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MCP — Der Newsletter #31 im September

Liebe Leser:innen,

frisch aus der Sommerpause melde ich mich erholt, tatendurstig und vor allem lektürebeseelt mit der Septemberausgabe des MCP-Literaturnewsletters zurück. Hoffentlich geht es euch sehr gut und ihr hattet oder habt noch immer einen wunderbaren Sommer.

Dieser Newsletter wird freundlicherweise wieder unterstützt vom Suhrkamp-Verlag.

Sponsor
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Was macht man mit einer vermissten Frau, die nicht gefunden werden will? In einem Dorf im italienischen Piemont verschwindet eine Lehrerin von einem Tag auf den anderen. Maddalena Vaglio Tanet erzählt in ihrem gefeierten Roman In den Wald davon, wie sich die Dorfgemeinschaft auf die Suche nach der Lehrerin macht – und sich fragen muss, ob sie wirklich die Frau ist, die sie zu kennen glaubten … Hier findet ihr weitere Infos dazu. (Öffnet in neuem Fenster)

Hier wäre der offizielle Sponsoring Teil eigentlich zu Ende. Aber da ich diesen hervorragend von Annette Kopetzki übersetzten Roman als Manuskript bereits lesen durfte, möchte ich euch noch den persönlichen Praise nicht vorenthalten, den ich danach an den Verlag geschickt habe: »Maddalena Vaglio Tanets In den Wald ist ein außergewöhnlicher Roman, wunderbar fein erzählt! Eine Geschichte vom Verschwinden in der Wildnis, vom Verschweigen – vor allem der Wahrheit, von Scham und Schuld und Sühne.«

Sommerperlen

In 34 kurzen Texten treten wir in Die Position der Löffel ein, in die faszinierenden Gedankenräume der grandiosen Autorin Deborah Levy (wunderbar übersetzt von Marion Hertle). Sie schreibt und sie denkt nach — über Bücher und Autor:innen, über Künstler:innen, die sie inspiriert haben, über Bücher, die ihr viel bedeuten. Sie schreibt über persönliche Erinnerungen, die oft wunderbar unzuverlässig, ja traumwandlerisch anmuten und doch so konkret und präzise sind, wie wenig, das ich gelesen habe. Alles Texte, die in der Kürze eine große literarische Kraft offenbaren, eine Musik, einen ganz speziellen Ton. Sie schreibt Briefe, sie schreibt aus der Zukunft, sie schreibt immer mit dem außergewöhnlich genauen Levy-Blick. Eine großartige Sammlung! Und falls ihr Deborah Levy noch nicht gelesen haben solltet: Ein sehr guter Einstieg (danach bitte direkt weiter mit: Augustblau).

Isabelle Lehn hat mit Die Spielerin einen Roman geschrieben, der mich rücksichtslos eingesogen und dann ein wenig schwindelnd, aber hoch zufrieden mit dieser wilden Fahrt, wieder freigelassen hat. Sie begibt sich im Roman auf die Spur von A., die aus der niedersächsischen Pampa emporkommt, im Schweizer Banken-Business eine (wenn auch nicht hürdenlose) Karriere macht — und dann nach tiefem Sturz — auf die dunkle Seite der Macht wechselt (also auf die noch dunklere). Eine Heldin, die keine ist, eine Protagonistin, die beim Lesen alle Gefühle in uns wecken kann, deren Spur wir aber vor allem folgen wollen, voller Neugier und abstruser Faszination, vor allem aber voller Bewunderung für Isabelle Lehns brillanten Stil. Besonders geliebt habe ich, neben der unfassbaren Rechercheleistung der Autorin, dass sie A. wie über Bande zu uns spielt — und all die Nebenfiguren, all die vermeintlichen Seitenstränge (und so viele wären ihren eigenen Roman wert) ergeben am Ende eine perfekte Komposition, die macht, dass wir uns wie plötzlich sehend, den Sand aus den Augen wischen und den Roman sofort noch einmal lesen wollen. Für mich eines der besten Bücher des Jahres!

Liebend gern gelesen

Das Wesen des Lebens von Iida Turpeinen (aus dem Finnischen übersetzt von Maximilian Murmann) verwebt über drei Jahrhunderte Situationen und Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen mit der (seit Mitte des 18. Jahrhunderts ausgestorbenen) Steller’schen Seekuh beschäftigen. Ein Roman, der überrascht, klug und feinsinnig vom Suchen, Entdecken und Verstehenwollen erzählt, aber auch vom Wildern, Verletzen und Inanspruchnehmen. Ein Roman aus wundervoll sammelsurischen Episoden über Natur- und Kulturgeschichte, mit einer interessanten feministischen Note. Ein Buch, für das man nach der Lektüre zutiefst dankbar ist.

Kleine Monster, der zweite Roman von Jessica Lind ist eine abgründige Geschichte über den siebenjährigen Luca und seine Mutter Pia, die ihrem eigenen Kind zu misstrauen beginnt, nachdem es einen Vorfall in der Schule gab. Die Wege, die Jessica Lind in diesem Roman geht, sind wunderbar überraschend und doch beeindruckend konsequent, die Stimmung, wie schon im ersten Roman Mama gänsehauterregend und klug.

