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Der Müll ist voll – 4 Ohren Modell – Kommunikation unter der Lupe

Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Begreife die Sachebene als Ebene für Deine Kommunikation zur Übermittlung überprüfbarer Informationen!

Das 4 Ohren Modell ist wunderbar geeignet, um zum Beispiel die Aussage (im 4 Ohren Modell wird von Nachricht gesprochen) „Der Müll ist voll“ genauer unter die Lupe zu nehmen. Unsere Kommunikation hängt sowohl vom Sender als auch vom Empfänger ab.

Michael Ueberschaer - Diplom-Sozialpädagoge (Uni), Gewaltberater (GHM), Paarberater

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Der Sender ist dafür verantwortlich, Sachebene, Selbstoffenbarung, Appellebene und Beziehungsebene sinnvoll für seine Nachrichten zu nutzen.

Der Empfänger ist dafür verantwortlich, die Nachricht zu verstehen. Das bedeutet, bei akustischen Problemen nachzufragen, bei unbekannten Wörtern zu fragen, nicht zu interpretieren, nachzufragen, wenn die Motivation des Senders für seine Nachricht unklar bleibt.

Im Folgenden beginne ich eine Artikelserie zur Kommunikation. In der Artikelserie nehme ich Nachrichten genau unter die Lupe. Ziel dieser Artikelserie ist, euch für eure Kommunikation zu sensibilisieren.

In diesem Artikel geht es um die Nachricht „Der Müll ist voll“ und inwieweit das 4 Ohren Modell unser Verhalten beeinflusst.

Der Müll ist voll!

Der Müll ist regelmäßig voll. Das ist wohl kaum der Rede wert. Und dennoch neigen wir dazu, diese Nachricht, oder eine Variante, zum Beispiel „Der Müll muss noch raus“, an unseren Empfänger zu senden. Das kann unsere Partnerin oder unser Partner, unsere Ehefrau oder unser Ehemann oder unser Sohn oder unsere Tochter sein.

4 Ohren Modell und 4 Ebenen für Botschaften

Wie von mir schon in mehreren Artikeln beschrieben (Die Ampel ist Grün (Opens in a new window), 4 Ohren Modell – Sinn und Unsinn (Opens in a new window)), geht das 4 Ohren Modell fatalerweise davon aus, dass eine Nachricht immer alle 4 Ebenen beinhaltet.

Es gibt grundsätzlich 2 Möglichkeiten, auf die Nachricht „Der Müll ist voll“ zu reagieren.

Während die linke Reaktion des Empfängers für den Sender zunächst praktisch erscheint, ist dies bei der rechten Variante oberflächlich betrachtet nicht der Fall.

Bei dieser Reaktion folgt der Empfänger dem 4 Ohren Modell und ergänzt in der Nachricht „Der Müll ist voll“ die Ebenen Selbstoffenbarung, Appellebene und Beziehungsebene mit jeweils einer Botschaft.

Dies gelingt ihm auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen mithilfe der Interpretation. Wenn die Erfahrung des Empfängers gewesen ist, dass der Sender etwas anderes meint als er sagt, dann ist er in der Lage, treffend zu interpretieren.

Wenn dem Sender tatsächlich daran gelegen war, dass der Empfänger den Müll wegbringt, hat der Empfänger richtig interpretiert und der Sender kann zufrieden sein.

https://youtu.be/NHiXUd1BQNw (Opens in a new window)

Variante rechts – Konzentration auf die vorhandenen Botschaften

Der Empfänger folgt dem Postulat des 4 Ohren Modells nicht, indem er nicht interpretiert, nicht vorhandene Botschaften auf den Ebenen Selbstoffenbarung (Opens in a new window), Appellebene (Opens in a new window) oder Beziehungsebene (Opens in a new window) nicht ergänzt.

Wenn der Empfänger nicht interpretiert, nimmt er die Nachricht 1:1 auf, er spart sich die Arbeit des Interpretierens. Er läuft auch Gefahr, den Unmut des Senders auf sich zu ziehen, wenn dieser eine nicht kommunizierte Intention hatte.

Wer ist der bessere Empfänger der Nachricht „Der Müll ist voll“?

Wenn wir dem 4 Ohren Modell folgen, ist die Antwort eindeutig. Der linke Empfänger ist der bessere Empfänger, denn er hört auch die nicht kommunizierten Ebenen heraus. Er hat verstanden, dass eine Nachricht immer auf allen 4 Ebenen eine Botschaft enthält und analysiert die Nachricht nach diesem Gesichtspunkt.

Wie hören, was nicht gesagt wird?

Sendet ein Sender die Nachricht „Der Müll ist voll“, dann kann dies eine wahre Aussage sein. Wenn dem so ist, dann handelt es sich um eine Botschaft auf der Sachebene.

