Freitals Tierheim-Kündigung – das sind die Gründe und Zahlen
Warum die Stadt nicht die steigenden Kosten des Tierschutzvereins übernehmen will - und wie viel Geld sie nun spart
Als vor einer Woche bekannt wurde (Abre numa nova janela), dass die Stadt Freital Fundtiere ab dem kommenden Jahr in das Tierheim Meißen-Winkwitz geben wird statt in das Tierheim auf dem Windberg, sorgte das für große Empörung nicht nur in Sozialen Medien. Viele fragten: Was genau sind die Gründe? Freital-Reporter hat nachgefragt.
Was zahlt Freital bisher?
Bisher bezahlt die Stadt 1,30 Euro pro Einwohner jährlich an den Tierschutzverein Freital und Umgebung e. V. für die Aufnahme von Fundtieren – etwa 52 000 Euro. Frei laufende Haustiere zu versorgen ist eine Pflichtaufgabe für eine Kommune, sie muss sich darum kümmern.
Wie entstand das Problem?
„Durch erhebliche Preissteigerungen in allen Bereichen bestehen enorme Probleme, den Tierschutzverein am Laufen zu halten, und wir können weitere hohe Verluste nicht verkraften“, sagt die Freitaler Vereinsvorsitzende Regina Barthel-Marr laut einer Mitteilung der Stadt. Steigende Energie- und Personalkosten machen ihm zu schaffen.
Hinzu kommt ein weiteres Phänomen: Seit der Corona-Zeit werden immer mehr Tiere in Tierheimen abgegeben – offenbar haben sich Menschen während der Pandemie Haustiere gekauft, ohne die Folgen und ihrer Verantwortung zu überdenken.
Was forderte der Freitaler Tierschutzverein?
Um die gestiegenen Kosten aufzufangen, hat der Tierschutzverein Freital und Umgebung e. V. der Stadt in den letzten Monaten mitgeteilt, dass er ab 2025 eine Kostenpauschale von 1,80 Euro pro Einwohner erheben will – das wären rund 72 000 Euro, also 20 000 Euro mehr als bisher.
Und weitere Kostensteigerungen waren absehbar. „Entsprechend eines Schreibens an die Stadtverwaltung benötigt der Tierschutzverein ca. 2,20 Euro bis 2,50 Euro pro Einwohner, um die Bearbeitung der Fundtiere vollumfänglich finanziell abzudecken zu können“, heißt es aus dem Rathaus. „Eine weitere Anhebung der Kostenpauschale auf über 2,00 Euro ist somit vorprogrammiert, im Falle von 2,50 Euro wären das perspektivisch rund 100.000 Euro im Jahr.“
Sollte die Stadt die Erhöhung um 20 000 Euro nicht akzeptieren, habe der Tierschutzverein eine Kündigung des Vertrages zum Jahresende in Aussicht gestellt, um nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten, heißt es aus der Stadtverwaltung.
„In Anbetracht dieser Mitteilung und bei Beachtung der haushaltrechtlichen Grundsätze war die Stadtverwaltung Freital gehalten, alternative Unterbringungsmöglichkeiten für die Fundtiere zu prüfen“, so Stadtsprecher Matthias Weigel. Auch die Stadt steht massiv unter Spardruck – selbst wenn es zuletzt etwas besser aussah als erwartet (Abre numa nova janela).
Wie viel günstiger ist das Meißener Tierheim?
Offenbar gibt es erhebliche Unterschiede in der Kosten- und Finanzierungsstruktur der Tierheime in der Region. „Für die Unterbringung und Versorgung von Fundtieren wird die Stadt Freital bereits 2025 einen nicht unerheblichen fünfstelligen Eurobetrag (ca. 35.000 Euro) sparen“, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage von Freital-Reporter mit.
Für den Freitaler Tierschutzverein wird die Absage der Stadt wohl harte Konsequenzen haben. „Dieser Situation geschuldet müssen wir jetzt als Verein interne und betriebswirtschaftliche Maßnahmen vornehmen“, so die Vorsitzende Regina Barthel-Marr.
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Was ändert sich für Bürger?
Wer in Freital frei laufende Haustiere entdeckt, soll sich weiterhin während der allgemeinen Öffnungszeiten der Stadtverwaltung an das Ordnungsamt über Telefon 0351 6476 364 melden. Außerhalb der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung ist eine Abstimmung mit dem Tierschutzzentrum Meißen unter der Notfallnummer 0157 / 856 204 33 beziehungsweise der Telefonnummer 03521 / 730 167 möglich.
Die Wege zum Tierheim etwa für die Abholung von Fundtieren werden auf jeden Fall deutlich länger: 33 Kilometer für eine Fahrt mit dem Auto – mindestens eine dreiviertel Stunde, mit Bus und Bahn gut zwei Stunden.
Andreas Roth
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