem Wald, wo wir jetzt hin sollen, brauchen sie nicht mal mehr und dürfen es nicht brauchen, weil dann die ganze Welt kaputt geht, wenn sie es verbrauchen. Sie wird verdreckt eingehen.“

“Hä?!“ sagte der Hund,  „HÄ?“ er hatte seine Schnauze weit offen, sodass seine Backen schlackerten als der Wind hineinblies.

“Ha ha!“ lachte der Bär, „mach dein Maul zu, das sieht ja total komisch aus.”

“Sie räumen was weg, um dadurch sich selbst ganz und gar wegzuräumen? Ist das nicht sehr viel Wegräumen? Und nicht viel zu kompliziert? Könnten sie nicht sich wegräumen und alles andere in Ruhe lassen?” 

Der Hund schüttelte sich und war vollkommen fertig mit den Nerven.

“Was würdest du tun, Hund, wenn nun unter dem Wald unzählige Hundeknochen lägen?“ 

“Ein Hundeknochenschatz?” Erst strahlten die Hundeaugen, aber dann sagte der Hund: “Na dann, Bär, müssten wir alle Hunde der Welt einladen und jedem einen geben oder zwei.“

“Nein das ginge nicht, wie sollten wir das alles verteilen? Du müsstest den Schatz für dich ganz allein haben und immer auf ihn aufpassen.“

“Ganz für mich? Was soll ich denn mit so vielen Knochen?“

“Na, du wärest der größte und der reichste Knochenhaberhund, den es gibt!“ 

“Kommst du jetzt wieder mit so ‘ner komplizierten Menschen-Geschichte? Hör auf, Bär! Ganz einfach: ich mag einen Knochen oder auch zwei, dann kann ich einen suchen und einen verstecken und das macht Spaß und mehr nicht! Sonst kann ich wieder nicht mehr spielen und alles ist öde, weil ich den ganzen Tag auf so einen unsinnig riesigen Knochenschatz aufpassen muss. Ich würde ihn im Boden lassen! Und mich mit dem begnüge, was ich finden kann - und wenn ich mal keinen Knochen hab, kann ich auf einem Stock kauen, das ist dann interessant und mal ne Abwechslung und was Neues, Einzigartiges.“  

„Pass auf, Hund, würdest du unter dem Baum buddeln, also dem Baum die Wurzeln wegbuddeln, um an deinen Knochen zu kommen?“

“Nein, das würde ich nicht!“ 

“Das sagst du jetzt so,“ sagte der Bär.

“Nein, tu ich nicht! Erstmal wäre kein Knochen da vergraben, ich verstecke ihn doch selbst, und warum sollte ich es ausgerechnet da vergraben, wo der Baum seine Wurzeln hat. Und zweitens: unter Baumwurzeln wachsen keine Knochen. Und drittens: mir gefällt dieses Komische gar nicht, dass man unbedingt etwas haben muss, was irgendwem schadet oder extrem weh tut. Da stimmt doch was nicht! Leicht und entspannt und frei spielen kann man dann jedenfalls nicht, wenn man sich mit so einem Reichtums-Schatz belastet. Und glücklich werde ich davon schon gar nicht! Wau! Nein! Mich macht das schlecht gelaunt! 

Warum vergraben die Menschen nicht Sachen die sie mögen und buddeln sie dann bei Zeiten aus? Nein, sie müssen auf was sitzen und es für sich alleine haben. Auf was sitzen, heißt nicht spielen und nicht spielen heißt: alles ist aus.“

Der Hund schüttelte sich heftig.

„Wä hu au öde, kein Spiel, kein Freund, kein Hund, keine Maus, einfach aus! Die Menschen machen die Erde aus mit ihrem Daraufsitzen,  ja sie be-sitzen mit ihrem Hinterm!

Ich besitze nur das Sofa. Und am liebsten mit dir Bär und es ist nicht mal mein Sofa sondern dein Sofa. Aber wenn du nicht drauf sitzt, ist es für mich auch ein fades leeres Sofa und ich geh lieber auf die Wiese, die be-sitzen immer irgendwelche Freunde oder der Wind, der darüber zieht und mit den Grashalmen spielt.“ Der Hund rannte einen großen Kreis um die Bärenhütte.

Der Bär schüttelte den Kopf und murmelte: “Du verstehst einfach nicht, worauf ich hinauswill. Aber warum auch? Du gefällst mir mit deinem Denken!”

Skizze von Karina Finkenau

“Wau, was ist jetzt mit der Reportage, Bär!“ schnaufte der Hund. “Ich mag nicht mehr üben!“ 

“Ist gut. Ich schreibe dir jetzt noch einen Zettel für Antwortstichworte für morgen.“

Beide gingen ins Haus.

“Du, Hund, am besten übernachtest du auf meinem Sofa. Dann können wir morgen früh gleich zusammen los, sobald es hell wird!” 

“Oh ja Bär!“

“Ich mach den Zettel und koch was und du kannst die Rucksäcke aus dem Schrank hinterm Haus holen.“

“Ja, wau. Gerne! Wau.“

Schon raste der Hund hinter das Bärenhaus. 

Der Bär setzte in der Küche heißes Wasser für Nudeln auf, holte aus dem Kühlschrank ein Glas mit von ihm selbst zubereitetem Rahmspinat. Er musste lachen, als er ein Scheppern und Klappern hinter dem Haus hörte.

“Dieser Hund! Ich wusste nicht, dass zwei Rucksäcke soviel Krach machen”, lachte der Bär vor sich hin.

Da war der Hund schon polternd und schnaufend im Flur an der Küchentür. 

“Die Rucksäcke!“

„Und das?“  

„Na die Schilder, die ich gebaut und gemalt habe für dich als Überraschung, weil du doch so traurig bist, dass der Wald weg kommt. Und ich dachte, ich muss doch was machen!“ 

Der Bär staunte gerührt.

“Die hast du gebaut und all deine Stöcke geopfert und darauf geschrieben, obwohl du ja eigentlich nie Lust hast zu schreiben. Danke! Oh, danke, Hund! Die nehmen wir morgen mit und stecken sie auf dem Weg in die Erde!“

“Wau, oh ja, gute Idee,“  freute sich der Hund.

Sie stellten beide die Schilder ordentlich in einer Ecke vor der Haustür auf. Dann holten sie ein paar warme Socken und Decken und stopften sie in die Rucksäcke. Dazu ein Brot.

“Und einen Honigtopf für meine Nerven“, sagte der Bär.

“Für meine Nerven buddle ich gleich noch einen Knochen aus,“ überlegte der Hund.

“Ja, und dann komm essen,” forderte der Bär den Hund auf.

Nach dem Essen sagte der Hund, als sie - wie jeden Abend kurz am Fenster standen und hinausschauten, wie das Licht verschwand: “Du, Bär, mein ganzer Kopf ist verwirrt von dem Gedenke und Geräume, dem Wegräumen, dem Wichtigen und dem Be-sitzen.“

“Wie gut, dass man den Abendhimmel nicht be-sitzen kann. Und den Morgenhimmel auch nicht,“ sinnierte der Bär.

„Und die Sterne!“ sagte der Hund.

Beide lieben die Sterne sehr.

Der Hund pflegte jeden Abend zu sagen: “Du, Bär! Oh, ich möchte so gerne einen Stern in mich hinein nehmen, dass er in mir drinnen leuchtet und nie ausgehen kann und größer und größer wird, bis er mich ganz ausfüllt und aus mir heraus leuchtet. Stell dir vor, Bär: ein Hund-Stern ein Stern-Hund werden und allen ein bisschen Licht hinscheinen.“

Und der Bär antwortete dann immer: “Das ist schön, Hund. Das ist ein so schöner Wunsch. Und die Sterne werden dir sicher dabei helfen! Und ich glaube, Hund, innen in uns ist auch eine Weite, wie ein Himmel. Und jeder hat einen kleinen Stern in dieser Innenweite. Deshalb können wir auch viel mehr leuchten und Licht bringen, als wir es uns selber zutrauen.“

“Das ist schön, Bär!“  

Dann legte der Hund sich auf das Sofa und der Bär deckte ihn mit einer Kuscheldecke zu.

“Du, Bär! Weißt du was, Bär? Ich stelle mich feste, feste hinter ein Ja! Und weißt du warum? Weil mir das Freude macht!“

Er sah den Bär an und zog die schwere Bärenpfote ganz nah zu sich heran.

“Du, Bär, als der Nachtsturm in meine Hundehütte wollte, neulich, habe ich mich mit den Füßen gegen die Tür gestemmt und jetzt stemme ich mein Ja zum Wald, gegen das Nein der Leute, und dann kann das Nein nicht kommen, genau wie der Sturm nicht in meine Hütte konnte.

Mein Ja ist wie starke Füße! 

Und wenn wir es zusammen tun, sind wir bärenhundestark und stellen uns dem Nein entgegen! Ja, Bär? Ist es so?“ 

“Ja, so ist es! Wir widerstehen! 

Für das, was man liebt, dafür steht man. 

Und man widersteht all dem, was dem, das man liebt, Schmerz zufügt oder es beseitigt!“ 

“Wau, ich lieb’ dich, Bär! Du, vielleicht sind die, die in den Wald gegangen sind, wie wir beide. Weil sie den Wald und das Leben und andere Menschen lieben und dem Nein zum Wald, zum Leben widerstehen, solange sie können mit Haut und Haar und ihrem Himmelsstern in ihrem Inneren.“ 

“Ich denke schon,“ sagte der Bär und strich dem Hund über die Ohren; denn das mochte der Hund so gerne.

“Na, wir zwei Widersteher sollten jetzt schlafen, es gibt viel zu tun. Gute Nacht, Hund!“ 

“Bär, aber, wenn keiner dem, was wir lieben, was tun will, brauchen wir nicht Widersteher sein. Dann können wir nur spielen. Das wünsch ich mir. Und soviel erfahren und lernen, bis ich die Sterne verstehen kann.“

Dem Hund waren beim Sprechen von Sternen, Wünschen und Träumen die Augen zugefallen.

Der Bär guckte noch, ob alles in Ordnung war, packte noch Geld für Fahrkarten ein, stellte die Trinkflaschen bereit und kuschelte sich in sein Bett.

„Wie schön es doch ist, dass es den Hund gibt, und wir uns auf dieser großen Welt getroffen haben,“ dachte er beim Gähnen, bevor auch er in den Schlaf fiel.

Durch das Haus zog ein leises Geräusch der Atemzüge eines Bären und eines Hundes, die morgen Reporter sein und in den Widerstand gehen würden. 

Die Wolken zogen über den Nachthimmel und die Fledermäuse erwachten.  Auf dem Flurtisch lag der Stichwortzettel, den der Bär geschrieben hatte. Ein Nachtfalter freute sich, ihn jetzt in Ruhe lesen zu können:

Punkt 1: Wir sind im Wald bei Leuten, die sehr unglücklich sind, weil der Wald getötet werden soll. Und sie sind glücklich, weil sie helfen, dass der Wald nicht wegkommt.

Punkt 2: Doch deren Hilfe nützt nix, weil sie weggetragen werden und der Wald danach wegkommt. 

Punkt 3: Doch ihre Hilfe nützt eben doch, weil andere Menschen es wegen ihrem Besetzen und Weggetragen-Werden bemerken werden und nachdenken und dann anderen Wäldern helfen, damit diese nicht getötet werden.

Punkt 4: Dann verstehen immer mehr Menschen was von dem Wichtigen, das es zu begreifen gibt, und denken nach und kommen darauf, dass sie Ja zum Wald, zum Lebendigen sagen.

Punkt 5: Dann widerstehen sie auch und wenn alle widerstehen, braucht niemand mehr zu widerstehen. Und die Wälder und das Leben fließt weiter mit den Sternen und Bär und Hund sind glücklich weil sie Zeit haben zu spielen. 

Fragen an die Leute:

  1. Was, wenn die, die die anderen wegtragen und ins Gefängnis bringen, einfach zuerst in den Wald gingen. Also man trüge die, die den Wald töten wollen, in den Wald, dann sähen sie, was der Wald ist, wer da alles ist und verstünden, dass der Wald besetzt ist von Leben? Könnte man es sich damit nicht leichter machen und die ganze Gefängnisaufregung ersparen?

  2. Wäre es nicht besser, denn dann würden alle Menschen auch merken, wieviel Mühe man sich geben muss, als Mensch im Wald zu bleiben - dauernd bei Wind und Wetter? Dann wären sie auch froher über ihr Haus. Und froh, dass der Wald da ist und wächst und alles so gut macht. Dass er Ihnen schöne Luft schenkt … Und dann bräuchte man all das nicht?

  3. Kann es sein, dass die Menschen etwas verloren haben und nicht mal wissen, was sie verloren haben?

  4. Müssen sie darum alles kaputtmachen, weil sie dann wenigstens wissen, dass sie kaputtmachen können und Kaputtmacher sind?

  5. Können wir unser Abendlied den Menschen schenken?   

Am nächsten Morgen standen sie früh auf und machten sich schnell mit Sack und Pack auf den Weg. Stolz kamen sie am Bahnhof an. “Wir sind jetzt echte Reporter!“ jubelte der Hund.

Sie kauften Fahrkarten und sprangen in Köln noch für die letzte Etappe in eine S-Bahn.

“Du, Bär! Wenn wir eine gute Reportage machen, dann werden die Menschen sich sicher wiederfinden und ihr Ja auch. Und sicher wollen sie dann auch wieder spielen und zusammen sein. Ich schlage ihnen vor: wir bauen an einem Riesen-Verband für die Erdwunde - als erstes! Und wenn die Erdwunde verbunden ist, dann heilt sie! Und dann entsteht einen große Kraft!“

Der Hund strahlte und schaute sich die vorbeirasende Landschaft aufgeregt an,

Der Bär schaute den Hund an, wie er da saß. Zottelig mit seinen Schildern und so aufgeregt.

“Brummmmmmm!“ 

 

Überall hängen Banner und Transparente, auf denen Sprüche stehen und Symbole aufgemalt sind. Meistens geht es dabei darum, dass bitte die Natur nicht zerstört werden soll.

Kapitel 3: Ankunft an der MaWa (Mahnwache)

Als der Bär und der Hund endlich am Ziel ihrer Reise ankamen, erblickten sie die Mahnwache - abgekürzt MaWa genannt - am Rand des Sündenwäldchens. Zuerst sahen sie das große weiße Zelt, in dem mehrere Menschen stehen und sich auf Bänke an die Tische setzen konnten. Dort gab es für sie auch etwas zu essen und die Menschen hier waren sehr freundlich zu ihnen und freuten sich über ihren - wenn auch unerwarteten und sehr überraschenden - Besuch.

Neben dem weißen Zelt stand ein großer roter Lastwagen mit einer Plane. Der Hund stellte überrascht fest, dass auf der Ladefläche des Lasters Schlafstätten für Menschen eingerichtet waren. Noch ein paar andere Fahrzeuge standen in der Nähe, die anscheinend alle hier als Schlafstätten für unterwegs zur Verfügung standen. Trotzdem war das hier noch nicht das eigentliche Camp, in das sie gehen sollten. Aber hier erfuhren sie alles, was sie beachten mussten und wo sie langgehen mussten, um ins Camp mitten im Wald zu gelangen.

Ob sie denn alles dabei hätten, was man braucht, wenn man einige Tage mitten im Wald wohnen will, wurden sie gefragt. Der Bär und der Hund wechselten erstaunte Blicke. Was für eine menschentypische Frage! Es würde wohl gar nicht so viel anders sein, wenn sie für einige Tage in einem Wald wohnten, als es eben sonst an ihrer Wiese ist, dachte der Hund. Und der Bär dachte es so ähnlich auch. Aber sie sagten beide nichts, verstanden aber ihre Blicke.

