Zum Hauptinhalt springen

5 Bücher, die ich als Autorin zu Weihnachten verschenke

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich überhaupt so eine Liste herausbringen möchte. Gerade war noch überall Black Friday Sale, jetzt kommt Weihnachten und wir alle wissen, was das bedeutet: Stress, zu genügen. Stress, um irgendetwas zu besorgen, das halbwegs persönlich wirkt, obwohl wir gar keine Zeit haben, uns auch noch darüber Gedanken zu machen.

Deshalb dachte ich, dass ich euch zumindest diesen einen Prozess abnehmen könnte, so als hauptberufliche Autorin … Also habe ich eine Liste mit Büchern (2024) zusammengestellt und aufgeschrieben, für welche Freundin oder Schwester diese Bücher besonders gut geeignet sind.

Ich habe sie natürlich alle gelesen und wirklich für gut befunden. Es sind keine Bestseller, was die Gefahr minimiert, dass euer Gegenüber sie kennen wird. Bestellt sie am besten direkt beim Verlag, damit die Häuser nicht eingehen und auch die kommenden Jahre solch progressive Titel machen können.

Happy X-Mas schonmal von mir!

<3

Ich beginne mit meinem persönlichen Buch des Jahres, von Lauren John Joseph - aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus Stingl.

Lauren John Joseph, Wo wir uns berühren (Öffnet in neuem Fenster)

Für die Freundin, die gerade noch in ihrer Poetry-Slam-Phase steckt, aber eigentlich im tiefsten Inneren Performance Art Künstlerin ist. Sie zieht hauptberuflich um, möchte mal in London, mal in Berlin, mal in LA wohnen, hat aber eigentlich nicht mal Geld für das WG-Zimmer in Reinickendorf. Und achso, den homophoben, toxischen Dude dated sie leider auch noch gerade, aber das macht nichts. Wird später alles für den besten Roman des Jahres auf höchst literarische Art und Weise verwurstet. Nein, im Ernst.

Ich versuche, in den Inhalten meines Herzens Trost zu finden, aber ich kann nicht anders, als um all das alberne Online-Hin-und-Her zu trauern, um die Anhänge, die du mir geschickt hast, deine Versuche, mich zu ärgern, meine Versuche, gleichgültig zu wirken. So wie man nach dem Telefon greift, um jemanden anzurufen (und einem erst, wenn man die Nummer schon halb gewählt hat, einfällt, dass der Betreffende unmöglich drangehen kann), so versucht man eines Tages, die Worte und Bilder, an denen einem am meisten liegt, heraufzubeschwören, nur um festzustellen, dass sie längst dahin sind.

Kauft dieses Buch, ich habe nicht. aufhören. können.

Ole Liebl, Freunde lieben (Öffnet in neuem Fenster)

Für die Bekannte, die sich eine F+ wünscht, aber nicht weiß, wie sie das ansprechen soll, weil es in den 00er-Jahren leider sehr „uncool“ war, offen zu seinen Bedürfnissen und Gefühlen zu stehen. Auch als eine Art Navigationssystem für das queere Couple des Vertrauen geeignet, das sich für offene Beziehungen interessiert, aber eher im Monogamish-Spektrum angesiedelt ist – und sich gerne mal jemanden casual zum Übernachten einlädt, ohne sich gleich fix poly zu committen.

Bianca Jankovska, Potenziell furchtbare Tage (Öffnet in neuem Fenster)

Für die Schwester, die zwei Monate pro Jahr krankgeschrieben ist, weil sie sich nicht traut, zu kündigen, weil dann der Vater sagen könnte, sie hätte „nichts aus ihrem Leben gemacht“ und sei noch dazu “Selbst Schuld”, aber eigentlich fühlt sich diese Festanstellung schon seit Jahren nach Gefängnis und Psychose gleichzeitig an. Für die Freundin mit ADHS und Autismus und kaputtem Nervensystem, die in der Lutealphase kurz vor der Periode regelmäßig an der Supermarktkasse vor lauter Überforderung zusammenbricht.

Es scheint eine allgemeine Vorstellung davon zu geben, was ein „psychisch gesunder“ Mensch ist, und ich weiß nicht, wer sie festgelegt hat. Gesund ist, kein Trauma zu haben; gesund ist, keine obsessiven Gedanken zu haben; gesund ist, keine Periodenschmerzen zu haben; gesund ist, kein ADHS zu haben; gesund ist, nicht autistisch zu sein; gesund ist, Kontakt mit seinen Eltern zu haben; gesund ist, nie die Kontrolle zu verlieren; gesund ist, eine langjährige, stabile Beziehung vorweisen zu können; gesund ist, gewaltfreie Sprache zu beherrschen; gesund ist, angemessen auf Herausforderungen zu reagieren; gesund ist, richtig zu atmen. Gesund ist richtig, alles andere ist falsch, beschädigt, Mangelware.

Beate Absalon, Not Giving A Fuck (Öffnet in neuem Fenster)

Für die Freundin, die Männern abgeschworen hat und generell einfach mal eine Zeit lang sexuell abstinent leben möchte. Für den Freund, der keinen hochbekommt oder viel zu schnell kommt. Für die Freundin, die glaubt, ständig und überall Sex haben zu müssen, nur weil wir jetzt „sexually liberated“ sind. Ja, für alle, die gerne keinen Sex haben und sich immer noch dafür schämen.

Ganze Review übrigens hier (Öffnet in neuem Fenster).

Luca Mael Milsch, Sieben Sekunden Luft (Öffnet in neuem Fenster)

Für alle, die zu Weihnachten Angst haben, nach Hause zu fahren; die Freundin, die in einer dysfunktionalen Familie mit einer unzurechnungsfähigen Mutter aufgewachsen ist. Für den Bruder, der immer zum Klavierunterricht gezwungen wurde, und beim Vorspielen allen anderen eine Freude machte (nur nicht sich selbst); für die queere Außenseiterin auf der Arbeit, die sich zum Job schleppt, obwohl sie nur in ein Haus am Meer möchte, um dort mit ihrem Hund alleine zu sein.

Du fragst dich, ob dir dein Gehirn Streiche spielt, ob du manchmal extra nachlässig bist und gerade dann fragwürdige Ideen hast oder Vorschläge machst, wenn es um deine Mutter geht. Die Anrufe, die Besuche bei ihr, die seltenen Gespräche mit deiner Cousine, bei denen du dich eher ausgefragt fühlst. Aber in der Familie komplett außen vor sein möchtest du halt auch nicht. Du weißt doch, wie es funktioniert, wie sie hinter deinem Rücken über dich sprechen, du weißt, was du erwarten kannst, du weißt, was deine Mutter denkt und wie sie fühlt.

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Groschenphilosophin und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden