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#54 Interview: Woran scheitern oft Wohnprojekte?

Podcast holyHOME von Dr. Anna Niedermeier im Interview mit RechtsanwĂ€ltin Angelika Majchrzak-Rummel (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

Dr. Anna Niedermeier hat eine kleine Podcast-Reihe (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) ĂŒber „Gemeinschaftliches Wohnen“ veröffentlicht:

  • Wie findet ihr Wohnprojekte in Metropolen: Interview mit Nele Trautwein von Stattbau Berlin

  • Wie funktioniert eine Baugenossenschaft: Interview mit Caroline Rosenthal vom Genossenschaftsforum e.V.
    Wie habt ihr eure Genossenschaft gegrĂŒndet: Home-Story mit Meera des Wohnprojekts Kirnhalden

  • Wie grĂŒndet man ein Wohnprojekt: Home-Story mit Tilman vom Wohnprojekt 2n40

Zum Abschluss der Reihe haben Anna und ich ein einstĂŒndiges Interview gefĂŒhrt zum Thema

“Woran scheitern oft Wohnprojekte”

Aus dem Interview können Sie nachfolgend die wichtigsten Informationen nachlesen.

Interview Auszug

Anna: Ich möchte fĂŒr meine Hörer und Hörerinnen die klassische GrĂŒnde herausfinden, woran viele Gruppen fĂŒr Wohnprojekte scheitern. Was sind so Fehler, die man auf dem Schirm haben sollte. Kannst Du mir mal den ersten Grund nennen, warum so Projekte oft scheitern?

Angelika: Zur Klarstellung möchte ich vorab darauf hinweisen, dass in den letzten Jahren auch viele BautrĂ€ger und Projektentwickler Insolvenz angemeldet haben. Die Rahmenbedingungen waren und sind extrem. Neben den steigenden Zinsen und Baukosten hat die abrupte Beendigung von KfW-Fördermitteln viele Projekte gezwungen, die Reißleine zu ziehen.

Ich möchte mich hier nur auf 3 GrĂŒnde beschrĂ€nken, auf die Gruppen wirklich selbst Einfluss nehmen können. Reden wir also ĂŒber

#1. eine unklare Vision, sodass man nicht zum Handeln kommt
#2. die fehlende KlÀrung der finanziellen Basis und
#3. den Mythos, Wohnprojekte seien preisgĂŒnstig.

Fehler # 1: Unklare Vision, irgendwo zwischen Schöner Wohnen oder die Welt retten

Schon in der frĂŒhen Phase sollte der konkrete Zweck des Projektes definiert werden. Die Bezeichnung Baugemeinschaft / Wohnprojekt / alternatives Wohnen ist inhaltlich nicht definiert. Jeder kann darunter etwas anderes verstehen. Seniorinnen haben andere BedĂŒrfnisse als Studentinnen oder junge Leute mit Behinderung oder Familien. Alle eint nur der Wunsch nach Gemeinsamkeit - aber was heißt das konkret?

Will jemand preiswerten Mietwohnungen auf kleinstem Raum mit GemeinschaftsflĂ€chen und Sharing? Oder will ein HauseigentĂŒmer den Flair von Einfamilienhaus behalten? Geht es um selbststĂ€ndiges Leben im Alter oder inklusives Wohnen? Möchte sich das Projekt in die Nachbarschaft öffnen oder wollen die Bewohner:innen unter sich bleiben? Möchten die Mitglieder ein Bestandsobjekt nachhaltig sanieren und bewohnen oder einen Neubau in einer hochpreisigen Gegend errichten? In der Stadt oder auf dem Land? Die Vielfalt ist denkbar groß.

Anna: Also man sollte gemeinsam eine sehr klare Vision entwickeln, richtig?