Tatsächlich hatte die Redaktion von Rückenwind dem Bär und dem Hund allerhand Gepäck mitgegeben. Jede Menge Schnickschnack, den Menschen für alles Mögliche brauchen. Eine Stirnlampe für jeden von ihnen, damit sie nachts im Dunkeln im Wald etwas sehen, wenn sie umher gehen wollen. Menschen vergessen oft, dass Bär und Hund viel besser sehen können als sie. Auch im Dunkeln. Aber vielleicht könnte es ganz lustig werden, mit diesen Stirnlampen Lichtstrahlen in den dunklen Wald zu werfen, hatten sich der Bär und der Hund gedacht, als sie ihr Reisegepäck inspiziert hatten.

Und dann hatten sie noch jede Menge andere Dinge mitbekommen. Ein Handy zum Beispiel, um Filme und Fotos machen zu können und sich außerdem Notizen aufzuschreiben. Dem Bär war dieses Gerät aber immer wieder aus der Tatze gerutscht, wenn er versucht hatte, den Hund beim Einsteigen in den Zug und beim Verzehren des mitgebrachten Proviants zu filmen. Und der Hund hatte gefragt, wozu sie die Fotos und Filme und Notizen denn brauchen würden. Denn eigentlich sind die Bilder und Gedanken doch im Gedächtnis und können von da aus erzählt werden, hatte er laut überlegt und der Bär hatte mal wieder den Kopf geschüttelt, weil der Hund schon wieder seine Fragen-Gedanken geäußert hatte.

Nun jedenfalls hatten sie - soweit sie das beurteilen konnten - alles dabei, was man braucht, wenn man einige Tage im Wald verbringen will. Also gingen sie nach einer wohltuenden Stärkung im weißen Zelt an der Mahnwache los, um endlich im “Sündi-Camp” anzukommen.

An diesem Bild bleiben Bär & Hund lange stehen, weil es so viel auf diesem Bild zu sehen gibt. Im Hintergrund steht ein großer Baum, in dem Fledermäuse wohnen. Im Vordergrund kriecht eine große Schnecke. Ihr gegenüber liegt ein Kürbis. Ganz vorne befindet sich eines der Kreuze, die in den Protestcamps immer wieder zu sehen sind. Hier im Bild ist es weiß, weil das ganze Bild schwarz-weiß ist. Sonst sind sie immer gelb. Sie bedeuten so etwas wie: "Stopp! Bis hierhin und nicht weiter! Hier wird nicht weiter gegraben!" Es ist Erdreich und Wurzelwerk und viel Lebendiges auf dem Bild zu sehen. Kunstvoll sind all diese Symbole für Leben und Lebendigkeit so zusammen gezeichnet worden, dass das Erscheinungsbild an ein Herz erinnert. An das schlagende Herz im lebendigen Körper von allen Tieren.

“Was ist eigentlich eine Mahnwache?” fragte der Hund. “Warum heißt das hier Mahnwache, wenn da ein paar Menschen Ferien am Waldrand machen? Und wieso heißt es Mahn-wache, wenn die Menschen da übernachten ? Dann schlafen sie doch da auch.”

Der Bär wusste auch nicht so genau, woher das Wort kommt, und schüttelte den Kopf, dass der Hund auch jetzt schon wieder so genau wissen wollte, warum das denn nun so und nicht anders heißt. Er könnte doch auch einfach mal es so sein lassen, dass das, was die Menschen da veranstalten, eben Mahnwache heißt, weil sie es eben so nennen.

“Meinst du, dass wachen so was wie aufpassen bedeutet?” fragte der Hund weiter. “Weil die Menschen doch auf den Wald aufpassen wollen. Also bleiben sie wach. Zumindest bleiben sie hier und wenn sie mal einschlafen, wachen sie schnell auf, wenn es laut wird und dem Wald was passiert. Auch nachts. Die lauten Geräusche würden sie wecken. Vermute ich. Es heißt ja auch “Wache halten” und bedeutet: Aufpassen.”

“Schon möglich”, sagte der Bär. “Manche Menschen haben sogar Wachhunde. Also, es gibt Hunde, die beruflich auf Häuser von Menschen aufpassen. Und hier gibt es einen Wald, auf den Menschen aufpassen.”

“Aber was heißt mahnen? Was ist eine Mahnwache? Ist das vielleicht doch etwas anderes als eine Aufpass-Wache?” fragte der Hund weiter.

“Mahnen heißt eigentlich: erinnern. Manchmal auch tadeln. Wenn man zum Beispiel etwas vergessen hat, dann wird man ermahnt, das doch endlich zu machen. Und ich habe mal gehört, dass es Denkmäler bei den Menschen gibt, die auch Mahnmale genannt werden, weil sie daran erinnern sollen, dass etwas nie wieder so gemacht werden soll, sondern in Zukunft auf jeden Fall anders und richtig gemacht werden soll und nicht so, wie es damals gemacht wurde, woran sie eben erinnern.”

“Also was denn jetzt? Soll man daran denken, etwas zu machen? Oder soll man darauf achten, etwas nicht zu machen?” fragte der Hund, der es wie immer noch genauer wissen wollte.

Der Bär wackelte mit dem Kopf, während sie weiter in den Wald hinein gingen, und überlegte, wie er es dem Hund erklären könnte. “Ich denke, dass die Menschen, die hier den Wald zerstören wollen, weil sie an den Kies und den Sand kommen wollen, der sich darunter im Boden befindet, ermahnt werden sollen, dass sie das nicht tun. Sie sollen den Wald nicht zerstören. Darauf passen die Menschen hier auf. Deshalb sind sie hier. Um die anderen Menschen zu ermahnen, es nicht zu tun.”

Der Bär überlegte kurz und sprach dann noch weiter:

“Aber vielleicht kann man genauso gut sagen, dass sie sich daran erinnern sollen, dass sie versprochen haben, die Natur zu schützen und die Erdüberhitzung zu stoppen. Also stimmt vielleicht beides. Sie werden ermahnt, etwas nicht zu tun, es nicht wieder zu machen und auch nicht weiterhin so, wie sie es immer wieder machen: nämlich den Wald abholzen. Und sie sollen daran erinnert werden, was sie versprochen haben zu tun: nämlich die Natur zu schützen. Und dieser Wald ist Teil der Natur.”

Auf diesem riesengroßen Banner, das zwischen den Baumkronen aufgespannt wurde, steht auf Englisch: Dies ist die Natur, die sich selbst beschützt.

“Warum steht auf diesem Banner: Dies ist die Natur, die sich selbst beschützt?” fragte der Hund. “Hier passen doch die Menschen auf die Bäume auf und nicht die Bäume auf sich selbst.”

Der Bär überlegte. Schon wieder brachte ihn eine Frage vom Hund zum Nachdenken. “Hmm”, sagte er schließlich. “Du und ich. Gehören wir zur Natur? Oder wohin gehören wir eigentlich?”

“Wir sind Lebewesen”, stellte der Hund fest und machte ein zufriedenes Gesicht, weil es nun einmal vorgekommen war, dass der Bär eine Frage gestellt hatte, die der Hund beantwortet hatte. “Und Lebewesen gehören zur Natur. Also gehören wir zur Natur.”

“Meinst du, sie wussten, dass wir hierher kommen und haben das deshalb schon einmal so aufgeschrieben, dass hier die Natur auf sich selber aufpasst?” fragte der Hund weiter. “Aber passen wir denn hier auf die Natur auf? Gehört das auch dazu, wenn man eine Reportage macht?” fragte er weiter.

“Ach, warte doch mal”, sagte der Bär, der mit den vielen neuen Fragen gar nicht hinterherkam, weil er noch immer über die erste Frage nachdachte. “Aber, wenn wir zur Natur gehören - du und ich - weil wir Lebewesen sind. Dann gehören die Menschen doch auch zur Natur. Sie sind doch auch Lebewesen.”

“Ja, ich glaube schon. Die Menschen haben Maschinen. Aber sie sind keine Maschinen. Wenn ich es richtig verstanden habe”, sagte der Hund. Der Bär musste lachen.

“Dann ist es so gemeint”, sagte der Bär zufrieden. “Und dann hat es nichts damit zu tun, dass wir beide jetzt hier noch dazu gekommen sind. Also ist es auch egal, ob wir hier sind, um auch auf die Bäume aufzupassen oder ob wir hier sind, um eine Reportage darüber zu schreiben, wie es ist, auf Bäume aufzupassen, die manche Menschen fällen wollen.”

Überall sind Zelte auf dem Waldboden zu sehen. Manche hängen sogar zwischen den Bäumen. Das ist das eigentliche Camp. Die Waldbesetzung. Die Mahnwache am Waldrand ist eine Art Verbindungsstelle zwischen dem Camp im Wald und der Außenwelt außerhalb des Waldes. Menschen, die neu ankommen, werden an der Mahnwache empfangen. Die Menschen in der Mahnwache bekommen auch besser mit, was sich außerhalb des Waldes tut und können es denen, die im Wald wohnen, dann mitteilen.

Kapitel 4: Ankunft im Camp

Endlich waren der Bär und der Hund am Ziel angelangt. Zum Glück noch, bevor es dunkel wurde. Aber sie waren nun ja wirklich seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Als sie von zu Hause los gegangen waren, war es noch dunkel gewesen. Und bald schon würde die Dämmerung beginnen. So einen langen Weg hatten sie noch nie zurückgelegt. Sie waren ja eigentlich recht zufrieden auf der Wiese, auf der sie wohnten. So weit wie heute mussten sie sonst nie gehen, um irgendetwas zu bekommen, was sie brauchten.

Noch nie waren sie in einen Zug gestiegen, um an einen anderen Wald zu fahren. Sie konnten ja zu einem Wald in ihrer Nähe zu Fuß gehen. Noch nie waren sie so weit gefahren und dann noch gegangen, um irgendwo anders etwas zu essen zu bekommen. Sie konnten ja etwas zu essen bekommen, da, wo sie eben wohnten.

“Was ist das für eine merkwürdige Angewohnheit der Menschen, einen riesigen Aufwand zu betreiben, um woanders das zu machen, was man auch zu Hause machen kann: etwas essen, etwas trinken, sich ausruhen, einen Spaziergang machen, sich um etwas kümmern und etwas arbeiten?”

Der Bär fing schon wieder mit dem Nachdenken an, aber er stellte dann fest, dass der Hund ja gar nicht wirklich etwas gefragt hatte. Er hatte nur seine Gedanken laut ausgesprochen. Seine etwas empörten Gedanken über das Verhalten der Menschen. Also blieb er stumm und betrachtete interessiert das große Baumhaus, das nun direkt vor ihnen zwischen den Bäumen zu sehen war.

Bär & Hund entdecken das erste Baumhaus und einige Zelte. ...

“Wo werden wir schlafen?” fragte der Hund.

“Als ob ich das wüsste, wenn du es auch nicht weißt”, sagte der Bär verdrießlich. “Wenn es dir nicht mitgeteilt wurde, dann auch mir nicht. Und das ist keine Frage, über die ich nachdenken kann. Es ist eine Wissensfrage. Man weiß es, wenn man es gesagt bekommen hat. Oder man weiß es eben nicht.”

Der Hund nickte etwas verdrossen, weil der Bär so grummelig geworden war. Der Bär brauchte wohl genauso wie der Hund dringend einen Platz zum Ausruhen nach der Reise. Aber stattdessen gab es nur Ungewissheit und Fremdheit. Nichts Gewohntes. Gar nichts, was man schon wusste. Wo es etwas zu essen gibt, wo es Wasser gibt, wo es einen Schlafplatz gibt, wo man hin muss, wenn man mal muss. (Also zur Toilette.) Und der Hund stellte stumm fest, dass es sich unbehaglich anfühlt, wenn man all solche Dinge nicht weiß und darauf angewiesen ist, dass sie einem von Menschen gesagt werden, die man wiederum auch noch gar nicht kennt. Und wenn so viele neue Eindrücke auf einen einprasseln, ohne dass man weiß, wo und wie man sich hier an diesem Ort zurechtfinden kann, dann kann einen das schon mal grummelig machen.

Schweigend gingen der Bär und der Hund weiter und nebeneinander her, bis sie zu dem großen aus Holz gebauten Baumhaus mit Fenstern kamen. Darunter waren Zeltwände befestigt und es standen jede Menge Kisten und allerhand Sachen und auch verpackte Lebensmittel unter dem in die Luft gebauten Haus, das auf stabilen Stützen stand.

Als sie gerade ankamen, trafen sie auch endlich auf einen Menschen, den sie fragen konnten, wo sie denn nun hin durften, um hier einige Tage zu verbringen. Es stellte sich heraus, dass dieses große Baumhaus die Küche für alle war. Hier wurde Essen zubereitet und gekocht und hier konnte man sich auch etwas zu essen und zu trinken holen und sich auch mal aufwärmen.

Das Essen, so erfuhren sie, war zumeist gerettetes Essen. Das heißt, dass es vor der Vernichtung in einem Container gerettet worden war. Der Bär und der Hund erfuhren, dass es ein Küfa-Kollektiv gibt. Küfa ist eine Abkürzung für “Küche für alle” und Kollektiv ist ein anderes Wort für Gemeinschaft oder Gruppe.

Staunend hörten sie zu, als ihnen erklärt wurde, dass es in allen Waldbesetzungen und in allen Klima-Camps und für die meisten Gruppen, die gegen die Zerstörung von Lebensgrundlagen und Lebensräumen protestieren und dafür längere Zeit von ihrem Zuhause weg sind, solche Küfas gibt. Alle “Aktivisti” kennen dieses Wort “Küfa” und alle erfahren, wo die Küfa ist, sobald sie an einem Protestort eintreffen.

“Aktivisti?” fragte der Hund. “Was sind denn Aktivisti?” Und dabei fiel ihm auf, dass er noch gar nicht wusste, wie der Mensch heißt, mit dem er da im Gespräch war. “Ist Aktivisti dein Name? Und heißen alle Menschen, die im Wald wohnen so?” Der Mensch schüttelte den Kopf und erklärte, dass er ein Aktivist ist, weil er ein Mensch ist, der sich aktiv am Schutz dieses Waldes beteiligt. Er hat es nicht einfach hingenommen, dass der Wald zerstört wird und ist nicht in seinem Alltag und in seiner Wohnung und bei seiner Arbeit geblieben, sondern ist aktiv in den Wald gegangen, um den Wald zu schützen. “Und wenn das viele machen”, so erzählte er weiter, “dann nennt man sie: Aktivisti. Ein Aktivist. Viele Aktivisti.”

“Das ist aber eine besondere Sprache”, stellte der Hund fest. “Heißt es nicht normalerweise: Aktivisten oder Aktivistinnen?”

Der Bär verdrehte die Augen, weil der Hund noch nicht einmal jetzt einfach mal mit etwas zufrieden sein konnte, sondern immer noch Fragen stellen musste.

“Ja”, sagte der Aktivist, der seinen persönlichen Namen lieber noch nicht verraten wollte, weil er Bär und Hund ja noch gar nicht kannte. “Das ist unsere Sprache. Gewissermaßen. Wir benutzen die Endung i am Ende eines Wortes, um zu sagen, dass es viele sind. Und um niemanden sprachlich auszuschließen, benutzen wir eben diese Endung und nicht eine, die vorgibt, es seien nur männliche oder nur weibliche Menschen.”

“Was bedeutet denn: jemanden sprachlich ausschließen?” fragte der Hund.

“Ist es denn die Möglichkeit!” polterte der Bär, der endlich erfahren wollte, wo sie denn ihr Nachtlager aufschlagen könnten und der endlich einmal etwas Ruhe haben wollte von all den vielen Eindrücken und neuen Erfahrungen.

