WeinLetter #71: Ich schenke dir 2 Wein-Tipps! Verschenke Du den WeinLetter!
Liebe Wein-Freund:in,
du liest den Extra-Advents-WeinLetter #71: Denn heute gibt’s: Geschenke! Es ist erster Advent, es ist bald Nikolaus, es ist schon bald Weihnachten. Silvester gäb’s sogar auch noch. Und Neujahr. Wow. Ideale Gelegenheiten um: WeinLetter-Mitgliedschaften zu verschenken!
Teile deine Leidenschaft für Wein mit Bekannten, Freunden und Familie - es ist ganz einfach.
Diese Menschen könnten sich darüber freuen:
Deine Lieblingskolleg:in, damit Du deine Wertschätzung ausdrückst.
Deine Kund:innen, damit Du auch hier dokumentierst, wie vertrauenswürdig du bist.
Dein:e beste Freund:in, damit ihr ausmachen könnt, welches Weingut ihr demnächst besucht.
Deine Lieblings-Feind:in. Kleiner Scherz.
Deine Liebe, damit er oder sie endlich verstehen, warum du immer so lange immer Keller verschwindest mit dem Satz: “Ich schau mal, ob meine Babys noch alle da sind.”
Wichtig: Es gibt keine Versandkosten. Ist umweltfreundlich. Es gibt keine automatische Verlängerung. Win win win!
Wie funktionieren Geschenkmitgliedschaften?
Kauf eine Geschenkmitgliedschaft direkt über den Button. Die Geschenkmitgliedschaft beginnt sofort, am Tag des Kaufs. An die/den Empfänger:in geht eine E-Mail, die über das Geschenk informiert und wie sie darauf zugreifen können (keine Sorge, ohne Preisangabe natürlich).
Die Geschenkmitgliedschaft verlängert sich nicht automatisch.
Aber jetzt bekommt ihr erst einmal Geschenke! Wein-Tipps für Weihnachten. Ein “Ins Glas geschaut”-Special. Einmal weiß, einmal rot. Einmal Deutschland: Weingut Spreitzer. Einmal Frankreich: Chateau Léoville-Barton. Und die Geschichten dazu spielen beide in Wiesdbaden und im Rheingau. Ich wünsche euch einen schönen, ersten Advent. Und wie immer gilt - gerade in diesen Zeiten: Trinkt friedlich!
Euer Thilo
Ins Glas geschaut: Ich schenke Dir zwei Wein-Tipps - einmal weiß, einmal rot!
von Thilo Knott
Ein Großes Gewächs, das kein Großes Gewächs sein will: Der “Doosberg” Alte Reben Riesling des Weinguts Spreitzer FOTO: THILO KNOTT
1. Weingut Spreitzer: Ein Großes Gewächs, das kein Großes Gewächs ist
Der Wein: Weingut Spreitzer: Riesling Oestricher Doosberg „Alte Reben“, Große Lage, 2022, 5,7 g/l Restzucker, 7,4 g/l Säure, 12,5 % vol. Alkohol, 16,90 Euro.
Der Grund: Geht’s euch auch so? Ich stelle fest, dass ich so eine Art Riesling Fatigue entwickelt habe. Ich greife im Weinkeller gerade eher sehr gerne zu Silvaner und Chardonnay. Klar, ich war neulich in Mainz essen und hatte eine sieben Jahre alte Flasche „Hermannshöhle“ vom Nahe-Weingut Schäfer-Fröhlich, die fantastisch war. Das ist in seiner Präzision und Komplexität schon ein Erlebnis. Riesling können se ja, die Deutschen. Aber nicht alle und nicht alles ist gut. Gerade im Basisbereich findet man doch mittlerweile sehr viel: mineralisch-säurebetonte-zitrische Einheit.
Ich war deshalb gespannt, als ich beim Weingut Spreitzer in Oestrich-Winkel viele Rieslinge durchtesten durfte. Ein klassisches Rheingau-Riesling-Weingut. Ich blieb beim Doosberg „Alte Reben“ hängen. Preislich ist er im gehobenen Basisbereich zu verorten. Der Doosberg ist eigentlich eine Große VDP-Lage und sollte als Großes Gewächs deklariert sein. Doch Andreas Spreitzer zeigt aufs Etikett des 2022er Jahrgangs. Da steht nix. Sie haben mit den Lagen Rosengarten, Wisselbrunnen und St. Nikolaus schon drei Große Gewächse. „Wir wollten kein viertes Großes Gewächs – sonst würden wir uns kannibalisieren“, sagt Andreas Spreitzer. Aber da der Doosberg früher als Spätlese eingeführt war, baten sie den VDP um eine Ausnahme. Jetzt steht’s in der Weinliste, aber nicht auf der Flasche.
Andreas Spreitzer vor der Karte mit den Lagen des Weinguts. Hier zeigt er auf den Doosberg FOTO: THILO KNOTT
Die Alten Reben sind etwa 50 Jahre alt, was dem Riesling Kraft gibt. Geschuldet war der Anbau der Flurbereinigung in den 70er Jahren. Die Parzelle des Doosberg ist ein nach Süd-Süd-West abfallendes Bergstück. Die Trauben für den „Alte Reben“ werden aus dem steilsten Stück des Doosberg geerntet. Das Mostgewicht beträgt 94 Grad Oechsle, der Hektarertrag 40 Hektoliter pro Hektar. Die Trauben landen im Doppelstück, das sind im Doosberg-Fall alte 2.600 Liter fassende Holzfässer, die Struktur geben, aber keinen Geschmack abgeben. Im Oktober wird er geerntet, Ende April dann abgefüllt.
