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WeinLetter #31: Das steile Württemberg-Experiment! Teil 1

Liebe Wein-Freund*in,

Du liest den 31. WeinLetter. Heute gibt's: Das große Württemberg-Projekt! Teil 1! Ich schreibe hier über eine erstaunliche Initiative, die den Weinanbau in "The Land" wirklich grundsätzlich und nachhaltig verändern kann. Es geht um die Steillagen entlang des Neckars, quasi von Heilbronn bis Esslingen. Die sind dominiert vom Trollinger - nur: Der schafft den Klimawandel nicht, er ist nicht mal mehr rentabel. Over. "Steile Weine" heißt das umfassende Projekt. Das Besondere: Es wird getrieben von Genossenschaften, Weingütern und Wissenschaft. Und es sucht nach Auswegen, ganz neuen Ansätzen. Plötzlich wachsen am Neckar Montepulciano oder Carmenère. Was soll das? Wer steckt dahinter? Was ist die Idee? Die ganze Geschichte dieses Strukturwandels erzähle ich in zwei Teilen. Teil 1 heute: Das Trollinger-Drama. Teil 2 in zwei Wochen: Die Geburt der "Cuvee B". Ich weiß nämlich, wie die Alternative zum Trollinger schmeckt. Sorry, gibt's nicht zu kaufen. Aber irgendwann! +++ Empfehlt (und shared) diesen WeinLetter bitte weiter. Unterstützt den WeinLetter und werdet sehr gerne aktives Mitglied! (Öffnet in neuem Fenster) Und vor allem:

Trinkt friedlich!

Euer Thilo Knott

„Ein wertiger Wein würde die Arbeit ökonomisch wieder lohnenswert machen“: Steillagen bei Lauffen am Neckar FOTO: LAUFFENER WEINE EG

Das Trollinger-Drama

von Thilo Knott

Wer so diplomatisch spricht, arbeitet entweder für das Auswärtige Amt oder ist Vorsitzender einer Winzergenossenschaft in Württemberg: Der Trollinger, zum Beispiel, ist ein schwieriges Terrain für Diplomaten. Wer hier einen Witz macht, der relativiert ihn als Diplomat gerne mal im nächsten Satz. Wer einen Witz macht der Art: „Wenn man den Trollinger dazurechnen will, dann sind 88 Prozent unserer Rebflächen Rotweine.“ (Witz-Fußnote: Trollinger ist ein Rotwein.) Schiebt dann besser einen Satz hinterher wie: „Wir haben dem Trollinger sehr viel zu verdanken.“

Dietrich Rembold ist Vorstandsvorsitzender der Lauffener Weine eG. 1.200 Mitglieder hat die Genossenschaft. 500 davon bewirtschaften Rebflächen. Die Weinbauern erhalten ein garantiertes Traubengeld von 12.000 Euro pro Hektar plus ein normales Traubengeld für die tatsächliche Ernte. Rembold selbst ist Winzer und liefert an die Genossenschaft, der er ehrenamtlich vorsteht. Sie bauen hier vor allem Rotweine an: Die Spezialität ist Schwarzriesling, der 40 Prozent der Flächen ausmacht, dann kommt Lemberger und nur noch an dritter Stelle Trollinger. 88 Prozent der Rebflächen sind rot. Wenn man Trollinger hinzurechnet.

"Für den Trollinger ist es zu heiß": Dietrich Rembold, Vorsitzender der Winzer*innen-Genossenschaft in Lauffen mit der berühmten Lage Katzenbeißer FOTO: LAUFFENER WEINE EG

Dietrich Rembold muss Diplomat sein, denn er vertritt die Interessen seiner Mitglieder. Es sind ökonomische Interessen, denn die Winzerfamilien leben von der Ernte. Doch in Württemberg haben viele Winzer*innen eine Innovationskraft entwickelt, die die Weine aus „The Land“ in neue Qualitätsebenen gehievt hat. Die Top-Weingüter wie Aldinger, Schnaitmann, Dautel oder Wöhrwag haben den traditionellen Trollinger-Bestand auf ein Minimum reduziert. Sie bestechen heute durch hervorragende Spätburgunder, Lemberger und Rieslinge. Auch schrumpft die Trollinger-Fläche insgesamt: Riesling (2.129 Hektar) hat 2021 Trollinger (2.087 Hektar) sogar an Platz eins abgelöst. Um den Mitgliedern Sicherheit zu geben, müssen sie sich in den Genossenschaften eben auch ständig weiterentwickeln. Das liegt im ökonomischen Interesse.

