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➜ eine Sache nur #3B | noch mal niks tun

Diese Zwischenmail will ich nur noch schreiben, wenn es wichtig ist. Und, siehe da: es ist. Jedenfalls habe ich dieses Gefühl.

Dieser Newsletter ist Teil einer Serie über die Entwicklung von Kreativität. Du kannst zwar jederzeit einsteigen – aber ich empfehle, zuerst den Prolog zu lesen. Den Link zur Anmeldung und eine Übersicht der Übungen findest du hier (Öffnet in neuem Fenster)

eine Sache nur (Öffnet in neuem Fenster)

Danke, danke, danke

Meine Fragen nach Kreativität und woran du merkst, dass du kreativer geworden bist, haben euch offensichtlich bewegt. So viele Zuschriften hatte ich noch nie, da habe ich wohl einen Punkt getroffen.

Damit alle hier davon profitieren können, hier eine Best-Of-Sammlung der Punkte, woran ihr Kreativität erkennt:

  • Wenn meine Gedanken fokussiert sind.

  • Wenn meine Gedanken etwas Neues hervorbringen oder am Ende eines Prozesses eine Erkenntnis steht.

  • Wenn ich ungewöhnliche Lösungen für alltägliche Probleme finde.

  • Wenn ich bestehende Annahmen häufiger infrage stelle.

  • Wenn es ums Tun und nicht ums Ergebnis geht.

  • Wenn ich Ideen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander in Verbindung bringe.

  • Wenn ich Routinen infrage stelle und variiere.

  • Wenn sich der Zustand des Nichtstuns gut anfühlt.

  • Wenn ich merke, dass die anderen überrascht zuhören.

  • Wenn mich Misserfolge weniger aus der Kurve tragen.

  • Wenn ich den "Flow"-Zustand spüre.

  • Wenn das Vorlesen von Texten fließend geschieht und die bei anderen erzeugten Bilder an Lebhaftigkeit gewinnen.

Ja, bei dem letzten Punkt bin ich auch ins Straucheln geraten. Denn was hat Vorlesen schon mit Kreativität zu tun? Immerhin ist das doch „nur“ das Replizieren eines vorgegebenen Texts. Oder? Falsch!

Und doch: Vorlesen ist ein kreativer Prozess. Ebenso wie eine Sängerin ein Lied interpretiert, kann eine Vorleserin Ihre Zuhörer:innen mitnehmen, dem Text Farbe und Rhythmus geben. Und natürlich können wir beim Lesen von guter Literatur in einen Flow kommen – viele ein guter Messwert für Kreativität ist. Siehe oben.

… wenn das Ergebnis in den Hintergrund tritt

Einen der oben genannten Punkte will ich in den Mittelpunkt stellen und mit einem Buchtipp verbinden: das Buch „Kreativ. Die Kunst zu sein“ von Rick Rubin.

Das Buch ist kein Ratgeber und der Musikproduzent Rick Rubin ist niemand, den wir uns zum Vorbild nehmen können. Er muss sich schon lange nicht mehr um sein Auskommen kümmern und seine größte Not ist vermutlich, welche Projekte er aus Zeitgründen absagen muss.

Doch er formuliert hilfreiche Gedanken. So teilt er die Kreativen in zwei Gruppen: die Experimentierfreudigen und die Ergebnisorientierten. Und er rät beiden (!) voneinander zu lernen. Die einen können lernen, mal bei einem Aspekt zu bleiben, um Tiefe zu schaffen. Die anderen können sich am Anfang mehr unproduktive Zeit nehmen, mehr herumzuspielen.

Das nur ein Beispiel. Rubin kommt nicht so richtig zu einem praktischen Punkt – wie es eine Abonnentin in einer Mail mir geschrieben hat. Das stimmt. Aber er liefert kurze und bedenkenswerte Gedanken. Und der wichtigste ist:

Kreativität ist ein Zustand und kein Produktionsprozess. Wir benötigen kein Ergebnis, um uns kreativ zu fühlen. Aber wir können ohne Kreativität kein neues Produkt entwickeln.

Und nun weiter niks tun

Ach ja, das Niksen. Meine erste Woche damit war wechselhaft. Wie erwartet, hat es mich gequält, weil es sich verkrampft und unnatürlich angefühlt habt. Immerhin habe ich einige Orte und Situationen gefunden, in denen es mir leicht fällt und guttut:

  1. Morgens, mit dem ersten Kaffee in der Hand und auf dem Sofa, wenn die Welt noch grau und unscharf ist.

  2. In der Sauna, falls alle Mitschwitzer:innen das „Bitte Ruhe“-Schild gelesen haben.

  3. In einer leeren S-Bahn, während ich den Blick aufs Fenster und nicht die Welt dahinter fokussiere.

In der nächsten Woche werde ich üben, an unruhigen Orten und sogar in Meeting zu niksen. Ich bin gespannt. Und ich bin auf deine besten Niks-Orte gespannt: paul@contentman.de (Öffnet in neuem Fenster).

Und jetzt du.

dein Paul

Kategorie eine Sache nur – Mails