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Die wichtigsten News, aber vom Bett gesendet

Der vollkommen subjektive Newsletter über Medien, Digitalgedöns und extrem viel Privatleben. Heute: Die Wholesomeness von Ambient Videos und alle News, die du dieses Wochenende für den Stammtisch brauchen wirst. 

Ich hege eine Faszination für Ambient Videos bei YouTube. Es arbeitet sich erschreckend gut, wenn zu kitschigen animierten Standbildern in Game-Optik LoFi oder alte Schinken plätschern. Dazu singen wahlweise Vögel, Seiten werden umgeblättert, Kaffeetassen klimpern, Feuer knistert oder Regen fällt.

Beliebt sind akustische Filter über den Playlists, die die Musik klingen lassen, als käme sie von draußen oder aus der Nachbarschaft (Öffnet in neuem Fenster). Das ist der White Noise, nach dem wir uns nach Jahren des unfreiwillig belauschten Shittalks in Großraumbüros gesehnt haben. Zwischen 1 und 8 Stunden lang ist ein Ambient-Video und es hat sich eine große Fanbase darum gebildet: Creators beschreiben ausführlich Entstehungsprozesse ihrer Standbilder, bauen Easter Eggs ein (Wer entdeckt den Mann mit rotem Regenschirm?) und verkaufen sogar Merch. Natürlich gibt es auch Fan-Varianten, wie dieses Harry Potter-themed Goldstück (Öffnet in neuem Fenster).

Wenig macht ein so rundherum warm-wohliges Gefühl, wie die Kommentarspalten unter diesen Formaten. Hier bedanken sich Fans von ganzem Herzen bei den Creators, erzählen Schwanks aus der Jugend, teilen wortreich Fantasien und ganze Geschichten, die beim Anhören gekommen sind oder loben Details ("Das Blatt, das in Minute 46 herunterfällt - großartig!"). Es ist einer der letzten Wholesome Happy Places im Internet. Mein aktueller Favorit ist der Easy Breezy Fall (Öffnet in neuem Fenster). Mit Windspiel! Geil! (Kill me.)

News, um Stammtisch nicht völlig zu versagen

  • Netflix gibt's ab November für 4,99 Euro, wenn du bis zu fünf Werbeminuten pro Stunde tolerierst und auf Downloads verzichten kannst. Wenn du dich fragst, warum Netflix-Produktionen alle gleich aussehen: Laut diesem Vice-Artikel (Öffnet in neuem Fenster) liegt's an den strengen technischen Vorgaben, die nur bestimmte Kameramodelle und Qualitäten zulassen. Kinematografie-People hassen diesen einfachen Trick.

  • Die beliebtesten Halloween-Kostüme 2022 kommen laut Pinterest unter dem Motto Stranger Things (Eddies! Eddies überall!), Elvis and Priscilla, Patrick Bateman, Top Gun, Anna Delvey, Harley Quinn und – das Millenial-Herz lacht – Avril Lavigne. (Die ganze Liste (Öffnet in neuem Fenster))

  • Selbst der Kika hat jetzt ein True Crime-Format zur besten Sendezeit am Samstag. Echte Fälle, die vorm Jugendgericht gelandet sind, werden nachgestellt (instant Hans Meiser-Flashback!) und im Anschluss von erwachsenen Fachleuten diskutiert. Begründung: Die Jugend ist die kriminellste Lebenszeit, man müsse über Wertevorstellungen sprechen.  Und, naja, vermutlich mit Sensation die Quoten steigern.

  • Ken Jebsen plant mit "FreeDoLine" ein soziales Netzwerk für Querdenker und mir wird eisekalt. Jebsen und seine Baggage haben keinen Bock mehr, von den großen Plattformen gesperrt und von Medienaufsichten aus bestem Grund ermahnt zu werden und verzapfen deshalb nur noch mehr Mist. Zapp hat dieses Video zu den Plänen gemacht (Öffnet in neuem Fenster), schau es dir besser an.

  • Die AfD ist die beliebteste Partei bei TikTok – dabei ist ihr offizieller Parteiaccount dort sogar gelöscht. Der Erfolg fußt vor allem auf ihrer Undercover-Strategie. Mehr als jeder Dritte der 80 Bundestagsabgeordneten der Partei hat einen TikTok-Account (zum Vergleich: Bei der SPD ist es nur jeder Zehnte). Hinzu kommen zahlreiche inoffizielle AfD-Multiplikatoren. In beiden Fällen ist die Verbindung zur Partei meist undurchsichtig. For those who didn't know: Es gibt Leute, die unter #weidelknecht Sahra Wagenknecht und Alice Weidel shippen. Was zum Fiqq?  Die Da Oben hat die exklusive Recherche zur ganzen Strategie (Öffnet in neuem Fenster).

  • Bei TikTok Deutschland arbeiten rund 450 Leute (ok wow) und insbesondere Inhaltsmoderator:innen klagen über schlechte Bezahlung und stark belastende Arbeitsbedingungen Jetzt gibt's einen brandneuen Betriebsrat (Öffnet in neuem Fenster).

  • Es hat immernoch kein Schwein Bock auf das Metaverse (hier schrieb ich darüber (Öffnet in neuem Fenster)) – nicht mal die Leute, die es bauen. Trotz Aufforderung seitens Meta, sich doch bitte in das eigene Produkt zu verlieben, hat wohl niemand dort Bock, auf dem Vorzeige-Metaverse Horizon Worlds rumzuchillen. Bei einer anonymen Umfrage unter 1.000 Meta-Mitarbeitenden sagten nur 58%, sie verstünden die Strategie des Konzerns. Lieb's.

Das war die 20. Ausgabe des vollkommen subjektiven Newsletters über Medien, digitales Gedöns und extrem viel Privatleben. Wer Danke sagen will, guckt sich einfach unser neues Musikvideo an, freut sich über meine extrem sophisticated Dancemoves und hört die Musik bei Spotify (Öffnet in neuem Fenster) und Konsorten:

https://www.youtube.com/watch?v=Iz8gYl89McA (Öffnet in neuem Fenster)