WeinLetter #2: Tauberschwarz
Liebe Wein-Freund:in,
Du liest den zweiten WeinLetter, den zweiwöchentlichen Wein-Newsletter +++ Heute geht’s in meine Heimat nach Süddeutschland. Genauer: nach Röttingen. Du erfährst alles über das Geheimnis der fast ausgestorbenen Rebsorte Tauberschwarz, die es nur in Tauberfranken gibt – mit Tipps und Angeber-WeinWissen. Warum? Ich glaube, dass Regionalität ein entscheidender Faktor ist, um nachhaltiger zu wirtschaften und zu konsumieren. Probier’s aus! +++ Die Rubrik „Ins Glas geschaut“ kommt diesmal von Axel Wallrabenstein: Er schreibt über Spätburgunder von Star-Winzer und DFB-Präsident Fritz Keller +++ Viel Spaß beim Lesen! Empfehlt den WeinLetter sehr gerne weiter. Und vor allem:
Trinkt’s euch schön!
Euer Thilo Knott
Winzer Jürgen Hofmann im Hausberg "Röttinger Feuerstein": Er hat den Tauberschwarz an die qualitativen Grenzen gebracht FOTO: WEINGUT HOFMANN
Seltene Sorte Tauberschwarz: Das dunkle Geheimnis des Taubertals
"Ein roter Wein ist noch kein Rotwein": Solch präzise Sätze sagen sie in Röttingen. Und so machen sie auch den Tauberschwarz. Es gibt ihn nur hier, im Taubertal. Was ist das Besondere an dieser einmaligen Rebsorte? Teil 1 der Serie über meine drei Lieblings-Ts: die autochthonen Rebsorten Tauberschwarz, Teroldego und Trollinger.
von Thilo Knott
Wenn ich das Weingut Hofmann in Röttingen besuche, nehme ich immer einen Grabsteinspruch oder einen Vers fürs Poesiealbum mit. Vor zwei Jahren saß ich gleich links am Eingang der Probierstube, hatte ein Glas vor mir stehen, da hat der Senior Alois Hofmann gesagt: „Ein roter Wein ist noch kein Rotwein.“ Da musst du erstmal mitkommen.
Jetzt sitze ich wieder hier, auf demselben Platz am selben Tisch in der Röttinger Probierstube, Corona-bedingt ohne Glas vor mir, da sitzt mir Jürgen Hofmann, der Sohn gegenüber und sagt gleich am Anfang: „Einen guten Wein machst du nicht im Keller – sondern im Weinberg.“ Steht so da der Satz, und du denkst, was mag da jetzt noch kommen.
Der Tauberschwarz ist eine komplizierte, aber einmalige Rebsorte
Ich komme aus dem Hohenlohischen. Das ist der fränkische Teil von Württemberg, eine Biergegend. Um Wein zu probieren, habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich fahre nach Westen – etwa zum Weingut Fürst Hohenlohe Öhringen (46 Kilometer). Oder eben nach Röttingen (30 Kilometer). Seit Jahren fahre ich nach Röttingen – weil es hier einen Wein gibt, den es sonst nirgends gibt: den Tauberschwarz.
Und weil es Jürgen und Alois Hofmann gibt, die aus einer komplizierten Rebe, die mehr Arbeit im Weinberg macht als im Keller, einen einzigartigen Rotwein machen – und keinen roten Wein. Das sind die beiden Sätze über den Tauberschwarz in einem. Nur passt der jetzt weder in ein Poesiealbum noch auf eine Grabsteinplatte.
Die Rebsorte Tauberschwarz: Sie ist sehr kompliziert, weil die Traube schon mal blaue, rosane und weiße Beeren trägt FOTO: WEINGUT HOFMANN
Tauberschwarz ist eine autochthone Rebsorte. Sie darf nur im Tauber- und Vorbachtal angebaut werden. Es gibt nicht viele Winzer, die das machen. Das Anbaugebiet für Tauberschwarz umfasst lediglich 15 Hektar. Geografisch liegt es verstreut auf Baden, Franken und Württemberg. Es wären heute fast null Hektar gewesen.
