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Zu unserem zweiten Geburtstag wollen wir unserem Namen alle Ehre machen und haben zwei Briefe für Dich in die virtuelle Post geworfen.

Eine wichtige Sache, bevor Du anfängst zu lesen: Unsere Geburtstagsaktion läuft gerade auf Hochtouren. Wir wollen 1.000 neue Leser*innen in einer Woche erreichen. ​​

Würdest Du uns helfen und Treibhauspost an ein, zwei oder zehn Menschen weiterempfehlen? Dann öffne mit diesem Link eine E-Mail samt vorgeschriebenem Empfehlungs-Text (Öffnet in neuem Fenster). Vielen Dank!

Und falls Du es nicht schon getan hast, hier kannst Du Treibhauspost:

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#46 #Verantwortung #Handabdruck #Brief

Mit bloßen Händen und viel Fingerspitzengefühl

Die Klima-Debatte wird beherrscht von CO2. Warum wir diesen Tunnelblick dringend ablegen müssen. Unsere Erkenntnisse aus zwei Jahren Treibhauspost – in zwei persönlichen Briefen. ~ 7 Minuten Lesezeit

📬 Brief Nr. 1

Liebe Treibhauspost-Community,

das kam wirklich unerwartet und hat uns ziemlich beschäftigt: Normalerweise bekommen wir nach jeder Ausgabe ein paar Nachrichten von Euch. Aber nachdem wir unsere Ausgabe #45 „Deine ziemlich wahrscheinliche Zukunft (Öffnet in neuem Fenster)“ vor zwei Wochen veröffentlicht hatten, schrieben uns fast 100 Leser*innen – über unsere Umfrage, aber auch per Mail:

„Die Ausgabe hat mich sehr bewegt, da ich selber Kinder habe und mir überlege, was auf sie in 25 Jahren wohl wartet!?“

„Ich habe geweint. tut eigentlich ganz gut, die ganze Scheiße mal an mich ran zu lassen.“

„Ich bin traurig und entschlossen, nicht nachzulassen in meinem Engagement.“

Die Ausgabe hat mit ihrem konkreten Zukunfts-Szenario offenbar einen Nerv getroffen und einige von Euch dazu veranlasst, das eigene Wirken nochmal zu reflektieren. So erzählten uns viele, dass sie schon alles Mögliche tun, um nachhaltig zu leben. Dabei merkten wir auch, dass da sehr viele Fragezeichen herumschwirren – genauso wie Hilflosigkeit und Ohnmacht angesichts der Klimazerstörung.

Ganz schön viel Verantwortung

Was kann ich als Einzelne*r tun? Was ist wirklich wirkungsvoll? Wenn man sich an einer Antwort dieser Fragen versucht, kommt man an einer weiteren  nicht vorbei: Wer steht denn überhaupt in der Verantwortung, etwas zu tun? Ich als Einzelne*r oder doch eher Politik und Wirtschaft?

Letztere sind natürlich diejenigen, die die großen Hebel in der Hand haben: Energiewende, Schienennetz-Ausbau, Ressourcen- und Landnutzung etc. Und die trotzdem ihre Verantwortung gerne auf die Einzelnen abwälzen – der PR-Coup des Mineralölkonzerns BP (Öffnet in neuem Fenster), der das Konzept des individuellen ökologischen Fußabdrucks groß machte, ist nur das bekannteste Beispiel.

💌 Ausgabe #22: Der perfekte Konsument (Öffnet in neuem Fenster)

Oft spielen die Einzelnen die Verantwortung aber genauso geschickt wieder zurück. Sobald es um Fragen des individuellen Konsums geht, verweisen sie darauf, doch kaum etwas bewirken zu können.

Natürlich darf die Kritik am individuellen Fußabdruck auf keinen Fall von der Verantwortung ablenken, die Politik und Wirtschaft tragen. Weltweit emittierten seit 1988 allein hundert Unternehmen, die sogenannten Carbon Majors (Öffnet in neuem Fenster), 70 Prozent aller Treibhausgase, darunter RWE, BP und Shell.

Diese Tatsache darf umgekehrt aber auch nicht als Freifahrtschein für umweltschädliches Verhalten ausgelegt werden – nach dem Motto: „Ich alleine kann doch sowieso nichts bewirken, mein Fliegen und mein Fleischkonsum machen auch keinen Unterschied mehr.“

Aber was zeigt uns dieses Verantwortungs-Ping-Pong, außer dass niemand so richtig verantwortlich sein will? Was heißt das konkret für mein eigenes Handeln?