Angelika: Genau. In den Kommunen, die GrundstĂŒcke im Konzept-vergabeverfahren vergeben, sind immerhin die Rahmenbedingungen fĂŒr eine erfolgreiche Bewerbung bekannt. Dazu gehören Anforderungen an die Rechtsform, das GebĂ€ude, soziale Komponenten und eine Idee, die ins Quartier wirken soll. Meist sind dies GemeinschaftsrĂ€ume, MobilitĂ€tskonzepte oder eine Wohnung fĂŒr Menschen, die am freien Wohnungsmarkt benachteiligt sind. Diese Projekte werden nicht die Welt retten, aber die Anforderungen sind mitunter schon ambitioniert. Durch das Verfahren soll auch Bodenspekulation verhindert werden. Die Interessierten können relativ schnell erkennen, ob sie dabei sein wollen.

Deutlich schwieriger wird es, wenn es keine externen Vorgaben gibt. Es gibt viele Gruppen (ĂŒberwiegend als Verein organisiert), die in der Dream-Phase verharren. Sollte tatsĂ€chlich eine Immobilie / ein GrundstĂŒck auf dem Markt angeboten werden, ist die Gruppe nicht handlungsfĂ€hig, um kurzfristig ein rechtsverbindliches Angebot abgeben zu können.  

Anna: Also klare Vision! Wie komme ich jetzt als einzelne Person vom TrÀumen ins Handeln?

Angelika: Wer als einzelner in einem Wohnprojekt leben möchte, könnte ein Bestandsobjekt suchen. Dies könnte aber einen Ortswechsel bedeuten und erfordert immer Kompromisse. So gibt es verschiedene Matching-Plattformen:
https://www.bring-together.de/de (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
https://verein.fgw-ev.de/projektboerse/ (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

Anna: Spannend. Mal angenommen, da ist jetzt nichts dabei.
Wie komme ich jetzt als Gruppe vom TrÀumen ins Handeln?

Angelika: Wenn es doch DAS eigene Projekt in einer bestimmten Stadt oder in einer Region sein soll, dann mĂŒssen nach der Dream-Phase konkrete Ziele und Meilensteine formuliert werden.

Dazu gehört auch die Frage, ob, wie und wann die Gruppe wachsen will. Manche Konzepte lassen sich nur in einer großen Gemeinschaft (als Genossenschaft) oder mit einer bestimmten Gruppenzusammensetzung (Senioren, Menschen mit Behinderung) umsetzen.

Dann kommt die Fragestellung: Was brauchen wir als Gruppe, um auf ein Angebot ĂŒberhaupt reagieren zu können? An diesen Voraussetzungen muss konkret gearbeitet werden. Auf jeden Fall gehört dazu die Erstellung eines Projektplanes mit Geld- und Zeitangaben.

Es gibt Methoden, um aus der Traumphase in die Handlungsphase zu kommen. Das erfolgt am besten unter Anleitung geschulter Personen.

Anna: Kannst Du uns da eine Methode verraten?

Angelika: Dragon Dreaming ist eine sehr beliebte und effiziente Methode
https://www.buergergesellschaft.de/mitentscheiden/methoden-verfahren/methoden-und-verfahren-der-buergerbeteiligung-von-a-bis-z/dragon-dreaming/methodenbeschreibung (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
https://dragondreaming.org/wp-content/uploads/2020/01/DragonDreaming_eBook_german_V02.09.pdf (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

Am Ende eines Workshops kristallisiert sich schnell heraus, wer fĂŒr DAS Wohnprojekt (noch) nicht bereit ist. Dann mĂŒssen die „Macher“ (gerne auch Kerngruppe genannt) alleine weitergehen. Es ist normal, dass Interessierte kommen und gehen. Wichtig ist nur, dass der Projektplan, die Zwischenergebnisse und die Rechtsform nicht immer wieder neu infrage gestellt werden. Nur so kommt man zum nĂ€chsten Meilenstein: Verbindlichkeiten schaffen.

Anna: Alles klar, Fehler Nummer 1 verstanden. Gibt es noch einen zweiten Fehler?

