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Queerer Kanon #12: Die Besonderheiten Queerer Geschichte & Klassiker

Liebe Leser*innen,

der Fokus dieser zwölften Ausgabe unseres Newsletters liegt vor allem auf queerer Geschichte. Dass es queere Menschen und queere Literatur immer schon gegeben hat, ist so unstrittig wie die traurige Tatsache, dass die Spuren queeren Lebens oft nicht gespeichert oder gar ausgelöscht werden.

Die wachsende Anzahl an queer- und transphoben Gesetzen in einigen US-Bundesstaaten, welche unter anderem queere Literatur aus Bibliotheken verbannen, die reine Thematisierung queerer Existenzen in Schulen unter Strafe stellen, sind nur eines von vielen Beispielen, die aufzeigen, dass die Sicherheit unserer Geschichte und unserer Geschichten oftmals prekär ist.

Doch es gibt auch Gründe zur Hoffnung und Freude. In diesem Jahr jährt sich unter anderem die Gründung des Spinnboden Lesbenarchivs zum 50. Mal. Darüber hinaus hat der Historiker Benno Gammerl dieser Tage das erste populäre Sachbuch zur queeren Geschichte Deutschlands ab dem Kaiserreich veröffentlicht.

Zur Veröffentlichung haben wir ihn interviewt und mit ihm über die Möglichkeiten einer queeren Geschichtsschreibung gesprochen. Daran anschließend beschäftigt sich Tobi mit den Besonderheiten queerer Geschichte und Archivologie.

In unseren Literaturvorstellungen widmen wir uns in diesem Monat drei queeren Klassikern: Marlon stellt Alison Bedchels Graphic Novel Fun Home sowie zwei Erzählungen Hervé Guiberts vor, während Tobi sich einem von Linda Rosenkrantz festgehaltenen Gespräch mit Peter Hujar annimmt.

Zum Abschluss empfehlen wir euch noch ein Interview mit dem Schwarzen schwulen Künstler und Aktivisten Isaac Julien, Regisseur des Klassikers Looking for Langston, sowie einen längeren Text über Hervé Guibert.

Diesen Monat waren wir zudem im Buchplausch-Podcast zu Gast und haben mit den Moderatorinnen Anja und Anne über den queeren Kanon, queere Literatur(-geschichte), Sichtbarkeit und Lieblingsbücher gesprochen (die Folge findet ihr hier (Öffnet in neuem Fenster)).

Wie immer freuen wir uns auf euer Feedback, eure Fragen, Vorschläge und Kommentare.

Tobi & Marlon

"Die Dinge lagen nicht schon immer so wie heute. Und deswegen müssen sie auch nicht immer so bleiben." - Ein Gespräch mit dem Historiker Benno Gammerl

Benno Gammerl: Queer: Eine Deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis Heute (erschienen im Hanser Verlag) (Öffnet in neuem Fenster)

Mit Queer: Eine Deutsche Geschichte vom Kaisserreich bis Heute legt der Historiker Benno Gammerl das erste populäre Sachbuch vor, das einen Überblick über die Geschichte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* und Inter*personen in Deutschland vom späten neunzehnten Jahrhundert bis in die Gegenwart gibt.

Vor zwei Jahren veröffentlichte er mit anders fühlen bereits die erste Emotionsgeschichte schwulen und lesbischen Lebens in der Bundesrepublik. Benno Gammerl lehrt und forscht als Professor für Gender- und Sexualitätengeschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz.

Zur Veröffentlichung von Queer haben wir ihn interviewt.

1. Sie schreiben im Buch unter anderem auch über queere Zeitläufe, die bei Geschichtsschreibungen zentral sind. Es geht nicht um ein klassisches, chronologisches Fortschrittsnarrativ. Zudem gibt es in den Queer Studies die Idee einer queeren Zeitlichkeit (bspw. bei Jack Halberstam), die unter anderem losgelöst von der Reproduktion ist. Müssen wir Zeit anders verstehen, um queere Geschichte erzählen/erfassen zu können?

Das ist eine große Frage. Mein Buch präsentiert kein lineares Fortschrittsnarrativ, aber der Übersichtlichkeit halber geht es doch chronologisch vor. Ich würde auch nicht sagen, dass queere Zeitlichkeit losgelöst ist von der Reproduktion. In diesem Punkt bin ich anderer Meinung als Lee Edelman, der in seinem Buch „No Future“ argumentiert, dass die Zukünftigkeit, die im heteronormativen Kontext mit der Figur des Kindes verbunden sei, das queeren Wünschen nicht bestimme. Edelman spricht dann vom Todestrieb und solchen Sachen. Ich finde den dagegen erhobenen Einwand überzeugend, dass eine solche Umkehr der zukunftsorientierten Zeitlichkeit unter anderem aus einer Queer of Colour Perspektive keinen Sinn ergibt. Da geht es zuerst ums Überleben, und nicht ums Sterben-Wollen.