Dietrich Rembold hat deshalb noch einen Job. Er ist „Leadpartner“ eines Projektes, es heißt: „Steile Weine.“ Und hat den Untertitel: „Starker Wein aus Steilen Lagen – den Klimawandel als Chance für den Weinbau in Terrassenlagen nutzen“. Was sich so sperrig liest wie der Projektantrag, den das Landwirtschaftsministerium bewilligt und mit knapp 500.000 Euro unterstützt, hat es in sich. Es könnte einen der größten Strukturwandel im Weinbau in Württemberg einleiten, gerade weil es von Genossenschaften ausgeht. Um es so zu sagen: Trollinger isch over.

Württemberger Top-Weingüter wie Aldinger, Wöhrwag oder wie hier Schnaitmann haben ihre Trollinger-Bestände auf ein Minimum reduziert. FOTO: WEINGUT SCHNAITMANN

Der Trollinger hat hier in den Steillagen des Neckars nur noch die Tradition auf seiner Seite. Dietrich Rembold sagt: „Für den Trollinger ist es mittlerweile zu heiß.“ Neben den Folgen des Klimawandels ist es noch ein ganz pragmatischer Grund, der gegen den Trollinger spricht. „Trollinger verkaufst du bis 10 Euro – und dann ist Schluss.“ Doch in den Steillagen sind die Kosten mittlerweile viel zu hoch. „Es kostet die vier- bis fünffache Arbeitszeit“, sagt Rembold. „Da lohnt sich die Bewirtschaftung ökonomisch nicht mehr.“ Die Konsequenz: Mittelfristig würden die Betriebe aufgeben und das Kulturgut Steillage brach liegen. Oder? Rembold sagt: „Ein wertiger Wein würde die Arbeit auch ökonomisch wieder lohnenswert machen.“

Das ist der Kern des Projekts: Der Klimawandel und die schwache Rentabilität des Trollingers erfordern eine komplette Neuausrichtung des Weinanbaus – zumal wenn man die Steillagen als Kulturerbe erhalten will. Es bedarf eines gänzlich neuen Premiumwein-Konzepts. Die Anforderungen, die das „Steile Weine“-Projekt definiert, sind dabei nicht ohne: Es sollen hochwertige und produktionssichere Rebsorten sein; es soll ein landestypisch geprägter Weintyp sein, der als Marke attraktiv für Konsument*innen ist, die Herkunft, Handarbeit und Qualität schätzen; es soll ein deutscher Rotwein für das gehobene Preissegment sein – das liegt bei 15 bis 20 Euro.

Das Projekt wird getragen von einem bunten Mix an Beteiligten: Mit dabei sind besipielsweise die Genossenschaften in Lauffen, Besigheim und Brackenheim, Weingüter wie das von Karsten Faschian, die Hochschule Geisenheim oder die Landesversuchsanstalt Obst- und Weinanbau in Weinsberg. Das Projekt ist umfassend und bearbeitet die drei zentralen Weinbereiche: Anbau. Ausbau. Vermarktung.

Der Anbau: Im Projekt wurden Rebsorten definiert, die im Versuchsanbau getestet werden sollten. Die Eignung umfasst einerseits die klimatische Eignung (Hitze, Schädlingsresistenz), andererseits die geschmackliche Eignung (Premiumsegment). Also wurden in den Steilterrassen einerseits internationale Rebsorten gepflanzt. Diese sind: Carménère, Tannat, Marselan, Nero d’Avola, Montepulciano und Teroldego. Es wurde beispielsweise auch Zinfandel angebaut, doch dieser erwies sich als ungeeignet. Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PiWi) wie Satin Noir, Petit Manseng, Sauvignon Gryn und Sauvignac ergänzen das Sortiment. „Sorten, die sich bereits aufgrund ihrer Eigenschaften hervorgehoben haben, werden auch schon kräftig gepflanzt“, sagt Dietrich Rembold. Persönlich ist er überzeugt von Carménère. Der Faktor Regionalität wird mit dem Lemberger abgedeckt.