“Naja. Das bedeutet, dass ein Wort benutzt wird, das vorgibt, dass es um bestimmte Menschen geht und um andere nicht. Und wenn man das zu oft macht, dann geht es tatsächlich nie um diejenigen, die mit dem Wort nicht gemeint sind.”

“Wollt ihr denn erst einmal etwas essen?” fragte der Mensch mit einem Blick auf den Bären, der inzwischen reichlich grummelig dreinschaute.

“Danke”, sagte der Bär. “Wir haben an der Mahnwache schon etwas zu essen bekommen. Aber wir brauchen einen Platz zum Schlafen.”

“Alles klar”, sagte der Mensch. “Dann zeige ich euch ein freies Zelt, in dem ihr die Nacht verbringen könnt. Wie lange wollt ihr bleiben?”

“Bis zum sechsten Januar”, antwortet der Bär.

Hier ist die Küche für alle. Genannt: Küfa. Über die Leiter gelangt man ins Baumhaus. Dort wird gekocht und gegessen. Darunter werden die Vorräte gelagert. Das Essen ist zum großen Teil gerettetes Essen. Also Essen, dass nicht verkauft werden konnte, das aber noch genießbar ist. Es käme dann in den Container, weil schon wieder neues Essen im Supermarkt eintrifft, das verkauft werden soll. Es wird eine LKW-Ladung voll genießbarem Essen pro Minute in Deutschland in einem Container vernichtet. Man kann dieses Essen aber auch vor der Vernichtung retten - man nennt das Foodsaving und Foodsharing = Essen-Retten und Essen-Teilen - und es gibt auch ein Küfa-Kollektiv, in dem dieses gerettete Essen, das Supermärkte verschenken, geteilt wird. Manche Naturkostläden verschenken auch Essen an die Naturschützer*innen im Wald. Deshalb muss meistens für die Küfas kein Essen gekauft werden. Es muss nur abgeholt und hertransportiert und dann zubereitet werden. Und weil es so frisch zubereitet ist und die Menschen, die in den Küchen für alle kochen, meistens gut ausgebildet sind, schmeckt das Küfa-Essen superlecker.

Kapitel 5: Zu Bett gehen in einer Waldbesetzung

Inzwischen war es stockdunkel geworden. Das ging schnell hier im Wald. Viel schneller als auf der Wiese, die das Zuhause von Bär & Hund ist.

Die Dämmerung kommt hier im Wald und wenig später ist es dunkel und die Nacht ist rabenschwarz. Im Winter sehr früh.

Der Bär und der Hund hatten sich gerade in dem Zelt, das ihnen der Mensch gezeigt hatte, eingerichtet und hatten sich auch etwas ausgeruht von ihrer Reise, als der Bär verärgert feststellte, dass er noch einmal austreten musste. Es ließ sich nicht ändern, er musste noch einmal dringend zur Toilette.

Der Hund fand es doch recht kalt hier im Wald. Vielleicht, weil der Boden so feucht war und die Häuser der Menschen so weit weg waren, die ja sonst immer etwas Wärme abgeben. Und vielleicht auch, weil ihm einfach seine gewohnte Umgebung fehlte. Wenn der Bär nicht gerade aus dem Zelt getrottet wäre, hätte er ihn gefragt, ob es sein kann, dass es eine körperliche Kälte und eine seelische Kälte gibt. Eine, die man fühlt, weil es eben kalt ist. Und eine, die man fühlt, weil … Ja, warum eigentlich? Wie könnte man das denn in Worte fassen? Eine Kälte, die man eben fühlt, weil einem so zumute ist. Ganz egal, wie kalt es wirklich ist und wie kalt es den anderen vorkommt. Vielleicht gibt es so etwas ja, dachte der Hund. Und weil er den Bär nicht fragen konnte, kam es ihm gleich noch kälter vor.

Auf dieser bemalten Holztafel, die an einem Baumstamm lehnt, steht auf Englisch: Leben - dazu ein Herz.

Kapitel 6: Der Hund kann nicht schlafen

Der Bär trottete durch den Wald und versuchte die Stelle zu finden, die Menschen eine Toilette nennen. Es ist nur so, dass nachts im Wald alles gleich aussieht und er war vorhin so müde und erschöpft gewesen, dass er sich die Richtung nicht so genau eingeprägt hatte, als ihnen der Mensch alles gezeigt und erklärt hatte. Jetzt konnte er den Menschen auch nicht wieder finden. Wie denn auch im Dunkeln?

Einige Lichter bewegten sich durch den Wald. Alle Menschen hatten Stirnlampen am Kopf, um beim Umhergehen etwas sehen zu können. Der Bär hielt es für eine gute Idee, seine Stirnlampe auch aufzusetzen und anzuknipsen. Erstens um selbst auch gesehen zu werden, weil er dann auch ein solches Licht wäre, das hier durch den Wald spaziert. Und zweitens, weil er dann die schemenhaften Gestalten besser beleuchten konnte. Vielleicht könnte er dadurch ja den Menschen wiedererkennen, der ihnen bei ihrer Ankunft alles erklärt hatte.

Es sah wirklich aus, als würden Lichter in der Luft schweben. Und es hörte sich an, als würden die Bäume raunen. Und zwischen den Bäumen gingen einige Schatten umher, die wie Menschen aussahen. Weil sie nur schemenhaft zu erkennen waren, sahen sie ein bisschen aus wie Gespenster. Der Bär gruselte sich nicht davor, weil er begriffen hatte, dass es diese Mischung aus Wald-Nacht-Dunkelheit und Licht von den Stirnlampen war, was die schemenhaften Gestalten ausmachte, und die Stimmen der leise sprechenden Menschen, was sich wie ein Raunen der Bäume oder von Gespenstern anhörte.

Zuweilen hörte man auch mal den Reisverschluss von einem Zelt oder das Rascheln von Laub unter den Schritten. Dazu das Ächzen und Knacken der Bäume und das dauernde Brummen, das wohl vom Schaufelradbagger kommen musste, wegen dem sie ja eigentlich alle hier waren. Manchmal hörte man auch noch das Klappern von Geschirr oder das Fließen von Wasser. Wasser! Da mussten die Toiletten sein, dachte der Bär und wandte sich in diese Richtung.

Immer wenn ihm ein Licht begegnete, schaute er genau unter dieses Licht von einer Stirnlampe, um das Gesicht von dem Menschen zu erkennen, der seine Stirnlampe durch den Wald trug. Aber das gefiel den Menschen nicht, weil der Bär sie jedes Mal, wenn er ihnen so ins Gesicht guckte, mit seiner eigenen Stirnlampe blendete.

Der erste Mensch, dem er so begegnete, kniff die Augen zusammen und gab ein widerwilliges Quietschen von sich. Der zweite sagte laut: “Hey! Hör auf, mich zu blenden.” Der dritte Mensch fuhr ihn so laut an, dass der Bär einen erschrockenen Satz rückwärts machte, strauchelte und mit dem Rücken ins Laub auf dem Waldboden fiel.

An sich waren die Menschen hier im Wald besonders freundlich und sehr lieb. Aber es konnte trotzdem passieren, dass jemand mal so wütend wurde wegen irgendetwas, dass es mal kurz eine Erschütterung gab.

Der Bär wusste nicht, dass der Hund, der noch im Zelt geblieben war, aber wegen des aufregenden Tages noch immer nicht einschlafen konnte, sogar gehört hatte, wie ihn der dritte Mensch angefahren hatte und wie er vor Schreck laut raschelnd ins Laub gefallen war. Er rappelte sich wieder auf. Für einen Bären ist es eigentlich nicht weiter schlimm, mit dem Rücken in weiches Laub zu fallen. Sein eigenes plüschiges Fell polstert ihn zusätzlich ab. Und eigentlich hätten der Bär und der Hund auch einfach auf dem Laubboden schlafen oder sich eine Höhle aus Zweigen, Ästen und Laub bauen können und hätten gar kein Zelt gebraucht. Aber weil sie ja darüber berichten sollten, wie es für die Menschen ist, hier im Wald zu wohnen und zu leben und auf die Bäume aufzupassen, mussten der Bär und der Hund eben ausprobieren und erleben und erfahren, wie das ist. Also machten sie jetzt ein paar Tage lang alles so, wie es die Menschen eben machen.

Dem Hund gehen die Bilder des Tages durch den Kopf. Und er kann einfach nicht einschlafen.

Als der Bär endlich - nach einer gefühlt sehr langen Zeit - wieder zurück ins Zelt gekrochen kam, lag der Hund noch immer wach im Zelt und sah gar nicht gut aus. Er sah so aus, dass der Bär gleich wusste, dass es dem Hund nicht gut ging.

“Kannst du nicht schlafen?” fragte der Bär freundlich.

Der Hund machte ein erleichtertes Gesicht. Wenn einem nämlich innerlich kalt ist, dann gibt es nichts Besseres als eine freundliche Stimme und die Gewissheit nicht mehr alleine zu sein und sich nicht mehr so verloren zu fühlen - in der Fremde. Der Hund hatte so etwas ja noch nie erlebt. So weit weg von Zuhause war er noch nie gewesen. Und so allein hatte er noch nie in einem Zelt gelegen, wenn so viele fremde Geräusche um ihn herum waren und irgendwie auch so merkwürdige Lichter durch die Luft zu fliegen schienen, die er durch die Zeltwand schimmern sehen konnte.

“Nein, ich kann gar nicht schlafen”, antwortete der Hund, während der Bär sich neben ihn legte. “Aber jetzt geht es mir schon wieder besser.” Beim letzten Satz gähnte der Hund und es überkam ihn eine so starke Müdigkeit, dass er jetzt, als ihm endlich nicht mehr innerlich kalt war und der Bär so tröstlich nahe bei ihm war, doch ziemlich rasch einschlafen konnte - vor allem, weil der Bär ihm noch erklärte, was es mit den fliegenden Lichtern und den raunenden Stimmen im Wald auf sich hatte.

Die Bilder von der Anreise mischen sich mit den ersten Eindrücken von der Ankunft an diesem besonderen Ort, so dass der Hund lange nicht schlafen kann. Vor allem, weil er die Umgebungsgeräusche noch nicht kennt und deshalb nicht einschätzen kann, was sie bedeuten. Und ebenso die Lichter, die nachts durch den Wald zu fliegen scheinen. Erst als ihm der Bär erklärt, dass diese Lichter von den Stirnlampen der Menschen kommen, kann er sich beruhigen und schläft ein.

Kapitel 7: Es ist eisigkalt.

Am nächsten Morgen wachte der Hund frierend auf und stellte fest, dass der Bär schon aufgestanden sein musste. Jedenfalls war er weg. Der Hund war schon wieder alleine im Zelt und es war eisigkalt. Und leider war es auch noch immer dunkel. Dass es im Winter immer so früh dunkel wurde und so spät hell, hatte für den Hund noch nie zu den Lieblingseigenschaften der Welt gehört. Aber es ließ sich nun einmal nicht ändern.

Der Hund hatte keine Lust, seine Stirnlampe aufzusetzen. Er konnte auch im Dunkeln gut sehen. Etwa fünfmal so gut wie Menschen. Aber wo war denn jetzt der Bär? Und wo war nun dieser Ort, den die Menschen Toilette nennen? Der Hund stapfte aus dem Zelt und verschaffte sich einen frühmorgendlichen Überblick.

Als er ein wenig im dunklen Wald umhergegangen war, stellte er fest, dass es jenseits des Waldes bereits dämmerte. Er musste wohl doch sehr lange geschlafen haben. Da erblickte er den Bären, der augenscheinlich gar nicht mehr im Wald gewesen war, sondern jetzt wieder von außerhalb auf den Wald zugelaufen kam.

Bär & Hund wundern sich darüber, dass hier so merkwürdige Geräte mitten auf dem Acker stehen.

Tatsächlich hatte der Bär einen Morgenspaziergang im Dunkeln gemacht, weil er nun selbst nicht mehr hatte schlafen können. Der Bär erklärte dem Hund den Weg zum Örtchen. Und anschließend machten beide noch einmal einen kleinen Spaziergang und besahen sich die Gegend um das Sündenwäldchen herum, die sie am Vortag gar nicht so bewusst hatten wahrnehmen können, weil sie vom Reisen und Ankommen und Zurechtfinden ganz in Beschlag genommen gewesen waren. Da hatten sie keine Kraft mehr gehabt, sich irgendwas über die Umgebung rund um den “Sündi” einzuprägen.

Von Weitem sehen Bär & Hund die Kirche von Manheim. Das Dorf Manheim hatte früher ca. 2000 Einwohner*innen. Aber jetzt sind es nur noch ein paar Häuser. Fast das ganze Dorf wurde für den Kohleabbau zerstört.

Kapitel 8: Bär & Hund treffen Martin in der Küche für alle

Nach einigem Umhergehen war dem Bär und dem Hund nicht mehr kalt. Aber ihre Mägen fingen an zu knurren. Zuerst der von Bär. Dann der von Hund. Also machten sie sich auf den Weg zurück in den Wald und in die Küfa - die Küche für alle - in dem größten Baumhaus, das es auf dem Gelände gab.

Hoch oben in den Baumkronen gab es noch weitere Baumhäuser. Der Hund hatte sich gestern gefragt, ob denn da hoch oben auch Menschen schliefen. Das nächtliche Gemurmel im Wald, das scheinbar überall ringsumher - auch hoch über dem Zelt - zu sein schien, hatte in in der Nacht annehmen lassen, dass tatsächlich auch Menschen in den Baumhäusern wohnten und schliefen.

In einem Baumhaus mitten im Wald ist es viel kälter als bei Bär & Hund zu Hause in der warmen Stube. Dabei müsste der Hund sich mal dringend wieder aufwärmen, weil ihm so kalt ist.

“Wie um alles in der Welt soll ich denn die Leiter hinaufkommen?” fragte der Hund den Bären, wobei es fraglich war, ob der Bär hinaufkommen würde, der zwar an Bäumen hochklettern konnte - aber würden die Sprossen einer solchen Leiter ihn aushalten? Und würden seine Pranken sich am Metall der Leiter festhalten können oder würden sie abrutschen, wenn er sich nicht wie bei einem Baumstamm im Holz festkrallen konnte?

Während sie da standen kam ihnen ein freundlicher Mensch entgegen, der gerade gefrühstückt hatte und deswegen sehr frohgemut unterwegs war. Weil es nämlich heute sehr leckeren Porridge mit Apfelmus und Zimtzucker zum Frühstück gab. Das konnten der Bär und der Hund sogar hier unten riechen. Sie konnten sogar riechen, dass der junge Mensch davon gegessen haben musste.

“Kann ich euch helfen?” fragte der junge Mensch mit einer freundlichen, fröhlichen Stimme. Ein sehr zierlicher Mensch mit glockenheller Stimme, der sich als Cookie vorstellte. Während der Bär und der Hund schilderten, dass ihnen nicht so ganz klar war, wie sie hinauf kommen konnten, kamen zwei weitere Menschen hinzu, die sich als Muffin und als Keks vorstellten.

“Was für lustige Namen ihr habt”, sagte der Hund.

“Es sind Waldnamen”, erklärte der Mensch namens Muffin. “Ihr seid die beiden Reporter für eine Kinderzeitung, nicht wahr?”

“Ja, genau. Woher weißt du denn das?” fragte der Hund erstaunt.

“Das hat sich hier schon herumgesprochen, dass ihr gestern angekommen seid. Es ist außerdem ein anderer Autor und Redakteur da, der euch schon kennt. Er ist gerade in der Küfa beim Frühstück.”

“Ist es Martin?” fragte der Hund. “Der Martin, der auch ein Gedicht über diesen Wald geschrieben hat?”

