Skip to main content

WeinLetter #56: Updates zu King Charles, Wein-Pfand, Bürklin-Wolf

Liebe Wein-Freund*in,

Du liest den WeinLetter #56. Heute gibt's: Update - das neue WeinLetter-Format. Warum das denn? In mehr als zwei Jahren WeinLetter haben ich und mein famoses Autor:innen-Team viele Geschichten erzählt, zahlreiche Weingüter und ihre Philosophien beschrieben, Weintrends und Branchenentwicklungen analysiert und sehr gute Weine vorgestellt. Wie ging's aber mit den Projekten weiter? Hier greife ich die Storys nochmal auf und liefere das Update! Ganz konkret: Was war bei King Charles' Staatsbankett in Berlin anders als 2015 bei der Queen? Wie sieht jetzt die Mehrwegflasche aus, die das Weinflaschensystem in Deutschland revolutionieren soll? Und warum kostet der Riesling "Kirchenstück" von Bürklin-Wolf auf einmal 300 Euro statt 200 Euro? Viel Spaß! +++ Empfehlt (und shared) gerade diesen WeinLetter bitte weiter. Unterstützt den WeinLetter gerne auch finanziell und werdet aktives Mitglied! (Öffnet in neuem Fenster) (Opens in a new window) Aber vor allem:

Trinkt friedlich!

Euer Thilo

Das sind Sektflaschen des Weinguts Stigler in Ihringen in Baden.

Drei Winzersekte gab's beim Staatsbankett für König Charles III. Einer davon: der Pinot Rosé brut, 2014, vom Weingut Stigler FOTO: WEINGUT STIGLER

Update Staatsbankett: Alles über King Charles III. und das Wein-Line-up mit Dauer-Weingut Stigler

von Thilo Knott

Regina Stigler kennt dieses königliche Gefühl. 2015 hat Jan-Göran Barth bei ihr angerufen und gefragt, ob er 27 Flaschen Weißherbst Beerenauslese haben könne für das Erdbeerdessert, das würde perfekt passen. So erzählt sie es. Barth ist seit Jahren Küchenchef im Schloss Bellevue. Regina Stigler schätzt an ihm, dass er Küchenchef und Sommelier in einer Person sei und die Gerichte und die Weinbegleitung perfekt abstimme.

Das Erdbeerdessert mitsamt der Weißherbst-Beerenauslese bekam Queen Elisabeth 2015 bei ihrem letzten Staatsbesuch in Deutschland. Das Weingut Stigler aus dem badischen Ihringen ist Stammlieferant für das Bundespräsidialamt und das Bundeskanzleramt. Der Ihringer Winklerberg ist der Hausberg, die Trauben der Trockenbeerenauslese stammen allerdings von Rebstöcken Freiburger Schlossberg. Diese Steillage, „70 Prozent Steigung wie an der Mosel“, sagt Regina Stigler, ist nur 3 Hektar groß, 1,5 Hektar sind Streuobstwiese, 1,5 Hektar sind Weinberg. Die Steillage ist das Hobby von Andreas Stigler, der mit Regina und Sohn Maximilian das Weingut betreibt. Als er ein Stück pachten konnte, hat er sofort zugesagt.

Regina und Andreas Stigler sind Winzer:innen aus Ihringen in Baden.

Trockenbeerenauslese für die Queen, Pinot Rosé brut für den King: Regina und Andreas Stigler FOTO: WEINGUT STIGLER

Jan-Göran Barth, der Küchenchef von Frank-Walter Steinmeier, hat auch beim Staatsbesuch von König Charles Ende März in Berlin wieder auf das Weingut Stigler zurückgegriffen. Neben den drei Menü-Weinen gab es drei verschiedene Sekte – aus Ihringen kam der Pinot Rosé brut (27,50 Euro). „2014“, betont Regina Stiegler, weil überall 2015 gestanden habe, den es aber noch gar nicht gibt. Obwohl sie Lieferantin des Schloss Bellevues ist, hat sie „nicht an uns gedacht“, als sich der Staatsbesuch aus Großbritannien ankündigte. „Ich bin immer überrascht“, sagt Regina Stigler.