Der Tauberschwarz wurde platt gemacht – und hat doch überlebt
Tauberschwarz fand erstmals im 17. Jahrhundert Erwähnung, doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rebsorte platt gemacht. Auf besten Steilhängen wurden die Rebstöcke ausgerissen, auch weil die Winzer, die an die Genossenschaften ablieferten, so große Schwierigkeiten hatten. Die Beere hat eine dünne Haut. Wenn es im Herbst vor der Ernte noch regnet, dann saugt sie das Wasser auf, bis die Haut der Beere platzt und die Grauschimmelfäule die Beere befällt. Die besten Weinberge wurden während einer großen Flurbereinigung mit Müller-Thurgau planiert. Im Württembergischen Teil von Tauberfranken existierten an einem Hang noch ein paar Reben. Sie wurden in den 70er Jahren revitalisiert.
Ein anderer Tauberschwarz-Pionier, der wie die Hofmanns auch aus Röttingen kommt, hat sie dann vor dem Jahrtausendwechsel überhaupt erst in den bayerischen Teil von Tauberfranken gebracht. Der Tauberschwarz war hier zunächst nicht zugelassen. Der Winzer Udo Engelhardt, der heute vier Hektar Weinfläche bewirtschaftet und nebenher noch Ackerbau betreibt, sah nicht ein, warum die früher für seine Gegend so typische Rebsorte hier nicht wieder angebaut werden durfte – sondern nur in Württemberg. „Es begann ein Behörden-Kampf“, schmunzelt er heute. Er beschreibt das so: Er hat beim Regierungsbezirk Würzburg die Zulassung beantragt. Und immer, wenn sie ihm mit einem Bußgeld drohten, den Antrag wieder zurückgezogen.
Udo Engelhardt aus Röttingen: Er hat den Tauberschwarz ins Bayerische gebracht FOTO: WEINGUT ENGELHARDT
So ging das eine Weile, bis er auf die Idee einer edelreifen Vermehrung kam. Die Amerikaner-Rebe lieferte wie für nahezu alle Rebsorten die Unterlage, das Wurzelwerk, der Tropf kam dann vom Tauberschwarz aus Württemberg. Die Einfuhr des Rebstocks wurde so umgangen, der Rebstock in Franken lediglich veredelt. So ging’s. Bekannt wurde Udo Engelhardt dann vor allem, weil er 2006 erstmals einen Blanc de Noirs aus Tauberschwarz machte. Er entscheidet jeden Herbst, ob das Lesegut nun einen Rotwein oder einen weiß gekelterten Wein hergibt.
Heute gibt es für den Tauberschwarz Wein-Preise
Bekannt und preisgekrönt hat den Tauberschwarz dann das Weingut Hofmann gemacht. Doch auch diese Entwicklung war zunächst nicht absehbar. In den 90ern stand der landwirtschaftliche Mischbetrieb Hofmann, der er damals noch war, vor zwei Fragen: Investiere ich in Weinberge, trete ich aus der Genossenschaft aus und vermarkte meine Weine selbst? Und: Welche Weine?
Aus dem einen Hektar des Opas sind dann zehn geworden. Die Müller-Thurgau-Rebstöcke wurden aus den besten Lagen rausgerissen und unter anderem durch Tauberschwarz ersetzt. 15 Prozent des Hofmann’schen Ertrags kommt jetzt aus der typischen, regionalen Rebe. Heute gewinnt das Weingut Hofmann Preise mit dem Tauberschwarz und erntet 90er-Punktezahlen in den einschlägigen Weinführern, die normalerweise den Spätburgundern vorbehalten sind. Sie nennen sich stolz das „Tauberschwarz-Weingut“.