“Ja, genau der.”

“Weißt du was?” schaltete sich der Mensch namens Keks ins Gespräch ein. “Wir könnten dich doch mit dem Lastenaufzug hochziehen. In die Küfa. In einer großen Kiste, so wie wir das mit den Lebensmitteln machen?”

“Wie bitte?” sagte der Hund. “In so einer Kiste?”

“Na sicher! Das klappt bestimmt gut. Wir passen auch alle drei gut auf.”

Der Bär nickte dem Hund aufmunternd zu und suchte sich einen passenden Baumstamm, um lieber daran hochzuklettern, als an der Leiter. Vom Baumstamm aus konnte er sich hinüberhieven.

In der Küfa angekommen, fühlten sich der Bär und der Hund sofort wohl, weil sie ganz freundlich empfangen wurden. Die Köchin war eine sehr freundliche Frau. Alle, die gerade hier waren, lächelten ihnen freundlich zu und boten ihnen einen Platz und etwas zu essen an. Und hier trafen sie nun auch Martin, den sie schon vom Sehen kannten, weil sie auf der Hinreise einen seiner Texte gelesen und ein Foto von ihm dabei gesehen hatten.

Das Essen, das so lecker durch den Wald und bis auf den Boden geduftet hatte, schmeckte auch genauso köstlich und wärmte auch noch.

Ein warmer Tee und eine warme Suppe oder warmer Frühstücksbrei - Porridge genannt - tun jetzt richtig gut. Da wird Bär & Hund wieder warm. Das Essen in der Küche für alle ist wunderbar lecker und ganz frisch zubereitet aus Gemüse, Nudeln, Reis, Getreide ...

Kapitel 9: Leben im zivilen Widerstand

Wie sie erfuhren, war Martin auch erst gestern hier angekommen. Am 1. Januar 2025. Aber er war früher schon einmal hier gewesen. Allerdings nur für eine Nacht. Dieses Mal wollte er genauso wie Bär & Hund bis zum 6. Januar bleiben.

Für den 6. Januar wurde eine Räumung vermutet, so erfuhren es Bär & Hund in der Küche für alle. Der Hund fragte natürlich wieder, was das denn genau bedeuten würde. Und so erfuhren die beiden Rückenwind-Reporter “Bär & Hund”, was eine Räumung bedeutet:

Eine Räumung bedeutet, dass die Polizei kommt. Ganz viele Menschen in Uniformen, mit Helmen und gepolsterten Jacken. Mit Nummern auf dem Rücken. Mit Schlagstock, Handschellen und noch anderen Dingen. Und dann nehmen sie alle Menschen fest, die dann nicht freiwillig gehen, bis alle weg sind, damit die Baumhäuser zerstört und die Bäume gefällt werden können, wie es von anderen Menschen entschieden, geplant und beschlossen worden ist.

“Das muss doch furchtbar laut sein,” bemerkte der Hund. “Und furchtbar weh tun.” Und die Menschen, die ihm und dem Bär erzählten, was möglicherweise am kommenden Montag passieren würde, nickten. Einige von ihnen hatten so etwas schon in anderen Wäldern erlebt.

Im Dannenröder Wald (Danni - bei Kassel) (Öffnet in neuem Fenster) oder im Dietenbach Wald (Dieti - bei Freiburg) (Öffnet in neuem Fenster). Im Fecher Wald (bei Frankfurt) (Öffnet in neuem Fenster). Im Besch Wald (bei Trier) (Öffnet in neuem Fenster). In der Wuhlheide (Wuhli - in Brandenburg) (Öffnet in neuem Fenster), in Lützerath (Lützi (Öffnet in neuem Fenster) - ganz in der Nähe vom Sündenwäldchen (Öffnet in neuem Fenster) - auch in der Nähe vom Hambacher Wald (Öffnet in neuem Fenster)). Im Garnholter Moorwald (Garni - bei Oldenburg) (Öffnet in neuem Fenster), in der Leinemasch (bei Hannover) (Öffnet in neuem Fenster) und noch in vielen weiteren Waldbesetzungen unter dem Motto #WaldStattAsphalt! (Öffnet in neuem Fenster)

Geboren, um frei zu sein ... Das klingt doch gut, denken sich Bär & Hund.

“Warum wehren sich nicht mehr Menschen dagegen, dass die Wälder zerstört werden? Warum wehren sich nicht alle Menschen dagegen?” fragte der Hund. “Die Menschen brauchen doch die Wälder. Nicht nur zum Spazierengehen, sondern weil die Wälder die Luft zu gesunder Atemluft machen und weil sie den Planeten kühlen - nicht nur an heißen Sommertagen durch den Schatten, den sie spenden, für alle Lebewesen, die gerade im Wald sind, sondern ganz allgemein. Die Wälder stoppen die Erdüberhitzung. Es müssten eher noch mehr Bäume gepflanzt werden und die Bäume die schon da sind, müssten erhalten werden, als dass es etwas anderes geben kann, was so wichtig ist, dass dafür Bäume gefällt und Wälder zerstört werden.”

Soviel hatte der Hund schon verstanden aus all den Zeitungsartikeln, die von der Rückenwind-Redaktion mit gesandt worden waren und die der Bär ihm während der Anreise im Zug vorgelesen hatte.

Es gab ein trauriges Schweigen in der Küche, weil alle wussten, dass der Hund recht hatte mit dem, was er gerade gesagt hatte, dass aber genau das Gegenteil gemacht wird - an so vielen Orten auf der Welt, dass es wirklich schon längst ziemlich gefährlich und bedrohlich ist für alle Lebewesen. Aber weil man damit Geld verdienen kann, wird es gemacht. Jeden Tag. Als ob man Geld ausgeben könnte, um schöne Dinge zu kaufen, wenn man gar nicht mehr leben kann, weil es nichts mehr zu essen und zu trinken gibt - oder jedenfalls nicht mehr genug für alle - und nicht mehr genug Land, auf dem man gut leben kann.

Der Bär und der Hund blieben eine ganze Weile in der Küche für alle und lernten viele Aktivisti kennen, die hier den Tag über immer mal für kurze Zeit hinkamen und wieder verschwanden, um ihrem Tagwerk nachzugehen. Manche halfen dabei, die neuen Vorräte für die Küfa herbeizuschaffen. Andere reparierten hier oder da etwas an einem Baumhaus oder an einem Zelt. Wieder andere bauten etwas Neues oder halfen beim Gemüse-Schnippeln in der Küche für alle oder nahmen sich Zeit für den Wald, auch wenn sie das traurig und schwermütig stimmte, weil der Wald dem Tode geweiht war.

Die Menschen hier - die Aktivisti - hatten alle lustige Waldnamen. Wenn sie vertrauter mit den Neuankömmlingen wurden, verrieten sie ihren Waldnamen auch. Und natürlich fragte der Hund, was es mit den Waldnamen auf sich hatte. Dadurch erfuhren der Bär und der Hund, dass er die Menschen davor schützen sollte, ihr Leben lang kriminalisiert zu werden. Und natürlich fragte der Hund auch, was “Kriminalisieren” bedeutet. Und so erfuhren der Bär und der Hund, dass die Menschen im Falle einer Räumung in Polizeigewahrsam genommen werden - also für kurze Zeit ins Gefängnis kommen. Sie können auch angeklagt werden und ihnen kann eine Strafe aufgebürdet werden, weil sie nicht freiwillig den Wald verlassen haben, sondern bleiben wollten, um die Bäume zu schützen. Und da kann es helfen, wenn sie ihren wirklichen - ihren bürgerlichen - Namen nicht verraten.

Deshalb haben sie so lustige Namen wie Keks, Cookie und Muffin. Oder Schabernack, Waldfee, Wolke, Abendrot, Birke, Borke, Käfer, Raupe, Grille, Linde, Weide, Elfe, Morgentau, Nachtschatten, Malve, Chili, Pfeffer, Minze, Lemon, Feder, Laub, Bieber, Seestern, Delphin, Wind, Regen, Pünktchen & Anton, Elsa, Mika, Nike oder Jorinde & Joringel. Erfundene Namen eben. Manche Aktivisti benennen sich nach einem Tier oder Baum oder nach sonst etwas aus der Natur, manche benennen sich nach etwas Essbarem, andere nach einer Film, Roman-, Märchen-, oder Sagenfigur. Und manche vielleicht auch einfach nach einer verstorbenen Großtante oder nach einer früheren Kindergartenfreund*in, die sie in angenehmer Erinnerung haben.

Bär und Hund haben eindeutig zu viele Eindrücke und Bilder im Kopf. Da wird einem doch ganz schwindelig davon, sagt der Hund. Der Bär nickt.

Kapitel 10: Die zweite Nacht - im Zelt oder im Baumhaus?

Der Bär und der Hund hatten überhaupt nicht bemerkt, dass fast der ganze Tag vergangen ist, während sie in der Küfa saßen und all den vielen Geschichten vom Leben im Wald und im zivilen Widerstand gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen und Lebensräume gelauscht hatten.

Ehe sie es sich versahen, war der Abend gekommen und es stand ihnen die zweite Nacht im Wald-Statt-Asphalt-Camp bevor.

Der Hund hatte sich nun so gut eingelebt, dass er ein bisschen übermütig wurde und überlegte, ob er nicht vielleicht in einem Baumhaus schlafen könnte. Das müsste doch ein fantastisches Abenteuer sein, so hoch oben in den Baumkronen zu nächtigen, dachte er sich. Und wie er nun am Morgen in die Küfa gekommen war, so könnte er ja bestimmt in jedes beliebige Baumhaus gelangen.

Hund würde gerne mal in einem Baumhaus übernachten. Nicht mehr im Zelt. Vielleicht ist es im Baumhaus ja etwas wärmer. Und vielleicht ist es ein tolles Abenteuer. Ist denn vielleicht noch in einem Baumhaus ein Platz frei?

Gedacht, gesagt, getan. Die drei Aktivisti mit den Waldnamen Wolke, Wind und Regen fanden die Idee vom Hund auch toll. Denn schließlich musste der Hund sich ein Bild vom Leben in einer Waldbesetzung machen, um als Reporter für Kinder und Familien diese Geschichten und Erlebnisse gut erzählen zu können. Und dazu gehörte eben auch zu erfahren, wie es ist, hoch oben in den Baumwipfeln zu wohnen.

Der Bär wollte davon nichts wissen. Er könnte zwar am Baumstamm hochklettern. Ja, das wohl. Aber ganz oben in den Baumwipfeln die ganze Nacht verbringen und darauf vertrauen, dass diese zusammengezimmerten Baumhäuser im dünnen Geäst der Baumwipfel hielten, wenn drei Aktivisti und ein Bär und ein Hund darin nächtigten - und dann noch der Wind? Nein, danke!

Außerdem: was sollte der Bär dann machen, wenn es ihm wie am Vorabend erginge? Wenn er noch einmal würde austreten müssen? Nein! Nein!

Der Hund geriet ein wenig ins Zweifeln, ob seine Idee so gut war, als der Bär seine Bedenken geäußert und für sich entschieden hatte, dass er auf keinen Fall in so einem Baumhaus weit oben in den Baumkronen nächtigen würde. Aber Wolke, Wind und Regen versicherten ihm, dass es auf jeden Fall für alle Eventualitäten erprobte Lösungen gäbe - auch für den Fall, dass er noch einmal würde austreten müssen. Also gut!

Sündi bleibt! Sündi bleibt! Sündi bleibt! Sündi bleibt! Der Hund kann an nichts anderes mehr denken. Und wieder nicht einschlafen.

Kapitel 11: Der Hund hat Angst

Als es losging, war der Hund ganz aufgeregt. Auch an dem Baumhaus, in dem er die Nacht verbringen wollte und durfte, gab es einen Flaschenzug für schwere Lasten und sperrige Gegenstände, die man nicht einfach in einem kleinen Rucksack mit nach oben nehmen kann, wenn man über eine Strickleiter oder über den Hochseil-Kletter-Parcours zum Baumhaus klettert. So konnte auch hier der Hund wieder nach oben gezogen werden. Auch, wer nicht gehen oder nicht klettern kann, kann in ein Baumhaus gelangen. Wer es will, kann es tun, dachte der Hund und fand das gut.

Der Hund hatte so ein Kribbeln im Bauch, wie man es hat, wenn etwas Besonderes passiert, was man nicht alle Tage erlebt. Der Bär stand etwas entfernt und beäugte das ganze Unternehmen etwas skeptisch, hatte dem Hund aber zuvor noch eine Gute Nacht gewünscht. Als dem Hund die Gurte angelegt wurden und Wolke, Wind und Regen gemeinsam an den Seilen zogen, so dass er in die Luft gezogen wurde, wurde ihm doch etwas mulmig. Vor allem, als es noch höher ging, als vorher in der Küfa. Noch höher und immer höher. Bis er die Stimmen der anderen am Boden nur noch als ein leises Murmeln und Wispern wahrnehmen konnte. So wie gestern nachts im Zelt. Nur dieses Mal umgekehrt. Jetzt kam das Raunen von unten. Gestern war es von oben gekommen.

Schließlich war der Hund oben angekommen - genau auf der Höhe des Baumhauses. Und ganz allein. Im Dunkeln. Hoch oben in den Baumwipfeln. Festgebunden. Was für ein merkwürdiges Gefühl das war! Auch wenn er noch so sehr wusste und auch darauf vertraute, dass Wolke, Wind und Regen gleich hinterher geklettert kommen würden, packte ihn Angst. Und Einsamkeit. Obwohl er die anderen raunen hörte und wusste, dass sie da waren.

“Es ist wohl das Ausgeliefertsein”, dachte der Hund. “Das Angewiesensein auf die anderen. Wenn sie jetzt nicht kommen und mich hier im Stich lassen würden, wäre das am Anfang noch nicht so schlimm. Ich hab gegessen und mir ist noch warm. Ich könnte hier sogar schlafen wie in einer Hängematte. Aber wenn sie gar nicht mehr kämen und mich für immer hier hängen lassen würden, dann hätte ich überhaupt keine Chance, mich zu befreien. Ich käme hier nie wieder weg. Ich würde im schlimmsten Fall hier verhungern. Und wahrscheinlich spürt man das, auch wenn man gar nicht wirklich davor Angst hat, weil es eigentlich klar ist, dass diese freundlichen Menschen nichts Böses im Sinn haben. Und der Bär ist ja auch noch da.”

An sich sind Bär & Hund nicht ängstlich, aber hier im Wald ist es durchaus gruselig. Permanent sind die Motorengeräusche vom Schaufelbagger zu hören. Manchmal ächzen die Bäume, manchmal sind Stimmen zu hören. Und diese Sicherheitsbeamten - so etwas ähnliches wie Polizist*innen - sind auch ganz schön furchteinflößend. Sie wirken so streng.

Als der Hund gerade in diesen Grübel-Gedanken versunken war, kamen nacheinander Wolke, Wind und Regen zum Baumhaus geklettert. Sie waren sehr flink mit diesen Klettergurten in dem Hochseil-Kletter-Garten unterwegs. Unten hatten sie das Seil, an dem der Hund hing, sicher befestigt. Da sie nun hier waren, konnten sie den Hund aus dem Tragegurt befreien, in dem er festgebunden worden war und halfen ihm, mit seinen vier Beinen ins Baumhaus zu gelangen.

Der Hund mochte die drei Menschen sofort. Sie waren sehr freundlich und rücksichtsvoll mit ihm, fragten ihn, ob er noch etwas brauchen würde und zeigten ihm alles. Der Hund fand eine Stelle auf dem Holzboden, die ihm als Schlafplatz gut gefiel und er staunte, wieviel Kram und Krempel in so ein Baumhaus passte und wie sich die drei Aktivisti ihre Schlafstätten eingerichtet hatten.

