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Zum "Matrix"-Mythos und Praxen des Recodings durch die Neue Rechte

 Die rote und die blaue Pille im Film "Matrix" von 1999 bildet das wohl populärste Mem der neurechten Verschwörungstheorie.

 Jene Film-Szene also, in der Morpheus Neo anbietet, entweder weiter in der Simulation der Matrix zu "leben" oder aber zu "erwachen" (Öffnet in neuem Fenster). So zu erfahren, wer er wirklich ist, verlässt er den Raum der Simulation.

 Der Film bezieht sich auf verschiedene Quellen der Science Fiction-Literatur, zudem auf Baudrillards Simulationstheorie (Öffnet in neuem Fenster), auch religiöse, philosophische und esoterische Weltdeutungen wie jene der Gnosis, Platons Höhlengleichnis oder dem "Schleier der Maya" indischer Spiritualität.

 Vorstellungen also, dass wir geblendet in illusionären Scheinbildern verharren, die uns versklaven - während "die Wirklichkeit" ganz anders strukturiert sei. In rechter Esoterik imaginieren die Agitateur*innen mittlerweile ganz im Sinne heideggerscher Eigentlichkeit allerlei vermeintlich Natürliches hinter dem von "woke" nur Vorgegaukelten: wahre Männlichkeit zum Beispiel. "Eigentlichkeit" folgt in diesem Schema einer mythisch-positivistischen Vorstellung von "Natur", die nicht als Vielfalt und Varianz, sondern striktes Schema von binären Dogmen vorgestellt wird.

 Verschwörungstheoretiker und Schwurbler sammeln sich dabei allerlei aus tradiert linken Modellen zusammen, um es auf rechts zu drehen. Am deutlichsten erschien dies in der Corona-Zeit auf den Bildschirmen der Social Media-Kanäle. In den Impfgegner- und vermeintlichen "Querdenker"-Protesten also, da halbe Tatort-Crews bei Instagram & Co DIE WAHRHEIT hinter dem Schutz von Menschen, also den Impfungen und Quarantäne-Maßnahmen, aufdecken wollten. Das latent Böse hinter dem Manifesten, von verborgenen Mächten gesteuert, sollte nun direkt in die Körper injiziert werden. The Matrix is plugged in you und raubt Dir die "Natürlichkeit", die noch dann als gut und schön imaginiert wird, wenn man daran zurückdenkt, wie einst unzählige Menschen direkt nach ihrer Geburt verstarben und Seuchen die Menschheit dezimierten. Was eben auch "Natur" ist.

 Der Rezeptionswandel folgt mittlerweile üblichen Strategien der Annektion ganzer Begriffsfelder durch “Infokrieger” und Identitäre. Sie klauben sich zusammen, was Gramsci, Foucault, Negri/Hardt oder Pasolini publizierten und machen selbst vor der, vermutlich nur über Populärversionen vermittelten, System/Lebenswelt-Differenz von Habermas nicht halt.

 Wettern AfD-Anhänger gegen "Systemlinge", so scheint dort eine boshaft installierte Umdeutung der "Kolonisierung der Lebenswelt" auf, die Habermas in der "Theorie des Kommunikativen Handelns" ausarbeitete.

 Simplizifierend lautet die: die funktionalistischen Systemimperative von Ökonomie und Verwaltung annektieren den Alltag von Menschen und unterwerfen sie so. So wähnen sich "Reichsbürger" als kolonisiert von der "BRD GmbH". Die Corona-Politik erscheint aus dieser Sicht als Eingriff nur profitorientierter Pharmakonzerne, die Zugriff auf die als natürlich konzipierten Körper der "normalen Menschen" erhalten. Die "Ehe für alle" wie auch juristische Regeln zur geschlechtlichen Selbstbestimmung im Falle von trans behaupten die neurechten Propagandisten als Vehikel zur Implementierung von Eugenik im "Volkskörper", Asylpolitik als Mittel zum koloniserenden "großen Austausch" der "weißen Bevölkerung", deren "natürlicher" Lebensraum halt Europa sei. All das gesteuert von "Systemmedien" wie den öffentlich-rechtlichen. Diesen sei eh nicht zu trauen -  "Regierungssender". Insofern seien - teils von Wirtschaftsgrößen finanziert -  "alternative Medien" wie Tucker Carlson oder NIUS der Weg zur Wahrheit hinter der Simulation. Ich erinnere mich gut daran, als die "Alternativszene" Hausbesetzungen initiierte und die taz als "alternatives" Medium galt.