Wie gelingt es einem Empfänger dann, Botschaften auf den anderen Ebenen herauszuhören? Akustisch kann ihm dies nicht gelingen, denn der Sender sagt nicht „Bitte, bring den Müll weg“ oder „Ich wünsche mir, dass du den Müll wegbringst“. „Der Müll ist voll“ enthält keine Botschaft auf der Appellebene oder Beziehungsebene. Selbst eine Selbstoffenbarung wie „Der Müll nervt mich“, beinhaltet die Nachricht „Der Müll ist voll“ nicht.

Wie die Infografik 2 zeigt, baut sich der Empfänger diese Botschaften im Kopf mithilfe des Denkens. Anders gesagt, interpretiert er die Nachricht des Senders.

Besondere Leistung des Empfängers?

Das scheint eine besondere Leistung zu sein, ist sie aber nicht, da der Kontext die entsprechenden Interpretationen nahelegt. Jeder weiß, dass ein Mülleimer irgendwann überquellen würde, also irgendwann geleert werden muss.

Wenn auch der Sender nichts Konkretes fordert oder darum bittet, ist die Chance hier sehr groß, dass der Empfänger im Sinn der Intention des Senders interpretiert.

Folgen für Sender und Empfänger

Dieses ‘Erfolgserlebnis’, welches Sender und Empfänger gleichermaßen erleben, hat Folgen. Der Sender nimmt an, dass er mit seiner Art des Sendens alles für eine Verständigung unternimmt. Und der Empfänger geht davon aus, dass seine Interpretationen der Verständigung dienen.

Sender und Empfänger gestalten ihre Kommunikation in der Folge aufgrund der trügerischen Verständigung hinsichtlich des Alltagsphänomens Müll.

Sender beschränken sich darauf, im Wesentlichen die Sachebene für ihre Nachrichten zu nutzen. Empfänger interpretieren Nachrichten von Sendern, liegen manchmal richtig und meistens daneben.

Missverständnisse werden wahrscheinlich.

Das 4 Ohren Modell als Empfänger ohne Interpretation nutzen

Der Empfänger der rechten Variante, dargestellt in Infografik 3, versucht nicht, Botschaften in einer Nachricht zu finden, die nicht vorhanden sind.

Damit löst er Ungemach aus, wenn der Sender gelernt hat, dass seine unklaren Nachrichten normalerweise interpretiert werden. Denn der Empfänger wird nach der Nachricht „Der Müll ist voll“ nicht aktiv und bringt den Müll nicht weg.

Es kann durchaus der Eindruck entstehen, dass es einfach ist, Nachrichten nicht zu interpretieren. Dies ist allerdings nicht der Fall. Die Interpretation ist das gängige Verhalten, wenn wir als Empfänger gefordert sind.

Dieses Verhalten als Empfänger steht dem allgemeinen Anspruch entgegen, unsere Partner auch ohne Worte zu verstehen. Und doch ist es mittelfristig bis langfristig für eine bessere Verständigung notwendig, Interpretationen als Empfänger zu beenden.

Zugespitzte Reaktion auf „Der Müll ist voll“

Eines muss allerdings gesagt werden. Die Reaktion aus der Infografik 3 ist sehr zugespitzt. Wenn ihr eurer Verhalten als Sender von der Interpretation befreien wollt, dann seid ihr auch gefordert, mit euren Gefühlen im Kontakt zu sein.

Wie bereits gesagt ist es beim Beispiel mit dem Müll sehr einfach, mit der eigenen Interpretation als Empfänger richtigzuliegen. Als Empfänger haben wir durchaus indirekten Einfluss auf die Art und Weise wie Sender mit uns sprechen.

Als Empfänger anders zu reagieren, wie in der Infografik 3 zu reagieren, wird deinen Partner eventuell überfordern.

Versucht es also zum Beispiel mit:

  • Und das heißt?

  • Und damit möchtest du mir was sagen?

Bei einem Konfluenten solltet ihr die erste Option, also eher sachlich bleiben, ausprobieren. Bei einem Isolator ist die zweite Option, auch in Varianten, aufgrund des Beziehungsaspektes ratsam.

Der Müll ist voll – Keine 4 Ebenen, wie im 4 Ohren Modell zur Kommunikation behauptet

Obwohl „Der Müll ist voll“ eine durchaus diskutierbare Sachinformation (Behauptung) sein kann, ist sie für viele entweder eine Aufforderung oder Bitte, den Müll wegzubringen. Dies scheint auf den ersten Blick nicht problematisch zu sein.

Wenn ihr euch einen zweiten Blick gönnt, sollte deutlich werden, dass dies eure Kommunikation schlussendlich erschwert.

Das 4 Ohren Modell erweist uns an dieser Stelle einen Bärendienst. Diesen gilt es umzuwandeln in eine hilfreiche Variante. Es gilt, als Empfänger zu üben, die tatsächlich vorhandenen Botschaften zu identifizieren und fehlende Ebenen zu erkennen. Denn fehlende Ebenen können unangenehme Gefühle verursachen, die ihr wiederum merken solltet.

Schreibt als Mitglied in die Kommentare, wie es Euch als Sender und Empfänger geht. Habt ihr Verbesserungsbedarf? Als Sender? Oder als Empfänger?

Topic Kommunikation

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