“Daher kommt wohl das Sprichwort: Raum ist in der kleinsten Hütte”, sagte der Hund nachdenklich. “Es kommt daher, weil es so ist.”

Wolke, Wind und Regen mussten ein wenig schmunzeln über den nachdenklichen Hund.

Der Hund aber hatte auch an seinem zweiten Tag so viel Neues erlebt und erfahren und so viele neue Menschen und Namen und Geschichten kennengelernt, dass die Gedanken in seinem Kopf Karussell fuhren und er einfach nicht einschlafen konnte - so sehr er es auch versuchte - und obwohl es nach und nach immer stiller im Wald wurde und auch Wolke, Wind und Regen schließlich nur noch schnarchende Geräusche beim Atmen von sich gaben und hörbar schliefen.

Irgendwann ist es dem Hund doch gelungen, ganz hoch oben im Baumhaus einzuschlafen, obwohl in seinem Kopf ein heilloses Durcheinander ist und die Bilder des Tages durch seine Träume getanzt sind. Als er wieder aufwacht, ist ihm aber kalt.

Kapitel 12: Der Bär hilft beim Kochen in der Küche für alle

Irgendwie musste es dem Hund doch noch gelungen sein einzuschlafen, denn am Morgen wachte er wieder auf. Im ersten Augenblick wusste er nicht, wo er war. Holzboden. Holzwände. Eine klamme Kälte. Das schrille Säuseln eines Windes. Und irgendwie schien es ihm, als sei der Boden nicht ganz fest, als würde die Hütte, in der er sich augenscheinlich befand, kaum spürbar, aber für einen Hund eben doch leicht merklich wackeln.

Nach einigen Sekunden der Orientierung fiel es ihm wieder ein. Natürlich! Das Baumhaus. Wolke, Wind und Regen schnarchten und schliefen noch. Es blieb dem Hund nichts anderes übrig, als zu warten, bis sie von selbst aufwachten, denn er wollte nicht unhöflich sein. Und er selbst mochte es auch nicht so gerne, aus dem Schlaf gerissen zu werden.

Erstaunlicherweise stellte sich heraus, dass Wolke, Wind und Regen in ihrem Baumhaus auch ein paar Lebensmittel hatten. Zumindest für ein morgendliches Frühstück war auf jeden Fall genug da. Und so kam es, dass der Hund bis zum Mittag oben im Baumhaus blieb, um all die Geschichten zu hören, die Wolke, Wind und Regen zu erzählen hatten. Er staunte, wieviel sie über die Natur wussten und über den Wald. Über die Tiere und das Wasser und die ganze Welt.

Der Bär und der Hund finden es sehr erstaunlich, dass mitten im Wald, so weit weg von den gewöhnlichen Menschenhäusern in einer Baumhaus-Küche für alle so leckeres Essen gekocht werden kann.

Als der Hund endlich wieder von Wolke, Wind und Regen vorsichtig an einem Seil in dem Tragegurt hinuntergelassen wurde, war es schon etwa Mittagszeit. Unten auf dem Erdboden wurde der Hund von Cookie, Keks und Muffin in Empfang genommen, die ihm aus dem sicheren Gurt halfen. Wolke, Wind und Regen winkten noch einmal und schwangen sich dann behände und flink über die Hochseilwege davon, bis der Hund sie nicht mehr sehen konnte. Er hatte auch keine Ahnung, wohin sie unterwegs waren und was sie heute noch so vorhatten. Und er sah sie auch den ganzen Tag und auch den nächsten Tag nicht wieder.

Cookie, Muffin und Keks wussten aber, wo der Bär war. Nämlich in der Küfa. Wenn der Hund also zum Bär wollte, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als sich schon wieder mit einem Flaschenzug hochhieven zu lassen, wo er doch gerade erst seit wenigen Minuten wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

In der Küche für alle angelangt stellte er fest, dass der Bär sich heute eine Schürze angelegt hatte und eifrig dabei war, hier in der Küfa zu helfen. Er schnippelte allerlei Gemüse und auch Zwiebeln. Ihm tränten davon schon die Augen. Und er sah recht lustig aus, wie er da mit einer Rüschenschürze zwiebelweinend saß und konzentriert auf die Unmengen an Gemüse vor sich blickte und ohne Unterlass mit dem Küchenmesser auf das Küchenbrettchen hämmerte. Die Köchin erzählte dem Bären einiges über das Leben in solchen Waldbesetzungen und das Arbeiten in der Küche für alle.

Ein Fenster in einer Backsteinmauer ist mit einer Sperrholzplatte dicht gemacht worden. Darauf steht: Sündi bleibt!

Kapitel 13: Wo sind denn alle?

Der Bär und der Hund hätten im Voraus nie gedacht, dass die Zeit in einem Wald-Statt-Asphalt-Camp wie im Fluge vergeht. Das Leben in einer Waldbesetzung hatten sich die beiden viel langweiliger als draußen in der Welt außerhalb des Waldes vorgestellt, weil man hier drinnen ja einfach nur bleibt und von Außen betrachtet hier auch nicht so viel zu tun ist. Aber nun stellten sie fest, dass es in Wirklichkeit sehr viel zu tun gab. In der Küche für alle. Oder in der Werkstatt, wo sie die nächsten beiden Tage verbrachten und staunten, was hier alles gebaut oder repariert wurde.

Sie halfen auch am Freitag, dem 3. Januar, beim Schleppen von neuen Essensvorräten mit, so gut sie das konnten. Und am Samstag, dem 4. Januar, hielten sie sich nicht nur in der Werkstatt, sondern auch im Kreativzelt auf, wo die Banner bemalt und T-Shirts bedruckt wurden. Es wurden auch Lieder gedichtet und eine Zeitlang wurde auch Gitarre gespielt. Manchmal wurde abends laut Musik gehört. Zuweilen auch gesungen oder getanzt. Das Leben hier im Camp hatte durchaus auch seine fröhlichen Seiten. Das hätten der Bär und der Hund vorher gar nicht gedacht.

Die dritte und die vierte Nacht verbrachten sie wieder gemeinsam im Zelt, obwohl der Bär es sich ernsthaft überlegt hatte, ob er sich nicht eine schöne Höhle aus Laub, Zweigen und Ästen bauen könnte, weil ihm das viel natürlicher vorkam, als in ein Zelt aus Plastik zu kriechen.

Nun jedenfalls war schon der fünfte Tag seit ihrer Anreise angebrochen. Es war Sonntag, der 5. Januar. Alle waren sehr aufgeregt, weil sich die Gerüchte verhärteten, dass morgen, am 6. Januar die Räumung beginnen sollte. Der Bär und der Hund hatten noch gar nicht entschieden, ob sie dann eigentlich hier bleiben und die Räumung mit allem Getöse und Krawall miterleben wollten, weil es bestimmt eine ganz außergewöhnliche Geschichte wäre, die sie dann erzählen könnten. Oder ob sie, sobald es losging, gerade noch rechtzeitig dann zur Mahnwache gehen und das Ganze von Außen beobachten wollten.

Wenn es aber in aller Frühe morgens losgehen würde - schon um 6 Uhr oder sogar noch früher - dann mussten sie sich definitiv vor dem Schlafengehen entscheiden. Vielleicht müssten sie sogar entscheiden, ob sie die Nacht im Camp oder lieber schon in der Mahnwache am Waldrand verbringen wollten, wo sie ja auch schlafen könnten. Deshalb setzten sie sich zusammen, um zu beratschlagen.

Der Bär und der Hund unterhalten sich über ihre vielen Eindrücke. Sie sind gerade mal ganz alleine. Sonntags gibt es nämlich immer einen Waldspaziergang. Da kommen Menschen von nah und fern hinzu. Menschen, die nicht in den Baumhäusern und Zelten wohnen, um den Wald vor der Rodung zu schützen. Menschen, die in ihren Alltagen geblieben sind, aber eben auch wollen, dass die Bäume und die Fledermäuse und all die anderen Tiere und Pflanzen hier am Leben bleiben dürfen. Die Menschen, die hier im Camp wohnen, führen die Menschen durch den Wald und an die Erdwunde und an die verlassenen Dorfhäuser und Dorfstraßen heran und erklären einiges. Gerade sind also alle unterwegs. Und der Bär und der Hund haben mal Zeit für ein Gespräch unter sich.

“Wenn wir die Nacht in der Mahnwache verbringen, erleben wir auch noch, wie es ist, dort zu übernachten. Vielleicht macht das unsere Reportage noch interessanter”, gab der Hund zu bedenken, weil ihm irgendwie nicht so ganz wohl war, bei der Vorstellung am kommenden Morgen gleich beim Aufwachen eine Räumung zu erleben. Alles, was er bisher über die Räumungen in anderen Wäldern gehört hatte, die schon von den Aktivisti miterlebt worden waren, die er in den letzten vier Tagen hier kennengelernt hatte, ließ ihn doch eher ein mulmiges Gefühl haben, als dass er so etwas wie Vorfreude empfunden hätte.

“Wo sind eigentlich alle?” fragte der Hund in die Stille hinein, weil auch der Bär still vor sich hin grübelte und die Argumente fürs Bleiben oder schon heute Abend das Camp Verlassen und morgen wieder nach Hause zu reisen abwägte. “Es ist so still im Camp”, sagte der Hund.

“Heute ist Sonntag”, sagte der Bär. “Da kommen viele Menschen zum Waldspaziergang und werden von den Aktivisti, die hier leben, begleitet. Das hat mir die Köchin erklärt. Deshalb ist es im Camp gerade ruhiger, weil fast alle mit zum Waldspaziergang gegangen sind. Und zur Erdwunde.”

“Die Erdwunde!” rief der Hund. “Da waren wir ja noch gar nicht. Die haben wir uns ja noch gar nicht angesehen. Aber das müssen wir doch. Denn das ist doch der Grund, warum sie alle hier sind. Also auch der Grund, warum wir hier sind. Wir können doch unsere Reportage nicht fertig machen, wenn wir nicht erzählen können, wie es ist, mit den eigenen Pfoten an der Erdwunde zu stehen und sie mit den eigenen Augen anzusehen und mit den eigenen Ohren zu hören, wie es dort klingt.”

Da hatte der Hund recht. Das wusste der Bär auch. Aber, weil es hier mitten im Wald so viel zu erleben, zu entdecken, zu erfahren und Freundschaften zu schließen gab, hätten sie das nun fast vergessen, die Erdwunde zu besuchen. Morgen aber, würde es vielleicht nur noch schwer möglich sein, wenn morgen ganz viele Polizisti - so nennen die Aktivisti Polizistinnen und Polizisten - hier sein und vielleicht alles absperren würden - auch die Wege zur Erdwunde.

Es war gerade erst später Vormittag. Noch hatten sie genug Zeit, um noch bei Tageslicht zur Erdwunde zu gelangen, um alles sehen zu können. Und dann auch wieder spätestens zum Abendessen zurück zu sein. Gefrühstückt hatten sie gut. Wenn sie sich ein bisschen Proviant mitnahmen, bräuchten sie zum Mittagessen nicht hier im Camp zu bleiben.

Geboren, um frei zu sein. - Sündi bleibt. - Wir sind die Natur, die sich selbst verteidigt. - Dies ist die Natur, die sich selbst schützt. - Wald statt Asphalt! ... ... ... Der Hund fragt sich immer wieder, warum einige Menschen sich für die Bäume einsetzen und dafür Bettlaken bemalen und beschreiben und in die Bäume hängen, um die anderen Menschen daran zu erinnern, dass sie die Bäume nicht abholzen sollen und die Kohle nicht verbrennen sollen. ... Warum nicht alle Menschen einfach dafür sind, die Bäume nicht zu fällen, die Wälder nicht zu zerstören, die Erde nicht zu verwunden und die Erdüberhitzung nicht zu befeuern. ...

Kapitel 14: Der Hund hat Heimweh

Das Wald-Statt-Asphalt-Camp am Tag vor dem Abreisetag - und vielleicht auch vor dem Räumungstag - für einige Stunden zu verlassen, um die Erdwunde aufzusuchen, machte den Hund erstaunlich wehmütig.

Einerseits spürte er, dass er wieder nach Hause wollte, dass er sich freute, morgen wieder abzureisen und wieder in seiner gewohnten Umgebung zu sein, dass er weg wollte von der drohenden Räumung und von der Erdwunde und dem allgegenwärtigen Schmerz um die zerstörte Natur, der hier immer auch zu spüren war - selbst dann, wenn hier eben auch doch mal gelacht, gesungen oder gar getanzt wurde. Auch dann, wenn hier ein Waldspaziergang gemacht wurde, was normalerweise ja etwas Schönes und Wohltuendes ist. Und auch dann, wenn in der Küche für alle gekocht oder gegessen wurde oder die Aktivisti ihre unzähligen Geschichten vom Leben im Wald und im Widerstand erzählten.

Andererseits spürte er schon jetzt, dass er die Menschen mit ihren lustigen Waldnamen, die er hier kennengelernt hatte, vermissen würde. Sie hatten ihn so freundlich aufgenommen und waren so rücksichtsvoll und liebevoll mit ihm umgegangen, dass er sie in sein Herz geschlossen hatte. Aber wenn er es recht bedachte, dann war es sehr unwahrscheinlich, dass er sie jemals wiedersehen würde. Er wusste gar nicht, wo sie wohnten, wenn sie nicht hier im Wald wohnen, sondern wieder bei sich zu Hause sind - alle irgendwo anders und niemals und nirgends wieder alle genauso zusammen. Und hier würden sie nicht mehr sein, wenn dieser Wald platt gemacht worden ist. Er wusste ja noch nicht einmal, wie sie da draußen in der Welt mit ihrem richtigen Namen hießen. Und sie wussten das alles auch nicht von ihm.

Der Himmel hat heute so ein ganz besonderes blaues Licht. Es könnte so schön sein, wenn die Zerstörung der Lebensgrundlagen an diesem Ort nicht so allgegenwärtig wäre, denkt der Hund.

Ein lautes Grollen riss den Hund aus seinen wehmütigen Gedanken. Der Hund und der Bär waren einige Zeit schweigend und jeder in seine eigenen Gedanken versunken nebeneinander her gegangen, als sie beide die Köpfe hoben, um zu orten, woher dieses Geräusch kam.

“Hört sich an wie ein Zug”, mutmaßte der Bär. Und tatsächlich erspähten sie in diesem Moment einen riesigen Zug mit unzähligen Waggons, die alle bis zum Rand voll mit Braunkohle geladen waren.

“Da fährt die Braunkohle zum Kohlekraftwerk hin, die doch hätte im Boden bleiben müssen, um die Weltüberhitzung zu stoppen und nicht noch weiter zu befeuern”, resümierte der Hund mit trauriger Stimme alles, was sie verstanden und gelernt hatten - alles, was in diesen einen Anblick des Braunkohle-Transportzugs passte.

Der Hund kann die vielen Wagons gar nicht so schnell zählen, wie sie vorbeifahren. Sie sind randvoll gefüllt mit Braunkohle, die zum Kohlekraftwerk transportiert wird, um da verbrannt zu werden. Seit Jahrzehnten wird davon die Erde immer wärmer. Die Erde wird überhitzt. Von den Menschen. Der Hund findet diesen Anblick des vorbeifahrenden Zuges deshalb sehr traurig. Und irgendwie macht es ihn auch wütend. Aber auch ratlos.