 Was da fortwirkt, ist somit genuin linke Medienkritik: "Kulturindustrie als Massenmanipulation". So Horkheimer und Adorno. Das wächst noch hinein in "Don't say gay"-Gesetze von DeSantis in Florida, der behauptet, Disney wolle in rosaroten Filmen und Serien unschuldige Kinder "verschwulen".

 Diese Strategie der Besetzung von Begriffen, um sie so für ernstzunehmende Gesellschaftskritik unbrauchbar zu machen, treibt solche Szenen und Agitateure schon lange an. Sie verbreiten sie in sozialen Medien mit hoher Suggestionskraft; in den USA, wo selbst in Shea/Wilsons "Illuminati" eine libertäre Grundorientierung, gemixt mit Hippie-Visionen, stärker wirkte als hierzulande in "Gegenkulturen", mit anderen Akzentsetzungen als in Europa. Die Agitation spaltet sich auf in neue Formen der Esoterik, antisemitische Verschwörungstheorie und Adaptionen durch die religiöse Rechte. Ein Phänomen wie Trump schwimmt auf all diesen Wellen und nutzt sie geschickt für seine politischen Erfolge.

 Ein Beispiel für die Anwendung des "Matrix"-Schemas bildet die antifeministische "Männerrechtsbewegung", auch "Maskulismus" genannt. Die in den USA aktive Gruppierung "A Voice for Men" integrierte "Take The Red Pill" in ihr Logo. Eine antifeministische Dokumentation der Regisseurin Cassie Jaye trug den Titel "The Red Pill" (Öffnet in neuem Fenster). Deren Plot folgt der Annahme, dass "eigentlich" Männer die Benachteiligten in Gesellschaften seien. Finanziert über eine Kickstarter-Kampagne, tritt die Regisseurin als konvertierte Feministin auf. Sie entdeckt die "rote Pille" als Weg zur "schmerzhaften Wahrheit", während die "blaue Pille" die "reine Simulation" des Feminismus symbolisiere.

 Die berühmte Szene aus "Matrix" wird von der US-Altright oft antisemitisch codiert aufgegriffen, sie nutzt auch die Gallionsfigur der Identitären, Martin Sellner, in Publikationen. Auch hinter Hollywood und der Musikindustrie lauere nur eine satanische Elite, so behaupten es on top zahllose Videos bei Youtube ungebrochen und immer wieder. Die Jungle World fasst zusammen:

"Alle, die die fin­steren Machenschaften einer ominösen Elite nicht anerkennen, oder immer noch an Erscheinungen vermeintlich westlicher Dekadenz wie Pluralismus, Feminismus und Menschenrechten festhalten, sind eben noch nicht »redpilled« und verbleiben in der alles umfassenden Si­mulation." (Öffnet in neuem Fenster)

 Was hier passiert, ist scheinbar das, was Stuart Hall wirkungsmächtig als "Dekodierung" beschrieben hat. Die angeblich medialer Manipulation Ausgesetzten sind dazu in der Lage, noch Kommerz erst zu de- und dann umzucodieren. Auf dass sie etwas Eigenes daraus formen - erwacht, zur Eigentlichkeit neu geboren. Sie "lassen sich nicht verarschen", indem sie das, was ihnen zum reinen Konsumieren und dabei ruhigstellen angeboten wird, einfach anders lesen. Sie eignen sich die filmische Metaphorik an, um zu "enttarnen" und zu "enlarven". Ganze Passagen aus dem ersten Matrix-Film in Youtube-Videos einzubauen, das in Deutschland zu praktizieren ist aus urheberrechtlichen Gründen schwieriger als in den USA. Dort samplen bei Youtube und Tik Tok Aktive allerlei Materialien, Zeichen und Bedeutungen aus "Mainstream-Medien". Die "Matrix" "der Regierung", in der dann Klaus Schwab vom Weltwirtschaftsforum und Joe Biden zu den finsteren Herrschern fusionieren, stellen sie so vermeintlich bloß. Dass hier Elemente aus der "Antiglobalisierungs"-Bewegung aus den späten 90ern, frühen Nullerjahren, Genua, Seattle, wieder auftauchen, lässt sich schwer bestreiten. Rage against the machine, sozusagen. Zugleich verstellen sie ernstzunehmender Aneignung damaliger Ansätze der Gesellschaftskritik so den Weg: Ätschbätsch, das nutzen WIR jetzt. Zur Freude von Mitgliedern des Weltwirtschaftsforums.