Eigentlich bin ich nicht so von Marie Aubert (übersetzt aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein und Stefan Pluschkat) ist der wohl großartigste Familienroman dieses Sommers. Hart und zart zugleich, mit Figuren, über die wir ständig den Kopf schütteln, während wir gleichzeitig Nicken, weil so vieles an ihnen vertraut wirkt. Gut gemacht!

Das Wohlbefinden von Ulla Lenze schlägt einen Jahrhundert-Bogen über die (absolut romanwürdigen) Beelitzer Heilstätten. Anhand einer damals berühmten und doch bald vergessenen frühfeministischen Schriftstellerin und ihre Enkelin im Heute erzählt Ulla Lenze vor allem die Geschichte der Okkultismusbegeisterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und verwebt darin drei höchst spannende Frauenfiguren.

Wieder entdeckt

Wer sich ebenfalls freut, dass der ehrwürdige Weidle Verlag, nach der Übergabe der beiden feinen Verleger:innen Barbara und Stefan Weidle nun bei Wallstein in Göttingen in so guten Nachfolge-Händen ist, hier kommt auch noch ein Beweis. Die Wiederauflagen in wirklich schönem Gewand zweier besonderer Bücher: Jazz von Hans Janowitz und vor allem, der von mir absolut heißbeliebte Roman Manon Lescaut von Turdej von Wsewolod Petrow (aus dem Russischen übersetzt von Daniel Jurjew).

Moderations-Vorfreuden

Mit Anne Reinecke spreche ich gleich zwei Mal über ihren neuen Roman Hinter den Mauern der Ozean. Schon am Dienstag, den 3.9. gibt es um 20 Uhr ein Gespräch im Instagram-Livestream (Öffnet in neuem Fenster). Die Buchpremiere findet am 5.9. um 19 Uhr in der Buchhandlung Literaturensohn (Öffnet in neuem Fenster) statt.

Mit Volker Kitz darf ich auch zwei Mal über Alte Eltern. Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt sprechen. Die Buchpremiere bei Dussmann (Öffnet in neuem Fenster) ist am 4.9. um 19 Uhr. Auf Instagram sprechen wir beide dann am 19.9. um 20 Uhr.

Mit Marica Bodrožić darf ich auf Instagram am Vorabend des Erscheinens ihres neuen Romans Das Herzflorett im Gespräch sein. Wir treffen uns am 10.9. um 20 Uhr.

Mit der Regisseurin Julia von Heinz spreche ich am 16.9. auf Instagram über Treasure, die Verfilmung des Lily-Brett-Romans Zu viele Männer.

Buchpremieren-Vorfreude

Ich habe es ja schon ein paar Mal aufgeregt erwähnt, und nun kündige ich es in diesem Newsletter zum letzten Mal an: Die von mir herausgegebene Anthologie Und ich — (Öffnet in neuem Fenster) feiert am 23.9. Buchpremiere im Heimathafen Neukölln (Öffnet in neuem Fenster) und ich weiß jetzt schon, dass das mein schönster Feiertag in diesem Jahr wird.

Ich freue mich so, dass Melina Brüggemann, die das Buch auch als eine der beiden Lektorinnen von Beginn an mit begleitet hat, die Premiere moderieren wird. Es ist mir eine große Ehre und Freude, dass so viele der mitschreibenden Autorinnen auf der Bühne dabei sein werden. Freut euch auf: Gabriele von Arnim, Marica Bodrožić, Isabel Bogdan, Julia Friese, Claudia Hamm, Stefanie Jaksch, Jarka Kubsova, Daria Kinga Majewski, Judith Poznan, Caca Savic, Clara Schaksmeier und Simone Scharbert.

(In der Anthologie sind außerdem Originalbeiträge von Zsuzsa Bánk, Ann Cotten, Mareike Fallwickl, Olga Grjasnowa, Rasha Khayat, Christine Koschmieder und Slata Roschal versammelt. Auch und gerade die Autorinnen, die an dem Aben nicht in Berlin dabei sein können, werden mir in diesem Moment besonders im Herzen sein. )

Wir lesen uns an dieser Stelle am ersten Sonntag im Oktober wieder. Wem diese Zeit zu lang wird und wer auch zwischendurch noch Buchtipps jenseits von Instagram, Newsletter oder Empfehlungen durch Moderationen und Insta-Buchgespräche haben möchte, kann gern Teil meines Steady-Kanals werden. Dort gibt es je nach Paket ein oder zwei zusätzliche längere Literaturthemen-Texte im Monat. Ganz neu ist, dass ich ab September für alle Mitglieder ab Paket 2 immer zur Mitte Monats zusätzlich zu den bisherigen Kategorien kurz über drei Neuerscheinungen schreiben werde, die für mich zu den besten des Monats gehören: Drei zur Monatsmitte wird das neue Format heißen. Hier (Öffnet in neuem Fenster) könnt ihr euch die Pakete ansehen.

Auf das gute Lesen

Eure Maria

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