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➜ eine Sache nur #5B | Genauigkeit

Na? Haben dich meine Aufgaben genervt? Vermutlich. Die übliche Reaktion auf solche Erbsenzählerei ist – natürlich – Ablehnung. Und das ist auch ein Grund, warum ich dich damit ärgere.

Früher war auch nicht alles besser (Foto: Paul)

Dieser Newsletter ist Teil einer Serie über die Entwicklung von Kreativität. Du kannst zwar jederzeit einsteigen – aber ich empfehle, zuerst den Prolog zu lesen. Den Link zur Anmeldung und eine Übersicht der Übungen findest du hier (Öffnet in neuem Fenster)

eine Sache nur (Öffnet in neuem Fenster)

Genauigkeit – die zweite Woche

Hast du in der vergangenen Woche über Genauigkeit, Aufmerksamkeit und Präzision nachgedacht? Und zu welchen Ergebnissen bist du gekommen? Hier einige Sätze, die für mich diese Themen beschreiben:

  • Im kreativen Moment ist Genauigkeit eher nicht hilfreich. Ich mag dann mehr das Ungenaue.

  • Sehr detaillierte Arbeiten an Kleinigkeiten machen mich ganz wuschelig. Ich will dann immer alles vom Schreibtisch wischen.

  • Andererseits merke ich, dass schon eine Minute länger hinschauen, zu interessanten Erkenntnissen führen kann.

  • Es gibt den Moment, der mich vom Widerwillen in den Flow bringt. Dann kann ich mich vom Erbsenzählen gar nicht mehr lösen.

Und was sind deine Erkenntnisse? Vielleicht schreibst (oder sprichst) du deine Gedanken dazu auf. Möglichst genau.

Bevor wir kreative Ergebnisse ausatmen, müssen wir die Welt – so wie sie ist – einatmen.

Dafür hatte ich dir sechs Übungen (und einen Cheatday) gegeben. Es würde mich interessieren, wie viele dieser Aufgaben du gelöst hast. Falls deine Bilanz schlecht ist: Es ist nie zu spät.

Jetzt aber werden wir noch genauer. Zu jeder der Übungen aus der vergangenen Woche biete ich dir eine Ergänzung an.

  1. Notiere dir an einem Morgen, was du in der ersten Stunde getan hast.
    Nun versuche, an einem Morgen in dieser Woche, diesen Ablauf exakt so zu wiederholen. Also stehe zur gleichen Zeit auf, trinke zur gleichen Zeit den ersten Kaffee – und so weiter.

  2. Gehe an einen Ort, an dem du ein Kunstwerk sehen kannst.
    Schreibe jetzt auf, was du auf dem Kunstwerk gesehen hast. Denke dabei an Elemente, Farben, Stile, Schrift und was noch so zu sehen ist. Notiere das in einer immer länger werdenden Liste.

  3. Schreib in dein Notizbuch eine Begebenheit aus deiner Jugend auf.

    Redigiere diesen Text. Achte dabei nur auf Rechtschreibung, Grammatik und guten Stil. Denke dabei an die Länge von Sätzen, an gute Wortwahl und all das, was einen guten Text ausmacht.

  4. Zeichne deinen Schreibtisch.
    Richtig geraten: Die Aufgabe ist jetzt, diesen Schreibtisch von vergangener Woche zu rekonstruieren.

  5. Lies einen Text sehr genau.
    Welche Lehren, welche Gedanken hast du davon noch in Erinnerung? Nimm diese Gedanken mit auf einen Spaziergang und ziehe deine eigenen Schlüsse.

  6. Zähle einen Tag lang, wann genau du etwas isst und wann du etwas trinkst.
    Jetzt hast du den Trick entdeckt: Versuche an einem Tag, zu den gleichen Uhrzeiten ebenfalls zu essen und zu trinken. Falls du das am selben Tag wie bei der ersten Übung machst, sparst du dir etwas Aufwand :-)

Ich weiß, das nervt mindestens so sehr wie die Genauigkeitsübungen in der vergangenen Woche. Und worin liegt der Sinn davon?

Das ist schnell erklärt: Der Sinn liegt darin, dass du es tust. Ich hätte dir auch vorschlagen können, Mandala-Malbücher auszumalen oder Schönschrift zu üben. Das sind zwei Tätigkeiten, die ich im Grunde gerne mag und die mir ermöglichen, währenddessen nachzudenken. Allerdings erschienen sie mir zu einfach. Und etwa im Falle der Kunstbetrachtung hast du gleich noch einen guten, kreativen Input.

Aber falls du meine sechs Übungen allzu blöd findest, male halt jeden Tag ein Mandala aus und übe Schönschrift. Das geht auch.

Falls du Fragen oder Bemerkungen dazu hast, schreibe mir an paul@contentman.de (Öffnet in neuem Fenster).

Dein Paul

Kategorie eine Sache nur – Mails