Außerdem gab und gibt es ja auch im queeren Kontext Generationen von Aktivist*innen, die sich miteinander verbinden, Erfahrungen austauschen und weitergeben. Deswegen finde ich das Konzept von queer kinship, so wie es unter anderen Jennifer Evans diskutiert, sehr spannend. Queere Verwandtschaft würde das im Deutschen wohl heißen. Queere Zeitlichkeit wäre dann nicht das Gegenteil einer heteronormativ-reproduktiven Zeitlichkeit, sondern sie würde mit Differenzen und Abweichungen ein anderes, sozusagen quer und daneben liegendes temporales Verlaufen und Verspringen ermöglichen.

Carolyn Dinshaws Konzept des queer touch across time, der queeren Berührung über zeitliche Abstände hinweg, halte ich deswegen im historischen Sinn für produktiver als die Ansätze von Edelman oder Halberstam. Etwas in diese Richtung habe ich im Buch versucht. Da schieben sich Zeitebenen übereinander: Die Verfolgung von gleichgeschlechtlich begehrenden und gender-nonkonformen Menschen im Nationalsozialismus erscheint im Licht der seit den 1980er Jahren entwickelten Praktiken des Gedenkens und der jüngsten Konflikte darüber, an wen wie erinnert werden sollte.

Und dieser Streit verknüpft sich wiederum mit der in den Nachkriegsjahren in West wie Ost verweigerten Anerkennung von LSBTI* Personen als Opfer des Nationalsozialismus. So kann die queere Geschichte die gängige Vorstellung von Zeit als geregeltem Vergehen produktiv verwirren.

2. Queeres Leben und Kultur hinterlassen oft nur flüchtige Spuren, auch weil sie mitunter im Verborgenen stattfinden und / oder von offiziellen Institutionen wie Archiven und Museen selten gesammelt werden. Vor welche Herausforderungen stellt dies eine queere Geschichtsschreibung?

Ja, da haben lesbische, schwule und queere Historiker*innen seit den 1970er Jahren viel Recherche- und Sammelarbeit geleistet, Archive aufgebaut, ein Forschungsfeld entwickelt. Heute gibt es Bestände, auf die man zurückgreifen kann. Es gibt Initiativen wie das Netzwerk Museen Queeren Berlin, QueerSearch, den Dachverband deutschsprachiger queerer Archive, Bibliotheken und Sammlungen, oder das DFG-Netzwerk Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa. Kein Vergleich zur Situation von 50 Jahren.

Trotzdem bleibt es schwierig, gerade den Aspekten queeren Lebens nachzuspüren, die sich bewusst im Unauffälligen oder im Halbdunkel bewegten. Die Oral History bietet da spannende Möglichkeiten, also das Gespräch mit Menschen, die beispielsweise die 1950er oder die 1970er Jahre durchlebt haben. Oder die Taktiken der critical fabulation, also der kritischen Spekulation, die Saidiya Hartman vorschlägt, um Geschichten wieder zu finden, die die offiziellen Institutionen der Erinnerung übergangen haben und verschwinden ließen.

3. Ihr vorheriges Buch war eine Emotionsgeschichte. Ist für die Beschreibung und Erfassung queerer Geschichte ein stärkerer Blick auf Affekte und Emotionen notwendig?

Für jede gute Geschichte ist es notwendig, oder zumindest hilfreich, Gefühle in den Blick zu nehmen. Wut, Angst und so weiter machen Geschichte und haben eine Geschichte, auch jenseits des Queeren. Das Fühlen bewegt sich in den Grenzbereichen zwischen dem Körperlichen und dem Gesellschaftlichen, zwischen Natur und Kultur. Die Emotionen folgen ein Stück weit den sprachlichen Mustern, die uns zur Verfügung stehen, um sie auszudrücken. Aber gleichzeitig fordern sie unser Vokabular, unser Begreifen immer wieder heraus.

Gerade gleichgeschlechtlich begehrende Menschen erzählen oft davon, dass sie als junge Menschen etwas empfanden, das sie selbst nicht verstehen konnten. Generell können wir unser eigenes Fühlen meist nicht komplett begreifen. Diese Einsicht hilft auch bei der Verabschiedung von der klassisch modernen Vorstellung vom souveränen Subjekt, das sich selbst durchschauen kann. Wir sind nie souverän gewesen, könnte man sagen. Und das hat mit den bio-kulturellen Phänomenen zu tun, die unser Leben prägen.

Dazu gehört neben den Gefühlen auch die Sexualität. Die Beschäftigung mit dem Gefühlsleben von Schwulen und Lesben in der Bunderepublik hat mir zudem gezeigt, wie wichtig Ambivalenzen, zwiespältige Gefühlslagen für die queere Geschichte und Gegenwart sind. Ebenso wenig wie früher alles nur dunkles Leid war, löst sich heutzutage alles in sonnendurchstrahltem Wohlgefallen auf.