„Heute ist das eine tolle Sorte“, sagt Jürgen Hofmann, der beim besten Rotwein-Produzenten Frankens eine klassische Weinlehre gemacht hat: bei Rudolf Fürst in Bürgstadt bei Miltenberg. Anschließend studierte er vier Jahre lang an der Weinbau-Fachschule Geisenheim, ehe er in Röttingen beim elterlichen Betrieb einstieg. – Heute? „Vor 20 Jahren“, fährt er fort, „habe ich mir schon manchmal gewünscht, ich hätte Weinberge im Kaiserstuhl“.
Der Tauberschwarz polarisiert wegen der Bitternoten
„Wir mussten alle mit der Rebsorte lernen“, sagt Hofmann heute. Die dünne Haut, der Farbton sitzt nur knapp bemessen drunter. Dann hängen beim Tauberschwarz blaue, rosa und grüne Trauben gleichzeitig an einem Zweig. „Selektion ist das A und O“, sagt Hofmann, „wenn du einen Trieb zu viel am Stock lässt oder die Trauben nicht vollreif sind, wird die Qualität sofort schlechter“. Er muss ein bisschen schmunzeln, weil er weiß, wie schwer einem das „Wegschmeißen“ fällt: „Selbstdisziplinierung“, nennt er die Arbeit im Weinberg.
Der Tauberschwarz polarisiert. Er hat im Abgang eine leicht bittere Note, die im Idealfall gut eingebunden ist in eine bekömmliche Beeren-Tannin-Struktur. Wer aber beim Gedanken an den Geschmack von Kirschkernen den Mund verzieht, für den ist Tauberschwarz ein schwieriger Rotwein. Er passt aber zu dieser Region. „Wir leben in und mit der Natur“, sagt Jürgen Hofmann. Die Natur präge den Charakter des Weins. Er sagt: „Du kannst den Wein im Keller nicht besser, aber schlechter machen.“ Wieder so ein Satz für das Poesiealbum.
Was will der WeinLetter? Hier liest du alles über die Mission! (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Historische Aufnahme einer Weinlese des Weingut Hofmann aus Röttingen. In der ersten Reihe ganz rechts steht Jürgen Hofmann, neben ihm sein Opa Richard. In der hinteren Reihe ganz rechts steht Jürgen Hofmanns Vater Alois. FOTO: WEINGUT HOFMANN
WeinWissen #2: Sieben Fakten über den Tauberschwarz – und Du bist Expert:in
Der Tauberschwarz galt 1959 als ausgestorben – weil er nach dem Krieg durch die Massenware Müller-Thurgau ersetzt wurde. Und heute? Ist er preisgekrönt. Hier gibt’s die wichtigsten Fakten zu dieser autochthonen Rebsorte:
1. Tauberschwarz ist eine autochthone Rotwein-Rebsorte.
Autochthone Reben dürfen nur in einem bestimmten Gebiet ausgebaut werden – hier ist es das Tauber- und Vorbachtal. Dieses umfasst Weinberge sowohl in bayrisch Franken als auch in Baden und Württemberg. Die Organisation Slow Food, die sich für genussvolles, bewusstes und regionales Essen (und Trinken) einsetzt, hat die Tauberschwarz-Rebe in ihre „Arche des Geschmacks“ aufgenommen.
2. Der Tauberschwarz galt 1959 als ausgestorben
Nach dem II. Weltkrieg und zu Beginn des Wirtschaftswunders gab es große Flurbereinigungen, die auch den Weinanbau in Deutschland betrafen. Der Tauberschwarz wurde im Gebiet Tauberfranken fast komplett ersetzt, weil er mit der dünnen Haut der Beeren eher anfällig für Grauschimmelfäule war. Selbst in den besten Steilhängen wurden daraufhin Riesling und vor allem Müller-Thurgau angepflanzt, der noch heute manches Anbaugebiet dominiert. 1959 galt der Tauberschwarz, der für diese Region so typisch ist, als ausgestorben.
