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Wo das Weltall aufhört

Ich habe einen Artikel über zwei Astronauten gelesen, die nicht wie geplant 8 Tage, sondern 8 Monate im Weltall verbringen sollen. Als das entschieden wurde, waren sie blöderweise schon oben. Aus irgendeinem Grund wurde ihr Rückflug von der NASA verschoben. Neue Ankunftszeit: Februar 2025. Du meine Güte, dachte ich. Wie geht man denn damit um? Der Artikel erklärt, die Astronauten seien zwar überrascht gewesen, immerhin hatten sie für die geplanten 8 Tage nicht ihre eigene Unterwäsche mitgebracht, aber seien sich stets bewusst, dass ihre Firma, also die NASA, mal eben die Pläne über den Haufen werfen kann. Genug hätten sie eh zu tun, schließlich gäbe es viele Knöpfe da in der Raumfahrtstation, die man mal kontrollieren könnte. Der Artikel merkt weiter unten noch an, Unterwäsche würde ihnen bald von zu Hause nachgeschickt. Vielleicht, habe ich gedacht, sind Astronauten tiefenentspannte Menschen. Die sind wahrscheinlich so froh, ins Weltall zu können, dass die paar Monate nun auch keinen Unterschied machen. Oder sie bekommen pro Tag einen WeltraumzuschIag von 1000 Euro, ja, dann hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht an die Gewerkschaft gewandt. Jedenfalls. Der Artikel hat mich gewundert. Zwischen all den Nachrichten, die ich sonst so lese, nur schlimmes natürlich, schien es mir irgendwie absurd plötzlich über zwei Menschen ohne Unterwäsche im Weltraum nachzudenken. Wie lange ich auch schon nicht mehr anständig an das Weltall gedacht hatte. Dabei habe ich früher, also vor allem als Jugendliche, ständig darüber nachgedacht. Das Nichts hat mir eine heidenangst eingejagt. Im Kopf habe ich mir das Weltall in seiner Weite vorgestellt, die Augen feste zugedrückt, solange bis meine Nasenflügel zitterten, weil ich nicht wusste, wie es aufhören soll. Hätte mich jemand am Kopf antippen wollen, hätte ich vermutlich geschrien: Vorsicht, heiß! Was fängt an, wo das Weltall aufhört? Es muss doch etwas geben, dass es nicht gibt. Letzteres habe ich damals meinem Ethik-Lehrer gesagt und musste dabei sehr elend ausgesehen haben. Herr Thomä, der Ethik-Lehrer, der auch mein Englisch-Lehrer war und sonst viel mit Vokabeln machte, sagte, ich soll den Satz mal aufschreiben. Ich schloss meine Augen wieder. Meinen Seelenfrieden mit den Weltall habe ich noch nicht gefunden. Nun reicht es aber wieder, beende ich jedes Mal meine Gedanken an das Weltall. Man muss ja nicht über alles nachdenken. Seit einem Jahr habe ich ja für solche Fälle auch ein Stoppschild in mein Hirn integriert. War auch aus einem Artikel. Wer schrecklich viel grübelt, soll sich ein Stoppschild vorstellen. Also ein richtiges Stoppschild von der Straßenecke. Immer wenn ich abends grüble, der Mond schön scheint, obwohl ich es in so einer Situation von der Nacht nicht für angebracht halte, habe ich Angst, dass ich wieder mit dem Grübeln anfange, dann denke ich an das Stoppschild. Es hilft so sicher, wie das Weltall unendlich ist.

Meine Top Weltraum-Filme

Armageddon

Apollo 13

Independence Day

Gravity

Contact

Galaxy Quest

Serie

Mutterschaft

Jamie Lee Curtis Auftritt in »The Bear«

Es gibt die dritte Staffel von »The Bear«. Nicht die beste, das muss ich schon so sagen. Ich schaute etwas grummelig die ersten beiden Folgen und hatte wenig Hoffnung auf eine gute Staffel. Und dann kam Folge 8. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Der Grund, warum ich diese Serie überhaupt schaue, muss Jamie Lee Curtis sein. Sie spielt Donna, die Mutter von Chefkoch Carmi seiner Schwester Natalie und seines verstorbenen Bruders Michael. Donna ist das pure Chaos. Manisch und schwer Alkoholkrank. Als Zuschauerin bin ich auf alles vorbereitet, als die hochschwangere Natalie mit Wehen im Auto sitzt und alle anruft, nur nicht ihre Mutter und schließlich doch ihre Mutter, weil niemand sonst auf ihre Anrufe reagiert. Und dann wird es emotional, so traurig und so schön ab der Sekunde, wenn sie im Krankenhauszimmer sind. Wie die Tochter vor Schmerzen schreit und Donna ihr beisteht. Sie erzählt von ihren drei Geburten und da ist etwas in Jamie Lee Curtis Gesichtsausdruck, der genau das schmerzlich schöne trifft, was man fühlt, wenn die Jahre anfangen zu verstreichen. Eine unfassbar tolle Folge.

Schlechte Neuigkeiten. Die Thrane-Brüder wollen heute in den Keller des Professors einbrechen, das Pupsonautenpulver stehlen, es sich patentieren lassen und die Erfindung an die NASA verkaufen. Man muss etwas unternehmen. Lise

an Bulle und Doktor Proktor im Gefängnis, Olso. Aus Doktor Proktors Pupspulver von Jo Nesbø.

Ich fasse kurz zusammen:

Der Sohn wurde eingeschult. Ich hatte ein paar schöne Moderationen. Die Arbeit im Verlag läuft gut und jeden Tag fahre ich eine Stunde Fahrrad, außer am Dienstag, da bin ich im Homeoffice.

Ein Ausblick:

Dieses Jahr werde ich noch nach Frankfurt am Main, Wien und Zürich reisen.

Natalie Portman liest

(Am Set von Star Wars via reddit.com)

Ihr Lieben, in den nächsten Tagen ist es endlich soweit. Unsere Anthologie erscheint. Es ist das erste Mal, dass ich Teil eines solchen Projekts bin. Fünf Dinge gibt es darüber zu sagen, Bulle würde eifrig nicken. Erstens habe ich schon einige Geschichten gelesen, die so viel Freude bereiten, das kann ich euch sagen, dass man am liebsten sofort alles von den Autorinnen lesen möchte. Zweitens heißt meine Geschichte »Abschied im April« und ist der Abschied an die Kleinfamilie, die wir einmal waren. Drittens, hier dürft ihr gespannt sein, denn Cathy Hummels und ein Wohnwagen kommen darin vor. Viertens, ebenfalls sehr wichtig zu erwähnen, der erste Satz lautet: »Wenigstens hat er nicht mit einer anderen geschlafen.« Und fünftens: nur Maria Christina Piwowarski hätte ich diesen Text anvertrauen können.

Maria-Christina Piwowarski (Hrsg.)

»Und ich – 20 Geschichten über Wendepunkte des Lebens« , erschienen bei park x ullstein für 22 Euro.

Morgen findet die Buchpremiere im Heimathafen Neukölln (Öffnet in neuem Fenster) statt.

Eure Judith Poznan

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