4. Sie beginnen ihr Buch mit der Zeit des Deutschen Kaiserreichs, als die erste Homosexuellenbewegung entstanden ist und dementsprechend auch ein Verständnis von einer kollektiven Identität, die Sexualität und Geschlecht in ihr Zentrum stellt. Denken Sie, es ist möglich, eine queere deutsche Geschichte vor diesen Ereignissen zu rekonstruieren?

Aber unbedingt. Es gibt großartige queere Geschichten zur frühen Neuzeit, zum Mittelalter oder zur Antike. Die Mittelalterhistorikerin Carolyn Dinshaw habe ich schon erwähnt. Da bewegt man sich dann jenseits der Unterscheidung von Hetero- und Homosexualität. Aber es gab trotzdem Frauen, die mit Frauen schliefen, Männer, die weibliche Kleidung trugen, Hermaphroditen und andere Menschen, die wir heute als queer bezeichnen würden.

Und die Kategorien und Konzepte, die damals verwandt wurden, um diese Phänomene zu begreifen, waren ganz andere als die heutigen. Die übrigens auch andere sind als die, die in den 1970er oder den 1920er Jahren gängig waren. Queere Geschichten, die weiter zurückblicken, zeigen, dass ganz andere Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität möglich und denkbar sind. Das ist der historische Optimismus: Die Dinge lagen nicht schon immer so wie heute. Und deswegen müssen sie auch nicht immer so bleiben.

5. Gibt es queere deutsche Literatur, die Ihrer Meinung nach integraler Bestandteil der deutschen queeren Geschichte ist?

Klar gibt es die. Einiges wird im Buch ja auch erwähnt. Anna Elisabet Weirauchs Romantrilogie Der Skorpion zum Beispiel, ganz entscheidend für das Selbstverständnis frauenliebender Frauen, die sich in den Weimarer Jahren mitunter als Skorpiongeborene bezeichneten. Oder Klaus Manns Der fromme Tanz (1925) und Stefan Zweigs Verwirrung der Gefühle (1927). John Henry Mackays Der Puppenjunge (1926), ebenfalls aus den 1920er Jahren, ein Roman über die Liebe zwischen einem jungen Mann und einem Sexarbeiter, gehört nicht zum gängigen Kanon, aber fand in seiner Zeit ein großes Publikum.

Nach 1945 schrieben Rolf Italiaander und Hanns Henny Jahnn wichtige Bücher, dann ab den 1970er Jahren Hubert Fichte und Verena Stefan, oder Ralf König. Das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt. Oft waren queere Literaturen im Populären angesiedelt, kamen als Broschüren oder Groschenhefte heraus, wie die sogenannte Lesbian Pulps der 1950er Jahre. Vieles davon ist heute kaum mehr bekannt und es würde sich in jedem Fall lohnen, da weiter zu suchen und nachzulesen.

Vielen gleichgeschlechtlich begehrenden und gender-nonkonformen Menschen boten solche Lektüren Spielfelder der Vorstellungskraft, auf denen sie andere Selbstentwürfe und Praktiken des Intimen erproben konnten. Literaturen eröffneten Möglichkeitsräume und sie tun das auch heute noch.

Fabelhafte Explosionen, flüchtige Spuren: Besonderheiten der queeren Geschichtsschreibung und Archivologie

"Queeres Leben ist voll von Beispielen fabelhafter Explosionen, die kaum oder gar keine erkennbaren Spuren hinterlassen haben oder deren dokumentarische und artefaktische Überreste nie systematisch zusammengetragen oder angemessen konserviert wurden."

Diese Beobachtung Gayle Rubins (Öffnet in neuem Fenster) beschreibt ziemlich gut die zentrale Schwierigkeit queerer Geschichtsschreibung. Im Vergleich zu anderen Formen der Geschichte kann eine queere Historiographie nur sehr begrenzt auf institutionelle Archive und verfügbare Erinnerungsstücke zurückgreifen.

Dies liegt zum einen daran, dass Queers als marginalisierte Minderheit vielerorts lange kriminalisiert wurden bzw. werden, sodass sichtbare Zeugnisse ihres Lebens, ihrer Erfahrung(en) stets mit der Gefahr der Entdeckung und Bestrafung einhergingen und gehen. Zum anderen haben staatliche und andere institutionelle Archive häufig keine queeren Archivalien gesammelt, da sie diese aus verschiedenen Gründen für nicht relevant hielten, ihre Sammlungen am linearen heteronormativen Fortschrittsnarrativ geschult waren und teilweise auch weiterhin sind.

Dementsprechend sind die Spuren queeren Lebens oftmals nicht sofort auffindbar. Ihnen geht häufig die Materialität der Dokumente ab, die man gemeinhin in klassischen Archiven findet. Vielmehr handelt es sich häufig um Momentaufnahmen, Gesten, flüchtige Rückstände, für die es ein Gespür zu entwickeln gilt. Der kubanoamerikanische Performance- und Kulturwissenschaftler José Esteban Muñoz (Öffnet in neuem Fenster) bezeichnete diese Spuren als "ephemera" und betrachtete sie als Be- und Nachweise queerer Existenz.