Fehler # 2: Fehlende KlÀrung der finanziellen Basis - falsche Scheu und zu viel Vertrauen

Angelika: Gerade in der Gemeinschaftsszene gibt es eine erhöhte Scheu davor, Beweise und Dokumente zu verlangen. Die Menschen wollen nicht misstrauisch oder kleinlich erscheinen, schon gar nicht gegenĂŒber Menschen, mit denen sie sich doch so gut verstehen. Je lĂ€nger eine Gruppe gemeinsam trĂ€umt, desto schwerer wird es, Verbindlichkeiten schriftlich niederzulegen. Es schwingt immer mehr die Angst mit, dass sich jemand dadurch „genötigt“ fĂŒhlt und dann ausscheidet.

Vielfach haben die Gruppen wenig Vorstellung, was ihr Traum tatsĂ€chlich kostet oder nur kosten darf. Noch weniger bekannt ist, wer sich eine Beteiligung an der Projektrealisierung und an den spĂ€ter laufenden Kosten ĂŒberhaupt leisten kann. Wir sprechen ungern ĂŒber eigene Einkommens- oder VermögensverhĂ€ltnisse. Noch weniger fragen wir andere nach Einkommen oder Vermögen und lassen uns entsprechende Beweise vorlegen.

Anna: Hier geht es also um soziale Hemmung. Wie löst man das Dilemma?

Angelika: Ein neutraler Finanzberater könnte Klarheit fĂŒr das Projekt bringen und gleichzeitig den Schutz der personenbezogenen Daten wahren. Niemand muss vor der Gruppe „die Hosen runter lassen“. Mit den gefilterten Informationen - ĂŒber den Finanzberater - weiß die Gruppe, welche Immobilie sie sich ĂŒberhaupt leisten kann. Gibt es einige kapitalstarke Mitglieder und einige Personen ohne Eigenkapital? Ist eine solidarische Finanzierung notwendig und möglich?

Ohne Moos, nix los. Rechtsform und Finanzierungskonzept bedingen sich wechselseitig. Das muss frĂŒhzeitig und langfristig bedacht werden. Dummerweise passt aber so ĂŒberhaupt nicht zum SelbstverstĂ€ndnis vieler in der Projekteszene. Gleichzeitig werden die Kreditanforderungen der Banken immer höher.

Vielfach klammern sich Gruppen dann an die Idee, irgendwo Fördermittel zu bekommen oder Direktkredite einwerben zu können.

Anna: Sind Fördermittel oft unrealistisch?

Angelika: Ich bin dann meist die Spielverderberin. Auch fĂŒr Wohnprojekte gelten die allgemeinen gesetzlichen Regeln: NatĂŒrlich gibt es die normalen KfW-Fördermittel. Wohnen ist nicht gemeinnĂŒtzig im Sinne der Abgabenordnung. Also kann / darf keine Stiftung Fördermittel geben an Projekte, die ihrerseits nicht gemeinnĂŒtzig sind. FĂŒr GrundstĂŒckskauf und fĂŒr Steine gibt es keine Fördermittel - insbesondere wenn die Projekte fĂŒr alle (Jung-Alt, Queer, Bunt, Inklusiv) offen sein sollen. Das liegt an unserem GemeinnĂŒtzigkeitsrecht.

Ein gemeinnĂŒtziger Verein als ErgĂ€nzung kann dennoch sinnvoll sein, um einzelne Aktionen im Gemeinschaftsraum mit der Nachbarschaft ĂŒber Spenden oder Fördermittel zu finanzieren.

Anna: Auf Instagram liest man viel von Direktkrediten. Wie helfen diese beim Finanzieren? Kannst Du uns erklÀren, warum Direktkredite hochriskant sind?

Angelika: Es handelt sich nicht um normale Kredite, sondern um sog. qualifizierte Nachrangdarlehen, die als Eigenkapital des Projektes gelten sollen. Diese besondere Konstruktion fĂŒhrt dazu, dass die RĂŒckzahlung der Darlehen und auch evt. Zinsen immer verweigert werden kann, wenn dies beim Projekt die Insolvenz auslösen wĂŒrde. Ein Totalausfall ist also möglich.