König Charles III. trinkt ein Glas Sekt beim Staatsbesuch in Berlin.König Charles III. war auf Staatsbesuch in Deutschland und beim Staatsbankett gab es tolles Essen und sehr gute Weine.

"Am oberen Rand": Die Menükarte des Staatsbanketts aus Anlass des Besuchs von König Charles III FOTOS: BUNDESPRÄSIDIALAMT

Neben dem Pinot Rosé brut wurden noch Sekte von Wegeler und Mohr ausgeschenkt. Die Weinbegleitung zum Menü waren ein Riesling vom Weingut Domdechant Werner, ein Spätburgunder vom Weingut Kühling-Gillot und zum Dessert der Likörwein „Ahr 7“ von sieben VDP-Wingütern (u. a. J. J. Adeneuer, Jean Stodden, Nelles, Meyer-Näkel).

Die Auswahl der Weine auf Staatsbanketten folgt immer in klaren Grenzen. Knut Bergmann hat das Standardwerk der Wein-Diplomatie geschrieben, „Mit Wein Staat machen“, heißt es. Er hat die Weinkarten der Staatsbankette analysiert. Seine Erkenntnis: „Es ist eine bewusste Entscheidung, nicht das Bestmögliche auszuschenken.“ Es herrsche das „Pathos der Nüchternheit“, hat er im WeinLetter-Interview aus Anlass des Todes der Queen gesagt. Und jetzt?

„Jetzt wurde preislich und qualitativ am oberen Rand dessen serviert, was das Präsidialamt normalerweise macht“, sagt Knut Bergmann zum Staatsbankett zu Ehren von King Charles. Mit „oberem Rand“ meint er: Es wurde eine 2003er Riesling-Spätlese „Kirchenstück“ vom Weingut Domdechant Werner serviert (zu gebeizter Karpfen und Erfurter Brunnenkresse). Eine 20 Jahre alte Spätlese. Und ein Spätburgunder Großes Gewächs vom Weingut Kühling-Gillot (Weidehuhn mit Pilzen sowie Spinat-Törtchen mit Wurzelwerk). „Zwei Weine auf Großes-Gewächs-Niveau!“, ist Knut Bergmann erstaunt.

„Ungewöhnlich, aber originell“, findet er, sei die Weinbegleitung zum Dessert (Backpflaumen mit ostfriesischem Schwarztee und Sandgebäck). Denn in Großbritannien wird nach dem Dinner Vintage Port serviert. In Berlin war es der Spätburgunder-Portwein „Ahr 7“. „Das ist eine schöne ironische Geste“, sagt Knut Bergmann, „eine Erwiderung der britischen Hofgepflogenheiten“.

Dass die Spätlese „Kirchenstück“ aus dem Jahre 2003 heute übrigens ein Großes Gewächs ist, das bestätigt Franz Werner Michel. Er ist Inhaber des Weinguts Domdechant Werner. „Die Spätlese von damals entspricht heute unserem Großen Gewächs ‚Kirchenstück im Stein‘“, sagt er. 2003 habe es die Qualitätsstufen im VDP noch nicht gegeben, sagt er, dessen Weingut seit 1928 dem Verband der Prädikatsweingüter angehört. Er ist aber überrascht, dass das Bundespräsidialamt 2003er Spätlesen servierte, diese müssten sie im Keller lange aufbewahrt haben. „Ich habe sie schon lange nicht mehr im Keller“, sagt Franz Werner Michel. „Der Genuss ist mir leider nicht mehr gegeben, sie war König Charles vorbehalten.“

Die Liste im Einzelnen:

Weine:

Weingut Domdechant Werner: Riesling Spätlese „Kirchenstück“, trocken, 2003. (Riesling GG „Kirchenstück im Stein“, trocken, 30 Euro ab Hof)

Weingut Kühling-Gillot: Spätburgunder GG „Oppenheimer Kreuz“, trocken, 2013 (ca. 48 Euro im Internet)

VDP Ahr: Likörwein, „Ahr 7“, Spätburgunder, 38 Euro ab Hof.

Winzersekte:

Weingut Mohr: Pinot brut, 2017 (2021, 21 Euro ab Hof).

Sekthaus Wegeler: Geheimrat „J“, 2015 (29 Euro im Internet).

