Männer hassen wütende Frauen
Männer hassen unsere Wut
Hi, wie gayts?
Ich bin Alex Stanić, Journalistin und Podcasterin. Das ist Love Letter #7.
Seit ich jeden Tag ein Video auf TikTok poste, spüre ich den allgegenwärtigen Frauenhass noch stärker. Auf Instagram folgen mir mittlerweile nur noch vier Prozent Männer, dort hagelt es meistens dann Hass, wenn ich besonders kritisch bin. Die Männer auf TikTok allerdings scheinen kein bisschen Kritik auszuhalten. Diese Woche ernannte Ex-Fußballer und Reality-TV-Star Thorsten Legat zum schlimmsten Mann des deutschen Trash-TVs. Das reicht, um mich als peinlich und ahnungslos zu bezeichnen. Mich überrascht das nicht, Männer unterschätzen mich in meiner gesamten Karriere laufend. Nicht, dass es zehn Jahre feministische Arbeit braucht, um zu sehen, dass Thorsten Legat keinen Respekt vor Frauen hat.
Ich bin seit vielen Jahren eine Projektionsfläche für fragile Männeregos. Sie halten meine Wut nicht aus. Wütende Frauen werden bestraft, ausgegrenzt, als radikal abgestempelt. Sie sind dem Patriarchat ein Dorn im Auge, weil sie deutlich machen, wie ungerecht unsere Gesellschaft ist. Erschreckend, wie viele Frauen ihre Wut nehmen möchten. Dabei ist Wut oft unser einziges Werkzeug im Kampf gegen patriarchale Windräder und frauenverachtende Werte. Leider halten auch viele cis Frauen als Marionetten des Patriarchats ihren Kopf hin und betiteln jene Personen, die für ihre Rechte kämpfen, als „aggressiv“ oder „unhöflich“. Ich bin nicht unhöflich, weil ich mich in Diskussionen nicht unterbrechen lasse. Ich bin nicht aggressiv, weil ich meine Kritik scharf formuliere. Wäre ich ein cis Mann, würde man mich für meine leidenschaftliche Art feiern. Aber für weiblich gelesene Personen gelten andere Regeln.
Nun, ich folge diesen Regeln nicht mehr. Wenn die Gesellschaft ernsthaft denkt, es ist "radikal", für eine gleichberechtigte Welt zu kämpfen, dann bin ich eben radikal. Mein Selbstbild definiere ich nicht über die Bewertung anderer. Meine Wut ist mein Antrieb. Das war auch schon so, bevor ich eingesehen habe, dass ich lesbisch bin. Ich musste mich lange vor meinem Coming-out damit abfinden, dass mich viele cis Männer für meinen Kampfgeist bestrafen möchten, sei es, indem sie mir meine Expertise absprechen, ihren Ekel per E-Mail kundtun oder mich beleidigen.
Die Gesellschaft hasst wütende Frauen.
Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir wütende Frauen in der Öffentlichkeit sehen. Gerade weiblich sozialisierte Personen brauchen Vorbilder, die aus Verhaltensmustern ausbrechen und Veränderung fordern, ohne Angst vor Ablehnung. Wer euch nicht in eurer Wut bestärkt, sondern die Gründe dafür relativiert, steht nicht auf eurer Seite.
In dieser Podcast-Folge spreche ich darüber, wie ihr euch etwas von durchschnittlichen Männern abschauen könnt. Diese Episode ist in meinen Top 5 und kam besonders gut an:
https://open.spotify.com/episode/2emoWlmqckLsh2ZicO4ERD?si=a0dgmD7tRZy5KDGoagNwGg (Öffnet in neuem Fenster)Wir lesen uns nächste Woche!
Bleibt stabil