 Steigt man tiefer ein in die ursprünglich linken, jedoch, wie im Falle Horkheimers und Adornos, häufig mit konservativer Kulturkritik gemixten Theoreme der Medienkritik ein, schaut daraufhin in den Matrix-Film zurück, dann wird deutlich, was verschwindet. Schlicht und ergreifend die Produktionsprozesse. Die mutieren zu reiner Zeichenproduktion, um bei der Impfung kurz manifest zu werden.

 Es erfolgt keine Analyse tatsächlicher Medienproduktion, keine von den Besitzverhältnissen, keine davon, wer in Medien wie in welchen Zusammenhängen arbeitet. Es gibt zwar viel Gerede über die "Lohnschreiber der Regierung", aber keine Vorstellung tatsächlicher Arbeit an Produkten rund um Zeitungen, TV oder Werbung. Letztere wird selten angegriffen, nur, wenn sie zu "woke" erscheint, aber nicht etwa, wie tradiert, weil sie nur Konsum oder Kommerz diene. Die Kritik der Ideologieproduktion erfolgt ohne Analyse der Produktionsverhältnisse. KI als Mittel der Produktivkraftentwicklung thematisieren sie; da sie jedoch selbst Klimaschutz noch als Vehikel der Kolonisierung und Versklavung der Bevölkerung interpretieren, gerät die industrielle Produktion selbst nicht in den Fokus der Kritik. Somit, metaphorisch gesprochen, rekodieren die Neurechten die Herrschaft der Maschinen und lassen die Verhältnisse stabil.

 Rückbezogen auf den Film "Matrix", zumindest den ersten, erfolgt hier eine erhebliche Verschiebung des Inhalts. In diesem versklaven die Maschinen selbst Menschen. Sie entwickeln eine künstliche Intelligenz und nutzen deren Körper zur Energiegewinnung. Weil sie Treibstoff brauchen, um zugleich die Simulation am Laufen zu halten - eine klassisch materialistische Pointe, die wegzensiert wird in der neurechten Rezeption. Eine Metapher zudem für fossiles Wirtschaften.

 Noch in Horkheimers/Adornos-Ansatz ist die "Bewusstseinsindustrie" eingebettet in den industriellen Fertigungsprozess - Fließbandproduktionen zum verordneten Amüsement für Arbeiter. Auf der Leinwand in der Fantasieproduktion lockt das, was im realen Leben vorenthalten bleibt. So produziert die Kulturindustrie die Einheit von Wunschproduktion und Entsagung, um zugleich die Mühen des Akkords in der Fertigung von Autos, Waschmaschinen und Panzern zu kompensieren. Mögen Facharbeiter in Ingolstadt heute auch ein angenehmeres Leben führen, die Textilfabriken in Bangladesch oder die Coltan-Minen im Kongo funktionieren bis heute so.