Das ist der erste Versuchswein im Projekt "Steile Weine": "Cuvée B" aus Weinsberg. Wie sie schmeckt? Die ganze Sensorik gibt's in Teil 2 des Württemberg-Projekts FOTO: THILO KNOTT

Der Ausbau: Carmenère war Bestandteil der ersten Cuvée, die im Projekt „Steile Weine“ ausgebaut wurde. Sie besteht aus Lemberger als Basis, Cabernet Cubin und eben Carménère, die ursprünglich eher im Bordeaux zu finden ist. Die Beteiligten im Projekt haben sich schnell auf eine Cuvée konzentriert, um in das Premiumsegment vorzustoßen. Lemberger garantiert die Regionalität, Cabernet Cubin und Carménère die internationalen Rebsorten, die mit dem Mikroklima der Steillagen besser zurechtkommen. Die Cabernet-Spielarten Cubin oder Franc werden in Weinsberg übrigens schon länger angebaut. Dietrich Rembold erklärt die Idee: „Lemberger brauchen wir für die Fruchtigkeit als Basis. Als Partner sind verschiedene Spielarten der Cabernets, aber auch mal PiWis und die neu gepflanzten mediterranen Sorten am Start.“ Heißt: Im jetzigen Stadium des Projekts gibt es noch eine gewisse Flexibilität, was die Zusammensetzung der Cuvée angeht.

Die Vermarktung: Die große Frage in diesem Projekt lautet: Gibt es einen Markt für einen völlig neuen Premiumrotwein aus Württemberg? Und welche Rebsorten kommen dafür in Frage? Wie ticken Konsument*innen überhaupt? Simone Loose, Leiterin des Instituts für Wein- und Getränkewirtschaft an der Hochschule Geisenheim, hat das ganze Projekt wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse wurden in einer achtteiligen Serie im Deutschen Weinmagazin (Öffnet in neuem Fenster) publiziert. Sie befragte mit ihrem Team Produzent*innen von Premiumrotwein, Absatzmittler*innen sowie Konsument*innen. Lemberger ist wegen seiner regionalen Einzigartigkeit „ein wichtiges Rückgrat“ für ein neues Vermarktungskonzept, schreibt Simone Loose. Die Cuvée wiederum hat den Vorteil, im Premiumbereich nicht allzu großen Jahrgangsschwankungen ausgesetzt zu sein. Bei einer potentiellen Umstellung von 500 Hektar Steillagen gelte: „Hier auf eine einzige Rebsorte zu setzen, ist (…) riskant.“ Zudem kann eine Cuvée neue PiWi-Rebsorten aufnehmen – für einen Zukunftsmarkt unter Bedingungen des Klimawandels. Äußerst spannend sind die sensorischen Untersuchungen. Welche Geschmacksprofile gibt es – und mit welchem könnte die neue Württemberg-Cuvée gewinnen? Die in Weinsberg hergestellten Versuchscuvées wurden verkostet und mit einer Reihe anderer, am deutschen Markt erfolgreicher Cuvées verglichen und auf einer „sensorischen Landkarte“ platziert. Vergleichsweine waren zum Beispiel die Cuvées „Black Print“ oder „Tohuwabohu“ von Markus Schneider, „Petz“ von Oliver Zeter (beide Pfalz), aber auch italienische Cuvées wie „Palazzo Antinori“. Der Markterfolg der Markus-Schneider-Weine basiert auf dem Profil „fruchtig, traubig, süßlich“ (Cluster 1). Die Württemberg-Cuvée tendierte dagegen Richtung „holzig, säuerlich, adstringierend“. Empfohlen wird eine Veränderung in Richtung Cluster 1.

"So hat es das in Württemberg noch nicht gegeben": Die Steillagen entlang des Neckar KARTE: DEUTSCHES WEININSTITUT

Das Projekt endet im Oktober dieses Jahres – und dann? Geht Dietrich Rembold mit seinen Partner*innen an die Umsetzung. Neben dem Anbau der neuen Rebsorten stellt sich zunächst die Frage des Ausbaus. Wird an einem Standort die Infrastruktur mit Maischegärtöpfen für die Cuvée aufgebaut oder an mehreren? Denkbar seien auch mehrere Standorte, an denen sich die Kellermeister regelmäßig austauschen. „Der Umgang ist dabei von Fairness und Offenheit geprägt“, sagt Rembold. Alle Beteiligten wollen dafür eine eigene Firma gründen und die Vermarktung des gemeinsamen Produktes von Genossenschaften und Weingütern zusammenziehen. Während des Projektes sind beispielsweise noch andere Genossenschaften hinzugestoßen – die WG Esslingen oder die Lembergerland Kellerei Rosswag. Rembold sagt: „So hat es das in Württemberg noch nicht gegeben.“