Weingut Stigler: Pinot Rosé brut, 2014, 27,50 Euro ab Hof.

WeinLetter #42: Was die Queen in Deutschland trank (Opens in a new window)

Update Pfandflaschen I: So reagiert VDP-Chefin Theresa Olkus auf das Pfand-Projekt

Auf der ProWein in Düsseldorf – und vor ab im WeinLetter #54 – wurden zwei Pfandflaschen-Systeme vorgestellt. Eines kam vom PiWi-Weingut Galler aus der Pfalz, die eine 0,5-Liter-Longneck für eine Weißwein-Cuvée verwenden und sich so an das Bierflaschen-Pfandsystem angeschlossen hat. Das zweite kommt von Württemberger Genossenschaften, die 5 Prozent der Weinberge in Deutschland auf sich vereinen. Das sorgt für Furore. Denn jetzt hat sich die VDP-Geschäftsführerin Theresa Olkus, die selbst aus dem Württembergischen Markelsheim kommt und Liter-Pfandflaschen kennt, im WeinPlus-Magazin dazu geäußert (Opens in a new window). Sie sagt für ihre Mitgliedsbetriebe: „Wenn es umsetzbar ist: Warum nicht?“

Den Ansatz der Genossenschaften findet sie „super-spannend“, relativiert aber in drei gängige Richtungen: Erstens arbeiten die VDP-Betriebe nicht mit den Mengen der Genossenschaften, sondern „eher kleinteilig“. Zweitens verwenden die VDP-Betriebe „sehr viele unterschiedliche Flaschen“. Drittens: „Eines der großen Fragezeichen ist der Export“, sagt Olkus. Alle Erzeuger:innen müssten ihre Flaschen ja wieder zurücknehmen. Und da zum Beispiel einige Mosel-Betriebe bis zu 80 Prozent Export-Weine produzieren könne der VDP „den Karren nicht alleine ziehen“.

Aber: Olkus plädiert für ein „System, das für alle deutschen Weinproduzenten funktioniert“. „Es müsste eine Initiative aller Institutionen des deutschen Weins geben.“

Gut, wer schließt sich an? Deutscher Weinbauverband?

WeinLetter #54: Alles über die Pfandflaschen-Revolution aus Württemberg! (Opens in a new window)

Update Pfandflaschen II: Da ist das Ding aus Württemberg!

Das ist eine wiedervertbare Pfandflasche für Wein.

Die bundesweit erste 0,75-Wein-Pfandflasche FOTO: MICHAEL KRASSER

Unterhalb des Weinflaschenhalses steht in Versalien und leicht erhöhter Stempelprägung: Mehrweg. Das also ist sie, die erste 0,75-Liter-Mehrwegpoolflasche in Deutschland. Die Weinheimat Württemberg eG, ein Vermarktungsverbund Württemberger Weingenossenschaften, hat die Pfandflasche auf der Fachmesse ProWein in Düsseldorf vorgestellt. „Wichtig war, die Flasche als Mehrwegflasche erkennbar zu machen“, sagt Werner Bender, Geschäftsführer der Heuchelberg-Weingärtner und Vorstand der extra für das Pfand-Projekt gegründeten Wein-Mehrweg eG. Erste Weine solle es im Laufe des Jahres geben.

In der Wein-Mehrweg eG haben sich zahlreiche Genossenschaften in Württemberg zusammengeschlossen. Sie repräsentieren 5.000 Hektar an Weinbergen – das sind knapp die Hälfte in Württemberg und deutschlandweit immerhin noch knapp 5 Prozent. Insofern hat das Projekt aus #TheLand doch die Chance einer Initialzündung hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Weinbranche.

Wichtigstes Kriterium der neuen Pfandflasche sei die Stoßfestigkeit. „Um bis zu 50 mal reinigen und wieder befüllen zu können, brauchen wir eine entsprechende Statik“, erklärt wiederum Ulrich-M. Breutner, der Bevollmächtigte der Wein-Mehrweg eG. Die neue Mehrwegflasche startet mit einem MCA Schraubverschluss.