In der angespannten Wirtschaftslage wird es immer schwer - auch im Familien-Freundeskreis - Geldgeber zu finden, die unter UmstÀnden faktisch eine Schenkung machen. Es gibt zudem viele Projekte, die um Direktkredite konkurrieren.

Durch § 2 Vermögensanlagengesetzes sind die Kredite zum Schutz der Geber:innen betragsmĂ€ĂŸig und zeitlich begrenzt. Dies bedeutet viel Aufwand der Gruppe fĂŒr das stĂ€ndige Einwerben bzw. fĂŒr die Rotation der Direktkredite.

Anna: Ich habe mir das auch so ein bisschen gedacht, dass das Kreditvolumen trotzdem sehr hoch ist, auch wenn es Direktkredite sind. Wie rechnet sich das? Vor allem ĂŒber die LĂ€nge der Zeit? Oder weil Direktkredite niedrig verzinst sind?

Angelika: Sehr gute Frage. Über die Direktkredite wird das Eigenkapital eingeworben (ca. 30 % des Projektvolumens). Erst danach ist die Bank zur Finanzierung bereit. Die Direktkredite werden gar nicht oder nur sehr gering verzinst. Tilgung wird erst angedacht, wenn es neue Direktkredite gibt.

Das MiethĂ€user-Syndikat ist eine eigene Welt innerhalb der Projekte-Szene, die mit Direktkrediten arbeitet. Die Mieten beim MiethĂ€user-Syndikat sind relativ gĂŒnstig, da die Immobilien nicht hochpreisig und hochwertig sind. Nur die laufenden Kosten werden umgelegt.  

Anna: MĂŒssen also auch Projekte auf Mietbasis ĂŒber Finanzierung nachdenken?

Angelika: Ja klar. Auch diese mĂŒssen die Phase vom TrĂ€umen zum Handeln gestalten. Die richtige Rechtsform ist zu finden und zu grĂŒnden. Mit dem EigentĂŒmer des Hauses, dem TrĂ€ger oder Investor sind VertrĂ€ge abzuschließen.

Auch bei Wohnprojekten auf Mietbasis entstehen finanzielle Verbindlichkeiten in der Planungsphase. Falls die Gruppe ein Nachbelegungsrecht vom Vermieter möchte, mĂŒssen auch 2-3 Monatsmieten fĂŒr die nachzubelegende Wohnung von der Gruppe finanziert werden. Auch Mietzins und Nebenkosten fĂŒr die GemeinschaftsrĂ€ume und fĂŒr gemeinschaftliche AktivitĂ€ten mĂŒssen finanziert werden. DafĂŒr gibt es unterschiedliche juristische Möglichkeiten.

Anna: Kannst Du hier ein Beispiel machen?

Angelika: Den grĂ¶ĂŸten Gestaltungsspielraum hat eine Gruppe, wenn sie einen Generalmietvertrag fĂŒr ALLES macht (z.B. fĂŒr ein Haus) und an die Gruppenmitglieder untervermietet. Den kleinsten Einfluss hat eine Gruppe, wenn jeder seinen eigenen Wohnungsmietvertrag hat und es nur einen Kooperationsvertrag zwischen Gruppe und Vermieter gibt. Je mehr die Gruppe selbst entscheiden darf, desto mehr finanzielles Risiko trĂ€gt die Gruppe in der gewĂ€hlten Rechtsform.

Auf jeden Fall muss nicht nur ĂŒber Geld gesprochen werden, sondern es mĂŒssen auch Verbindlichkeiten auf Basis von Fakten geschaffen werden. Andernfalls können keine VertrĂ€ge mit Dritten geschlossen werden.

Anna: Alles klar, also es braucht eine glasklare Vision und klare Fakten und Zusagen ĂŒber das Thema Geld. Welchen Fehler oder eher Mythos gibt es noch oft?