Eine Perspektive, die auch die Philologin Ann Cvetkovich im Rahmen ihres Buches An Archive of Feelings: Trauma, Sexuality, and Lesbian Public Cultures (Öffnet in neuem Fenster) einnimmt, in dem sie die zentrale Bedeutung von Gefühlen und Affekten für queere Archive betont. Wer sich mit queerer Geschichte auseinandersetzt, sie sichtbar machen will, muss den Blick also auf diese flüchtigen Spuren richten, die ihre Protagonist*innen hinterlassen haben.

Diese "ephemera" sind meist subjektiv, es handelt sich bei ihnen beispielsweise um Gerüchte, Performances, Flyer, "Überreste, die als verstreute und fragmentarische Behältnisse die Aura des Entschwundenen scheinbar bewahren", wie Gabriele Brandstetter es treffend zusammenfasst. Eine queere Historiographie und Archivologie ist folglich mit der Spurensuche befasst und dementsprechend mit der Archäologie verwandt.

Diese Spurensuche ist nicht nur topologisch im Sinne einer Kartographie von Beziehungen und Netzwerken zu begreifen, sondern auch als nicht-chronologisch. Denn Queerness produziert, bzw. unterliegt, oftmals anderen, eigenen Zeitlichkeiten. Der Queer-Theoretiker Jack Halberstam (Öffnet in neuem Fenster) sieht sie etwa als "losgelöst von der heteronormativen, reproduktiven Zeitlichkeit, die alle Vorstellungen des (Hetero-)Normalen und der Respektabilität aufrechterhält."

Benno Gammerl hingegen sieht in queere Zeitlichkeit in Bezug auf Jennifer Evans queer-kinship-Konzept, einer Art queerer Verwandschaft, "nicht das Gegenteil einer heteronormativ-reproduktiven Zeitlichkeit." Vielmehr würde sie "mit Differenzen und Abweichungen ein anderes, sozusagen quer und daneben liegendes temporales Verlaufen und Verspringen ermöglichen." 

Zwar sind queere und heteronormative Zeitläufe an einigen Stellen miteinander verwoben. Sie verlaufen jedoch nicht parallel. Dies hat auf schmerzliche Weise die AIDS-Epidemie in den 1980ern- und frühen 1990ern-Jahren aufgezeigt. Das massenhafte Sterben junger queerer Menschen und der reaktionäre Backlash, durch den viele mühsam erkämpfte Fortschritte zunichte gemacht wurden, zeigten, dass queere Zeitläufe nicht als chronologische Fortschrittsgeschichte zu denken sind.

Die AIDS-Ära war sozusagen eine Stunde Null in der queeren Zeitrechnung. Sie hatte direkten und indirekten Einfluss auf zwei konträre Ansätze, die in der Queer Theory der Neunziger- und Nullerjahre entstanden: Der "anti-relational / anti-social turn", der vor allem mit Leo Bersani (Öffnet in neuem Fenster) und Lee Edelman (Öffnet in neuem Fenster) verbunden wird und ein queerer Utopismus, zu dessen bekanntesten Fürsprecher*innen die bereits erwähnten José Esteban Muñoz und Jack Halberstam gehörten.

Erstere argumentierten dafür, dass Queers sich in ihrer Außenseiterposition einrichten sollten, statt sich dem heteronormativen Mainstream anzubiedern. Queere Politiken, etwa der Einsatz für die Privilegien Heterosexueller wie die Ehe oder die Möglichkeit, Kinder aufzuziehen, so der Tenor, führten schlussendlich nur zu einer Assimilation. Die Zukunft, so Edelman, sei die Domäne der heterosexuellen Prokreation, symbolisiert in der Figur des Kindes, von der man sich abwenden solle.

Die Utopist*innen kritisierten diese Perspektive wiederum als zu pessimistisch und bemängelten ihre fehlende Intersektionalität. So konstatierte Muñoz unter anderem, dass sich nur diejenigen bequem in ihrem Status-quo außerhalb des heteronormativen Mainstreams einrichten könnten, die ohnehin in einer privilegierten Situation lebten, also nicht von anderen Diskriminierungen wie Rassismus oder Klassismus betroffen seien. Muñoz und seine Mitstreiter*innen sahen im Blick auf die flüchtigen Spuren der Vergangenheit die Chance, eine queere Zukunft zu imaginieren, eine Art Möglichkeitshorizont.

Archive und mit ihnen Historiographien sind - folgt man Muñoz - immer Fiktionen. Niemand wisse dies besser als Queers, so der Kubanoamerikaner, "die mit der Fiktion einer gesellschaftlich vorgeschriebenen Heterosexualität zurechtkommen mussten." Dementsprechend gehört der Entwurf alternativer Genealogien und Narrative zu den ureigensten Praktiken queerer Kultur.

Als Beispiele hierfür können etwa das von Monique Wittig und Sande Zeig 1976 veröffentlichte alternative Wörterbuch Brouillon pour un dictionnaire des amantes (in der deutschen Übersetzung von Gabriele Meixner/ Verena Stefan 1983 als Lesbische Völker: Ein Wörterbuch erschienen) sowie Larry Mitchells ein Jahr später publizierte Fabel The Faggots and Their Friends Between Revolutions (Öffnet in neuem Fenster) gelten.