3. Die Rettung des Tauberschwarz gelang im Vorbachtal.
In einem Weinberg bei Ebertsbronn im Vorbachtal hat man einen Rest an Tauberschwarz-Rebstöcken entdeckt. Durch züchterische Bearbeitung der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg in den 70er Jahren wurde die Rebsorte gerettet. Sie kommt heute auf ein Anbaugebiet von circa 15 Hektar.
4. Tauberschwarz sollte unbedingt dekantiert werden.
Sagt der Röttinger Winzer Jürgen Hofmann, der den Tauberschwarz mit seinem Vater Alois in eine hohe und preisgekrönte Qualitätsstufe getrieben hat.. Ich bin kein Fan von Dekantieren. Für den Wein ist es ein O2-Schock, und ich erfahre nichts über die Entwicklung des Weins. Aber hier stimmt es wirklich. Am besten eine Stunde vor Genuss.
5. Trink‘ eine Tauberschwarz-Flasche gerne mal über drei Tage hinweg.
Das gilt prinzipiell, aber hier besonders. So kannst Du die Entwicklung und das Potenzial schmecken. Gerade wenn es noch ein jüngerer Jahrgang ist.
6. Tauberschwarz passt sehr gut zu Wild.
Das Fruchtige und das Bittere korrespondieren sehr gut mit der Mürbheit des Wildfleisches. Ein spannender Dreiklang. Finde ich.
7. Blanc de Noirs aus Tauberschwarz existiert seit 2006.
Der Blanc de Noirs wird für gewöhnlich aus Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier (Schwarzriesling) weiß gekeltert. Hauptsächlich in Frankreich. Es sind zwei von drei klassischen Champagner-Rebsorten (plus Chardonnay). Udo Engelhardt aus Röttingen, kann man so sagen, war der erste Mensch auf der Welt, der Tauberschwarz als Blanc de Noirs gekeltert hat.
Tauberschwarz im Test: Mit diesen elf Weinen kannst du dein Taubertal-Studium vertiefen
Jürgen Hofmann ist der Tauberschwarz-König. Seine vier Interpretationen sind eine Klasse für sich. Probiere alle diese Tauberschwarz-Interpretationen von vier Weingütern.
1. Weingut Jürgen Hofmann in Röttingen
Tauberschwarz 2019, trocken, 13,5 % vol., 9,50 Euro
Tauberschwarz „R“, 2018, Markelsheimer Probstberg, 13,5 & vol., 21 Euro.
Tauberschwarz „R“, 2018 Röttinger Feuerstein, 13,5 % vol., 21 Euro.
Tauberschwarz „RR“, 2018, trocken, 13,5 % vol., 25 Euro.
Der Röttinger Feuerstein ist der Parade-Weinberg für den Taubersschwarz vom Weingut Hofmann FOTO: WEINLETTER
Das Weingut Hofmann aus Röttingen erhält zu recht drei von fünf Trauben im Weinführer Gault&Millau. Jürgen und Alois Hofmann haben diese Rebsorte an die qualitativ mögliche Grenze gebracht. Das Weingut gehört selbst nicht dem Verband Deutscher Qualitätsweingüter (VDP) an, das Tauberschwarz-Sortiment könnte die Klassifizierung aber jederzeit erfüllen. Das Bestechende an der Kollektion ist, dass Alois und Jürgen Hofmann jede Qualitätssteigerung geschmacklich darstellen. Der Basiswein ist fruchtbetonter, der Ertrag für diesen Wein liegt bei 60 bis 70 Hektolitern pro Hektar. Die Selektion der beiden „R“-Lagen-Tauberschwarz reduziert den Ertrag um fast die Hälfte auf 35 Hektoliter pro Hektar. Hier besteht die Tauberschwarz-Besonderheit darin, dass der Markelsheimer Probstberg ein Württemberger ist, der Röttinger Feuerstein hingegen ein „Bayer“ (bzw. Franke). Der Röttinger Lagen-Wein ist noch eine Spur mineralischer, weil der Boden tatsächlich mit Feuersteinen durchzogen ist. Der Tauberschwarz „RR“ wiederum kommt aus der besten Parzelle in der Lage „Röttinger Feuerstein“. Und er beinhaltet alles: die Frucht von Brombeere und Kirsche – diese leichte Bitternote von Kirschkernen. Und eine hervorragende Mineralität. Bringt mir einen Bordeaux für 25 Euro, der besser ist!
