Gegen Antisemitismus und Verbote
Hallo,
diesmal geht es hier etwas anders zu. Ich habe das mit der digitalen Abstinenz im Urlaub trotz des fürchterlichen Angriffs auf Israel beherzigt und mich auf eine halbe Stunde Tagesschau und CNN am Abend beschränkt. Das war gut. Ich bin mir sicher, in den vergangenen Tagen sind viele kluge und nicht so kluge Texte über den Krieg erschienen. Die wenigen Blicke, die ich schon ins Netz geworfen habe, zeigen leider: die deutsche Linke hat weiterhin ein massives Problem mit Antisemitismus. Wer barbarische Terrorakte zum Widerstand erklärt, soll sich bitte zu irgendwelchen anderen Menschenfeind*innen verpissen.
Trotzdem sollte man nicht zu unkritisch werden, was das Agieren des deutschen Staates angeht. In der Tagesschau hörte ich von geplanten Organisationsverboten und Demonstrationsverboten. Natürlich ist es gut, wenn Antisemit*innen nicht marschieren können und sie es schwerer haben, sich zu organisieren. Aber Verbote sind auch der Versuch, nicht gewünschtes Verhalten zu sanktionieren. Was jetzt für Palästina-Gruppen gilt, kann in fünf Jahren auf Menschen zukommen, nur weil sie zum Beispiel einen "Refugees Welcome"-Pullover tragen. Warum sollte das eine schwarz-blaue Bundesregierung nicht zur "Terrorpropaganda" erklären?
Gegen Antisemitismus, aber auch gegen Rassismus, Sexismus und die ganzen anderen Widerlichkeiten helfen auf Dauer keine Verbote, sondern nur Gesellschaften, die sich dem konsequent in den Weg stellen. In diesem Sinne, geht bitte auf die Straße, wo Antisemit*innen marschieren wollen, und sorgt dafür, dass sie keinen Schritt weit kommen.
Eigentlich wollte ich euch hier eine schöne Reisereportage über die holländische Nordseeküste und kleine hübsche Strandparadiese schreiben. Aber die Zeit passt dazu einfach nicht. Eine Beobachtung mag ich trotzdem mit euch teilen. Ratet mal, wann ich zum ersten Mal Schwarze Menschen in Egmond gesehen habe? Heute Morgen. Im Vorraum von unserem Hochhaus, ausgestattet mit Bettwäsche und Putzzeug, für die ganzen Urlauber*innen die zum Wochenende ankommen. Die Abwesenheit von Menschen, die nicht dem biodeutschen oder bioniederländischen Phänotyp entsprechen. In den letzten Jahren, waren wir öfter in solchen Strandparadiesen. Menschen die nicht weiß sind, habe ich fast nur als Servicepersonal gesehen. An der deutschen Nord- und Ostsee dürfte es kaum anders aussehen. Schön ist das nicht. Erklärt aber vielleicht, warum in den Cafés und Kneipen in Egmond so viele Camp-David-Typen saßen, die aussahen wie AfD-Lokalpolitiker.
Das war's für diese Woche, nächste Woche dann wieder mit Neuigkeiten und Links.