Was tun im Klimakampf 2.0? Strategien für eine kollapsbewusste Klimabewegung
(Source: ideogram.ai (Öffnet in neuem Fenster). Prompt: Climate activists saving people who are drowning)
Liebe Leute,
die Klimabewegung im globalen Norden steht vor einer gigantischen Herausforderung: ihre Klimakämpfe, die sich bisher viel zu einseitig nur auf eine Dimension des Komplexes “Klimapolitik” beschränkt haben – den Kampf für Mitigation, aka Emissionsreduktion, aka “Klimaschutz” im engen Sinne – für die Situation neu aufzustellen, in der wir uns jetzt befinden. Eine Situation, in der:
der fossile Kapitalismus uns im Kampf um den Klimaschutz (Klimakampf 1.0) zwar noch nicht schachmatt gesetzt hat, uns aber (s. die taktische Dürre von Hunger- bis Klimastreik) keine Züge auf dem Schachbrett (Öffnet in neuem Fenster) mehr offen stehen, die uns noch nach vorne bringen würden. Der König steht noch, ein, zwei Züge stehen uns noch offen, aber das Spiel ist de facto verloren.
der weltweite “greenlash (Öffnet in neuem Fenster)”, Englisch für “Klimaschutz isch over”, immer weiter eskaliert, also der Prozess, in dem populare Mehrheiten, Parteien, Regierungen und natürlich große Unternehmen in allen relevanten Sektoren immer weiter von “Klimazielen” abrücken, und immer mehr von der grünen Rhetorik der vergangenen Jahre (wie z.B. der Green Deal der EU) dem gesellschaftlichen Rechtsruck zum Fraß vorgeworfen wird.
die zunehmenden Kollapsdynamiken weltweit, von Hitzetoten auf griechischen Inseln und 1300 Hitze- und Armutstoten bei der diesjährigen Hadsch (Öffnet in neuem Fenster), zu mörderischen Hitzewellen in Indien und in den USA, immer klarer aufzeigen, dass die Klimakatastrophe, dass der Beginn des Kollaps unseres Weltklimas, nicht das Ende des Kampfes für Klimagerechtigkeit darstellt, sondern genau den Moment, wo wir diesen aufnehmen müssen, but this time for real.
Klimakampf 2.0: vom Frame zur Strategie
Vor drei Wochen (Öffnet in neuem Fenster)ging es vor allem darum, den Begriff “Klimagerechtigkeit (Öffnet in neuem Fenster)” einer deutschen Klimabubble zu erklären, die ihn bisher vor allem als Appell kennt, bei internationalen Klimagipfeln noch ein paar Euro mehr “Klimafinanzierung” auf den Tisch zu legen – ein Appell, der seit Jahrzehnten ähnlich ungehört verhallt, wie der Ruf nach effektivem Klimaschutz. Zu erklären, dass das Konzept nicht von irgendeiner großen nördlichen Öko-NGO stammt, sondern aus dem “Süden im Norden”, den indigene Bewegungen in den USA darstellen; dass er sich mitnichten nur auf den internationalen Raum bezieht, sondern auf alle Situationen, in denen KlimaUNgerechtigkeit herrscht, also eine Situation, in der Mächtige (d.h. meist Reiche) Umwelt- und Klimaprobleme verursachen, und Marginalisierte (meist Arme) darunter leiden; und, dass der Kampf für Klimagerechtigkeit im Kollaps immer wichtiger wird.
In diesem Text möchte in den damals angekündigten nächsten Schritt gehen: “die strategischen Implikationen der eskalierenden Klimakatastrophe (genauer) zu erklären.” In persönlichen Gesprächen, in den sozialen Medien, in Bewegungschatgruppen spreche ich derzeit viel von Klimakampf 1.0 vs. Klimakampf 2.0, und ich glaube, dass die politische Realität meiner Kritik der Praxen, die man noch dem verlorenen Kampf um Klimaschutz zuordnen kann, durchaus recht gibt. Aber alle Kritik an den Praxen einer Bewegung bringt nicht viel (zumindest nicht, wenn es nicht darum geht, die Bewegung nur zu kritisieren, sondern darum, sie nach vorne zu bringen), wenn es keine Alternativvorschläge gibt, und nach der vierhunderachtundsiebzigsten Diskussion über den Vorwurf, ich würde “aufgeben”, hier endlich der lange versprochene Strategievorschlag für eine Klimagerechtigkeitsbewegung im Zeitalter von Klima- und anderen Kollapsen.