2. Weingut Benz in Lauda-Königshofen
Tauberschwarz, Oberschüpfer Herrenberg, 2019, trocken, 13,5 %, 8,90 Euro.
Tauberschwarz Grand Edition, 2017, trocken, 14 % vol., 18 Euro.
Die "Grand Edition" des Weinguts Benz: Diesen Tauberschwarz solltest Du probieren - er schmeckt nach bestem Piemont FOTO: WEINLETTER
Das Weingut Benz befindet sich in Baden – hat aber mit dem Tauberschwarz typische fränkische Rebsorten. Ausgebaut werden zwei Tauberschwarz – einmal als Basis, einmal als Réservé. Die Réservé nennt der Betrieb in Lauda-Königshofen „Grand Edition“. Hier sind die beiden Stufen weiter auseinander: Der Oberschüpfer Herrenberg – auf der Maische vergoren und im Holzfass ausgebaut – ist schon sehr fruchtbetont. Himbeer-topfig, bisschen Brombeere – und sehr jung. Ich habe ihn nach den ersten Schlucken karaffiert – dann kam die typische und angenehme Bitternote hinzu. Oder er muss einfach noch ein, zwei Jahre liegen. Die „Grand Edition“ reift hingegen schon vier Jahre. Und die Gewichte verschieben sich sofort: Dieser Tauberschwarz aus dem Barrique hat kaum mehr das Fruchtige des Vorgängers, sondern sehr schöne Tannin-Struktur. Bei einer Blindverkostung könnte man ihn fast im Piemont verorten – er erinnert hier an einen typischen Nebbiolo-Blend. Sehr gut!
3. Weingut Engelhardt in Röttingen:
Tauberschwarz, Blanc de Noir, trocken, Deutscher Qualitätswein, 2019, 12 % vol., 8,50 Euro.
Tauberschwarz, trocken, Deutscher Qualitätswein, 2016, 12,5 % vol., 6,90 Euro.
Tauberschwarz, im Holzfass gereift, Deutscher Qualitätswein, 2018, 12,5 % vol., 12,15 Euro.
Tauberschwarz-Spezialitäten des Weinguts Udo Engelhardt in Röttingen: Blanc de Noirs und 0,5-Liter-Flasche FOTO: WEINLETTER
Die Tauberschwarz-Kollektion von Udo Engelhardt ist schon ein bisserl vogelwild. Er bewirtschaftet 30 Ar mit Tauberschwarz, das ist nur ein geringer Teil seiner 4 Hektar. Er entscheidet spontan, ob er diese weiß keltert zum Blanc de Noirs. Je nach Qualität des Traubenmaterials. In anderen Jahrgängen ist es ein Rotwein in zwei Ausprägungen – dann gibt’s wiederum keinen Blanc de Noir. Die Roten gibt’s dann noch in zwei unterschiedlichen Flaschengrößen: 0,5-Liter-Flasche für den Basiswein, 0,75 für den Tauberschwarz im Holzfass. Ich will hier vor allem auf den Blanc de Noir von Udo Engelhart eingehen. Er ist sehr gut, sehr trocken, sehr frisch: Ideal für die ersten 15-Grad-Tage auf der Terrasse. Udo Engelhardt beweist hier: Tauberschwarz kann es mit den klassischen Blanc-de-Noirs-Rebsorten, Pinot Noir und Pinot Meunier, locker aufnehmen.
4. Becksteiner Winzer
Tauberschwarz, trocken, Deutscher Qualitätswein, 2019, 13,0 % vol., 6,95 Euro.