Klimaschutz mit Hand und Fuß

In der Treibhauspost-Community jedenfalls gibt es unglaublich viele Menschen, die die Verantwortung nicht von sich weisen – das haben wir spätestens nach der letzten Ausgabe gemerkt.

Was uns aber auch aufgefallen ist: Oft haben wir nur den eigenen CO₂-Verbrauch im Kopf. Und das ist auch erstmal richtig, denn auch der Verbrauch Einzelner zählt. Gleichzeitig geht es aber im Kampf fürs Klima um weitaus mehr als nur um den eigenen Fußabdruck.

Mindestens genauso wichtig ist der Handabdruck, den Du als Person hinterlässt. Also Deine ganz persönliche, positive Auswirkung auf unseren Planeten. Das fängt mit Deinem Kreuzchen an, dass Du morgen als Berliner*in beim Klima-Volksentscheid setzen kannst. Und geht über Demonstrieren bis hin zu Aktionen und Handlungen, mit denen du gesellschaftliche Rahmenbedingungen ein Stück weit änderst, um mehr Klimaschutz zu ermöglichen.

Wie das gehen soll? Du könntest Dich bei Deinem Arbeitgeber dafür einsetzen, sein Unternehmen möglichst klimaneutral zu machen. Du könntest Dich für pflanzliche Gerichte in der Kantine stark machen. Du könntest Deine Mitmenschen überzeugen, zu Ökostrom zu wechseln. Oder Unterschriften für einen Vollksentscheid sammeln.

Es ist fast schon egal, wie klein Dein erster Handabdruck ist, solange du anfängst. Entscheidend dabei ist, dass Du Dir bewusst machst, wo Deine Stärken liegen und was Du wirklich schaffen kannst.

💌  Ausgabe #26: Was hält Dich vom Handeln ab? (Öffnet in neuem Fenster)

Du liest gerne? Dann gründe doch einen Buchclub, in dem Ihr über Nachhaltigkeit redet. Oder joggst Du lieber? Vielleicht kannst Du ja beim nächsten Stadt-Lauf für jeden Kilometer etwas spenden – und deine Aktion auf Social Media teilen. Möglicherweise hast Du sogar 2.000 Follower auf Instagram, weil Du starke Fotos machst – oder auch einfach 5 gute Freund*innen. Nutze die Gelegenheiten, die Du hast, um regelmäßig über die Klimakrise zu sprechen.

Du bist Inspiration für andere

Verschiedene Umfragen zeigen immer wieder, dass sich eine überwältigende Mehrheit der Deutschen mehr Klimaschutz wünscht und dafür sogar bereit ist, den eigenen Lebensstil zu ändern. In einem taz-Interview (Öffnet in neuem Fenster) sagt der Sozialpsychologe Immo Fritsche, dass Einzelne diese Bereitschaft und das kollektive Bewusstsein für die Krise jedoch drastisch unterschätzen. Das liegt auch daran, dass zu wenig Menschen über ihre Ängste und Sorgen bezüglich der Erderhitzung sprechen.

Wir können uns überall für mehr Nachhaltigkeit einsetzen – mit Händen und Füßen – und vor allem sollten wir dann auch darüber reden! Denn es sind in erster Linie andere Menschen, die Menschen zum Handeln inspirieren.

Klimaschutz mit Hand und Fuß hat, so gesehen, etwas unglaublich Befreiendes. Er ist dann kein großer Berg an Aufgaben mehr, der mit jedem persönlichen Versäumnis noch größer wird und uns bis zur Ohnmacht erdrückt. Auch kein einsames Üben in Verzicht. Sondern Lust auf Veränderung. Ein gemeinsames Eintreten für eine Zukunft, die besser, fairer, entspannter und lebenswert für alle ist.

Herzliche Grüße
Manuel

Bevor Du gleich den zweiten Brief liest, ein kleiner Shoutout an dieser Stelle an unsere 268 wunderbaren Mitglieder, die uns mit einer Steady-Mitgliedschaft supporten. Vielen Dank!

Möchtest auch Du uns unterstützen?

