Zum Hauptinhalt springen

Crypto-Boy hat sich zu AI-Boy weiterentwickelt!

Zuerst war es nur ein vages Gefühl, jetzt singen es die Vögel von den Dächern: Es gibt schon wieder einen Vibe Shift. Spürst du es auch? Die Crypto-Boys haben sich zu AI-Boys weiterentwickelt!

Nature is healing. NFT und Crypto sind zurück in die shabby Subreddits abgetaucht, aus der sie kamen. Der Mann von Welt spricht jetzt über Künstliche Intelligenz. It's super effective!

There are the crypto people who have seamlessly become AI people, much like how the amateur Twitter epidemiologists suddenly morphed into military experts. (Brian Morrissey, The Rebooting (Öffnet in neuem Fenster))


Ja, Boys in Bars wollen ständig mit mir über Crypto reden.
Nein, ich weiß nicht, ob es mit meinem Face zu tun hat. 

Ich habe generell etwas an mir, das einen bestimmten Schlag Mensch magnetisch anzieht. Ich will das jetzt nicht weiter vertiefen, aber die Crypto-Boys sind auf jeden Fall dabei. Es ist, als hätte ich einen Chip unter der Haut, der sie so beepermäßig anbeept, wenn ich in der Nähe bin. Das ist dann ihr Signal, so lange mit mir über komische Money-Techthemen zu reden, bis das Kondom in ihrer Tasche sein Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht hat. 

Der Vibe Shift kommt mir gerade recht, denn die Crypto-Boys waren schon bis in meine abgeschrammelte Stammkneipe vorgedrungen. Jetzt haben sie schnell summa cum laude in KI promoviert und können es kaum erwarten, ihr sacred knowledge mit Bräuten wie mir zu teilen. Ich höre ihnen totäugig zu, bin aber insgeheim dankbar, mir bei der Themenwahl nicht mehr selbst in den Mund weinen zu müssen. Seltsames Easter Egg: Obwohl es augenscheinlich um Philosophie und Ethik geht, verdienen die KI-Boys alle schon irgendwie Geld mit KI – oder arbeiten eifrig daran (mein kleiner Rant bei Twitter (Öffnet in neuem Fenster)). Na gut, dann wird der Sommer eben günstig. Die Runde geht auf euch.

News, um am Stammtisch nicht völlig zu versagen

  • 43% der deutschen People unter 30 sagt, dass soziale Medien ihre politische Meinung beeinflussen (Es sind auf jeden Fall mehr). Mehr als die Hälfte wüsste ohne die Socials nicht, was in der Welt geschieht (Fast alle wüssten es nicht). Und fast die Hälfte von ihnen hat die Erfahrung gemacht, dass sie die Teilnahme an demokratischen Prozessen ermöglichen (Bei den People über 30 sind es 38%). Intrisan aus der Bitkom-Studie (Öffnet in neuem Fenster) auch die Chart rechts:

  • Apropos Fake News. Ich wohne ja gerade in einem Coliving auf Teneriffa, einer Art Jugendherberge für Erwerbstätige. Colin aus Minnessota sagte vorhin: "Ich vertraue von der AI generierten News schon jetzt mehr als denen von Menschen. Amerika ist voll von Fake-News, ein paar mehr machen keinen Unterschied mehr". Was denkst du über Colin aus Minnessota?

  • Fast 1/3 aller Beschäftigten denkt über einen zeitnahen Jobwechsel nach. Aber wo soll es hingehen? Interessehalber schaue ich mir gelegentlich Stellenausschreibungen an. Doch die krass bekreischte Zeitenwende, ich finde sie einfach nicht. Der Obstkorb und der Kickertisch "im Herzen der Stadt" sind aus den Ausschreibungen verschwunden, aber Gehaltsspannen noch immer nicht aufgetaucht. Die meisten Jobs sind Vollzeit und Vorort. Passt zum Bild: Amazon bittet seine Mitarbeitenden ab Mai wieder 3 Tage die Woche ins Büro (Reuters (Öffnet in neuem Fenster)).

  • Meta will jetzt also – wie Twitter – Geld mit der Verifizierung von Accounts verdienen. Unter anderem winken bei Meta Verified mehr Reichweite und Sichtbarkeit. Und so ein paar langweilige Trottelgimmicks wie exklusive Sticker (Trottelgimmick No. 1 bei Twitter: NFT-Profilbilder). Man könnte jetzt Schiss haben, dass nur Leute wirklich zu Wort kommen, die Geld in die Hand nehmen. Bis einem wieder einfällt, dass es ja schon längst so ist.

  • Als The Decemberists-Fan bin ich natürlich gleich heiß geworden, als ich las, dass ein fellow Newsletterautor mithilfe von ChatGPT einen Song in ihrem Style (Öffnet in neuem Fenster) geschrieben hat. Wie schon damals bei Nick Cave sind die Lyrics natürlich plump und es fehlen im Prinzip alle relevanten Anweisungen (Wie ist die Melodie? Wann ändern sich die Akkorde?). Geil ist für mich eigentlich nur, dass es den Autor angeregt hat, eine eigene Melodie zu ersinnen und den Song schließlich zu arrangieren und aufzunehmen. Was mich wiederum auf die Idee gebracht hat, den Bot als Kreativlehrer zu benutzen, wenn ich mal wieder tot und leer bin. Geil aber auch, dass 80% der Headlines über KI irgendwas mega revolutionär geil Klingendes versprechen, aber am Ende hat's eigentlich wieder die Person dahinter gerissen. Ein bissl so als hätte man vor 20 Jahren Artikel veröffentlicht à la "I wrote a master thesis with the help of Google – my prof loved it".

Das war die 30. Ausgabe des vollkommen subjektiven Newsletters über Medien, digitales Gedöns und extrem viel Privatleben. Verlinke zu diesem Beitrag (Öffnet in neuem Fenster) und mache auf ihn aufmerksam, damit mehr Leute meine SCHEISE lesen. Außerdem kann man mich als Digitalstrategin buchen (Öffnet in neuem Fenster), das hast du dir sicher schon gedacht. Wer bis hierhin gelesen hat, ist cool!