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Freihe Fahrt für die Energiewende!

Gute Nachrichten: Die Energiewende ist einfacher, als sich viele vorstellen. Nicht nur Fossil-Lobbyisten, sondern auch Unterstützerinnen der Energiewende wie Ulrike Herrmann, Buchautorin von „das Ende des Kapitalismus“ und taz-Redakteurin, malen die Welt (vermutlich unbeabsichtigt) schwärzer als sie ist.

Ein beliebtes Argument gegen die Energiewende ist der Vergleich unseres heutigen Energieverbrauchs mit den Strommengen, die Wind- und Solarkraft erzeugen können, Tenor: Deutschland benötigt zu viel Strom, um ihn mit Erneuerbaren zu erzeugen.

Ulrike Herrmann formuliert in ihrem Buch und den daraus entstandenen Interviews und Fernsehauftritten ebenfalls so: Energie würde in Zukunft immer knapp und teuer bleiben, weil der aktuelle Erneuerbaren-Anteil nur wenige Prozent der benötigten Endenergie ausmache.

Das ist aber insofern nicht so beunruhigend, als es diese Energiemenge mit Erneuerbaren gar nicht zu erreichen gilt: Darin ist sehr viel durch fossile Technik verschwendete Energie enthalten, die wir in Zukunft ohnehin einsparen.

In der Debatte finden sich diese drei Begriffe wieder:

  •  PRIMÄRENERGIE

  •  ENDENERGIE

  •  NUTZENERGIE

Primär- und Endenergie enthalten große Energiemengen, die wir ohnehin verschwenden: Verluste bei Verbrennerautos (75%), Verluste beim fossilen Heizen und sonstigen Verbrennungsprozessen. Bei der Primärenergie kommen noch die Verluste unserer Kraftwerke dazu.

Konkret: Ein Diesel-PKW verfährt auf 100 Kilometer im Schnitt etwa 60 kWh Energie (entspricht 6 Liter Diesel). Das ist echt eine Menge Energie, so viel verbraucht ein deutscher Haushalt in etwa 6 Tagen an Strom. Aber warum ist das so viel? Weil ein Verbrennungsmotor mit einem Großteil der Energie (75%) den Motorblock und die Abgase erwärmt und nur 25% in der Bewegung des Autos landen.

Ein E-Auto verwendet Energie viel effizienter, es kommt mit der Energiemenge, die in 6 Litern Diesel gebunden ist, etwa 340 Kilometer weit. Wenn Ulrike Herrmann also bemängelt, wir könnten mit Wind- und Solarkraft nicht die in Deutschland benötigte Endenergie bereitstellen, dann ist die Antwort: Die brauchen wir auch nicht.

Wir werden in Zukunft viel weniger Energie für die gleiche Fahrleistung benötigen und durch den Einsatz von Wärmepumpen auch weniger Energie für die gleiche Heizleistung. Energiewende ist also automatisch auch Energie sparen, selbst wenn wir uns gar nicht einschränken. Wenn jemand also mit dem ENDenergiebedarf argumentiert, sollten wir sagen, dass der nicht relevant ist. Relevant ist die NUTZenergie.

Noch etwas verzerrender ist, wenn jemand mit dem PRIMÄRenergiebedarf argumentiert. Da sind ebenfalls die oben genannten Verluste von Heizungen und Verbrennungsmotoren enthalten, die wie oben erklärt die ENDenergie unnötig aufbläht. Zusätzlich kommen aber noch die Verluste fossiler Kraftwerke dazu: Selbst ein modernes Kohlekraftwerk erzeugt aus 100 kWh Kohle nur etwa 40 kWh Strom. Die restlichen 60 kWh verlassen das Kraftwerk als heißer Rauch und Dampf über den Schornstein und den Kühlturm.

Windkraftanlagen und Solarpanels haben keine solchen Verluste. Lediglich die Leitungen verlieren ein paar Prozent der Energie, aber der Großteil landet am Ende eben genau da, wo wir ihn auch wirklich haben wollen. Sofern wir nicht extra Solarstrom erzeugen, um damit künstlich Schornsteine und Auto-Abgase zu erhitzen, benötigen wir in Zukunft zwar mehr Strom als heute, aber viel weniger Energie.

Fazit: Die Behauptung, grüne Energie werde immer knapp und teuer bleiben, baut meistens auf falschen Mengengerüsten auf, da unser aktuelles fossiles System nicht nur klimaschädlich, sondern auch sehr ineffizient ist.