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5 Gründe, warum es mir im Club-Urlaub nicht ganz so gut gefallen hat.

Vorab: Lieber Robinson Club, es lag nicht an dir, es lag an mir!

Zusammen mit meinem vierjährigen Sohn war ich vor Kurzem zehn Tage auf Djerba, eine Insel am nördlichen Ende von Tunesien.  Es war der erste Urlaub, denn ich alleine mit Kind verbracht habe – und mein erster Cluburlaub.

Cluburlaub bedeutet: Im Grunde muss man die Hotelanlage nicht verlassen, da für Entertainment, Sport, Strand, Pool und Kinderbetreuung gesorgt wird. Außerdem in den meisten Fällen für Frinks – als freie Drinks. Den ganzen Tag. Und natürlich für Essen. Eine Menge essen. Mehr als auch der beste Esser essen kann. Und das in einer meist außergewöhnlich hohen Qualität und sehr abwechslungsreich. Zumindest bei Robinson.

Im Grunde war es also der Himmel auf Erden. Was also ist schief gelaufen?

Hier fünf Gründe, warum Cluburlaub nichts so recht für mich ist (neben einer leichten Sommerdepression oder vielleicht eher: einem generellen Stimmungstief in dieser Zeit).

Erstens: Es ist zu viel

Klar, den ganzen Tag frei trinken klingt erst mal ganz gut. Aber wenn es rund um die Uhr kostenlose Getränke gibt, trinkt man (ich) eben auch den ganzen Tag. Der Moment, nach einem Bad im Meer um fünf Uhr das erste eisgekühlte Bier am Strand zu kaufen, geht ein wenig verloren – weil man (ich) sich eben schon um elf nach dem Frühstück eine kleine Hopfenschorle reingezwiebelt hat. Und um zwölf. Um eins. Um zwei. Nein, um zwei nicht. Da Weißwein. Ebenfalls kostenlos. Ich weiß, ich weiß. Mein Fehler. Ich sagte ja: Es lag an mir.

Ähnlich ging es mir am Buffet: Zu viel, zu viel, zu viel. Ein Drei-Gänge-Menü, bei dem ich bei der Hauptspeise zwischen vegan, Fisch oder Fleisch wählen kann, wäre mir an einigen Tagen Auswahl genug gewesen.

Um es mal ein wenig salopp auszudrücken: Ich hatte ein wenig das Gefühl, der Urlaub amortisiert sich besser, wenn ich statt zwei Bier fünf trinke und bei den Scampi am Abend doppelt zugreife. Je mehr ich bei einem Festpreis konsumiere, desto mehr hat es sich schließlich gelohnt. Natürlich ein recht simpler Gedanke, aber gar nicht so einfach, ihn abzuschütteln.

Zweitens: Der wohlhabende Westen

Ich hatte selten mehr das leicht bis stark unangenehme Gefühl, ein satter und mit viel Glück ausgestatteter Westeuropäer zu sein, als im Robinson Club auf Djerba. Eine Oase mit Palmen und circa 500 Quadratmeter Pool mitten in einer ansonsten wasserarmen, staubtrockenen Landschaft, in der nicht viel wächst außer die Nasenhaare der Dromedare.

Monatlicher Durchschnittsverdienst in Tunesien: 250 Euro. Ungefährer Preis für eine Nacht im Robinson Club auf Djerba: 250 Euro. Preis, den jemand für zwei Wochen Familienurlaub bezahlt hat, den ich am Pool kennengelernt habe: 7500 Euro. Also 30 tunesische Monatsgehälter.

Man kann so etwas sicher ausblenden, um einen solchen Urlaub richtig zu genießen, ich konnte es nicht so gut.

Drittens: Allein, allein.

Ich war, wie erwähnt, alleine mit meinem Sohn unterwegs. Ein kleiner Nachteil dabei, den ich vorher nicht bedacht hatte: Ich bin alleine mit meinem Sohn unterwegs. Das ging natürlich auch, aber ich denke, das komplette Konzept Cluburlaub macht deutlich mehr Spaß, wenn man es mit mehreren Menschen genießt. Freunde oder Familie. Klar, man lernt sehr schnell andere Menschen kennen. Doch mir hat häufig jemand gefehlt, an den ich mein Kind mal kurz abgegeben kann oder mit dem ganz vertraut ich über die anderen Gäste lästern kann.