Kilian Tauberschwarz, Becksteiner Kirchberg, trocken, Deutscher Qualitätswein, 2019, 13 % vol., 7,90 Euro.
Und es gibt ihn auch im Bocksbeutel: den Tauberschwarz der Genossenschaft Becksteiner Winzer FOTO: WEINLETTER
Genossenschaftsweine sind immer Kompromissweine. Geht gar nicht anders: Die Interessen der vielen Zulieferer müssen berücksichtigt werden, keiner darf zu kurz kommen. Es ist dieses Prinzip des Egalitarismus, das den Wein in Deutschland über Jahrzehnte geprägt hat. Isch over. Durch die vielen Selbstvermarkter, die keine Rücksicht nehmen müssen, durch die vielen Nischen-Segmente (Beispiel: Naturwein), die den Markt noch verengen: Das sorgt für Druck. Die Genossenschaften haben davon in erheblichem Maße profitiert. Weil sie sich selbst gewandelt haben. Die Becksteiner Winzer sind dafür ein hervorragendes Beispiel. Sie bewirtschaften mehr als 250 Hektar Weinberg, sie füllen zirka 2,5 Millionen Flaschen ab. Klar, das ist eine enorme Masse. Aber die Qualität stimmt in Relation zum Preis. Das gilt auch für die beiden Tauberschwarz, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis besitzen. Der Bocksbeutel ist ein bisschen strukturierter und mineralischer als der doch sehr fruchtige Basiswein. Und: Der Bocksbeutel ist sogar ein Lagen-Wein, dem Becksteiner Kirchberg. Kann man sehr gut trinken. Darum geht's.
Weingut Franz Keller, Spätburgunder Oberbergener Bassgeige, 2018, 16 Euro FOTO: WEINLETTER
Ins Glas geschaut – heute: Spätburgunder von Fritz Keller
In der Rubrik „Ins Glas geschaut“ stellen Weinexperten, Weinliebhaber, Prominente ihren Wein der Woche vor.
von Axel Wallrabenstein
Der Wein: Weingut Franz Keller, Spätburgunder Oberbergener Bassgeige, Baden, VdP Erste Lage, 2018, 12,5 Vol. %, 16 Euro ab Hof.
Der Grund: Ich trinke einen Spätburgunder vom Weingut Franz Keller, das Fritz Keller seit 1990 in dritter Generation führt. Ja, Fritz Keller ist der DFB-Präsident. Ich war vergangenes Jahr erstmals am Kaiserstuhl und sein Weingut und die ganze Gegend haben mich sehr beeindruckt und begeistert. Habe mir direkt eine Kiste schicken lassen und genieße den Wein in Berlin zu passenden Gelegenheiten.
Dieser trockene, leichte Spätburgunder mit einer feinen, charmanten Würze reift auf den steilsten Rebterrassen vulkanischen Ursprungs im inneren Kaiserstuhl. Keller gilt als Vorkämpfer für durchgegorene Weine und den Ausbau im Barrique-Fass. Man schmeckt, nicht nur beim Rotwein, dass es sich beim Kaiserstuhl um die wärmste Weinregion Deutschlands handelt. Das Weingut, der Keller und Verkauf sowie das Restaurant sind in den Weinberg integriert und atemberaubend. Hier bekomme ich architektonisch viel zu bieten. Und der Spätburgunder Bassgeige sucht - zumal für den Preis - auch seinesgleichen.
Axel Wallrabenstein (57, rechts) traf den Winzer, Ex-SC-Freiburg-Präsidenten und amtierenden DFB-Präsidenten Fritz Keller im Sommer 2020 im Kaiserstuhl. Wallrabenstein ist Chairman der Kommunikationsberatung MSL Germany. Er wurde in Hessen, fast im Rheingau geboren und lebt in Berlin und Barcelona. Er ist im Beirat des Weinguts Diehl www.weingut-diehl.com (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) in Stuttgart-Rotenberg.