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Die drei Arbeiten der kollapsbewussten Klimabewegung
Genoss*innen, es gibt viel zu tun für eine Bewegung für Klimagerechtigkeit im Klimakollaps: jeden Tag gibt es überall mehr Klimaungerechtigkeit, ergo jeden Tag mehr zu tun. Aber als ressourcenarme Bewegung können wir natürlich nicht alles tun, was ansteht, und auch zwölf Arbeiten, wie Herkules sie tun musste, wären für uns unter den gegebenen Bedingungen wohl zu viel (im Bestiarium der Sagengestalten sind wir, wie mehrfach schon erwähnt, eher der Phoenix (Öffnet in neuem Fenster), als ein musclestud Halbgott ;)). Ausgehend von einer Analyse der Fragen, die ich für die Hauptprobleme der jetzigen Klimabewegung halte, habe ich drei Arbeiten identifiziert, die ein Einstieg in die Suche nach Selbstwirksamkeit, nach Handlungsfähigkeit, kurz, nach Macht auch im Zusammenbruch sein könnten.
Step 1, Emoarbeit: Kollapsbewusstsein und gemeinsame Trauerarbeit
Die Klimabewegung steht im Grunde vor der selben “blockierten Transformation”, wie die Mehrheitsgesellschaft auch: in beiden Fällen liegt eine Unfähigkeit vor, sich die reale Klimasituation und die realen politischen Möglich- und Unmöglichkeiten zu vergegenwärtigen, weil die Einsicht in diese Realität psychologisch zu anstrengend, zu schmerzhaft wäre. Put differently, ein Großteil der Klimabewegung ist unter gegenwärtigen Bedingungen nicht mehr der Antagonist der Verdrängungsgesellschaft, sondern ihr Bewegungsflügel. Und wenn verdrängt wird, soviel wissen wir mittlerweile, kann es keine rationale Wahrnehmung, Analyse, und Strategieformulierung geben. Der Raum der Verdrängung ist der Raum der Dummheit, und die Klimadebatte auch innerhalb der Bewegung befindet sich dementsprechend derzeit in einem rapide an Geschwindigkeit zunehmenden Verdummungsprozess.
Wenn Verdrängung also das erste und drängendste Problem der Klimabewegung ist, und ohne einen Ausweg aus der Verdrängung keine Rückkehr zur Rationalität möglich ist, dann muss eine “kollapsbewusste Klimabewegung” als erstes Verdrängung innerhalb der Bewegung angehen. Ich wollte hier zuerst “bekämpfen” schreiben, weil, wir Linksradikalen “Kampfist*innen” (das Wort las ich mal in einem Buch zur Staatstheorie von Poulantzas, und fand mich damit gut beschrieben ;)) fetischisieren “Kampf” immer ein wenig, aber zumindest im Bereich Verdrängung weiß ich, dass diese nicht wirklich “bekämpft” werden kann.
Natürlich, wie beim Etablieren jeder neuen Strategie, jedes neuen Diskurses, jeder neuen Erzählung muss ganz traditionelle “Diskursarbeit” gemacht werden: Texte müssen geschrieben und verbreitet, Video und Podcasts gemacht, Workshops und Konferenzen organisiert werden, um über Kollaps, Kollapsbewusstsein, und solidarischen Katastrophenschutz et al zu reden. Das passiert auch schon, wie ihr seht: mein Blog ist Teil dieser Arbeit, aber es gibt noch viel mehr! Gestern stolperte ich über einen Podcast namens “Kollapsbewusst (Öffnet in neuem Fenster)”; auf dem “Spalt”-Festival der Hedonistischen Internationalen wurde sehr viel über Katastrophe und Kollaps gesprochen; und Anfang Juni durfte ich an einer spannende Tagung in Berlin teilnehmen, die die Überschrift “Im Angesicht der Katastrophe: Theorie und Aktion in Zeiten des Klimakollaps (Öffnet in neuem Fenster)” trug.