Kapitel 15: Die Erdwunde

Als der Bär und der Hund der großen Erdwunde näher kamen, waren sie beide völlig sprachlos von der riesigen Zerstörungswucht dieser großen Maschine. Der Hund war heilfroh, dass es taghell war. Wäre es rabenschwarze Nacht oder auch nur nebelig oder dämmerig gewesen, hätte er dieses Monstrum, das sich gigantisch vor ihnen auftat, vermutlich für einen Drachen gehalten. (Und das wäre ihm anschließend peinlich gewesen. Denn das wäre ja so, als würde er an Gespenster glauben. Und er war jetzt schließlich Reporter und hatte die Aufgabe, sich um Fakten zu kümmern und nicht um Märchen und Fantasie-Geschichten.)

Der riesige Schaufelradbagger sieht ja aus, wie ein riesiges Monster aus Stahl, denkt der Hund beim ersten Anblick. Ein gefräßiger Drachen aus Stahl, der das Leben eines riesigen Gebietes frisst. Dabei brummt er die ganze Zeit. Ein bedrohliches lautes Knurren, Brummen, Grollen. Wie klein das Schaf und das Lamm im Vergleich zu diesem Ungetüm sind, staunt der Hund.

Eine ganze Zeitlang gingen der Bär und der Hund schweigend an der großen Erdwunde entlang. Eine Kraterlandschaft, von der sie nicht recht wussten, ob sie diese als kleine Wüste oder als riesige Grube oder als Mondlandschaft oder als Erdverletzung bezeichnen sollten. Sie hingen beide in ihren Gedanken fest und konnten keine Worte zum Sprechen finden. Der Schmerz, den sie fühlten, war so groß, dass er sie überwältigte und sogar den Hund verstummen ließ.

Noch nie hatte der Bär die Fragen des Hundes so sehr vermisst wie jetzt. Würde doch nur irgendetwas diese quälende, schmerzhafte, schreiende Stille beenden. Würde doch irgendetwas sich gewohnt anfühlen. Dieses Erlebnis, an der Erdwunde entlangzugehen, war so sehr eine Ausnahme von allem, was sie gewohnt waren, dass ihnen die Worte fehlten, um es zu beschreiben.

Sie waren so erschüttert, dass sie sich fragten, ob ihr Leben jemals wieder dasselbe sein würde. Würden sie jemals wieder lachen können? Würden sie jemals wieder leckeres Essen genießen können? Würden Musik und Tanz und Spaziergänge im Wald bei ihnen zu Hause sich jemals wieder so schön anfühlen wie früher? Würden sie jemals wieder zu Hause ihr schlichtes, aber schönes Leben genießen können? Würde sich Ausschlafen jemals wieder so gut anfühlen? Würde es jemals wieder so viel Freude machen, einfach nur so über die Wiese zu tollen?

Ohne, dass ihnen diese Worte eingefallen wären - und ohne dass der Hund all diese Fragen gestellt hatte, wussten sie in einem tiefen Inneren, das sie so noch nie gespürt hatten, das die Antwort auf all diese Fragen “Nein” lautete.

Irgendwann - nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens - sagte der Bär leise und mit gebrochener Stimme: “Dann ist heute also einer dieser Tage, die man nie vergisst und nach denen diese Welt nie mehr wie gestern ist.” Und der Hund nickte und versuchte tapfer, einige Tränen zu verdrücken.

Das eine Problem ist, dass hier die Natur zerstört wurde. Irreversibel. Unwiederbringlich. Unreparierbar. Man kann hier Wasser reinfüllen. Die Menschen haben vor, das zu machen. Ja. Aber das bedeutet trotzdem, dass hier viele Bäume gestorben sind. Wälder. Wiesen. Und mit ihnen die Häuser der Tiere. Der Fledermäuse. Der Rehe, Hasen, Igel, Wildschweine, Hirsche, Füchse, vielleicht auch Dachse. Früher sogar Wölfe. Bis aus dem Wasser hier eine neue intakte und lebendige ökologische Nische - ein intaktes Biotop, sozusagen: gesunde Natur - wird, dauert das lange! Und bis dahin ist noch mehr Kohle verbrannt worden. Die Kohle, die von hier weg gebaggert und weg transportiert wurde. Für den Strom, den die Menschen haben wollen. Um sich die Haare zu föhnen und ihr Essen zu kühlen und nachts Licht zu haben und abends Fernsehen und tagsüber Computer. Und Strom in der Küche für den Herd und für ganz viele Geräte überall. In jeder Werkstatt und einfach überall. Auch in Krankenhäusern. Auch auf Intensivstationen. Ja, sie brauchen den Strom wohl für ihr Leben. Aber sie könnten ihn anders produzieren als mit Kohle-Verbrennung. Das wäre besser für die Menschen, die im Globalen Süden wohnen und unter der Erdüberhitzung leiden. Und es wäre besser für die Tiere, die auch unter der Erdüberhitzung leiden. Und für die Tiere, die hier getötet wurden. Und deren Wohnstätten vernichtet wurden.

Skizze von Karina Finkenau

So weit das Auge reicht, ist die riesige Erdwunde zu sehen. Wie eine Mondlandschaft, eine riesige Wüste, ein riesiger Graben. Tote Erde. Ohne Bäume. Ohne Wasser. Ohne Leben. Weit und breit kein Tier, kein Mensch, kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm, keine Blume, keine Fledermaus. Und nichts zu essen oder zu trinken für Tiere und Menschen. Auf dieser gesamten Fläche nicht. ...

Kapitel 16: Der Hund hat schlecht geträumt

Nach diesem Satz, den der Bär direkt an der Erdwunde gesagt hatte, sagte der Bär den ganzen Tag kein einziges weiteres Wort mehr. Er nickte nur noch ab und an, um zu zeigen, dass er einverstanden war. Als sie zurück ins Camp kamen, war es schon wieder dunkel. Sie hatten den ganzen Nachmittag an der Erdwunde verbracht. Ihnen war sogar der Hunger vergangen. Und sie hatten die Zeit ganz und gar vergessen.

Im Wald-Statt-Asphalt-Camp herrschte ein reges Treiben. Die Sonntagsbesucher*innen, die zum Waldspaziergang da gewesen waren, hatten sich längst wieder zurück in ihre Alltage begeben. Wer jetzt noch hier war, stellte sich darauf ein, am folgenden Tag in den frühen Morgenstunden von Polizisti aus dem Schlaf gerissen zu werden.

An sich war die Stimmung im Wald ruhig und friedlich, zuweilen sogar gemütlich und behaglich. Aber jetzt war es für den Bär und den Hund, die den gewaltigen Erdschmerz in ihren Herzen trugen, als wären sie wie zwei Schildkröten in eine Schar von Hühnern, die wild durcheinander stoben, gekommen. Alle wuselten durcheinander. Der Wald raunte von unzähligen Gesprächen. Es wurden Vorbereitungen getroffen für ein Ereignis, für das der Bär und der Hund ja noch gar nicht zu Ende besprochen und entschieden hatten, ob sie es nun hautnah miterleben oder doch lieber aus sicherer Entfernung beobachten wollten.

Wie versteinert standen sie da, bis endlich der Hund zum Bären mit zittriger Stimme sagte: “Ich habe zu große Angst vor der Räumung beim Aufwachen. Ich kann das alles nicht mehr aushalten. Bitte lass uns die Nacht bei der Mahnwache verbringen und den Wald schon heute Abend verlassen.” Der Bär nickte und sie gingen zu ihrem Zelt, um ihre Sachen zu packen und schwiegen die ganze Zeit.

Als sie ihre Siebensachen beisammen hatten, gingen sie noch ein letztes Mal zur Küche für alle, um sich zu verabschieden. Der Hund begann ganz fürchterlich zu weinen. Auch der Bär verdrückte einige Tränchen, versuchte aber, ganz tapfer zu bleiben, konnte aber noch immer überhaupt nicht reden. Der Hund hatte durch das Weinen seine Sprache wieder gefunden und erklärte die Situation, so gut er es konnte, weil er immer wieder schluchzen musste.

Als Wolke, Wind und Regen noch in die Küfa dazu kamen, war es endgültig um den Hund geschehen. “Wir waren an der Erdwunde”, brach es aus dem Hund heraus und er begann erneut ganz fürchterlich zu heulen. Wolke, Wind und Regen nickten schweigend und legten ihm die Hände auf seinen Rücken. Und in ihren Blicken lag ein viel tieferes Verstehen, als es jemals hätte in Worten liegen können.

Auch dem Bären wurden die Hände auf seinen Rücken gelegt. Sie wurden umarmt und ihnen wurden gute Wünsche mitgegeben und fast alle sagten: “Danke, dass ihr da wart.” Da musste der Hund zum dritten Mal weinen und jetzt fing auch der Bär zu weinen an.

Tapferkeit würde vermutlich nie wieder bedeuten, nicht zu weinen. Sondern Tapferkeit und Mut würden vom heutigen Tage an bedeuten: Mit dem Erdschmerz im Herzen zu leben. Und morgens aufzustehen, anstatt wie gelähmt vor Schreck liegenzubleiben, würden von nun an Tapferkeit und Mut bedeuten.

Schließlich trotteten sie schniefend und sich immer wieder die Nase wischend aus dem Camp zurück zur Mahnwache. Dort wurden sie schon wohlwollend empfangen. Keks hatte mit einer Handynachricht das Kommen von Bär und Hund schon angekündigt. Und der Hund vermutete, dass der Nachricht noch eine Anmerkung zum seelischen Zustand der beiden hinzugefügt worden war. Denn die Frau, die sie beide in Empfang nahm, war besonders freundlich und hatte so einen vielsagend verstehenden Blick, während sie nur wenig sagte und ganz langsam und leise sprach. So, als wollte sie Bär und Hund in etwas einbetten, das man nicht sehen, aber spüren kann.

Sündi bleibt! Danni bleibt! Hambi bleibt! Steini bleibt! Mauli bleibt! Leinemasch bleibt! Besch bleibt! Fecher bleibt! Dieti bleibt! Lützi bleibt! Wuhli bleibt! Garni bleibt! ... Alle Dörfer bleiben! Kirchen im Dorf lassen! ... Es kann einem richtig schwindelig davon werden, wie viele Waldbesetzungen es in den letzten Jahren gab und zum Teil noch gibt. Und wie viele Dörfer zerstört, Häuser abgerissen und Bäume gefällt wurden, um Kohle abzubaggern. Und wieviel Kohle verbrannt wurde, obwohl damit die Erd-Überhitzung befeuert wird. Das schadet doch der ganzen Welt, was hier passiert, denkt der Hund.

Die Frau an der Mahnwache stellte sich ihnen als Alma vor und fragte, ob die beiden nicht doch noch einen Teller Suppe essen wollten. Und vielleicht auch etwas Brot. Oder wenigstens einen Becher warmen Tee vor dem Schlafengehen. Erst jetzt merkten der Bär und der Hund wie eisigkalt ihnen war. Und wie ausgehöhlt leer sie sich fühlten.

“Warst du auch schon an der Erdwunde?” fragte der Hund nach einer Weile. Alma nickte still und sagte dann leise: “Beim ersten Mal ist es am schlimmsten.” Dann schwiegen sie alle drei wieder. Von draußen - vor dem Zelt - drangen Gesprächsfetzen hinein.

Schweigend nahmen sie eine Stärkung zu sich, während Alma einfach nur bei ihnen saß und ebenfalls schwieg. Einige Menschen saßen vor dem Zelt um ein Feuer, das in einem Metallkorb brannte, tranken Tee und unterhielten sich darüber, ob denn nun morgen wohl die Räumung stattfinden sollte - was denn dafür sprach, dass morgen der Tag X - der Tag der Räumung - sein werde; und was vielleicht doch dagegen sprach. Sicher wissen konnte es niemand.

Als sie sich etwas gestärkt hatten, zeigte Alma ihnen das Nachtlager in dem roten Lastwagen, den sie bei ihrer Ankunft vor vier Tagen zusammen mit dem weißen Zelt als erstes erblickt hatten. Der Bär kletterte geschickt in den Laderaum des Lasters. Der Hund hob zu einem Sprung an und sprang auf die Ladefläche. Dort waren eine Menge Matratzen und Decken, Schlafsäcke und Kissen ausgebreitet.

Alma sagte ihnen, sie könnten sich einen Platz aussuchen, denn sie seien in dieser Nacht die einzigen Übernachtungsgäste im roten Laster. Alle anderen, die sonst auch ab und an mal hier nächtigen, seien jetzt entweder ins Camp gezogen, um für den Fall der Räumung morgen bei den Bäumen und bei den anderen Aktivisti zu sein, oder seien nach Hause gefahren oder seien in einem der Wohnmobile untergebracht, die auch in der Nähe standen.

Alma wünschte den beiden eine gute Nacht und ließ eine rote Plane vom Dach des Lasters herunterrollen, so dass sie den Raum für sich alleine hatten. Zum Einschlafen hörten der Bär und der Hund noch die raunenden Gesprächsfetzen von den anderen Menschen an der Mahnwache. Eigentlich hätten sie gar nicht einschlafen können, aber irgendwann ging es doch. Es fielen ihnen einfach die Augen zu.

Mitten in der Nacht wachte der Hund aber laut bellend auf und weckte den Bären und möglicherweise alle lebenden Wesen im Umkreis eines halben Kilometers. Es war ihm sehr peinlich, als es ihm bewusst wurde. Aber er konnte gar nichts dafür. Er hatte fürchterlich schlecht geträumt.

Es gibt hier am Sündenwäldchen auch Wege, die so aussehen, als würden sie einfach durch die Natur führen. Wiesen, Wälder, Bäume, Wolken, weiter Himmel. Manchmal kann man für Augenblicke vergessen, dass man an einem Ort der Zerstörung ist, denkt der Hund.

Kapitel 17: Die besten Gute-Nacht-Lieder der Welt

Der Bär setzte sich auf und sah den Hund lange an, der sich betreten entschuldigte, weil er so laut gebellt hatte. Mitten in die Stille der Nacht hinein. …

“Weißt du”, stammelte der Hund. “Ich hab ihre Schreie gehört. Als wäre es schon passiert. Ich hab gesehen, wie die Polizisti an ihnen zerren und ziehen und ihre Handgelenke umknicken, bis sie schreien vor Schmerzen. Ich hab ihre vor Schmerz und Angst weit aufgerissenen Augen gesehen. Die Augen von Wolke, Wind und Regen. Und von Cookie und Muffin und Keks.”

Er musste wieder ein bisschen weinen.

“Wie kann man ihnen denn so weh tun?” fragte der Hund verzweifelt. “Sie sind die freundlichsten Menschen, die ich je getroffen habe.”

Der Hund und der Bär schwiegen wieder einige Minuten wehmütig.

Sollte der Hund noch andere Lebewesen aus dem Schlaf gerissen haben, so waren diese jedenfalls sehr leise wach. Es war absolut still und sehr dunkel in dem roten Laster und drumherum.

“Weißt du, was ich mich frage?” sprach der Hund schließlich weiter.

Der Bär schüttelte den Kopf.

“Ich frage mich, wie es passieren kann, dass man sich Menschen so verbunden fühlt, die man erst vor vier Tagen kennengelernt hat. Es kommt mir vor, als würde ich sie schon immer kennen. Ich weiß, dass es nicht so ist. Aber es fühlt sich so an, als ob es so wäre. Meinst du, dass das Liebe ist? Diese Verbundenheit - ist das vielleicht sogar diese Art von Liebe, die das innere Licht ist, über das wir geredet haben, als wir über Weihnachten gesprochen haben? Oder meinst du, dass ich jetzt völlig durcheinander komme, weil ich so schlecht geträumt habe und jetzt einfach gar nicht mehr weiß, was ich sage?”

Der Bär hatte aufmerksam zugehört und sah den Hund noch einige Augenblicke nachdenklich an. Dann holte er Luft und sprach zum ersten Mal seit seinem einen Satz an der Erdwunde wieder etwas.