Beide entwerfen am Vorabend der AIDS-Krise queere Genealogien, die lust- und humorvolle Gegenentwürfe zur heteronormativen Gesellschaft bilden und Leser*innen dazu einladen, sich in ihnen zu verorten. Wittigs und Zeigs Vorgehen wurde jüngst im Rahmen von Eva Tepests und Lynn Takeo Musiols dyke-doggischer Enzyklopädie aufgegriffen, die in Tepests Essay-Band Power Bottom (Öffnet in neuem Fenster) (2023) erschienen ist.

Anhand der historiographischen Aufarbeitung der AIDS-Epidemie, die sich unter anderem in Veröffentlichungen wie Sarah Schulmans Let the Record Show (Öffnet in neuem Fenster) (2021) niederschlägt, verdeutlicht sich zudem, dass eine queere Geschichtsschreibung für diejenigen, die sie unternehmen, auf affektiver wie emotionaler Ebene herausfordernd sein kann. Die queere US-amerikanische Philologin Heather Love fasst dies sehr treffend zusammen:

"Für Gruppen, die durch historische Verletzungen entstanden sind, besteht die Herausforderung darin, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, ohne von ihr zerstört zu werden."

Dieses "Feeling Backward", wie Love es in ihrem gleichnahmigen Buch (Öffnet in neuem Fenster) nennt, geht zurück an die Wunden, die Queers und der queeren Bewegung(en) zugefügt wurden und argumentiert, dass eine bessere Zukunft nur möglich ist, wenn sie adressiert werden.

Eine an Muñoz und Love geschulte Historiographie queeren Lebens und queerer Kultur im Deutschland der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, die auch die Wunden der Vergangenheit in den Blick nimmt, ist aktuell im Münchner NS-Dokumentationszentrum zu sehen. Die Ausstellung TO BE SEEN. Queer Lives 1900-1950 (Öffnet in neuem Fenster) und der von Karolina Kühn und Mirjam Zadoff herausgegebene begleitende Katalog (Öffnet in neuem Fenster), der neben Fotografien eine Vielzahl sehr informativer Essays verschiedener Autor*innen enthält, sind nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet.

Von der "Selbstermächtigung", die sich mit dem Beginn queerer Emanzipation in Deutschland beschäftigt über die frühe Sexualwissenschaft im Abschnitt "Wissen, Diagnose, Kontrolle" bis hin zu Körperbildern und dem Leben während der NS-Diktatur, wird ein vielschichtiges Kaleidoskop queeren Lebens entworfen. Geschichte besteht hier vor allem aus einzelnen Geschichten, die Zeitläufe werden miteinander verflochten, Gegenwart und Vergangenheit legen sich übereinander, ragen ineinander hinein.

Benno Gammerls bereits vorgestelltes Buch Queer: Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute ist zwar chronologisch aufgebaut, legt jedoch die Zeitebenen neben- und übereinander und macht so Bezüge und (Dis-)Kontinuitäten sichtbar. Wiewohl Gammerl auch diagnostiziert, dass die queeren Zeitläufe oft mit den "vermeintlich größeren Linien der deutschen Geschichte verwoben sind".

Neben diesen Veröffentlichungen sind in den vergangenen Jahrzehnten eigene queere Archive entstanden. Oftmals nahmen sie ihren Beginn als counter-archives, Gegen-Archive, deren Gründung notwendig war, da die klassischen institutionellen Archive nur wenige bis gar keine Spuren queeren Lebens enthielten. Zu den Gegen-Archiven im deutschsprachigen Raum zählen unter anderem das Schwule Museum* (Öffnet in neuem Fenster) (1985 gegründet) und das Spinnboden Lesbenarchiv (Öffnet in neuem Fenster) (1973 gegründet).

Obgleich beide inzwischen als queere Institutionen gelten, sind sie nach wie vor auf Spenden und ehrenamtliche Unterstützer*innen und Mitarbeiter*innen angewiesen. Denn queere Archivologie und Historiographie wird immer noch vor allem von Queers selbst betrieben. Folgt man einer Beobachtung Sara Ahmeds, lässt sich dieser Umstand damit erklären, dass queere Archive in erster Linie Archive des Ephemeren und nur möglich sind, "weil Queers auf das Flüchtige, auf das Flimmern, auf die Bedeutung dessen, was ankommt, um dann wieder zu verschwinden, eingestellt sind."

