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Reicht Idealismus?

Hallo.

Das ist die elfte Ausgabe von „Newsgierig“, dem Newsletter zur Arbeit von Journalistinnen und Journalisten (kurz: Journos). In kleinen Häppchen bekommst Du bis Ende August 2024 direkten Einblick in die Welt der Medien.

Die Frage heute lautet: Was gefährdet die Pressefreiheit?

Bist Du bereit, Dir etwas Gejammer anzuhören? Für einen Einblick in die Realität von Journos gehört es dazu. Aber ich ende hoffnungsvoll!

🔄 Kurze Wiederholung: Es ist die Aufgabe (Si apre in una nuova finestra) von Journos, auf gesellschaftliche Missstände zu achten und auf sie aufmerksam zu machen. Die Pressefreiheit (Si apre in una nuova finestra) garantiert, dass Redaktionen selbst entscheiden, über welche Themen (Si apre in una nuova finestra) sie berichten.

Dass Texte oder Beiträge vor der Veröffentlichung unzensiert bleiben, gehört ebenfalls zur Pressefreiheit. Bedeutet also auch, dass Du einen journalistischen Beitrag über Dich vorher nicht zwangsläufig lesen kannst – auch wenn es um Dich geht. (Wir hatten das mit der Autorisierung (Si apre in una nuova finestra) in der vergangenen Woche schon angerissen. Wenn Du Fragen hast, kannst Du mir jederzeit auf meine Mails antworten.)

Dass Journos frei berichterstatten (Si apre in una nuova finestra) können, ist Merkmal einer demokratischen Gesellschaft. Durch eine bunte Medienlandschaft werden viele Positionen abgebildet. Das ist wichtig, damit verschiedene Sichtweisen diskutiert werden können. Es gibt im deutschsprachigen Raum unabhängige Medien (Si apre in una nuova finestra), die helfen, dass Menschen über ihr Umfeld informiert sind, Entscheidungen treffen, sich eine Meinung bilden können. Denn in Deutschland dürfen wir alle dank der Meinungsfreiheit (Si apre in una nuova finestra) unseren Senf dazugeben im Rahmen der allgemeinen Gesetze. Volksverhetzung (Si apre in una nuova finestra) oder so geht natürlich nicht. (Es gibt allerdings kein Recht (Si apre in una nuova finestra)darauf, dass andere unsere Meinung und Äußerungen auch unwidersprochen hinnehmen müssen. 😉)

Typisch für Diktaturen (Si apre in una nuova finestra) hingegen ist, dass Menschen ihre Auffassung nicht frei äußern dürfen, ohne dafür zensiert, bestraft oder sogar ermordet zu werden. In einem Land ohne Meinungs- und Pressefreiheit können Journos also so richtig einpacken (Si apre in una nuova finestra).

Unter Druck

Europa ist nach wie vor die Weltregion, in der Journos am freiesten berichten können. Deutschland zum Beispiel steht in diesem Jahr im weltweiten Vergleich der Pressefreiheit auf Platz 10 (Si apre in una nuova finestra) – im Vergleich zu 2023 von Rang 21 ein deutlicher Sprung nach oben. Trotzdem hat sich nach Einschätzung von „Reporter ohne Grenzen (Si apre in una nuova finestra)“ nicht so sehr viel an der Situation von Journos verbessert.

Gesunken ist zwar die offizielle (auch hier gibt es ein Dunkelfeld (Si apre in una nuova finestra)) Zahl der Opfer von körperlicher Gewalt. Aber sie hat sich dennoch seit 2019 verdreifacht.

Das bedeutet, dass Journos bei ihrer Arbeit getreten oder geschlagen werden!

Nur noch mal zum Klarstellen: Ich meine nicht Kriegsberichterstattung (Si apre in una nuova finestra), für die sich Journos in anderen Ländern teils lebensgefährlichen Situationen aussetzen. Nee, ich beziehe mich auf Journos in Deutschland.

Zum Alltag für etliche Journos gehören Hass und Hetze (Si apre in una nuova finestra). Ihnen wird misstraut (Si apre in una nuova finestra), sie werden beschimpft oder bedroht, mit Abmahnungen (Si apre in una nuova finestra) überzogen.

Neben diesen Gewalterfahrungen (Si apre in una nuova finestra) erleben viele Journos großen Druck bei ihrer Arbeit wegen ständiger technischer Neuerungen, einer hohen Arbeitsbelastung durch Personalmangel oder auch Angst vor Jobverlust. Denn viele Redaktionen sparen, weil Menschen für hochwertige Berichterstattung nichts bezahlen wollen oder können. (Hast Du eigentlich ein Abo bei einer Tageszeitung oder finanzierst neben der GEZ-Gebühr (Si apre in una nuova finestra) journalistische Arbeit?)

Wenig Geld

Es gibt Journos, die arbeiten mehr als Vollzeit, aber pro Stunde für weniger als Mindestlohn. Um ein Beispiel zu nennen: Eine freiberuflich tätige Journalistin soll einer Lokalredaktion (Si apre in una nuova finestra) einen Bericht liefern, feilt am Thema, sucht nach Quellen, trifft Absprachen, führt Gespräche, formuliert…. Du hast ja inzwischen einen Eindruck davon, was die Arbeit von Journos so beeinhaltet. Kann also gut sein, dass die Kollegin fünf Tage an dem Stück schraubt. Sie erhält ein Honorar von insgesamt 150 Euro.

Das ist kein Einzelfall. Denn es wird nicht unbedingt nach Aufwand der Recherche, sondern gerade in der Lokalberichterstattung nach Zeichen oder Zeilen bezahlt. Eine Vielzahl der freiberuflich tätigen Journos erwirtschaftet in der Folge monatlich zwischen 601 und 1200 Euro. (Si apre in una nuova finestra)

Vielleicht ist es der weit verbreitete Idealismus meiner Berufsgruppe, der Kolleginnen und Kollegen unter diesen Bedingungen (eine Weile) weitermachen lässt. Aber wir sehen, dass diese Super-Power erschöpflich ist und so wandern etliche Journos in andere Bereiche ab, in denen sie Geld verdienen und weniger Bedrohung erfahren. Auch das ist eine Gefahr für die Pressefreiheit, wenn immer mehr und besonders gute Leute aus dem Beruf verschwinden.

✨ Nun zum Silberstreif am Horizont: Einige Medien wie zum Beispiel „Die Zeit“ haben erkannt, dass sie ihre festen und freien Mitarbeitenden mehr unterstützen müssen. Sie haben einen Schutzkodex (Si apre in una nuova finestra) unterzeichnet, der Journos rechtliche oder psychologische Unterstützung zusagt. Gewerkschaften oder Berufsverbände wie Freischreiber (Si apre in una nuova finestra) (Transparenzhinweis: Ich bin dort Mitglied und auch bei verdi (Si apre in una nuova finestra)) engagieren sich außerdem für angemessene Vergütung.

Du kannst Deinen Teil zum Erhalt der Pressefreiheit beitragen, indem Du für hochwertige Berichterstattung bezahlst – so wie für Brötchen in der Bäckerei.

Bis nächste Woche!

Viele Grüße von Insa

Wer hier schreibt?

Ich bin Insa van den Berg.
Journalistin, Seminarleiterin, Moderatorin, Sachbuch-Autorin.
Neugierig, stur, streng, aber zumeist freundlich im Ton.

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Medien und Medienkanäle, bin bei Zeitungen groß geworden, schreibe für Online-Magazine. Ich kenne eine Menge schwarzer Schafe in diesem Beruf und etliche brillante Kolleginnen und Kollegen.

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