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Wenn Männer mir die Apple Vision Pro erklären

Naaa, werden eure Kanäle auch schon mit Dudes geflutet, die euch die BEDEUTUNG der Apple Vision Pro erklären? Hört ihr sie schon singen, von der unendlichen Magie dieser neuen, weltverändernden Technologie? Aus allen Löchern kriechen sie, um diesen Meilenstein der Technologie für die eigene Rep zu instrumentalisieren, um vorne mit dabei zu sein, wenn die Menschheit auf dem Mond landet (oder so).

Don’t get me wrong, irgendwie ist sie ja auch faszinierend, die Apple Vision Pro. Als jemand, der schon beim virtuellen Achterbahnfahren mit der Oculus von Meta brechen musste, interessiert es mich natürlich, ob das Interface der Vision Pro flüssig mit der echten Welt verschmilzt. Oder, ob es in Zukunft möglich sein wird, mit einem Blinzeln + Finger-Tap Inhalte aufzurufen und zu steuern.

Also habe ich mir die letzten Tage sowohl das erste Unboxing-Video der Vision Pro von Marques Brownlee (Öffnet in neuem Fenster), als auch die erste Kritik von The Verge (Magic, until it’s not) mit Nilay Patel angesehen, bevor mir schließlich gestern meine Freundin und Autorin Julia Hackober (Sunday Delight (Öffnet in neuem Fenster)) einen Link zu Sasha Lobos Talk mit Richard Gutjahr auf LinkedIn weiterleitete, der ihr in die Timeline gespült wurde.  

https://www.youtube.com/watch?v=hdwaWxY11jQ (Öffnet in neuem Fenster)

Und irgendwie ist uns dann etwas … aufgefallen.

Dass es – zumindest auf den ersten und zweiten Blick – wieder nur Männer sind, die ihren Senf zum Neuesten auf dem Markt verfügbaren Gimmick abgeben. Dass sie es sind, die das vermeintlich WICHTIGSTE Thema des 1. Quartals 2024 dominieren, mit ihren Podcasts und Reviews und Blicken in die Glaskugeln.

Sie sind es, die sich Sorgen um ihre Haare machen, wenn das Teil auf den Kopf soll ("Is it worth to mess up my hair everytime I put it on?“ N. Patel).

Ja, es sind wiedermal die Männer, die sich mit den wichtigen Fragen der Menschheit beschäftigen, während Frauen weiterhin fleißig Bücher zum Thema Gleichberechtigung, Care-Arbeit und toxischen Beziehungen schreiben.

Willkommen im Hightech-Schwanzvergleich!

Oder kommt das nur mir so vor?
Mich jedenfalls nervt der Hype.

Oder, oopsi, habe ich als Frau einfach keine Ahnung von Technologie? Habe ich die Bedeutung der nächsten Revolution (gotta love the wording) nach dem iPhone naiverweise unterschätzt?

Nach zwei Stunden Videocontent-Info-Overload muss ich jedenfalls sagen, dass ich aktuell überhaupt nicht sehe, wo mir die Apple Vision Pro in meinem Alltag als Autorin helfen sollte. Ich will weiterhin tippen, und zwar auf einer Tastatur, die ich manuell bediene. Ich möchte Filmschauen – und zwar gemeinsam mit der Person neben mir, und nicht alleine. Ich habe keine Lust, den ganzen Tag ein zusätzliches Gerät mit 650 Gramm auf meinem Kopf zu transportieren, mit dem ich aussehe wie ein Sims beim Zocken. Und ich werde ganz sicher keine 4000 Euro ausgeben, nur, damit ich mich technologisch nicht “abgehängt” fühle.

Denn genau das Gefühl vermittelt mir der Apple Vision Pro Content. Wer jetzt nicht mitmacht, nicht aufpasst, der verpasst den Sprung ins digitale Jetzt und wird damit quasi automatisch: zum Boomer.

Dabei wird die philosophische Komponente der Debatte beinahe komplett ausgeblendet. 

  • Wollen wir überhaupt weiter mit unseren Bildschirmen und unserem digitalen Selbst verschmelzen?

  • Möchte ich noch mehr Screen-Time in meinem Alltag?

  • Möchte ich die Benachrichtigungen vom Finanzamt morgens über meinem Lieblings-Sessel aufpoppen sehen? (Äh, nein.)

  • Wo war noch gleich die Bewegung hin zum achtsamen Offline-Leben?

Zum Schluss noch ein Quote meiner Longterm-Internet-Kollegin Kato (kommunikato.de (Öffnet in neuem Fenster)): „Sollen die dudes da ruhig testen und sich ne Nackenverspannung holen, wenns dann in v3 oder v4 funktional ist, guck ichs mir mal an!“ Amen.

Sagt es mir: Was denkt ihr über die Apple Vision Pro?

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