Aber: angesichts dessen, was wir in den letzten Jahren über Verdrängung gelernt haben, darüber, dass sie eben nicht durch Fakten und klassische “intellektuelle Arbeit” überwunden werden kann, setzt Verdrängung doch genau unseren Intellekt außer Kraft, muss der Einstieg ins Kollapsbewusstsein auch einer sein, der über emotionale Arbeit erfolgt. Wir müssen als Individuen, als Gemeinschaften und als Bewegung besser darin werden, Räume für emotionale Arbeit zu schaffen, more specifically, Räume für gemeinsame Trauer (Öffnet in neuem Fenster), Trauer ob unserer verlorenen Zukunft und deshalb immer hoffnungsloseren Gegenwart.
Ohne Trauer keine Rationalität, ohne Trauer keine Möglichkeit des nach-vorne-schauens, und: ohne die Möglichkeit der Trauerarbeit keine resiliente Gemeinschaft, denn wenn wir uns die resilientesten Gemeinschaften und Institutionen der Weltgeschichte anschauen (Religionen), so sind die erheblich um Trauerprozesse herum organisiert. Warum? Weil Trauer das ist, was Veränderung ermöglicht, und ohne Veränderung keine Resilienz, daher die Resilienz von Religionen: die katholische Kirche, ein... kurz gesagt richtig übler Haufen, in dem Quatsch geglaubt wurde/wird wie die Transsubstantiationslehre (im Moment der Kommunion kann der Pfaffenzauberer den Messwein in das Blut Christi, die Hostie in sein Fleisch verwandeln – his actual flesh), ist die stabilste kontinuierliche Institution der Menschheitsgeschichte. Außerdem schafft gemeinsame Trauer, erklärte mir eine Genossin mit viel Erfahrung in der Hospizpflege gestern, unüblich starke Gemeinsamkeiten, sie ist selbst ein Vergesellschaftungsprozess.
Step 2, Alltagsarbeit: prepping for future
Ein zweites *strukturelles* Problem der Klimabewegung ist, dass sie auf keiner wirklich “Alltagspraxis” basiert, sondern sich “nur” in gemeinsamen Protestevents zusammenfindet. Das klingt als Problemstellung erstmal ein Bisschen esoterisch, und ich muss gestehen, dass ich hier einige meiner Erfahrungen mit dem Scheitern meiner ersten (globalisierungskritischen) Bewegungsliebe, meinem first and deepest cut projiziere, aber look at it like this: was passiert mit uns eigentlich, wenn wir von unseren Protesten nach Hause gehen? Wie bleiben wir im Headspace, den Aktivismus braucht, wie und wo reproduzieren wir uns als widerständige Subjekte? Denn während spektakuläre Protestevents in Ausnahmemomenten sowohl in uns als auch in der Gesellschaft neue Möglichkeitsräume öffnen können, sie bleiben eben Ausnahmemomente, und sind in Bewegungsabschwüngen nicht mehr ausreichend organisierbar.
In so einer Situation müsste eine Bewegung sich auf das zurückziehen, was der italienische Bewegungsforscher Melucci – dessen Studien sich u.a. auf das dezentralisierte “Archipel der Autonomie” der linksradikalen Bewegungen im Italien der 1970er Jahre bezogen - “submerged networks in everyday life” nannte, ins Alltagsleben eingelassene Netzwerke von Praxen, die einen gemeinsamen Antagonismus markieren (die gemeinsame Gegner*innenschaft zu... whatever you happen to be fighting). Allein, diese Netzwerke fehlen uns, weil die “Alltagspraxen”, auf die sich unsere Bewegung beziehen kann – von der Baumbesetzung zum Veganismus, von “sustainable living” zum Aufbau kleiner Erneuerbare-Energien-Unternehmen – sich leider allesamt als entweder zu marginal, oder als zu sehr verwoben mit (oder zumindest nicht hinreichend antagonistisch gegenüber) unserem Gegner, dem fossilen deutschen Exportkapitalismus erwiesen haben.