Fehler # 3: Mythos, Wohnprojekte seien gĂŒnstig

Angelika: „GĂŒnstig gemeinschaftlich bauen und wohnen“ ist ein Versprechen, das immer kritisch zu hinterfragen ist. Jede Beteiligung an einem Projekt muss nĂŒchtern ĂŒberdacht werden. Es gibt durchaus auch schwarze Schafe, die vorrangig Geld wollen und spĂ€ter die versprochene Vision nicht umsetzen. Mitunter handelt es sich um verkappte BautrĂ€germodelle, 
 nur ohne den gesetzlichen Schutz.

Auch die Beteiligung in einer jungen Genossenschaft kann locker 5-stellige Summen kosten (wohnungsabhÀngige Pflichteinlagen).

Auch Projekte auf Mietbasis mĂŒssen stolze Mieten verlangen, um nur die Kosten weiterzugeben. Boden und Bauen sind teuer. Die Herausforderungen sind hoch.

Trotzdem haben Wohnprojekte viel Potenzial. Die Mitglieder haben vollen Einfluss auf das Vorhaben. Werde die individuellen WohnflÀchen reduziert bzw. flexibel bei Bedarf neu verteilt und gemeinschaftliche FlÀchen miteinander genutzt, dann gibt es auch finanzielles Sparpotential.  

Wer sich an einem Wohnprojekt beteiligt, sollte nicht durch SPAREN motiviert werden. Die Mitbestimmung, das langfristige Miteinander in der Gemeinschaft und die gemeinsame Vision machen die AttraktivitÀt aus.

Es sollte auch nicht an der falschen Stelle gespart werden. FĂŒr den Erfolg ist eine sachkundige neutrale Begleitung anzuraten. Gruppen, die glauben alles alleine machen zu können, sparen an der falschen Stelle und tragen ein hohes finanzielles Risiko krachend zu scheitern.  

Anna: Warum ist deine Erfahrung, dass es ohne fachliche Begleitung schwierig wird?

Angelika: Das Selbermachen fĂŒhrt meist zu Interessenskonflikten. Erbringt ein Gruppenmitglied (z.B. ein Architekt, ein Rechtsanwalt) professionelle Leistungen, so sind die anderen Mitglieder zunĂ€chst zurĂŒckhaltend mit Bedenken, zumal wenn jemand ohne oder mit ermĂ€ĂŸigtem Honorar arbeitet. Der freie Wettbewerb um die beste Lösung fĂŒr das Projekt unterbleibt. Steigert sich irgendwann die Unzufriedenheit mit der fachlichen Leistung, so fĂŒhrt dies unweigerlich zu einer Gruppenkrise. Der nicht wertgeschĂ€tzte Gesellschafter droht alles hinzuschmeißen und auszuscheiden. Das gefĂ€hrdet das gesamte Projekt. Einen fremden Architekten oder Berater könnte man hingegen leicht kĂŒndigen und die Gruppe bleibt unversehrt.

Die Überforderung ist ein weiteres Problem. Jede Gruppe hat eigentlich mit der internen Organisation und der Entscheidungsfindung genug zu tun. Ob zusĂ€tzliche fachliche Arbeit geleistet werden kann, ist realistisch zu schĂ€tzen. Jede Überforderung ist fehleranfĂ€llig und fĂŒhrt schnell zu Frust. Im schlimmsten Fall scheiden Mitglieder aus, weil sie doch eigentlich nur „gemeinsam wohnen wollten“.

Fachliches Know-how und jahrelange Erfahrungen lassen sich nur bedingt durch Schwarmintelligenz ausgleichen. Jeder Fehler verteuert und verlangsamt das Projekt. Wird ein Baumangel oder ein Prozess vermieden, dann hat jeder Berater sein Geld mehr als verdient. Auch unerwartete Steuern sind ein weiteres Themenfeld, was sich durch fachkundige Beratung vermeiden oder zumindest kalkulieren lÀsst.