 Habermas' Kolonisierungsthese setzt erheblich komplexer an. Die "instrumentelle Vernunft" Horkheimers und Adornos, eine, die alles am Leitfaden des Verfügens über Objekte arrangiert, entwickelt er theoretisch weiter zur strategisch-funktionalen Rationalität. Diese entfaltet sich, indem sie lebensweltliche, also ganz alltägliche Ressourcen nutzt, um sie der materiellen Reproduktion zugänglich zu machen, Möglichkeiten menschlicher Arbeit, Kommunikation und Interaktion - von der Lebensmittelindustrie bis hin zur Entwicklung von Wärmepumpen. Oder Waffen wie Taurus. Immer im Zeichen der Profitmaximierung. Das nennt er "ökonomische Systemimperative". Diese operieren in den geschlossenen Zusammenhängen des Wirtschaftssystems. Es kommt zur "systemischen Schließung": deren Mechanismen grenzen sich von dem Alltag der Menschen ab, begreifen diesen als zu beherrschende Umwelt, die sodann annektiert wird - durch Konsumanstachelung, der Organisation von Lebenszeit ("9 to 5"-Job, Weg hin zur Arbeit und zurück, Mietzahlungen etc.). Ziel ist das Abschöpfen von Profiten.

 Parallel etabliert sich ein Apparat administrativer Macht, der mittels Polizei, Verwaltung, Steuern etc. die öffentliche Ordnung autoritär aufrechterhält. Diese Mechanismen regulieren und regieren Personen und deren Verhalten, indem sie in die Konsumenten- und Staatsbürgerrolle drängen, wobei letztere sich auf das Steuern zahlen und alle 4 Jahre der Gang zur Wahl beschränkt, also keine gestaltenden Aufgaben übernimmt.

 In diesem komplexeren Modell, das dennoch der Logik von "Matrix" folgt, weil Menschen das alles eben für die selbstverständliche Realität halten, die nun mal so sei, sieht Habermas Kommunikationsverhältnisse als Möglichkeit, Zustände zu kritisieren. So wieder Freiräume für Selbstverwirklichung und Kooperation jenseits von ökonomischen Kolonisierungsprozessen zu gewinnen.

 Er umschifft dabei die Falle von Entfremdungsmodellen, die in der klassischen Linken wirkten. Dann, wenn die Geburt des "Neuen Menschen" nach Umgestaltung der Produktionsverhältnisse als rosige Zukunft am Horizont erscheine, weil er von entfremdeter Arbeit befreit sei und so sein wahres, menschliches Potenzial entfalte. Dennoch  bleiben auch seinem Modell die Produktionsverhältnisse kritisierbar unter Rekurs auf die Selbstbestimmung in lebensweltlichen Zusammenhängen. Ganz raus aus der Falle der Entfremdungstheoreme kommt man dabei noch nicht. Auch Menschen, die "national befreite Zonen" in der sächsischen Schweiz fordern, sehen sich im Widerstand gegen die "Kolonisierung der Lebenswelt", um so zu "Selbstbestimmung" zu gelangen. Habermas federt das ab durch die Kommunikation immer schon vorgängigen Prinzipien der formalen Gleichheit, der Berücksichtigung der Interessen aller an Normenbegründungen Beteiligten und wechselseitiger Achtung - all das habe dann z.B. Asylbewerber und Neubürger einzubeziehen.

 Wie ohnmächtig das angesichts der ganzen Desinformation, neurechten Mythologie und abstrusen Eigentlichkeitsfantasien, oft an Retropien gekoppelt, sich aktuell zeigt, dürfte allgegenwärtig spürbar sein.

 Da aber auch den Wachowski-Schwestern das alles nicht entgangen ist, haben sie, die einst den Matrix-Film in die Welt setzten, neue Antworten gefunden. In der Netflix-Serie "Sense 8" entwickeln sie den leider bisher nicht sonderlich wirksamen Mythos des "Homo Sensorium". Dieser bildet "Cluster", telepathisch verbundene Menschen, die zusammen über 5 Kontinente hinweg miteinander agieren können. Alle sexuellen und geschlechtlichen Möglichkeiten, trans wie cis, sind in dem porträtierten Cluster präsent. Es bildet zudem ein heroisches Modell internationaler Vernetzung, in dem auch allerlei Ethnien wechselseitig unterstützend miteinander agieren.  Ja, sie können sich sogar so weit in die Körper der anderen Mitglieder einfühlen, dass sie in virtuosen Martial Arts-Kampfszenen in diesen Karateschläge und Tritte ins Gesicht übernehmen können.