Was mir gefällt, ist eine angenehme Säure, die aber nicht hager daherkommt, was wohl an den 4,5 Gramm Restzucker pro Liter liegt und am Muschelkalk des Doosberg. Der Riesling mit einem sehr guten Preis-Genuss-Verhältnis hat zudem ein spannendes Geschmacksbild: Es ist eben nicht Zitrone oder Limette. Sondern Mandarine und Orange. Das passt dann ja auch sehr gut zu Weihnachten. Und Ente.
85 Prozent Cabernet-Sauvignon, 15 Prozent Merlot: Chateau Léoville-Barton FOTO: THILO KNOTT
2. Chateau Léoville-Barton: Top-Bordeaux direkt aus nem Späti in Wiesbaden, Alder!
Der Wein: Chateau Léoville-Barton: Chateau Léoville-Barton, 2007, Saint-Julien, France, 13 % vol. alc.
Der Grund: Es ist ja schon komisch, wo man überall seinen Wein kauft. Ich habe in Berlin so drei bis fünf Weinhandlungen, die ich doch immer wieder besuche. Doch so ein Weinshop wie in Wiesbaden, in der Schwalbacher Straße Ecke Michelsberg, ist schon außergewöhnlich. Es ist nämlich kein Weinshop, sondern ein Kiosk. Bier, Chips, Zigaretten, Gin, Whisky – und dann stehen ganz oben im Weinregal nicht die 6,99 Primitivo-Pullen. Sondern Mormoreto von Frescobaldi, Champagner und eine Reihe an Bordeaux der mittleren bis gehobenen Klasse. Mein Blick fiel auf den Chateau Léoville-Barton. 2007. Also gereift. Aber schon ausgereift? Er stand da oben schon mindestens ein Jahr, sagte der Verkäufer. Also nix Weinklimaschrank, nix Top-Lagerung. Sondern: Neon-Kiosklicht und im Sommer 30 Grad? Meine Fragen begannen. Auch: Warum steht er da, wo er steht? Es ist einfach ein 100-Euro-Bordeaux-Kiosk.
Bordeaux ist für mich so: Respekt! Eine Anbaufläche größer als die deutsche. Ich bin in diversen Facebook-Wein-Gruppen unterwegs, in denen dann auch noch über den richtigen Zeitpunkt für 2000 oder 2003, aber noch nicht für 2007 diskutiert wird. Und ich denke mir da immer, welch wissenschaftlichen Zugang die Weintrinker:innen entwickelt haben über die Jahre und Jahrzehnte des (privaten) Wein-Studiums. Noch mehr Respekt!
Berlin sagt: Respekt! Wenn es Nacht wird in Wiesbaden, holen sie sich den 100-Euro-Bordeaux aus dem Späti FOTO: THILO KNOTT
Ich hatte den 2007er längst gekauft. Auf niedrige 80 Euro gehandelt. Wegen meines Risikos der Lagerung. Er war wohl einfach froh, dass er ihn los war. Sei’s drum. 2000 und 2003: Das sind die aktuellen Jahrgänge mit einer optimalen Trinkreife für Chateau Léoville-Barton. Nicht 2007! Ich aber hatte einen 2007er, der in einem Wiesbadener Kiosk „lagerte“. Nicht ideal. Ich rechnete also. Wenn ich jetzt noch – sagen wir – sieben Jahre warte (2007 minus 2000), dann ist er länger gereift wegen des Kiosk-Klimas. Da war er auch schon auf. Und ich muss sagen: Einen Tick zu früh. Tatsächlich. Er war noch fast jugendlich.
Es ist ein Cabernet-lastiger Bordeaux mit 85 Prozent Hauptanteil – plus 15 Prozent Merlot. Davon weicht das Weingut auch immer nur minimal ab: Der aktuelle Jahrgang 2021 etwa hat eine Verteilung von 84 Prozent Cabernet, 11 Prozent Merlot und fünf Prozent Cabernet Franc. Er ist schon sehr kräftig, siehe hoher Cabernet-Anteil, hat eine tolle Struktur, angenehme Tannine und: was für eine Länge! Geschmacklich ist er bei Cassis, Eukalyptus – er kommt ganz ohne schmeichelnde Süße aus. Rind würde gut funktionieren, passend ein Chateau Briand (sic!), aber auch Wild, wenn man nicht der Preiselbeer-Typ ist.
Es ist ein Weingut, das seit der Klassifikation 1855 als Deuxiéme Grand Cru Classé eingestuft ist. Es ist ein Klassiker-Weingut, aber eines, das beispielsweise in seiner Preispolitik immer gegen den Strom (im Bordeaux bis vor kurzem immer extrem steil aufwärts) agierte. Anthony Barton, der im Januar 2022 91-jährig verstarb, sagte einmal: „Die wichtigste Investition im Leben eines Weinsammlers ist der Kauf eines Korkenziehers!“ Also: Trinken, nicht horten! Gut, ich habe mir noch ein paar Flaschen unterschiedlicher geholt. Nicht im Wiesbadener Kiosk. Diesmal im Lafayette in Paris. Wo man halt seinen Wein immer kauft.
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