“Ich glaube, es liegt an der Erdwunde”, sagte der Bär. “Ich glaube, diese Verbundenheit kommt daher, dass man die Erdwunde gesehen hat.”

“Du meinst, dass es der Erdschmerz ist, der uns verbindet. Die Aktivisti und uns?” fragte der Hund nachdenklich.

“Ja”, sagte der Bär. “Das glaube ich.”

Wieder schwiegen sie für eine ganze Weile.

“Glaubst du, dass uns der Erdschmerz dann auch von anderen trennt, die noch nie an der Erdwunde waren und die den Erdschmerz nicht kennen und nicht fühlen?” fragte der Hund ein bisschen traurig.

“Vielleicht”, sagte der Bär besonders nachdenklich, denn dieser Gedanke war ihm selbst noch gar nicht gekommen.

“Deshalb hat uns die Rückenwind-Redaktion hierher geschickt,” mutmaßte der Hund mit einer Stimme, die zeigte, dass er beim Reden mit dem Denken noch nicht ganz fertig war, dass ihm aber ein Gedanke immer klarer wurde.

“Wir sollen diese Geschichte erzählen. Da, wo man die Erdwunde noch nicht kennt und den Erdschmerz noch nie gefühlt hat. Da, wo man beschäftigt ist mit all den Dingen, die so bedeutungslos werden, wenn man den Erdschmerz in seinem Herzen hat. Ja, Bär, jetzt weiß ich es ganz sicher. Deshalb haben sie uns geschickt. Das ganze andere Zeugs könnten sie schließlich selber schreiben. Und es steht eh schon längst in der Zeitung.

Dass der Schaufelradbagger den Kies und den Sand unter dem Wald abgraben soll, wenn die Bäume gefällt und die Fledermäuse aus ihren Baumhöhlen vertrieben sind. Und darüber, wie viele Tonnen Kies und Sand das sind. Und wie lange das voraussichtlich dauert und dass sie damit das Ufer befestigen wollen, damit sie in die Erdwunde ganz viel Wasser aus dem Rhein leiten können, der gar nicht mehr so viel Wasser hat, wenn der Sommer wegen der Erdüberhitzung zu heiß und zu trocken ist.

Und dass die Erdwunde 350 Meter tief ist und wie groß und breit sie ist. Und wie viele Dörfer, Häuser, Kirchen, Kindergärten & Spielplätze, Bäume, Höhlen, Wiesen, Sträucher, Blumen, Gräser, Tiere dafür zerstört und vernichtet wurden. Für die Kohle, die im Boden war. Für die Kohle, die verbrannt wird, damit die Menschen Strom haben. Für die Kohle, die zur Erdüberhitzung führt, was den Menschen selbst und noch ganz vielen anderen Tieren und Pflanzen schadet und ihre Lebensräume und Lebensgrundlagen zerstört.”

Der Hund zählte alles auf, was er begriffen hatte. Aus den Zeitungsartikeln und aus den Gesprächen.

Am Ende wiederholte er nochmal: “Das können sie alles selber schreiben. Aber unsere Geschichte, können sie nicht erzählen, ohne dass wir sie erleben. Was die Erdwunde mit unserem Herz gemacht hat und dass der Erdschmerz uns mit Menschen so sehr verbindet, als seien wir Geschwister oder beste Freunde, obwohl wir sie noch nie zuvor gesehen haben.”

“Ja”, sagte der Bär und staunte, dass der Hund so viele Antworten hatte und seine Fragen gerade alle selbst beantwortete.

“Ja, so wird es wohl sein.”

Ein verlassenes, leerstehendes Haus steht trostlos an einer öden Straße. Umringt von einem Bauzaun. An der Hauswand steht mit weißer Farbe: RWE zerstört Leben. Der Hund fragt sich immer wieder, wie sich diese Orte hier früher angefühlt haben, bevor der riesige Kohle-, Sand- & Kies-Schaufelradbagger hier ein gigantisch-riesiges Loch in die Erde gegraben hat. Vermutlich gab es auch hier früher Kinderlachen und Menschen, die sich auf dem Weg zum Bäcker begegnen und sich was vom Tag erzählen. Und vermutlich gab es mehr Farben an diesem Ort, der jetzt so trist ist.

Ein lautes Geräusch riss die beiden aus ihrem Nachdenken und Sprechen. Die rote Plane am Ende der Ladefläche bewegte sich rasant. Es polterte und wackelte und schneller als der Bär und der Hund es wahrnehmen konnten, schwang sich eine schwarzvermummte Gestalt auf die Ladefläche. Starr vor Schreck saßen die beiden ganz am anderen Ende der Ladefläche, wo sie sich ihre Schlafplätze eingerichtet hatten und hielten die Luft an.

Erst als die Gestalt zu sprechen begann und den schwarzen Schal, den sie vor Mund und Nase hatte, aus dem Gesicht nahm, erkannten sie Schabernack und atmeten erleichtert auf. Noch ein Ruckeln und schnell wie der Wind schwangen sich Jorinde und Joringel auf die Ladefläche. Diese drei konnten unglaublich flink klettern. Das war dem Bär und dem Hund an den letzten beiden Tagen schon aufgefallen. Und schreinern konnten sie auch sehr flink. In der Werkstatt hatten sie die drei am vorigen Tag und am vorvorherigen Tag beobachtet, wie sie mit Hammer und Säge, Nägeln, Schrauben und Leim allerhand Sachen aus Holz gebaut hatten.

Wie merkwürdig lange das her zu sein schien. Die Tage, die sie in der Werkstatt zugeschaut und die Kletterkünste von einigen Aktivisti im Hochseilgarten bewundert hatten, waren der 3. und der 4. Januar gewesen. Und heute war der 5. Januar. Aber seit sie an der Erdwunde gewesen waren, schien ihnen alles, was davor war, fast in einem ganz anderen Jahr gewesen zu sein.

“Was macht ihr denn hier?” stotterte der Hund, der seine Sprache wieder gefunden hatte.

“Wir haben dich schreien gehört. Ganz oben in den Baumwipfeln. Da wollten wir mal nach dir sehen”, sagte Schabernack.

Der Hund wusste nicht so genau, ob er nun sprachlos war, weil er so gerührt war, dass die drei Wald-Akrobaten sich extra aus dem Wald hinaus und auf den Boden und zu ihnen hier auf die Ladefläche bemüht hatten, nur weil sie ihm hatten zu Hilfe eilen wollen. Oder ob er sprachlos war, weil es ihm doch irgendwie ziemlich peinlich war, dass er vorhin mitten aus einem Alptraum heraus so laut gebellt hatte, dass wahrscheinlich jeder Mensch, jede Fledermaus, jeder Hase, jede Maus, jedes Reh, jede Amsel und was sonst noch alles für Lebewesen im Wald und in den verfallenen Häusern der verlassenen Dörfer ringsumher lebten, vor Schreck zusammen gezuckt waren.

Und jetzt, wo Schabernack, Jorinde und Joringel vor ihm saßen, wusste er plötzlich, warum er von der Räumung geträumt hatte, als wäre sie schon gewesen. Eigentlich konnte er doch diese Bilder noch gar nicht in seinen Träumen gesehen haben. Er hatte es ja noch nie erlebt. Aber sie hatten es ihm erzählt, wie es ist. Sie hatten es schon erlebt. In den anderen Wäldern. Im Dieti (Dietenbach Wald) bei Freiburg erst vor Kurzem im Dezember 2024 einige. Andere im Danni (Dannenröder Wald) bei Kassel vor etwas mehr als vier Jahren - im November / Dezember 2020. Und in unzähligen Wäldern, die sie alle mit so einem Kosenamen versehen hatten.

Der Hund erzählte von seinem Alptraum und Jorinde, Joringel und Schabernack hörten ihm aufmerksam und nun ihrerseits ein wenig gerührt zu.

Schließlich - als der Hund fertig war mit dem Erzählen - sagte Schabernack: “Wollen wir leise was singen?”

“Jetzt?” fragte der Bär ungläubig.

“Ja, warum nicht? Das hilft beim Einschlafen.”

Kaum hatte Schabernack das gesagt, fingen Jorinde und Joringel schon mit dem Singen an. Sie sangen Lieder, die der Bär und der Hund noch nie zuvor gehört hatten. Lieder vom zivilen Widerstand (Öffnet in neuem Fenster) … Vom Zusammenhalten, auch dann, wenn alles kaputt gemacht wird. “Hinter den Barrikaden” (Öffnet in neuem Fenster). Und vom #SündiBleibt (Öffnet in neuem Fenster) und vom Wald und vom Leben, vom Kampf gegen das Metallmonster, das die Erdwunde verursacht, und vom Kampf für die Bäume. Von Solidarität und von Rückenwind und Rückenstärkung und vom Geradestehen und vom Mutigsein.

Der Bär und der Hund hätten das zuvor gar nicht für möglich gehalten, aber diese Lieder, diese Melodien und Texte machten etwas mit dem Erdschmerz in ihren Herzen. Er war immer noch da. Aber er verwandelte sich zuerst in Wut und dann in Mut. Und dann in Freude über die Verbundenheit mit allem Lebendigen, die sie in dieser Art und Weise und Stärke noch nirgends zuvor erlebt hatten.

Die Erstarrung vom Schreck und Schock wichen aus ihren Gliedern. Der Bär und der Hund tauten förmlich auf. Die Eiseskälte in ihrem Inneren begann, mit jedem Lied ein wenig zu schmelzen. Als die drei Aktivisti alle Lieder vorgetragen hatten, die sie auswendig kannten, trugen Bär & Hund noch einige Zeilen aus dem Gedicht #SündiBleibt (Öffnet in neuem Fenster) von Martin vor, die sie im Gedächtnis behalten hatten.

Schließlich kamen sie alle fünf so in Fahrt, dass sie sogar noch ein ganz neues Lied erfanden. Die Melodie und den Text. Ein lustiges und lebensfrohes Lied, das von Bär & Hund handelte. (Öffnet in neuem Fenster)

Sie wurden so quicklebendig, dass der Hund schon glaubte, sie würden überhaupt nicht wieder einschlafen können.

(Mehr zu den Liedern: s.u. - nach dem 18. Kapitel bei den Anmerkungen.)

Bei ihren Rundgängen im Wald, aber auch um den Wald herum, stellen der Bär und der Hund fest, dass die Gegend eigentlich ziemlich trostlos aussieht. Zumindest an einigen Stellen. Es fehlt so richtig an Menschenorten, die beim Betrachten Freude machen. Aber der Wald ist durchaus schön. Es macht aber so traurig, dass er so bedroht ist und zerstört werden soll.

Kapitel 18: Abschied

Irgendwann mussten der Hund und der Bär doch wieder eingeschlafen sein, denn sie wachten am Morgen wieder auf. Es war schon taghell. Sie hatten lange geschlafen. Aus der Umgebung um den roten Laster herum drangen die Geräusche des Tages zu ihnen herein. Menschen unterhielten sich. Aber es waren keine lauten Geräusche zu hören. War denn dann heute doch gar nicht die Räumung?

Der Bär kletterte und der Hund sprang mit einem Satz aus dem roten Laster und sie trotteten gemeinsam in das weiße Zelt. Dort lächelte Alma sie freundlich an und fragte, ob sie warmen Porridge wollten. Ja, dass wollten der Bär und der Hund sehr gerne.

Erstaunt stellte der Hund fest, dass ihm Haferbrei noch nie im Leben so gut geschmeckt hatte, wie heute. Und auch der Bär staunte darüber, wie wunderbar das einfache Leben sich plötzlich anfühlte. Nicht, dass sie früher nicht auch vieles toll und schön gefunden hätten - nein, das konnte man nicht behaupten. Aber an diesem Morgen war die Welt für Bär und Hund verändert. Das ganze Leben hatte eine andere Tiefe bekommen. Gewöhnlicher warmer Haferbrei schmeckte plötzlich wie ein Festmahl.

Der Erdschmerz in ihren Herzen - so musste es wohl sein - hatte sich in Dankbarkeit verwandelt. In eine sehr tiefe Dankbarkeit, die immer mit einer ganz besonderen Form von Wehmut verbunden bleiben würde. Das ließ sich spüren. Das Leben, die Freude und das Glück hatten ihre Selbstverständlichkeit verloren. Der Bär und der Hund ahnten vielleicht schon, dass das eine Veränderung für immer war. In Almas Blick lag die Gewissheit, das die beiden diese Veränderung für immer in ihrem Herz tragen würden.

“Es ist wichtig”, sagte Alma und unterbrach damit das feinfühlige Schweigen. “Dass ihr erzählt, was ihr hier erlebt habt. Die Welt muss es erfahren. Die Menschen müssen begreifen, was hier zerstört wird. Wenn sie das nicht begreifen, können sie das nicht schützen, was hier zerstört wird. Es geht dabei nicht um ein kleines Wäldchen und soundso viele Bäume und soundso viele Quadratmeter Fläche oder Kubikmeter Bodenreich.

“Es geht um das Leben selbst”, sagte der Hund mit einem Tonfall, der verriet, dass er selbst über das staunte, was er da aussprach.

Alma nickte.

“Weiß man schon, wann die Räumung nun sein wird? Heute ja wohl irgendwie doch nicht? Meinst du, sie lässt sich vielleicht doch noch verhindern? Vielleicht, wenn ganz, ganz, ganz viele Menschen herkommen, die sich alle vor die Bäume stellen und nicht mehr weggehen?” fragte der Hund.

“Heute wohl doch nicht. Aber niemand weiß, wann es passieren wird. Und es ist fraglich, ob es verhindert werden kann. Ihr habt doch gehört, wie viele Wälder schon gerodet und wie viele Waldbesetzungen dafür schon geräumt worden sind. Und es geht nicht einfach “nur” um ein Stückchen Wald, das manche behalten wollen und andere nicht - und das ist dann eben eine Meinungsverschiedenheit. Nein!

Es geht darum, dass die große Erdwunde bedeutet, dass die fruchtbarsten Böden für die Erzeugung von Nahrung durch Landwirtschaft hier für den Kohlebergbau zerstört worden sind. Auf Jahrtausende!

Das ändert sich nicht dadurch, dass diese Gegend hier optisch saniert wird, indem Flusswasser aus dem Rhein in die riesige Erdwunde geleitet wird - und dann sieht das zumindest auf den Abbildungen dieser Vision immer toll aus. Eine Seenlandschaft mit Kies-Ufer, für das jetzt hier demnächst dieses Waldstück platt gemacht wird. Teure Villen mit eigenem Seezugang.

Naturschutzgebiete am Seeufer, solange es nicht bei einem neuen Projekt von profitgierigen Menschen stört, dass hier die künstlich angelegte “Natur” auf ein paar Quadratmetern Fläche und für ein paar Jahre lang NICHT zertrampelt werden darf. Und hier eine Badestelle und da ein Spazierweg oder ein Rad-Fernwanderweg. Und alles gut. Und Deckel drauf.

Wir werden die schöne Optik für die Reichen, die sich hier eine schöne Villa am Seeufer leisten können, nicht essen können, wenn die Nahrung wegen der Erdüberhitzung und der Zerstörung von immer noch mehr fruchtbaren Böden und Lebensräumen knapper wird! Von den hier getöteten Tieren ganz zu schweigen!

Und dazu kommt eben noch, dass die Kohle, die aus dem Boden geholt wurde, um für Stromgewinnung verbrannt zu werden, GLOBAL - das heißt: auf der ganzen Welt - zur Erdüberhitzung beiträgt. Und das bedeutet nicht, dass sich einfach das Wetter ändert und es mehr schöne Sommertage gibt und sich die ganze Welt wie ein Sommerurlaubs-Ort anfühlt. Nein!