D.h. natürlich nicht, dass es keine Alltagspraxen gibt, die das Klima nicht so stark schädigen, wie andere, aber aus ihnen sind keine weitreichenden, nachhaltigen “submerged networks in everyday life” entstanden, die nicht nur für uns einen Rückzugsort bieten, sondern die auch einen attraktiven Lebens- und Praxisentwurf für Menschen darstellen, die derartige Entwürfe suchen. Denn es gibt natürlich diejenigen “Aktivist*innen”, die nur in der Aktion ihre Erfüllung finden, aber wenn wir von einer sozialen anstatt einer bloßen “Protestbewegung” sprechen, dann darf die Bewegung nicht nur auf kurzfristigen Ereignissen basieren, sie muss tief im Alltagsleben verwurzelt sein, das sind dann tatsächlich die Art von Wurzeln, die auch eine großangelegte Repressionsoffensive nicht so einfach herausreißen kann.
Und welche Praxen könnten das für eine “kollapsbewusste Klimabewegung” sein? Zuerst einmal konzeptionell gedacht: wenn Meluccis Definition oben stimmt, dann müssen diese Praxen, um die Basis einer Bewegung und nicht nur eines Milieus oder einer Sukultur zu bilden, auch den Antagonismus, die zentrale Konfliktlinie abbilden, an der sich die Bewegung aufbaut. Während also die Basispraxen des Klimakamp 1.0 tendenziell in Opposition zum fossilen Kapitalismus standen, sehe ich eine kollapsbewusste Klimabewegung da breiter aufgestellt: Ich leihe mir hier mal den schönen Begriff “prepping for future” von Arne Semsrott (Öffnet in neuem Fenster) aus, und meine damit Praxen, die in Opposition zu Verdrängung, Arschlochisierung und Zukunftsdepression stehen. Vor allem aber meine ich Aktivitäten, die uns praktisch auf die Zukunft vorbereiten, von der ich immer wieder spreche, einer immer dunkleren Zukunft mit mehr Kollaps und mehr Faschisierung.
Ich erwähnte kürzlich meinen Exexex (den vor Wolf, mit dem ich kürzlich wieder kurz anbandelte), der nicht besonders politisch interessiert ist, sich aber trotzdem, bevor er ein Häuschen in einem Dorf in BaWü kaufte, genau über die wahrscheinlichen Überflutungsmuster in der Gegend informierte, mit dem ich mich sehr offen über Selbstverteidigungspläne unterhalten konnte. Zusammenfassung: er als eher wertkonservativer Bayer wollte einen Schießschein machen, ich weiter Krav Maga lernen, but same same on some level. Aber es gibt auch ganz andere Ansätze als Selbstverteidigung: Wolf und ich denken darüber nach, bei uns in der Straße Baumpatenschafen zu organisieren, damit bestimmte Wohnhäuser für die Sommerhitzewellenbewässerung der Bäume in unserer Straße sicherstellen könnten. Regentonnen in Hinterhöfe? Das ist jetzt kein Ökoweirdozeugs mehr, das ist: sich rational auf die Zukunft vorzubereiten. Das ist prepping for future, und für wen das merkwürdig klingt: wir leben in einer Zeit, wo der Deutschlandfunk (Öffnet in neuem Fenster) mir erklärt, wie ich auf Hitzewellen reagieren sollte, die taz, wie auf Hochwasser (Öffnet in neuem Fenster), und die Tagesschau, wie auf Überschwemmungen.
It's time.
Step 3, Aktionsarbeit: zurück zur kollektiven Selbstermächtigung
Drittes und zentrales Problem der Klimabewegung ist unser Leistungsbilanzdefizit. I'm sorry, falsches Wörterbuch: ist die Tatsache, dass wir nicht ausreichend von dem produzieren, was den Kern sozialer Bewegung darstellt, den Grund dafür, dass diese Form des Zusammenarbeitens und zusammen die Welt veränderns seit Jahrhunderten immer wieder entsteht, egal, wie wenig sie manchmal kurzfristig erreicht: kollektive Selbstwirksamkeit. Wir produzieren, wir erleben viel zu wenige Momente, in denen wir Selbstwirksamkeit spüren, oder, politischer formuliert, kollektive Selbstermächtigung.
