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Krah, AfD und die kohärente “Doppelmoral” der Arschlochgesellschaft

(Quelle: ideogram.ai (Öffnet in neuem Fenster))

25.04.2024

Liebe Leute,

Die DLF-Presseschau ist voll davon: Maximilian Krah, der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, hat einen chinesischen Spion als engen Mitarbeiter beschäftigt, eine Enthüllung, die hard on the heels der Information folgte, dass AfD-MdB Petr Bystron sein Geld vom russischen Geheimdienst gerne in Cash erhält und laut raschelnd durchzählt. Wahr ist aber auch, dass die AfD an beiden Männern festhält. Jede zitierte Zeitung stellt fest: JETZT haben wir die AfD gestellt! Denn offensichtlich zu sein scheint, dass die AfD auf allen möglichen Ebenen von ausländischen Geheimdiensten unterwandert ist, haben wir eine neue Angriffslinie gegen die Rechtsradikalen gefunden: wir “unterstellen” ihnen, Patriotismusheuchler*innen, gar keine “echten Patriot*innen” zu sein, sondern, sieh an, schau her, das Land an finstere ausländische Mächte zu verkaufen.

Um diese diskursive Strategie soll es in diesem Text gehen, denn meine erste Reaktion auf diese Tweets und Texte war, mich zu fragen: Really, people? Have we learnt nothing from the rise of Trump? Und was ist überhaupt der Plan: der AfD die “Patriot*innen” abwerben? Nee, Ihr Lieben: das wird so nich' funktionieren. Die Partei wird von diesen Skandalen keinen langfristigen Schaden erleiden. Aus drei Gründen: erstens reagiert das rechte Feld doch schon lang nicht mehr auf Fakten, es macht Politik aus und für Emotionen (not a bad strategy, by the way); zweitens geht es dem deutschen Nationalismus gar nicht um das real-existierende Deutschland; und drittens sind offene Regelbrüche durch die Mächtigen und doppelte Standards im rechten Projekt kein Bug, sondern ein Feature.

Aber eins nach dem anderen.


Rechte Politik ist post-truth politics

Falls Ihr “Klimas” seid, könnt Ihr diese Sektion überspringen: wir haben in jahrelanger leidvoller Erfahrung mit dem Rest von Euch gelernt, dass Fakten in der Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner im Grunde keine Rolle spielen, denn wir wissen, dass Menschen unbequeme Fakten vollständig verdrängen können (Öffnet in neuem Fenster). Add to that, waswir aus Trumps Wahlsieg 2016 gelernt haben: kein Skandal, keine Lüge, kein Gesetzesbruch konnte ihn stoppen. Warum? Weil die meisten seiner Anhänger*innen sich einerseits nicht aus Medien informierten, in denen diese Lügen kritisch hinterfragt wurden (das Fox News-Problem), und andererseits, sofern sie mit der Realität konfrontiert wurden, die schnell in ihre “Trump is the victim of a witch-hunt-Erzählung” reinpacken konnten. Die Rechten punkten nicht mit Fakten. Warum glauben wir, dass wir gegen sie mit Fakten punkten können, wenn sie uns doch tagtäglich praktisch demonstrieren, dass ihnen Fakten scheißegal sind?


Deutscher Nationalismus vs. das real-existierende Deutschland

Zweitens handelt es sich beim “Patriotismus”/”Nationalismus” der AfD nicht um das Projekt, das aktuell “real existierende Deutschland” (zu linksgrün, migrantisch, zu sehr von Merkel geprägt, etc...) nach vorne zu bringen, sondern ein nur scheinbar vergangenes, aber tatsächlich imaginiertes Deutschland (Öffnet in neuem Fenster). Das bedeutet, wer jetzt sagt "aha, Ihr seid gar keine Patriot*innen" missversteht, worauf der Nationalismus der AfD basiert: es geht um die Wiederherstellung eines Deutschlands, das es noch nie gab, if need be auch durch Bürger*innenkrieg, wie die Nazis immer wieder klarmachen.

Die NoAfD kann hier nicht verlieren, wenn jemand gegen sie schreibt "Ihr verratet Deutschland", denn das “real-existierende Deutschland, dass die real-existierenden Faschos und ihre Allies hier an Andere verraten, ist in ihrer Wahrnehmung eines, das es “verdient” hat, verraten zu werden, weil es zu weich, zu verweiblicht, zu migrantisch, zu linksgrün, etc., geworden ist. Daher sitzt die Attacke “Ihr seid keine Patriot*innen” nicht.


Doppelmoral von rechts

Und drittens und letztens ist es den Rechten egal, wenn gezeigt wird, dass sie double standards (Doppelmoral?) haben haben, dass sie lügen, dass sie Gesetze brechen: in ihrer Wahrnehmung *dürfen* die Mächtigen das (sozusagen Nietzsche von rechts gelesen: der Übermensch ist derjenige, der sich über die von der verblendeten Masse aufgestellten Regeln bricht – der Regelbruch selbst ist das Gute). Es ist ihre Aufgabe, durch die eigene Stärke die Regeln der Schwachen zu brechen.

Darum geht es den Rechten: eine Welt zu schaffen, in der Regeln und Gesetze sie und die ihren schützen, aber von ihnen nicht befolgt werden müssen, während es andere gibt, die vom Gesetz nicht geschützt werden, die Regeln und Gesetze aber befolgen müssen (angelehnt an diesen schönen Satz: “Conservatism consists of exactly one proposition, to wit: There must be in-groups whom the law protects but does not bind, alongside out-groups whom the law binds but does not protect”).

Ungleichheit, Irrationalität, Doppelstandards: das sind die Prinzipien des rechten Worldviews. They're features, not bugs. Dass Regeln nur für manche gelten: halten die für richtig. Dass die Mächtigen sagen und tun können, was sie wollen: ist deren Plan.

Darum geht's. Nicht um fake "Patriotismus."

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Ich finanziere meine politische Arbeit vor allem über diesen Blog, und wäre dankbar für Deine Unterstützung

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Am Ende bin ich ziemlich sicher, dass e (Öffnet in neuem Fenster)s im Kampf gegen Rechts nicht mehr darum gehen kann, die andere Seite “assymetrisch” zu demobilisieren, a la (Öffnet in neuem Fenster)Merkel und die centre left. Es wird darum gehen, (Öffnet in neuem Fenster)unsere Kräfte maximal zu mobilisieren – durch Erzählungen eben über den fundamentalen Unterschied zwischen ihrer und unserer Welt – und zu hoffen, dass wir die Mehrheit sind. Die andere Seite davon abzuhalten, uns zu hassen und nach rechts zu driften, I think that ship has sailed.



Euer Tadzio



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