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Armut ist mehr als die Rechnungen nicht zahlen können

“Wenn man zu wenig Geld hat, muss man mehr arbeiten gehen…” 

Dieser Satz stammt (unter anderem) aus der berühmt-berüchtigten Burger-Rede von Karl Nehammer. Aktuell findet man ihn auch so oder ähnlich in diversen Social Media Posts von gewissen Parteien und Think-Tanks - wie der Agenda Austria - aber auch in Zeitungsberichten wie z.B. im “Kurier”. Auch die Aussage, dass ja die Armut in Österreich eh nicht so schlimm ist wie in anderen Ländern oder die komplette Verleugnung von Armut in Österreich kommen einem immer wieder unter.  

Das mag im ersten Moment vielleicht ganz “logisch” klingen - also wenn man nicht wirklich mit der Materie vertraut ist - es ist nur leider nicht immer so einfach. Die Umstände, die zu Armut führen und oftmals dafür sorgen, dass man dort bleibt, sind von Fremdbestimmung geprägt. Nicht oder nicht ausreichend vorhandene Kinderbetreuung, Pflege- und generelle Care-Arbeit und noch einige andere Umstände führen dazu, dass man nur ein bestimmtes Ausmaß an Stunden arbeiten KANN. Diese strukturellen Rahmenbedingungen und mögliche Maßnahmen sind den Verantwortlichen - wie eben dem Herrn Bundeskanzler - bekannt. Trotzdem wird weiterhin der falsche Eindruck vermittelt, Betroffene würden sich einfach nur zu wenig bemühen - sie wären selbst Schuld an ihrer Situation. Die Verantwortlichen wissen: Eine Definition, die Armut bloß auf Geld und individuelles Versagen reduziert, greift viel zu kurz!

Armut ist mehr als nur der Mangel an finanziellen Ressourcen

Klar, der Mangel an finanziellen Ressourcen hält einen wach, verursacht Dauerstress und lässt einen wie auf Eierschalen durch die Welt gehen - immer vorsichtig und immer auf das Schlimmste gefasst. Und natürlich ist Arbeit - also die Möglichkeit, wieder arbeiten zu können, zu dürfen - eine Möglichkeit zur Verbesserung der finanziellen Schwierigkeiten. 

Aber unabhängig von der finanziellen Situation heißt Arbeit für Betroffene einfach wieder Teilhabe und Möglichkeiten zur Vernetzung zu erhalten, die Möglichkeit auf ein Sozialleben fernab der Ängste und Belastungen. 

Armut macht etwas mit den Menschen, sie isoliert, nimmt Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten, macht krank und fühlt sich, vor allem wenn sie länger dauert, nicht nur wie eine Bedrohung an. Sie ist etwas, dem man hilflos ausgeliefert ist. Denn egal wie sehr man sich bemüht, wie sehr man versucht, ihr zu entkommen, scheint die Bemühung alleine einfach nie ausreichend. Das Gefühl, dass man vermutlich doch selbst Schuld ist, verstärkt sich zunehmend. Mit jeder Absage, die man auf eine Bewerbung bekommt - und wäre der Job noch so prekär. Mit jeder Beschämung, die einem absichtlich oder unabsichtlich entgegenschlägt. Mit jedem “Wieso schaffst du das nicht, bei anderen geht das doch auch?!”. Mit jedem gut gemeinten Ratschlag, wie man besser einkaufen und sparen soll, worauf man selbst oder auch die Kinder verzichten sollen. Das Gefühl des eigenen Versagens schleicht sich dauerhaft und prägnant in die eigenen Gedanken, weil man diesen Kreislauf einfach nicht durchbrechen kann.

Über dieses Gefühl und wie sehr es prägen kann, schreibt Lia Kriechbaum aus eigener Erfahrung hier:

https://steadyhq.com/de/ar-mut/posts/356b9738-fe6d-49bf-998d-65b284a2ec31 (Öffnet in neuem Fenster)
Kategorie Armut ist ...

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