50 mal reinigen und wieder befüllen: Das ist die Mehrwegflasche von Württemberger Genossenschaften FOTO: MICHAEL KRASSER

Update "Steiler Zucker": Cabertin raus, Cabernet rein

Das Stuttgarter Weinprojekt „Steiler Zucker“ hat sich dem Erhalt der Steillagen entlang des Neckars verschrieben. Die beiden Weinberge, die diese private Initiative bewirtschaftet, heißen Mü1 und Mü2, benannt nach dem Stuttgarter Stadtteil Münster. Jetzt schließen die Macher:innen gerade die Veränderung ihres Rebenspiegels ab. Der Mü2 bleibt regional: Hier wächst der Lemberger wie zuvor. Der Mü2 war bisher den PiWis vorbehalten: der roten Sorte Cabertin, der weißen Sorte Cabernet Blanc. Der Cabernet Blanc bleibt der Top-Weiße. Der Cabertin wurde jetzt durch Cabernet Franc ersetzt.

Ins Glas geschaut: Franz Untersteller testet PiWi vom "Steilen Zucker" (Opens in a new window)

Update Bürklin-Wolf: Riesling „Kirchenstück“ liegt jetzt schon bei 300 Euro

Das ist eine Preisliste für Wein.Das ist ein Weinetikett des Weinguts Bürklin Wolf - ein Riesling

Die Preisliste und das Etikett für den Grand-Cru-Riesling "Kirchenstück" des Weinguts Bürklin-Wolf FOTO: THILO KNOTT/WEINGUT BÜRKLIN-WOLF

Vor zwei Jahren ging ein Raunen durch die Social-Media-Wein-Communitys. Das Pfälzer Ausnahmeweingut Bürklin-Wolf hatte den Grand unter den Grand Crus von 140 auf 200 Euro angehoben – das „Kirchenstück“. „Ich fürchte, ich muss eine Bank überfallen J“, lauteten Kommentare in den Facebook-Foren. „Es ist ein wertvoller, lebendiger Weinberg, ein rares Gut das diesen Preis wert ist“, sagte Bürkling-Wolf-Geschäftsführer Steffen Brahner dem WeinLetter.

Rar ist das Gut deshalb, weil diese Parzelle am Ortsrand von Forst lediglich 3,67 Hektar umfasst und aufgeteilt wird von den Weingütern Bassermann-Jordan, von Winning, Spindler, Reichsrat von Buhl – und eben Bürklin-Wolf. Das Weingut besitzt 0,6 Hektar vom Kirchenstück, macht daraus je nach Jahrgang gute 1.000 Flaschen.

Und dann prophezeite Steffen Brahner vor zwei Jahren: „Es ist ein Icon-Wein, der fast noch zu günstig ist. Es ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.“ Jetzt flatterten die Prospekte für die Grand-Cru- und Premier-Cru-Weine von Bürklin-Wolf in die Mailfächer und Briefkästen der Republik und darüberhinaus. Das „Kirchenstück“ liegt jetzt bei 300 Euro der Fahnenstange.

„Die Nachfrage ist gigantisch“, begründet Steffen Brahner, der Bürklin-Wolf-Geschäftsführer, den neuerlichen Preisanstieg gegenüber dem WeinLetter. Er verweist auf vergleichbare, internationale Preisanstiege etwa bei weißen Burgundern. Und auf die Investionen, die Weingüter wie Bürklin-Wolf, aber auch Weingüter wie Breuer, Koehler-Ruprecht oder Christmann über Jahrzehnte getätigt hätten. „Wir haben alle von Mitte der 90er Jahre an begonnen, Lagen und Rieslinge zu fördern – also schon sehr früh. Und das zahlt sich jetzt aus“, sagt Brahner. Besitzerin Bettina Bürklin-von Guradze hat schon 1994 den ersten Grand-Cru-Riesling auf den Markt gebracht. Damals war es noch die Lage Reiterpfad - und nicht das Kirchenstück.

WeinLetter #4: Alles über den Riesling "Kirchenstück" von Bürklin-Wolf! (Opens in a new window)

Du willst den WeinLetter und meinen Qualitätsjournalismus auch finanziell unterstützen? Darüber würde ich mich sehr freuen! Dann werde hier zahlendes Mitglied:

0 comments

Would you like to be the first to write a comment?
Become a member of WeinLetter and start the conversation.
Become a member