Wohnprojekte zu beraten erfordert den ganzheitlichen interdisziplinĂ€ren Weitblick. Ein „normaler“ Architekt macht seine KostenschĂ€tzung nach DIN 276 fĂŒr die dort genannten Kostengruppen. FĂŒr Wohnprojekten mit Immobilienerwerb wird der Finanzierungsaufwand damit zu gering kalkuliert. Die GrĂŒndungs- und laufenden Kosten fĂŒr die gewĂ€hlte Rechtsform, wie z.B. eine Genossenschaft, werden vielfach ĂŒbersehen oder zu gering geschĂ€tzt. Ebenso die Kosten fĂŒr die Gruppenbildung, Beurkundungen, fachliche Beratung, Gutachter und Projektsteuerung. Es ist ratsam, einen finanziellen Puffer einzuplanen, um unerwartete Ausgaben abzufedern.

Es ist wichtig, vorsorgliche Vereinbarungen in den VertrĂ€gen zu treffen, um auf mögliche mögliche Probleme reagieren zu können. Beispielsweise könnten Klauseln zur solidarischen Finanzierung in FĂ€llen eines Baustopps oder zur Abweichung von der Baubeschreibung bei Baukostensteigerungen ĂŒber x % eingefĂŒgt werden. 

Anna: Wo finde ich denn mehr Informationen zum Thema Wohnprojekte?

Angelika: Die Wohnprojekte-Tage sind super.

Als Einstieg gibt es Infos beim WIN - Wissenspool
https://win.fgw-ev.de/win-wissenspool/ (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

Lesenswert sind ...
die BroschĂŒren der Stiftung Trias
https://www.stiftung-trias.de/wissen/publikationen/ (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

der GrĂŒndungsleitfaden von Wohnsinn fĂŒr inklusive Projekte
https://www.wohnsinn.org/wissen-von-a-z/gruendungsleitfaden (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

sowie zwei BĂŒcher von Eva StĂŒtzel
https://www.oekom.de/buch/gemeinsam-die-welt-veraendern-aber-wie-9783987260322 (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
https://www.oekom.de/buch/der-gemeinschaftskompass-9783962382988 (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

und das Buch von Heinz Feldmann
https://www.oekom.de/buch/praxishandbuch-leben-in-gemeinschaft-9783962383619 (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

Meine Auflistung ist unvollstÀndig, zufÀllig und sehr persönlich.

Anna: Wie finde ich jetzt den richtigen Berater? Und aus welchem Fachbereich brauche ich unbedingt Berater?

Angelika: Eine Liste von Berater:innen mit unterschiedlichen Schwerpunkten findet man unter
https://www.wohnprojekte-portal.de/beraterinnen/uebersicht/rechtsanwaelt-innen/#berater (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)

Bei der Auswahl der richtigen Berater:innen sind die konkreten Erfahrungen, die Transparenz der Arbeitsweise und natĂŒrlich persönliche Sympathie wichtig. Es empfiehlt sich, zunĂ€chst eine Erstberatung oder einen kleinen Auftrag gemeinsam durchzufĂŒhren. Danach schauen alle Beteiligten, ob man weiter miteinander gut arbeiten könnte 
 lieber wechseln, wenn es nicht 100% passt. Dies gilt auch fĂŒr Architekten. Ich rate immer dazu, nur in Stufen zu beauftragen, da sich das Projekt Ă€ndern oder scheitern kann.

Ende Interview

Das Interview hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht.
Wir hoffen, dass ihr viel Informationen und Anregungen mitnehmen könnt.
Folgt gerne Anna bei

Es grĂŒĂŸen Anna und Angelika

ErgÀnzung

Hinsichtlich der Risiken fĂŒr eine Beteiligung an eine Genossenschaft habe ich einige Überlegungen zusammengestellt, die Sie als Mitglied vollstĂ€ndig lesen können:

https://steadyhq.com/de/projekt-wohnen/posts/3da78d2b-5dd1-4dd2-bace-9fb4cdbf5d25?secret_token=a_QAuAcagLGijIQfIE3iMxfYtTYooH7slR3BtTPliAGkYagAGi5GpM-5r8AtYAgF (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
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