Über Weihnachtskapellen, Peter Altmaier und das Podcast-Jahr
Der Übermedien-Weihnachtsnewsletter von Boris Rosenkranz
Liebe Übonnent:innen,
heute ist Heiligabend, aber bitte keine Panik jetzt. Wenn Sie noch nichts fürs Weihnachtsmenü eingekauft haben, können wir Ihnen zwar leider nicht helfen, aber wenn Sie noch ein Geschenk brauchen: Entspannen Sie sich!
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Und nun zu unserer guten alten Weihnachtstradition. Sie sind ja sicherlich auch schon gespannt, was auf den Weihnachtsheften der TV-Programmzeitschriften in diesem Jahr zu sehen ist. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen!
Beginnen wir mit der „tv14“ aus dem Bauer-Verlag.
Weihnachtscover der „tv14“ von 2019 bis 2022
Dieses Jahr ist dort die Schauspielerin Kate Hudson abgebildet, wie 2019 schon. 2020 und 2021 lächelte die Schauspielerin Jennifer Aniston vom Titel, die war aber dieses Jahr bereits auf der „tv14“-Adventsausgabe (Abre numa nova janela), zwei Wochen zuvor. Mit demselben Foto, das voriges Jahr auf der Weihnachtsausgabe war. Verwirrend.
„TV Movie“ 2022 und 2019, Original-Foto: Alexi Lubomirski, „tv14“ 2020
Dafür hat es Jennifer Aniston dieses Jahr auf das Weihnachtscover einer anderen Bauer-Programmzeitschrift geschafft: auf die „TV Movie“. Hier war Aniston 2019 das letzte Mal zu sehen, zwei Jahre lang durfte man dann das Model Lena Gercke betrachten, nun aber, tadaaa: Aniston ist wieder da!
Es ist dasselbe Bild wie damals und auch dasselbe güldene Glitzerkleid. Aber, langjährige Beobachter bemerken das: Dieses Kleid hat Jennifer Aniston nie getragen. Auf dem Original ist es dunkelblau, und es war auch schon mal silber, 2020 auf der „TV14“ (Abre numa nova janela). Der Kreativität sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt.
Weihnachtscover „tv hören und sehen“ 2022 und 2020
Auf dem Titel der „tv hören und sehen“ ist wie immer eine Kapelle abgebildet, und wie immer steckt sie friedlich im Schnee, fernab der harten Alltagsrealität. Dieses Jahr ist es dieselbe Kapelle, die auch 2020 zu sehen war. Aber es ist etwas anders: Der Nadelwald im Hintergrund wurde abgeholzt; vermutlich, um eine Skipiste zu errichten. Und, bedenklicher noch: Das Licht in der Kapelle ist aus!
2020 strahlten die Fenster noch hell und hoffnungsfroh, dieses Jahr aber sind sie finster. Ohnehin wirkt alles düsterer, möglicherweise ist das die Krise. Alle müssen sparen. Alle treten kürzer. Immerhin haben sie noch Geld und Strom, um den Weihnachtsbaum neben der Kapelle zu beleuchten. Das gibt Hoffnung.
Weihnachtscover „Hörzu“ 2022 und 2021
Greifen wir schnell zur „Hörzu“. Die hat sich, wie Kennerinnen und Kenner natürlich wissen, zu Weihnachten auf romantische Winterhütten spezialisiert. Und dieses Jahr ist dort ... Moment mal! Ist das die Hütte aus dem Vorjahr? Aber seitenverkehrt? Tatsächlich. Das Motiv, das 2021 auf der „Hörzu“ war (und 2012 schon mal (Abre numa nova janela)), wurde wohl gespiegelt. Und der Tannenbaum davor ist gewachsen. Oder wurde er etwa von der „Hörzu“-Hüttenredaktion umgepflanzt, um nicht zu sagen: MANIPULIERT? Gleich mal dem Presserat ein Fax schicken.
(Die Älteren unter Ihnen werden sich vielleicht noch erinnern, wie schön und mühevoll gestaltet die „Hörzu“-Weihnachtscover vor vielen Jahren mal waren. Gemalt, jedes Jahr anders. (Abre numa nova janela) Aber das ist vorbei. Heute nur noch Photoshop.)