📬 Brief Nr. 2

Liebe Treibhauspost-Community,

kaum eine Erkenntnis hat sich so stark durch die ersten zwei Jahre dieses Newsletters gezogen wie folgende: So gut wie alle Bereiche unseres Lebens hängen irgendwie mit dem Klima zusammen. Weil sie von der Erderhitzung betroffen sind, aber sie gleichzeitig auch befeuern: Urlaub, Sport, Ernährung, Familienplanung, you name it.

Erst recht kompliziert wird es, wenn wir einen Blick hinter die Wechselwirkungen von Klima und Alltag wagen. Ein Blick unter die Oberfläche, bis auf die Wurzeln unserer Gesellschaft, die das System Klimakrise jeden Tag nähren.

Auf Rassismus. Auf die Ungleichheit (Öffnet in neuem Fenster) zwischen armen und reichen Menschen. Auf patriarchale Strukturen (Öffnet in neuem Fenster). Es sind Ungerechtigkeiten, die miteinander zusammenhängen, sich gegenseitig bedingen, einander brauchen.

Die Erkenntnis, dass all das mit der Klimakrise zusammenhängt, ist für einige bestimmt schon offensichtlich, für andere noch Neuland. Für uns war und ist es ein Prozess.

💌 Ausgabe #43: Erde an Robin Hood, bitte kommen (Öffnet in neuem Fenster)

Als wir unsere ersten Ausgaben verschickten, waren wir uns noch ziemlich sicher, dass wir gerade einen Klima-Newsletter starteten. Zwei Jahre später stellen wir fest: Was wir machen, hat eigentlich nur wenig mit CO₂ zu tun.

Der Weg zur Klimagerechtigkeit

Manchmal stellen wir uns die Klimakrise wie einen gigantischen Knoten vor. Irgendwo in der Mitte verborgen liegt globale Klimagerechtigkeit als schwach leuchtende, kaum erreichbare Utopie. Drumherum, in einem völlig chaotischen Knäuel, sind all die Ursachen und Probleme der Klimakrise aufgefädelt.

Auf den ersten Blick sind da die anderen planetaren Krisen, dicht verflochten, sowohl mit dem Klima als auch untereinander: das Artensterben, die Abholzung von Wäldern, die Übersäuerung der Meere.

Auf den zweiten Blick erkennt man in diesem riesigen Gewirr aber noch etwas anderes, etwas Unerwartetes: postkoloniale Strukturen, tief verheddert mit strukturellem Rassismus. Beides wiederum fest zusammengebunden mit Verdrängung und fachmännisch verknotet von patriarchalen Werten wie Macht und Aggression. Das Ganze wird zu allem Überfluss auch noch festgezurrt von einem völlig aus dem Ruder gelaufenen Kapitalismus.

Ein Klimaknoten, der so gigantisch und verflochten vor uns aufragt, dass es oft unmöglich scheint, ihn zu lösen.

💌 Ausgabe #42: Der Klimakrise (he/him) (Öffnet in neuem Fenster)

Vom Knoten zum roten Faden

Unmöglich scheint die Aufgabe allerdings nur dann, wenn wir es entweder gar nicht erst versuchen oder aber mit Gewalt an allen Enden an diesem Knoten ziehen. Im Zweifel wird er dadurch nämlich nur noch fester. Zur Lösung des Knotens brauchen wir viel mehr zwei Dinge.

Erstens: Wir müssen Komplexität akzeptieren.

Es gibt keine einfachen Lösungen in der Klimakrise. Zumindest keine ohne Widerstände. Und, wir müssen anerkennen, dass wir als Einzelne nur einige wenige Fäden in der Hand haben, um diesen riesigen Klima-Knoten zu entheddern.

Wenn wir in den Nachrichten vom aktuellen IPCC Bericht (Öffnet in neuem Fenster) hören, der das bisherige Scheitern der Staaten zusammenfasst, ist es völlig verständlich, wenn wir uns überwältigt fühlen, hilflos. Aber wir müssen uns auch klar machen, dass wir niemals von Ingo Zamperoni hören werden: „Bad Sooden-Allendorf: Eine neue Initiative für solidarische Landwirtschaft bei Dir um die Ecke sucht dringend noch eine Person für ihre Gründung.“

Der globale Klima-Knoten schnürt uns jeden Tag fest mit ein, beengt uns, nimmt uns die Luft zum Atmen. Das passiert ganz automatisch, wir müssen nichts dafür tun, außer den Laptop aufzuklappen.