Darin mag ohne Zweifel viel Wahrheit stecken. Konkret fehlt es aber nach wie vor an vielen Stellen an einem Bewusstsein für die Bedeutung der Sicherung von Spuren queeren Lebens. Sowohl als Identifikationspotenziale für Queers selbst als auch als Zeugnisse einer pluralistischen Gesellschaft. Ein Umstand, den Veröffentlichungen wie die Gammerls und des NS-Dokumentationszentrums sichtbar machen. (Tobi)

Over the Rainbow: Queere Klassiker

Alison Bechdel: Fun Home: A Tragicomic

Fun Home: A Tragicomic ist einer der Klassiker der lesbischen und der queeren Literatur. Alison Bechdel vereint in ihrem erstmals 2006 erschienenen Buch die Form der Memoiren und die der Graphic Novel, um über Identität, Sexualität, Trauer und die schwierige Liebe zu ihrem Vater zu schreiben, einem emotional kalten Mann, der viele Geheimnisse hütet.

Das Leben der Bechdels in ihrer viktorianischen Villa in einer Kleinstadt in Pennsylvania ist ungewöhnlich. Das Skurrile und das Absurde, unterdrückte Sexualität, die Allgegenwart des Todes – es scheint aus den Versatzstücken des American Gothic zusammengesetzt zu sein. Der Vater ist ein kontrollierender Tyrann, besessen davon, das Haus mit bescheidenen Mitteln zu renovieren, ja, zu perfektionieren. Er lehrt Englisch an der High School und ist der lokale Bestattungsunternehmer. Der Tod ist allgegenwärtig und wird doch mit Ironie auf Abstand gehalten.

Trotz der allgegenwärtigen Präsenz des Vaters im Haus, ist er doch abwesend. Alison und ihre beiden Brüder kennen den Mann kaum: „He was an alchemist of appearance, a savant of surface, a Daedalus of decor.” Das wird umso deutlicher, als sich Bechdel während ihres Studiums als lesbisch outet. Die Reaktion ihrer Mutter ist verhalten – denn, wie sie ihrer Tochter gesteht, Bechdels Vater hatte vor und während ihrer Ehe zahlreiche Affären mit Männern.

Zu einer Aussprache kommt es nicht – Bechdels Vater stirbt bei einem Unfall. Zumindest lautet so die offizielle Todesursache. Doch sie ist überzeugt, dass ihr Vater sich umgebracht hat. Mit seinem Tod beginnt der Versuch, ihn und damit auch sich selbst zu verstehen.

Bechdel nutzt die Literatur, um sich ihrem Vater zu nähern, ihn irgendwie zu fassen zu bekommen. Literarische Verweise auf Proust oder die Odyssee sind der Versuch, sich selbst eine Geschichte über ihren Vater zu erzählen. Denn wie die Helden Homers ist auch er eine Legende, ein Mythos. Der Verweis auf das Fiktionale ist Beweis dafür, dass sie sich der Wahrheit ihres Vaters nur nähern, sie aber nie ganz wird erreichen können.

Einer Odyssee gleicht auch die Erkundung der eigenen Sexualität. Es sind die Frauen (und Männer), die vor ihr da waren, die ihr diese Reise zu sich selbst ermöglichen. The Well of Loneliness, Rubyfruit Jungle, Orlando und auch Maurice – während ihres Studiums durchforstet Bechdel die Bibliothek auf der Suche nach Büchern mit dem Schlagwort ‚Homosexualität‘. Literatur ist hier der Schlüssel zu einer kollektiven Identität. Es ist nur folgerichtig, dass Bechdel sich durch den Kanon der queeren Literatur liest und nun selbst Teil davon ist.

Trotz aller Gegensätze teilen Bechdel und ihr Vater mehr als ihre Homosexualität miteinander. In ihrem Unterfangen, ihren Vater nach dessen Tod näher zu kommen, ist stets eine gewisse Distanz zu spüren. Die gleiche Distanz, mit der auch dieser seinen Mitmenschen begegnet ist. Diese Distanz gibt Fun Home stellenweise gar einen essayistischen Charakter und auch darin liegt die Stärke von Bechdels Geschichte. Sie bleibt stets subjektiv, sie maßt sich nicht an, für ihren Vater sprechen zu können.

Und auch das Besessene ihres Vaters findet sich in den Zeichnungen Bechdels wieder. Immerhin sechs Jahre hat der Entstehungsprozess von Fun Home gedauert, auch weil Bechdel auf selbstgemachte Fotografien zurückgegriffen hat, die ihr als Vorlage dienten. Mit der gleichen Detailversessenheit, mit der ihr Vater das Fun Home eingerichtet hat, hat Bechdel die Panels ihrer Graphic Novel gezeichnet.

Fun Home macht seinen Namen alle Ehre: Bechdel zeichnet das tragisch-komische Portrait einer dysfunktionalen Familie, die gerade wegen ihrer Unzulänglichkeiten umso vertrauter wirkt. Die Geschichte zeichnet sich vor allem auch dadurch aus, dass Bechdel ihren Vater weder verdammt noch vergöttert. Die Erkenntnis, dass Liebe komplex ist und sich nicht auf eine einfache Wahrheit herunterbrechen lässt, mag banal erscheinen, ist hier aber eine komische wie zärtliche Geschichte, die durchaus erkenntnisreich ist. 