Jetzt die frohe Botschaft. Auf den „Gong“ aus dem Gong-Verlag ist Verlass, und zwar immer, jedes Jahr. Sollte sich das Motiv auf dem „Gong“-Weihnachtstitel jemals ändern, muss etwas Schlimmes passiert sein – worüber es dann aber im Jahr darauf bestimmt eine Netflix-Serie geben wird. Bis dahin jedoch gilt: Den „Gong“ tangiert keine Krise, nix. Da brennt das Licht 24/7, da ist immer wer zu Hause bzw. in der Kapelle und erwartet sie an Heiligabend mit einem Glühwein und der Wiederholung von „Stirb langsam – jetzt erst recht“ (20:15 Uhr, RTL2).
Denn auch 2022 erstrahlt (in alter Tradition) auf dem „Gong“ die ehrwürdige Josefskapelle aus dem Mühlendorf Gschnitz im Gschnitztal unweit der Gemeinde Gschnitz in Tirol (Abre numa nova janela). So schön! Und damit: Frohes Fest!
„Gong“-Weihnachtsausgaben 2015 bis 2022 (v.o.l.)
Diese Woche neu bei Übermedien
Plakataktion zu „#IchBinArmutsbetroffen“ Foto: Imago
Alle haben eine Stimme, aber nicht alle finden Gehör (Abre numa nova janela) | Wie können Medien besser über Menschen berichten, die von Armut betroffen sind?
Der Begriff der „Immunschuld“ ist problematisch – die Art, wie er bekämpft wird, aber auch (Abre numa nova janela) | Andrej Reisin über eine krankende Debatte über Krankheiten.
Bieten: Praktikum. Suchen: Person, die sich das leisten kann (Abre numa nova janela) | Pia Pentzlin, unsere Praktikantin, hat erhoben, ob und was Medien für Praktika bezahlen.
Wie das Nachtretenmagazin „Spiegel“ verwzeifelt in Peter Altmaiers Privatleben wühlt (Abre numa nova janela) | Unfair und unschön. Frederik von Castell kommentiert.
Was macht gute Podcasts aus und wie findet man sie? (Abre numa nova janela) | Nach fast vier Jahren Podcast-Kritik zieht unser Kolumnist Sandro Schroeder Bilanz.
Die Illustrierte „Focus“ ist übrigens auch ins Hüttengeschäft eingestiegen. Auf dem aktuellen Titel ist ein beleuchtetes Holzhaus im Schnee zu sehen. Es steht in Altenmarkt-Zauchensee in Österreich, das ist jedenfalls bei den (Abre numa nova janela) Agenturen (Abre numa nova janela) nachzulesen, die das winterliche Stockfoto zum Kauf anbieten.
„Ein bisschen Frieden“, steht auf dem „Focus“-Titel, und in der Unterzeile: „Wie wir zu mehr Gelassenheit und Miteinander zurückfinden“. Chefredakteur Robert Schneider ist nämlich in Sorge, weil sich unsere Gesellschaft in „immer kleinere und immer radikalere Gruppen“ zerfasere, das sei „wirklich beunruhigend“, und 2023, schreibt er im Editorial, habe „das Potential für ein Super-Streitjahr“.
Deshalb schwärmt Schneider von einer Rede des Bundespräsidenten mit dem Leitgedanken: „Alles stärken, was uns verbindet“. Er habe die Worte von Frank-Walter Steinmeier als Appell verstanden, „achtsamer miteinander umzugehen“: „Wir müssen weg von der Unkultur der Verabsolutierung der eigenen Meinung, der immer weiteren Radikalisierung unserer Kommunikation“, schreibt Robert Schneider – und das ist doch auch eine frohe Botschaft! Denn nächstes Jahr soll Schneider Chefredakteur der für radikale Kommunikation bekannten „Bild“-Zeitung werden. Dann erinnern wir uns an sein Weihnachtsversprechen.
Ihnen allen nun: entspannte Feiertage! Und frohe Weihnachten!
Herzliche Grüße
Ihr Boris Rosenkranz