Menschen werden in Bewegungen aktiv und bleiben dort aktiv, if and when sie dort das Gefühl haben, gemeinsam mit Anderen stark sein zu können, die Welt bewegen zu können, manchmal auch nur für eine Sekunde oder einen kurzen Nachmittag. Dieses Gefühl vermittelt, mit einigen Ausnahmen wie Lützerath und die früheren Aktionen der LG (2022 eher als '23), die Klimabewegung seit Corona, seit Ende 2019 immer weniger. Ob Klimastreik oder “Massenblockade”, Klebe- oder Sabotageaktion, alles findet in einem Raum statt, in dem unsere gesellschaftliche Macht zurückgedrängt und bekämpft wird, ergo können unsere Aktionen auch nicht mehr so viel Ermächtigung produzieren.
Das ist ein Problem, weil, wenn Aktivismus den Teilnehmenden nicht das bringen kann, was er ihnen bringen soll, bringen muss, weil sie sonst damit aufhören, dann hören sie halt recht bald auf. Und genau das ist die Situation, vor der wir jetzt stehen, wo es passieren kann, dass die Trauer- und Reflexionsphase, in die unsere gescheiterte Bewegung jetzt notwendigerweise eintreten muss, zu lange andauert. Dass jegliches noch bestehende Momentum verloren geht, und viele gute Kader nach hause gehen und nie mehr hervorkommen.
Hier setzt die dritte Arbeit der kollapsbewussten Klimabewegung an: es geht um das Auffinden von kollaps- und katastrophenadäquaten Praxen, so wie zum Beispiel die “Stop the Bleed” (Öffnet in neuem Fenster)-Workshops, die Pär Plüschke in Stockholm organisiert, um ihre Modularisierung und Übersetzung in den politischen Raum, in dem wir uns bewegen. Es geht darum, in die Welt zu schauen, um herauszufinden, wie andere Menschen in anderen Katastrophen, an anderen Orten, in anderen Bewegungen sich verhalten, wenn die Scheiße den Ventillator trifft; zu verstehen, was daran das universelle, das übersetzbare ist; und dann daran zu arbeiten, diese Praxen für eine kollapsbewusste Klimabewegung aufzubereiten und zu organisieren. Aber nicht wegen irgendeines abstrakten Erkenntnisinteresses, sondern, weil das der Weg zurück zur Selbstwirksamkeit in der Katastrophe ist!
Stellt Euch die Katastrophensaison nächstes Jahr vor (in etwa zweite Hälfte Frühjahr + Sommer und Herbstanfang): allüberall klimakrisenbedingte Katastrophen, allüberall das Gefühl, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt, die Flüsse das Land auffressen, das im Kern alles im Eimer ist (und außerdem natürlich der Faschismus droht, in der Bundestagswahl an die Macht zu kommen). In der Situation kann eine kollapsbewusste Klimabewegung, die sichtbar, effektiv und gut mit existierenden Strukturen wie dem Technischen Hilfswerk oder der freiwilligen Feuerwehr vernetzt, Klimaaktivist*innen erstens in der Katastrophe handlungsfähig macht, und sie auch noch darin sichtbar macht. Selbstermächtigung und gute PR in einem, und dazu kommt ein letzter Punkt: diese Art solidarischer Katastrophenschutz, kombiniert mit “prepping for future”, ist auch genau das, was eine Gemeinschaft stärker gegen die Faschos aufstellen müsste, denn die physische Erfahrung solidarischer Zusammenarbeit und Hilfe hat in der Geschichte (z.B. von Arbeitskämpfen in D während der 70er) immer wieder dazu geführt, dass handlungsfähige antifaschistische Kollektive entstanden.
Soviel zu meinen Vorschlägen. Die sind nur Einstiege, beanspruchen keine absolute Richtigkeit und keine Vollständigkeit – ich beanspruche für sie aber, immerhin mal ein neuer strategischer Vorschlag zu sein, wie es mit dem Klimakampf weitergehen kann, der nicht in einer Regenbogeneinhörnerfantasiewelt lebt. Die Debatte ist eröffnet :)
Mit erschöpften Grüßen,
Euer Tadzio