Rembold rechnet 2025 mit dem ersten Verkauf der Steillagen-Cuvée. Bis dahin sollen die Ernten 2023 und 2024 in den Holzfässern reifen. Und was ist das Ziel? „Ab 10.000 Flaschen würde der Verkauf als Wein ohne Herkunft funktionieren“, sagt Rembold. Das ist ihm aber nicht genug. Er glaubt: „30.000 bis 50.000 Flaschen können wir im Idealfall verkaufen.“ Und was, wenn es schief geht? Was ist der Worst Case? „Unsere Weingüter stellen auf neue Rebsorten um und wir bringen die Cuvées nicht los.“ Diplomat, der er ist, sagt er dann: „Das wird aber nicht passieren.“

Mehr lesen zu Württemberger Cuvée? Minister a. D. Franz Untersteller hat für den WeinLetter (Öffnet in neuem Fenster) exklusiv über die Cuvée "Herbst im Park" von Graf Adelmann (Öffnet in neuem Fenster) und die "Traumzeit" vom Staatsweingut Weinsberg (Öffnet in neuem Fenster) geschrieben!

Sieben erstaunliche Erkenntnisse über Markus Schneider, Genossenschaften und München gegen Stuttgart

„Fruchtig, traubig, süßlich, rote Trauben“: Das Projekt "Steile Weine" erklärt auch die hohe sensorische Akzeptanz der Cuvées von Markus Schneider BU: WEINGUT SCHNEIDER

Das vom Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg mit knapp 500.000 Euro geförderte Projekt „Steile Weine“, das das Marktpotenzial einer auf Lemberger basierenden Cuvée im Premiumrotweinbereich analysiert, wurde wissenschaftlich begleitet von der Hochschule Geisenheim – federführend von Professorin Simone Loose. Befragungen von Winzer*innen, Weinhändler*innen und Weinkonsument*innen beförderten Ergebnisse zu Tage, die auch vieles über die Weinbranche insgesamt erzählen. Hier sind die sieben wichtigsten Erkenntnisse:

1. Lemberger hat ein großes Potenzial – hängt aber zu sehr am Trollinger.

„Der Lemberger ist schon eine Traditionssorte. Eine hochwertige! Das geht so in Richtung Spätburgunder oder Syrah. In dieser Liga kann Lemberger mitspielen“, wird ein Produzent zitiert. Die Rebsorte habe aber mit einem Imageproblem zu kämpfen. Was mit einer – Ironie des Schicksals – Cuvée zu tun hat, der Württemberg-Cuvée: Trollinger mit Lemberger. Er bekommt dadurch den Ruf eines „einfachen Alltagsweines“. Der Name stelle „ein Hindernis“ dar, weshalb viele Absatzmittler beispielsweise sagen: Benennt den Lemberger nach dem Vorbild Österreichs um in „Blaufränkisch“.

2. Steillage ist kein Verkaufsargument.

Mosel, aufgemerkt In den Befragungen der Experten*innen aller Absatzkanäle (Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie, Fachhandel) spielt das Merkmal „Steillage“ alleine keine Rolle als „eigenständiges Verkaufsargument“.

3. Vorsicht mit der Versiegelung der Weinflaschen-Etiketten!

In der Studie zu den Württemberger Steillagen wurde abgefragt, ob ein gemeinsames Siegel der Vermarktung zuträglich wäre. Eher nein. 60 Prozent der befragten Fachhändler lehnen ein Siegel zur Kennzeichnung von Steillagen-Weinen strikt ab. Da es auf den Etiketten zu einer „Informationsflut und Disharmonie“ führe. Konsumenten, die im Rahmen der Studie befragt wurden, bestätigten dies: Drei Viertel der Konsument*innen gaben an, sie fühlten sich „von der Vielzahl der Siegel auf Wein und anderen Lebensmitteln verunsichert“.