Eine Neuauflage der deutschen Übersetzung von Sabine Küchler und Denis Scheck ist in diesem März bei Kiepenheuer & Witsch erschienen (Öffnet in neuem Fenster). (Marlon)

Linda Rosenkranz: Peter Hujar's Day (erschienen bei Magic Hour Press) (Öffnet in neuem Fenster)

Dem US-amerikanischen Fotograf Peter Hujar begegnet man in der queeren Literatur immer wieder. Er war unter anderem mit Susan Sontag, Fran Lebowitz, und Linda Rosenkrantz befreundet, die er fotografierte und für deren Autor*inneporträts er verantwortlich war. Eine Zeit lang war er der Geliebte David Wojnarowicz' mit dem ihn bis zu seinem Tod eine enge Freundschaft verband. Wojnarowicz beschrieb Hujars Sterben an AIDS in seinem Essay Living Close to the Knives.

In den 2010er-Jahren erlangte Hujar durch Hanya Yanagihara erneut (queer-)literarische Bekanntheit. Letztere verwendete dessen Fotografie Orgasmic Man (1969) für das Cover ihres Bestsellers A Little Life (2015). In Linda Rosenkrantz 2021 herausgegebenem Band Peter Hujar's Day kommen die Leser*innen ihm sehr nahe, folgen sozusagen seinen eigenen Worten.

Denn Rosenkrantz' Konzept, das ihrem Buch Talk (1975) entstammt, ist so einfach wie genial: Sie bittet Hujar an einem bestimmten Tag, dem 18. Dezember 1974, alles zu notieren, was er vom Aufstehen bis zum Schlafengehen gemacht hat. Hujar willigt ein. Doch dann vergisst er, sich Notizen zu machen. Rosenkrantz ruft ihn an, er fertigt ein Erinnerungsprotokoll an und erzählt ihr seinen Tagesablauf danach via Telefon.

Peter Hujar's Day ist das Gesprächsprotokoll ebenjenes Telefonats. Darin treffen wir unter anderem auf Allen Ginsberg, Susan Sontag und Fran Lebowitz. Es wird geklatscht, diskutiert, warum eine Couch zentral ist, um Sex zu haben und die körperlichen Veränderungen des Alters beklagt. All das mit großer Vertrautheit und beschwingter Leichtigkeit.

Hujar erweist sich im Gespräch als wacher Geist, der seine Umgebung genau wahrnimmt, kritisch mit sich selbst ist und ein Auge für die Besonderheiten des Alltäglichen hat. Man merkt Rosenkrantz' Buch an, dass die beiden eine lebenslange enge Freundschaft verband. Nichts wirkt gekünstelt, vielmeher entsteht der Eindruck, zufällig einem Gespräch beizuwohnen, ohne dass es voyeuristisch wird.

Ganz nebenbei entwickelt sich im Hintergrund ein Porträt des New Yorks der Mittsiebzigerjahre, in dem die Stadt weit weg von Gentrifizierung und Respektabilität war. Abgerundet wird Peter Hujar's Day von einem informativen, persönlichen Vorwort Stephen Kochs, den einst Susan Sontag mit Hujar bekannt machte und der dessen Erbe verwaltet.

Und so ist Rosenkrantz' Buch eine Zeitkapsel, in der einer der stilprägendsten Fotografen des zwanzigsten Jahrhunderts als Mensch hervortritt. Ein Teil queerer Geschichte, der so berührend wie heutig wirkt. (Tobi)

Hervé Guibert: Verrückt nach Vincent / Reise nach Marokko (aus dem Französischen Von JJ Schlegel, erschienen im Albino Verlag) (Öffnet in neuem Fenster)

Die beiden autofiktionalen Erzählungen Verrückt nach Vincent (1989) und Reise nach Marokko (1982) legen Zeugnis ab von der Obsession Hervé Guiberts gegenüber dem jungen Vincent, die ihn viele Jahre bis fast zu seinem Tod verfolgt hat. Im Albino Verlag sind beide Erzählungen, in der Übersetzung von JJ Schlegel, erstmals gemeinsam erschienen.

„Was war es? Eine Leidenschaft? Eine Liebe? Eine erotische Zwangsvorstellung? Oder eine meiner Erfindungen?“

Was die Texte eint, ist mehr als ihr Sujet, es ist auch ihre Form: Beide gleichen sie einem Tagebuch, bestehend aus oft skizzenhaften Szenen, die zu perfekt erscheinen, um einfach runtergeschrieben worden zu sein. Doch Guibert hat dieses Schreiben – in Anlehnung an Thomas Bernhard und Roland Barthes – jahrelang mit seinen Tagebucheinträgen perfektioniert. Und so verwundert es auch kaum, dass sich viele der Passagen aus den Erzählungen in seinen Tagebüchern wiederfinden.

Verrückt nach Vincent beginnt mit dem Ende, dem Sprung Vincents aus einem Fenster in den Tod, und arbeitet sich von dort zum Beginn ihrer Beziehung vor. Diese Rückwärtserzählung ist der Versuch, sich freizuschreiben von den Demütigungen, die diese Liebe, dieses Verrücktsein, geprägt haben. Indem Guibert den Anfang ans Ende setzt, vermag er zumindest in der Fiktion zur Unschuld zurückkehren.

