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Dein Medienhaus

Hallo.

Das ist die neunte Ausgabe von „Newsgierig“, dem Newsletter zur Arbeit von Journalistinnen und Journalisten (kurz: Journos). In kleinen Häppchen bekommst Du bis Ende August 2024 direkten Einblick in die Welt der Medien.

Die Frage heute lautet: Wem gehört der öffentlich-rechtliche Rundfunk?

Ausnahmsweise eine sehr kurze Antwort: Uns allen.

Bis nächste Woche!

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Ach, Du willst etwas mehr wissen? 😜
Gern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten die West-Allierten in Deutschland (Öffnet in neuem Fenster) den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR), um

  • die gesamte Bevölkerung mit Informationen, Bildung, Rat und Unterhaltung zu versorgen,

  • zur Meinungsvielfalt und damit zur Demokratie beizutragen,

  • Minderheiten eine Stimme zu geben,

  • ein staatsfernes Mediensystem zu schaffen, das kritisch Politik und Mächtigen auf die Finger schaut (entsprang den Erfahrungen aus dem Nationalsozialismus, als das nicht möglich war),

  • sich am Gemeinwohl orientieren zu können und wirtschaftlich unabhängig zu sein - im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Medien wie Verlagen, die gewinnorientiert arbeiten, sich verkaufen müssen. Beim ÖRR soll Qualität mehr als Einschaltquoten zählen.

🫰Die Wirtschaftlichkeit ist ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen ÖRR und anderen Medien, die Du auch nutzen kannst: Teils kostenfrei wie bei privaten Fernseh- oder Radiosendern, die sich hauptsächlich über Werbung finanzieren, oder indem Du ein Abo bei einer Lokalzeitung oder Online-Magazins Deines Vertrauens abschließt und so auch Artikel hinter der Bezahlschranke lesen kannst. 💳

(Ich hoffe, Du hast in den vergangenen Folgen von “Newsgierig” nachvollziehen können, dass hochwertiger Journalismus Zeit und damit auch Geld kostet (Öffnet in neuem Fenster).)

Gebühren statt Steuern

Das Angebot von ARD, ZDF und Deutschlandradio bezahlen wir hauptsächlich über Gebühren und nicht über Steuern, weil das dem Staat zu viel Kontrolle über die Sender geben würde.

Der Rundfunkbeitrag (Öffnet in neuem Fenster) basiert auf einem solidarischen Modell, beträgt derzeit monatlich 18,36 Euro pro Wohnung und unter bestimmten Bedingungen können sich Menschen davon befreien lassen. Wie hoch der Rund­funk­bei­trag ist, ent­schei­den die Minister­präsidentinnen und Minister­präsi­den­ten der Bundesländer und ein un­ab­hängiges Sach­ver­ständigen­gremium in einem mehr­stufigen Ver­fahren.

💡Nur um weitere Serien und Filme zu schauen (gibt es neben journalistischen Inhalten beim ÖRR ja auch), zahlen Abonnentinnen und Abonnenten bei Netflix im Standard-Tarif übrigens gerade 13,99 Euro.

Zur Sicherheit verschiedene Standorte

Es gibt verschiedene Rundfunkanstalten, die ein eigenes, regionales Programm anbieten - also Berichterstattung direkt aus dem Norden oder aus Sachsen, mit den Themen, die vor Ort von Interesse sind (Öffnet in neuem Fenster).

➡️ Vorteil: Sie alle schnell zu kontrollieren, würde der Politik sehr schwerfallen. (Eine weitere Lehre aus dem gleichgeschalteten Rundfunk im Nationalsozialismus mit der Folge, ganz bewusst eine föderale Rundfunklandschaft aufzubauen.)

➡️ Nachteil: Der Unterhalt kostet viel Geld.

Über Letzteres ärgern sich Menschen (Öffnet in neuem Fenster). Der sogenannte Zukunftsrat hat deshalb Ideen zu Einsparungen und zur Weiterentwicklung des Systems erarbeitet – vor allem, was die Organisation anbelangt (Öffnet in neuem Fenster). Demzufolge ist gerade ganz schön viel in Bewegung und auch noch einiges offen.

Derzeit wird diskutiert (Öffnet in neuem Fenster), was mit dem ÖRR passieren könnte, sollte eine rechtsextreme Partei Wahlen gewinnen. Zu der Frage herrscht Uneinigkeit. Klar ist, dass unabhängige Medien (Öffnet in neuem Fenster) kritisch über die Arbeit von Bundestag, Bundesregierung und Gerichten informieren können. Wenn die Staatsführung das verbietet, gibt es nur noch Propaganda (Öffnet in neuem Fenster).

Wer also nicht in einer Diktatur leben möchte, sollte sich für den Erhalt des (gewiss mängelhaften) ÖRR aussprechen. Dass er reformiert wird, ist ja bereits in der Mache.

Noch Fragen?

Es wird fünf weitere “Newsgierig”-Folgen geben. Hast Du Fragen zur Arbeit von Journos? Darauf will ich gern eingehen. Antworte einfach auf diese Mail.  

Hast Du Dich gerade erst für den Newsletter angemeldet? Du kannst trotzdem nachlesen (oder weiterleiten), wie objektiv Berichterstattung (Öffnet in neuem Fenster) sein kann, was Recherche (Öffnet in neuem Fenster) bedeutet oder inwiefern Journos Vergünstigungen (Öffnet in neuem Fenster) erhalten.

Mich interessiert außerdem sehr, welchen Medien Du vertraust und warum. Ich freue mich über Deine Nachricht!

Nun aber wirklich:

Bis nächste Woche!

Viele Grüße von Insa

Wer hier schreibt?

Ich bin Insa van den Berg.
Journalistin, Seminarleiterin, Moderatorin, Sachbuch-Autorin.
Neugierig, stur, streng, aber zumeist freundlich im Ton.

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Medien und Medienkanäle, bin bei Zeitungen groß geworden, schreibe für Online-Magazine. Ich kenne eine Menge schwarzer Schafe in diesem Beruf und etliche brillante Kolleginnen und Kollegen.

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