Viertens: Die anderen Gäste

Ich möchte im Nachhinein gar nicht so viel lästern. Aber man manchen Gästen schon sehr angesehen, dass sie aus der gehobenen, deutschen Mittelschicht stammen. Was auch kein Wunder ist, wenn ich als Teil der gehobenen Mittelschicht einen Urlaub buche, den sich nur die gehobene Mittelschicht leisten kann. Selbsterfüllende Prophezeiung.

Irgendwann saß ich mal mit einem Musiker, den ich dort kennengelernt hatte bei einem Frink an der Strand Bar und sagte, ohne es wirklich böse, eher beschreibend zu meinen, so etwas wie: „Die Leute hier sind einer der Gründe, warum sich gesellschaftliche Strukturen so langsam ändern“.

Ich sitze nun wieder in Berlin, in einem kleinen Café am Ufer des Landwehrkanals und habe das Gefühl, ich weiß jetzt ein wenig mehr zu schätzen, wie divers, bunt und abwechslungsreich diese Stadt ist. Oder anders gesagt: Ich fühle mich manchmal dort wohler, wo nicht schon Kindern Kleidung von Polo Ralph Lauren tragen.

Fünftens: Der Stundenplan

Jeder Tag von mir mit Kind in Berlin ist spontaner und freier als meine Agenda im Robinson Club. Nachdem der Kleine endlich die (übrigens hervorragende) Kinderbetreuung annahm, folgte mein Tag einem sehr festen Muster:

Bis 12:00 Uhr: Auf dem Zimmer bleiben. Aufwachen. Kika schauen. Internet. Duschen. Anziehen. Eincremen. Pool-Tasche packen.

12:30 Uhr: Gemeinsames Mittagessen.

13:30 Uhr: Gemeinsame Pool-Zeit. Aber bloß nicht einschlummern, Kind könnte untergehen.

16:00 Uhr: Kinderclub am Nachmittag. Freizeit für mich.

18:00 Uhr: Betreutes Kinderessen überbrücken mit Frinks an der Pool Bar.

18:30 Uhr: Schnell mit Kind ins Zimmer, Duschen und umziehen für das Abendessen der Erwachsenen.

19:15 Uhr: Die letzten Takte der Kinderdisco mitnehmen und dem Maskottchen „Roby“ meinem Kind „die Flosse geben“ lassen!

19:30 Uhr:  Kinderclub am Abend. Währenddessen in Ruhe –aber maximal eine Stunde lang – selbst essen.

20:30 Uhr: Abholung aus dem Kinderclub am Abend. Wieder mit Kind zum Tisch. Käseplatte für beide, Eis für ihn.

21:30 Uhr: Abendprogramm. Letzter Frink mit Kind an der Pool Bar. Live Band oder Bauchtänzerin zuschauen. Warten, bis Kind müde ist.

22:30 Uhr: Kind müde. Ins Zimmer bringen und vornehmen, später die Babysitter-App anzuschalten und zur Pool Bar zurückzukehren.

22:45 Uhr: Gemeinsam mit Kind eingeschlafen.

Wie erwähnt, jeder Tag in meinem normalen Leben ist weniger strukturiert. Und wenn man solche Tage fünf mal hintereinander durchläuft, wird es irgendwann auch sehr fad.

Das waren meine Grunde gegen einen Cluburlaub. Aber würde ich es noch mal machen? Essen, Getränke, Kinderbetreuung, Service und Ähnliches waren schließlich hervorragend.

Jein. Eventuell ja, aber dann mit folgenden Änderungen: Nicht mehr alleine mit Kind, sondern mit Freunden oder Familie, eher sieben statt zehn Tage und lieber in einem europäischen Land, in dem die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Urlaubern und Bevölkerung nicht so krass sind.

Ach, eines noch: Circa einmal am Tag, gerne häufiger, läuft der offizielle Club-Song „Die beste Zeit“ von Sasha. Kostprobe: „Ob Sommer oder Winter, das Glück ist wo wir hinfahren.“

Das Schlimmste an diesem Ohrwurm aus der Hölle: Ich fand ihn eigentlich ganz gut.

In diesem Sinne: Sonne an, Alltag aus!

Peter

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