4. Markus Schneider trifft den Geschmack der Menschen wie kein anderer.

7,3 von 9 möglichen Punkten: Der "Black Print" von Markus Schneider FOTO: WEINGUT SCHNEIDER 

Was macht den Erfolg von Markus Schneider aus? Der Pfälzer Winzer, der in der Branche nicht unumstritten ist, spielt in den Studien zur Württemberger Steillagen-Cuvée eine kleine Nebenrolle. Es wurden von Winzer*innen wie auch Konsument*innen sensorische Profile erstellt, um die Marktchancen der Württemberg-Cuvée einzuschätzen. Und siehe da: Markus Schneider überzeugt in einem sensorischen Cluster, das von den Eigenschaften „Fruchtig, traubig, süßlich, rote Trauben“ geprägt ist. (Im Gegensatz zum Geschmackscluster „Holzig, säuerlich, adstringierend“.) Hier erhalten die Cuvée „Black Print“ (7,3 von 9 möglichen Punkten) und „Tuhuwabohu“ (6,9 von 9 Punkten) die Bestnoten. Gerade der große Markterfolg des „Black Print“, schreiben die Autorinnen der Studien, erkläre sich „neben gutem Branding und hoher Distribution auch auf breiter sensorischer Akzeptanz“.

5. Die Preis-Linie liegt bei zehn Euro.

Welches Einkaufsverhalten haben Käufer*innen von Rotweinen? Professorin Simone Loose und Sensorikexperte Martin Kern von der HS Geisenheim haben das über Käufer*innen-Umfragen abgefragt, weil der Preis für die Württemberger Premium-Cuvée ja auch einen Markt finden muss. Der Anteil der Konsument*innen, die einmal im Monat Rotwein zwischen 10 und 20 Euro kaufen, liegt bei lediglich 23 Prozent. Die Wissenschaftler*innen reduzieren das Potential zudem mit der Annahme, dass sich Konsument*innen bei der Preisbereitschaft in der Tendenz überschätzen. Es gebe die „Preisschwelle von 10 Euro im deutschen Weinmarkt“.

6. München trinkt komplett anderen Wein als Stuttgart.

Die Münchner sind aufgeschlossener gegenüber internationalen Rebsorten als die Stuttgarter und würden diesbezüglich im Premiumrotweinbereich kaufen. Laut den Geisenheimer Umfragen sind die drei Top-Rebsorten in der bayerischen Hauptstadt: Merlot, Cabernet Sauvignon und Spätburgunder. Bei den Schwaben sind es: Lemberger, Trollinger und Spätburgunder. Noch ein Unterschied, der sich aus der Internationalität ergibt: Münchner sind Cuvées gegenüber deutlich aufgeschlossener, 41 Prozent würden eine solche im Bereich 20 Euro kaufen. In Stuttgart sind es nur 3 Prozent. Ähnlich sieht es bei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten aus (44 Prozent zu 5 Prozent).

7. Ein Hoch auf die Genossenschaften.

"Heute wieder modern geworden": Der Ruf ist viel schlechter als das tatsächliche Image von Genossenschaften. Hier sieht man die Lage "Enzhälde" der Genossenschaft in Besigheim FOTO: FELSENGARTENKELLEREI BESIGHEIM

Genossenschaften haben den Ruf, viele Rebsorten zu hegen, ein großes Sortiment zu pflegen – und deshalb eher langweiligen Konsens-Wein zu produzieren. Anders als die selbstvermarktenden Weingüter, zumal wenn sie in Netzwerken sind wie dem VDP, die für hohe Qualität stehen. Ist das so? Weil das Württemberger Projekt „Steile Weine“ maßgeblich von Genossenschaften (u. a. Lauffener Weingärtner, Felsengartenkellerei Besigheim, Weingärtner Stromberg-Zabergäu) getragen wird, wurde das Image von Weingenossenschaften abgefragt. Die Einstellung ist durchweg positiv: Die Mitglieder tragen „gemeinsam zum Erhalt der Weinlandschaft bei“. Durch „soziale Nachhaltigkeit“ sind „die Genossenschaften heute wieder modern geworden“. Das findet eine große Mehrheit der Befragten genauso wie den Satz: „Die Weinqualität in Genossenschaften ist genauso hoch wie die von Weingütern.“

Du willst mehr lesen über Trollinger? Der WeinLetter hat sich schon einmal mit dem Württemberger Saufwein befasst. Es gibt da auch sechs Tipps für wirklich gute Trollinger! (Öffnet in neuem Fenster)

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