 Die Serie spielt in San Francisco, Chicago, Mexiko Stadt, Nairobi, Mumbai und Seoul, kombiniert lustvoll Comicadaption mit K-Drama, Telenovela mit Thriller. Der "Homo Sapiens" jagt den "Homo Sensorium" für seine Fähigkeit zur Einfühlung, zur Kooperation, auch zu durch und durch queerem Leben. In einer atemberaubenden Gruppensexszene zu "What's up" von den 4 Non Blondes (Öffnet in neuem Fenster) entfaltet sich eine Art kosmischer Orgasmus über Geschlechtergrenzen hinweg - ein alter Hippietraum, neu gedacht.

 Polizeigewalt, Korruption, Wissenschaftsmissbrauch und ökonomische Ungerechtigkeit, z.B. im weltweiten Zugang zu AIDS-Medikamenten, treiben an zentralen Stellen die Handlung an. Durch die transpersonalen und telepathischen Verbindungsmöglichkeiten des "Homo Sensorium" entsteht eine Art avancierter Matrix für mitfühlende und solidarische Menschen. Das Finale bildet eine in für Serienverhältnisse immens lange Queer Wedding, lustvoll zelebriert.

 Die Pointe ist deshalb gut, weil sie das in "Matrix" noch so präsente Entfremdungstheorem, das auf "Eigentlichkeit" abzielt, aufhebt. Die Eigentlichkeitsfanatiker, die den "Homo Sapiens" angeblich schützen wollen, erweisen sich als brutal und gefährlich.

 Pointe ist zudem: Mediales prägt nun mal Bewusstsein, Stories, Narrative, Bilder, Musik, sie zirkulieren in sozialen Wirklichkeiten und werden auch nicht verschwinden. "Matrix" ist ein Film. Auch alle Vorstellungen von "Natürlichkeit" zirkulieren immer nur als medial vermittelte. Auch der Spaziergang raus in die Natur führt zumeist nur in Kulturlandschaften.

 Insofern könnte vielleicht weniger Medienkritik als Medienproduktion ein Ausweg aus dem neurechten Fallenstellen bieten. Die Wachowski-Schwestern und viele andere mehr sind ja auch schon eifrig dabei. Man muss in den Pop-Welten selbst agieren, sich von dem Pillenmodell lösen und offensiv wissend, dass Medien zwar auf Welt referieren, aber immer auch deren Teil sind, also keine schlichte Gegenüberstellung, hier Welt, da mediale Abbildung, möglich ist, arbeiten. Weil Welt sowieso immer schon medial gefiltert und angereichert in unseren Leben manifest wirkt, können so neue Möglichkeiten des Miteinanders kreiert werden.

 Bis hin zu Stuart Hall, der oft als Kritik von Adorno und Co gelesen wird, stürzt sich Kulturkritik zu oft nur auf die Rezipientenseite. Nicht zuletzt Habermas hat jüngst jedoch konstatiert, dass im Moment eher zu lernen sei, dass sehr viele durch Social Media eben auch Medienproduzenten geworden seien - und wie damit sinnvoll umgegangen werden kann. Darum geht es derzeit.

 Offen bleibt dabei die Frage nach den Produktionsverhältnissen. Wie können diese in Medialem transformiert werden, ohne ausschließlich Elendsberichterstattung zu betreiben?

 Gerade Science Fiction bildete immer schon einen Strang, mit fiktionalen Mitteln nicht nur Dystopie, sondern auch neue technische Möglichkeiten zu imaginieren und andere Formen gemeinschaftlicher Organisationsweisen. Donna Haraway und Bruno Latour haben viel in diese Richtung gearbeitet.

 Vielleicht lässt sich so das Motto aus Marcuses Zeiten reformulieren: Fantasie an die Macht. Dem Lust-, nicht dem Realitätsprinzip folgend. Nicht Dekodieren, sondern neu codieren. Die Flucht vor der Rekodierung der "Eigentlichen" kann nur so gelingen.

 

 

 

 

Kategorie Medien

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