Alles andere als automatisch aber ist der Schritt ins Handeln. Und zu akzeptieren, dass wir nur einen winzig kleinen Teil zur Auflösung des gigantischen Knotens beitragen können. 

Zweitens: Wir brauchen Fingerspitzengefühl.

Noch kein Knoten dieser Welt wurde mit Tauziehen gelöst. Das heißt nicht, dass es nicht auch laut zugehen darf.

Ein aktuelles Beispiel: Mit viel Fingerspitzengefühl haben Fridays for Future und die Gewerkschaften erkannt, wie viele Positionen und Werte sie miteinander teilen – sichere Arbeitsplätze, faire Löhne, die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen. Diese unerwartete Allianz (Öffnet in neuem Fenster) zeigt, wie wichtig es ist, Gemeinsamkeiten auszuloten und konstruktiv zu bleiben.

Zum Fingerspitzengefühl gehört natürlich auch das Selbstverständliche: Respekt (kleiner Reminder an Olaf Scholz (Öffnet in neuem Fenster)), Geduld, das selbstverständliche Mitdenken von vulnerablen Gruppen und das Loslassen von Privilegien.

Vor allem müssen wir alle spätestens jetzt anfangen zu handeln. Am besten gemeinsam, damit wir sehen, dass noch ganz viele andere um uns herum auch Fäden in der Hand halten. Immer wieder müssen wir uns den nächsten kleinen Knoten in unserer Reichweite schnappen und ihn entheddern. Und dann den nächsten, und den nächsten. Mit großen Händen und kleinen Füßen. 

Wer weiß, welchen tiefgreifenden Wandel wir damit entfesseln können.

Herzliche Grüße
Julien

Danke für zwei Jahre Treibhauspost! 💚

Heute brauchen wir noch einmal Deine Unterstützung. Wir holen nämlich zusammen mit Plastic Fischer (Öffnet in neuem Fenster) als Geburtstags-Aktion für jede neue Leser*in ein ganzes Kilo Plastik aus verschmutzten Flüssen in Indien und Indonesien. Die Aktion geht nur noch wenige Tage!

Deswegen: 

Bitte schicke unseren Link (Öffnet in neuem Fenster) an eine Person, die auch ins Handeln kommen will.

Besonders hilfreich ist es, wenn Du uns in einer Whats-App-Gruppe weiterleitest (zum Beispiel Deinem Familien-Chat). 

➡️ Unser Link zum Verschicken: https://steadyhq.com/de/treibhauspost/newsletter/sign_up (Öffnet in neuem Fenster)

➡️ Falls Du keine Lust auf Tippen hast, kopiere einfach diesen Text:

Hallo ihr Lieben, guckt euch doch mal Treibhauspost an. Die schreiben in ihrem Newsletter konstruktiv über die Klimakrise und haben aktuell eine Aktion laufen. Wer abonniert, sorgt dafür, dass 1 kg Plastik aus Flüssen gefischt wird. Die Anmeldung ist komplett kostenlos!

Seit Mittwoch haben sich schon 255 neue Leser*innen angemeldet. Das heißt auch: 255 kg Plastik landen nicht in den Ozeanen. Nur mit Deiner Unterstützung schaffen wir unser Ziel von 1.000 neuen Leser*innen!

Die nächste Ausgabe bekommst Du am 8. April.

Bis dahin
Manuel & Julien

💚 Herzlichen Dank für die Unterstützung an alle Treibhauspost-Partner:

🤝 Mehr über unsere klima-engagierten Partnerorganisationen (Öffnet in neuem Fenster).

💌 Außerdem danken wir allen Mitgliedern, insbesondere Lukas L., Christopher K., Martin D., Svenja G., Ruth L., Jonas K., Benedikt S., Frank W., Chris B., Anna G., Jeremiah B., Jörg A., Brigitte K., Alex K., Valeska Z., Hans Christian M., Elke J., Lari H., Thomas K., Ulrich S., Sigurd M., Peter B., Malte N., Martin V., Macha B., Familie E., Petra F., Birgit S. & K. F., Beate H., Antje H., Konrad H., Volker H., Markus H., Stefanie J., Oliver K., den Braunkohlestrombärschwaben, Joanna K., Klemens K., Alois K., Reto L., Annika N., Johannes P., Ralf R., Isabel S., Sabine S., Guido S., Annette T., Daniela T., Kurt W. und Anett W., die uns mit den höchsten Beträgen supporten!

Kategorie Verantwortung

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