Vincent selbst ist nicht schwul, er weist Guibert aufs Grausamste zurück, nur um ihn wieder von sich abhängig zu machen. In dieser Hinsicht sind Vincent und Guibert Spiegelfiguren: So wie sich Vincent für seine Drogensucht erniedrigt, erniedrigt sich Guibert für seine Sucht nach Vincent.

Dass der Albino Verlag ‚Verrückt nach Vincent‘ an den Anfang des Buches gestellt hat, um Guiberts rückwärtsgewandtes Schreiben fortzusetzen, ergibt auch dramaturgisch Sinn. Der sieben Jahre später erschienene Text hat mehr Zugkraft und ist rein objektiv die stärkere Erzählung.

Denn in Reise nach Marokko verliert sich Guibert vor allem in der ersten Hälfte des Textes, in seinem Versuch eine exotische Fremde zu evozieren, die über die Liebe zu einem Jüngling eine Rückkehr zur Unschuld verspricht, in allerlei (rassistischen) Klischees. Darüber kann auch sein bereits hier perfektionierter Stil nicht hinwegtäuschen, der es gerade deswegen oft nicht vermag, seine Leser*innen zu betören. Auch die Thematisierung der Päderastie, die hier im Kontext der Zeit und als Hommage an André Gide (und Oscar Wilde) gelesen werden muss, wird die moderne Leser*innenschaft vermutlich vor den Kopf stoßen.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass es Guibert nicht wirklich um Päderastie geht. Vielmehr dient sie als Mittel zum Zweck, als Ausdruck dessen, was unerreichbar bleiben muss: die kindliche Unschuld. Und nur ein Schriftsteller wie Hervé Guibert kann mit einer denkbar verstörenden Szene ausdrücklich zeigen, dass sein sexuelles Begehren ein anderes ist.

Hervé Guibert, der sich in Paris auch einen Namen als Photograph und Photographiekritiker gemacht hatte, hat einst sein Schreiben mit seinen Photographien verglichen. Hier liegt das radikale Potential seines schriftstellerischen Werkes verborgen: Im Hinschauen, im nicht Beschönigen oder Retuschieren der eigenen Ungeheuerlichkeit. Und das ist – in all seiner Unvollkommenheit – stets lesenswert. (Marlon)

Queere Freuden

Hier möchten wir auf Texte, Posts und andere Formate aus dem queeren Themenkosmos verweisen, die uns in den letzten Wochen beschäftigt haben.

Bis August widmet die Tate Britain in London dem schwulen Schwarzen britischen Künstler und Regisseur Isaac Julien die Retrospektive What Freedom is to Me. Julien wurde unter anderem durch seinen experimentellen Film Looking for Langston (Öffnet in neuem Fenster) (1989) bekannt, einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion, in der er unter anderem dem Leben des schwulen Scharzen Dichters Langston Hughes nachspürte, der zu den wichtigsten Stimmen der Harlem Renaissance zählte.

Der Film enthielt auch Gedichte und Texte von Essex Hemphill und James Baldwin und kontrastierte das New York der 1920er und 30er-Jahre mit zeitgenössischen Aufnahmen. Im Guardian ist vor kurzem ein vielschichtiges, tiefgründiges Interview mit Isaac Julien erschienen, das der Schwarze queere Schriftsteller Paul Mendez, Autor des Romans Rainbow Milk (Öffnet in neuem Fenster) (2020), mit ihm anlässlich der Retrospektive geführt hat. Der von Isabella Maidment herausgegebene Katalog (Öffnet in neuem Fenster) zu Juliens Retrospektive ist im Hirmer Verlag erschienen. (Tobi)

https://www.theguardian.com/artanddesign/2023/apr/24/artist-isaac-julien-tate-britain-what-freedom-is-to-me (Öffnet in neuem Fenster)

In den letzten Jahren wird das Werk des französischen Schriftstellers Hervé Guibert nach und nach wiederentdeckt und neu aufgelegt. Im angloamerikanischen Raum erschienen zahlreiche neue Übersetzungen und Neuausgaben. Und auch in Deutschland scheint die "Guibertssance" im Gange, wie etwa die von Marlon besprochene Neuauflage zweier seiner Erzählungen im Albino Verlag zeigt.

Für das Magazin der AIDS-Hilfe widmet sich Axel Schock Guibert anhand der Neuausgaben seiner Werke Dem Freund, der mir das leben nicht gerettet hat und Zytomegalievirus (beide 2021 in der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel im August Verlag erschienen) sowie dem von Hans Georg Berger herausgegebenen Bildband Phantomparadies (2019 bei Salzgeber erschienen). (Tobi)

https://magazin.hiv/magazin/gesellschaft-kultur/aids-klassiker-von-herve-guibert-neu-aufgelegt/ (Öffnet in neuem Fenster)
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