Es bedeutet, dass dann wegen der Erdüberhitzung noch weitere Ökosysteme (also Lebensräume) zugrunde gehen - ZUSÄTZLICH zu denen, die konkret durch Rodung zerstört werden. Diese anderen Ökosysteme sterben dann nicht durch laute Maschinen. (Manche anderen ja, aber nicht alle.) Sondern durch die Erdüberhitzung und die Wasserknappheit und die Extremwetter und alle anderen Folgen von der Erdüberhitzung. Ganz leise sterben sie. Fast unbemerkt. Aber hier an dieser Erdwunde liegt eine der Ursachen auch für ihr Sterben. Hunderte und tausende Kilometer entfernt,” antwortete Alma wütend.

Der Bär und der Hund nickten wehmütig.

Die Kirchen von Manheim und von Buir sehen sich sehr ähnlich. Sie ragen hier auf dem flachen Land, wo die Häuser nicht so riesig sind, wie in einer großen Stadt sehr über alle Häuser hinaus.

Als der Bär und der Hund aufgegessen hatten, verabschiedeten sie sich und packten ihre Habseligkeiten zusammen. Sie sahen sich noch ein letztes Mal um. Ein letzter Blick auf den Wald, auf die Transparente. Auf die Mahnwache. Dann gingen sie die Straße entlang zur S-Bahnstation, von der aus sie am 1. Januar 2025 hierher gekommen waren.

Der Bär und der Hund, die jetzt in die S-Bahn einstiegen, waren ganz und gar nicht dieselben zwei Lebewesen, die vor fünf Tagen aus der S-Bahn ausgestiegen waren. Aber ihr Weg nach Hause war noch derselbe. Und so reisten sie wieder zurück in ihr eigenes Leben auf der Wiese, die sie in- und auswendig kannten.

Noch einmal kommen Bär & Hund an der Mahnwache vorbei und auch noch einmal an all den Fahnen und Flaggen, Bannern und Transparenten, die sie auch alle erblickt haben, als sie angekommen sind.

ENDE (06.01.2025)

Aber nach dem Ende dieser Geschichte sind doch noch weitere Dinge passiert …

ANHANG

Anmerkungen zu dieser Geschichte:

Die Figuren Bär & Hund (Öffnet in neuem Fenster) entstammen einer Erzählreihe von Karina Finkenau (Öffnet in neuem Fenster). (Mehr Information: s.u.)

Die Idee zu dieser Geschichte entstand bei der Redaktionssitzung am 30. Dezember 2024. (Im November 2024 gab es allerdings eine besonders große Redaktionssitzung, in der entschieden wurde, dass es “Bär & Hund” als Rubrik im Online-Magazin Rückenwind geben wird. Und die Zeitungsartikel, die im ersten Kapitel zitiert werden, stammen aus dem November 2024. Deshalb steht es im ersten Kapitel so, dass die Redaktion im November 2024 die Köpfe zusammengesteckt und überlegt hat, was in der Ausgabe 1 (Öffnet in neuem Fenster) erzählt werden soll.)

Das zweite Kapitel (Die Entscheidung von Bär und Hund, den Arbeitsauftrag anzunehmen, und die Anreise) wurde von Karina Finkenau (Öffnet in neuem Fenster) geschrieben.

Die Fotos von Bär & Hund und die Figuren aus Bastelmaterialien sind von Karina Finkenau (Öffnet in neuem Fenster), die eigentlich in der ersten Januarwoche mit den beiden Figuren tatsächlich ins Sündenwäldchen kommen wollte, um dort Martin Schmidt (Öffnet in neuem Fenster) zu besuchen, der auch einige Texte zu #SündiBleibt (Öffnet in neuem Fenster) verfasst und auch im Sündenwäldchen rezitiert hat. Weil Karina dann aber krank wurde, entstanden die Fotomontagen bei ihr zu Hause. Die Originalfotos, die hier verwendet wurden, stammen (mit zwei Ausnahmen) von Dr. David Sittler (Öffnet in neuem Fenster), der in der ersten Januarwoche zum Sündenwäldchen gefahren ist, um Martin Schmidt zu besuchen und Fotos für diese Reportage für Kinder & Familien von Bär & Hund ;-) zu machen und Martin Schmidt beim Rezitieren seiner Gedichte (Öffnet in neuem Fenster) zu filmen.

Das Foto vom Schaufelradbagger mit der Wiese davor, auf dem ein Mutterschaf und ein Lamm grasen, stammt aus dem Live-Ticker vom Wald-Statt-Asphalt-Camp #SündiBleibt bei Telegram (Öffnet in neuem Fenster).

Das Foto von der Mahnwache (vom 17. Januar, s.u.), auf dem sichtbar wird, wie nahe die riesengroße Maschine schon ist, wurde in verschiedenen WhatsApp-Gruppen der Parents for Future geteilt, um der Zerstörung von Lebensräumen und Lebensgrundlagen, die derzeit im Sündenwäldchen am Hambacher Wald geschieht, mehr Aufmerksamkeit zu verleihen.

Die Fotomontagen für das erste Kapitel und das Layout der Fotos und des gesamten Artikels für alle weiteren Kapitel, sowie die Bildbeschreibungen - die gewissermaßen die Reportage von Bär & Hund für Kinder und Familien sind - stammen von Sonja Manderbach (Öffnet in neuem Fenster).

Die fünf Skizzen bzw. Bleistift-Zeichnungen hat Karina Finkenau im Krankenbett bzw. sogar im Krankenhaus angefertigt.

Die Kapitel 1 und 3-18 wurden von Sonja Manderbach (Öffnet in neuem Fenster) verfasst.

Um die Kapitel 2 bis 18 schreiben zu können, haben Sonja Manderbach (Öffnet in neuem Fenster) und Karina Finkenau (Öffnet in neuem Fenster) Martin Schmidt (Öffnet in neuem Fenster) interviewt, der ihnen von seinen Erlebnissen im Wald-Statt-Asphalt-Camp #SündiBleibt (Öffnet in neuem Fenster) in der ersten Januarwoche berichtet hat.

Die Waldnamen für die Aktivisti hat sich Sonja Manderbach komplett frei ausgedacht. Es stimmt aber, dass Aktivist*innen in Wald-Statt-Asphalt-Camps Waldnamen haben. Sonja Manderbach war selbst nicht im Sündenwäldchen, aber im November/Dezember 2020 während der Räumung für einige Tage im Dannenröder Wald als Ground Support mit anderen Parents for Future gemeinsam - und 2022 einmal zu einer großen Demonstration in Lützerath und dort eine Nacht in einem Zelt - und hat einige Eindrücke von damals - zum Beispiel von den Baumhäusern hoch oben in den Baumkronen und von den Hochseil-Gärten und den Kletterfähigkeiten der Aktivist*innen in diese Geschichte eingebracht.

Auch die Figur Alma im Zelt der Mahnwache (Kapitel 16 & 18) ist frei erfunden.

Das Wort Erdwunde stammt von Karina Finkenau (Öffnet in neuem Fenster) und wurde von Sonja Manderbach aufgegriffen. Das Titelbild “Bär und Hund an der Erdwunde” stammt von Karina Finkenau.

Die Aussage, die der Bär an der Erdwunde (Kapitel 15) macht, dass heute einer dieser Tage ist, die man nie vergisst und nach denen diese Welt nie mehr wie gestern ist, ist ein Zitat aus dem Musical für Kinder & Familien: Der kleine Tag. (Aus dem Lied: Tage, die man nie vergisst)

Die Überlegung, die der Hund im Nachtlager an der Mahnwache in Kapitel 16 macht, ob dieses Verbundenheitsgefühl zwischen Aktivist*innen, die sich eigentlich gar nicht so gut kennen, so dass dieses Verbundenheitsgefühl nicht von lange gewachsener Vertrautheit herrühren kann, sondern von etwas anderem kommen muss, zitiert einen Gedanken aus der Weihnachtsgeschichte “Der Bär und der Hund sprechen über Weihnachten” von Karina Finkenau (Öffnet in neuem Fenster). In dieser Geschichte fragt der Hund den Bären, ob man selbst Weihnachten werden kann und der Bär antwortet: “In gewisser Weise schon. Nämlich wenn man Licht in sich hineinbringt.” (Kapitel 6 der Weihnachtsgeschichte bei Rückenwind 2024 (Öffnet in neuem Fenster))

Das Gute-Nacht-Lied “Hinter den Barrikaden” (Öffnet in neuem Fenster), das drei Aktivisti für Bär und Hund in Kapitel 17 singen, stammt von der Band “Revolte Springen”. (Öffnet in neuem Fenster)

Die weiteren Lieder, die in der Nacht (Kapitel 17) gesungen werden, sind zum Teil hier zu finden:

Einige Tage später - es ist schon der 17. Januar 2025 - erhalten der Bär & der Hund ein Foto, das ihnen eine Frau zuschickt, die sie auch im Sündi getroffen haben. Sie will die Bäume und die Fledermäuse retten und verhindern, dass der Wald abgeholzt und platt gemacht wird. Wie nahe der riesige Schaufelradbagger schon an den Bäumen, am Zelt der Mahnwache und am Laster ist, denken der Bär und der Hund.

Und dann: Tag X am 29. Januar 2025 -

Bilder aus dem Live-Ticker (Telegram) -

Der Bär & der Hund liegen weinend in der Redaktion, während Sonja der Reportage am Tag der Veröffentlichung - zufällig auch der 29. Januar 2025 - den letzten Schliff verpasst …

Wenn du deinen Eltern noch Fernseh-Sendungen empfehlen möchtest, in der sie sich mit dem Thema Waldschutz, Waldsterben und Waldzerstörung beschäftigen können, dann haben wir hier noch einen ganz aktuellen Tipp für dich:

https://www.ardmediathek.de/video/reschke-fernsehen/die-holz-lobby-volle-kassen-tote-waelder/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLm5kci5kZS80ODY3XzIwMjUtMDEtMTYtMjMtMzU (Öffnet in neuem Fenster)

https://wald-statt-asphalt.net/ (Öffnet in neuem Fenster)

In dieser sechsteiligen Dokumentation über Säugetiere gibt es ausführliche Informationen über Lebensgrundlagen, Artenvielfalt, Ökosysteme, Lebensräume. Und auch darüber, was die Veränderungen durch die globale Erd-Überhitzung und durch den menschengemachten Ökozid (irreversible Zerstörung von Lebensgrundlagen und Lebensräumen) für die verschiedenen Säugetier-Arten bedeuten. Es sind sehr schöne Landschaften und Tieraufnahmen zu sehen. Es macht Freude sich die sechs Folgen anzusehen über: Leben in Kälte, Leben in Hitze, Leben im Wasser, LEBEN IM WALD, Leben in der Nacht (Nachtaktivität), Leben in der neuen Wildnis (menschliche Städte. …

#DasLebenSelbst #WertDafürZuKämpfen

https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/saeugetiere-dokureihe-100.html (Öffnet in neuem Fenster)

https://www.ardmediathek.de/video/die-sendung-mit-der-maus/mausspezial-fledermaeuse/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTZiNjhmMmZlLWMxYjEtNGEzNC1hYzRiLTk4ZDNmY2MxNjcyZA (Öffnet in neuem Fenster)

https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/anthropozaen-mit-dirk-steffens-100.html (Öffnet in neuem Fenster)

Diese Geschichte kannst du demnächst auch als Paperback und als Hörbuch lesen, kaufen, verschenken, ausleihen. … Wir halten dich hier auf dem Laufenden. Frag sonst auch gerne in deiner Gemeinde in der Kinderbücherei, in deinem Buchladen, in deiner Schule, in deiner Kindertagesstätte, in deiner Kinderarztpraxis mal nach, ob dort nicht ein Exemplar vorhanden sein könnte. Wir freuen uns über diese Art von Unterstützung für diese Geschichte!

Karina Finkenau & Sonja Manderbach

& die anderen Redaktionsmitglieder von Rückenwind:

Dr. David Sittler, Alex Niehoff-Toral & Martin Schmidt

Bär & Hund an der Erdwunde - Bild von Karina Finkenau - https://karinafinkenau.de/

Mehr von Karina Finkenau und Martin Schmidt bei Rückenwind: (Öffnet in neuem Fenster)

Mehr von Sonja Manderbach, Karina Finkenau & dem Team: (Öffnet in neuem Fenster)

Ein Hund hält ein Schild oder Kissen im Maul, auf dem steht: "Hab dich lieb!"

Diese Skizze / Zeichnung basiert auf einem Foto vom Hund Sammy - sibirischer Schlittenhund / Samojede / weißer Spitz - der sich ein Kissen geschnappt hat, auf das die Tochter von Sonja Manderbach "Hab dich lieb!" gestickt hat. 

Dieses Motiv hat einen Platz im Titelwind der Online-Zeitschrift RÜCKENWIND (ganz links unten im Bild) gefunden.
Rückenwind - Hund & Bär - Skizze / Zeichnung von Karina Finkenau

Oft hat der Hund eine Frage und der Bär antwortet. Zum Beispiel fragt sich der Hund auch, was Weihnachten ist, und der Bär erklärt es ihm auf seine eigene Weise. (Diese Weihnachtsgeschichte findest du HIER ;-) (Öffnet in neuem Fenster)

In der Rubrik “Bär & Hund” gibt es in diesem Blog immer mal wieder Impulse für Kinder und Familien, die helfen, dem ökologischen & sozialen globalen Chaos standzuhalten, ohne verrückt zu werden.

Zeichnungen und Bilder von Karina Finkenau lassen diese Erzählungen lebendig werden und machen die Auseinandersetzung auch mit den schwierigen Fragen unserer Zeit freudvoll.

Einige der Skizzen, die schon in den anderen Online-Artikeln vorgestellt wurden, entstanden im Gedankenaustausch mit Sonja Manderbach.

“Der Bär & der Hund” ist eine Geschichten-Sammlung von Karina Finkenau für Kinder, die auf ihrer Internetseite als Fortsetzungserzählung gelesen werden kann. Auch gibt es Bücher aus dieser Reihe von Karina Finkenau …

Der Bär ist empört und wütend über das ökologische & soziale globale Chaos und die Bedrohtheit der Welt ... 
Grrrrrrrr
Bär macht Grrrrrrrrr - Skizze / Zeichnung von Karina Finkenau - um ehrlich zu sein: Oft macht Sonja so Grrrrrrrrrrrrr ;-)

Karina Finkenau

Philosophin, Künstlerin & Schriftstellerin

Gestalt am Meer, Strand, Küste, Sonnenuntergang
"Erkennungsbild" von Karina Finkenau

Die Brücken über die Wunden
sind die Schöpferkraft
die nach vorne gehende Tat
die Halt bietet

Karina Finkenau

Die ersten beiden Logos der Kampagne graswurzelpresse und des Kolloquiums Rückenwind - 2024: 

Das "fliegende Schiff" auf der wohlwollenden Hand mit dem Segel aus Schreibpapier, das von Rückenwind gestärkt wird. 

Die blühende Graswurzelwiese mit dem Wort grassrootspress - graswurzelpresse und einigen Zeitungen.
Die ersten beiden Logos der Kampagne graswurzelpresse und des Kolloquiums Rückenwind - 2024 - gestaltet von Sonja Manderbach

Alle Links in einer Übersicht -im Link-Baum:

https://linktr.ee/rueckenwind_graswurzelpresse (Öffnet in neuem Fenster)

Wie RÜCKENWIND entwickelt wurde …

Im April / Mai 2024 gab es erste Ideen zur Kampagne graswurzelpresse.

Im Juni / Juli 2024 gründete sich das Kolloquium RÜCKENWIND und entwickelte die Idee, das Online-Magazin RÜCKENWIND herauszubringen.

Unser Selbstverständnis:

Kategorie Bär & Hund

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