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Ich habe Angsrt vor Lebensmitteln (Artikel aus 2014)

Juli hat heute über Ehrlichkeit gesprochen. Und darüber, dass ihr diese manchmal auf ihrem Blog fehlt; dass alles eher recht fröhlich und locker-flockig zugeht; hier ein Blumenstrauß, da ein Sonnenuntergang. Oder um in Backbloggersprache zu sprechen: hier ein Cupcake, da eine Torte. Ich selber sehe das nicht ganz so eng. Mein Blog ist meine Party und auf der zeige ich euch schöne Dinge, über die ich mich freue, die ich geschaffen habe oder die mich ausmachen (sehr privat natürlich: meine Hochzeit). Aber das Motto hat ja auch noch einen zweiten Teil: It's my party and I cry if I want to! Nämlich! Ab und zu mache ich das hier ja auch und haue mein wimperntuscheverschmiertes Ich raus. Der Grund, warum dies in letzter Zeit nicht so oft vorkam, ist zum einen meine fast schon erschreckende Ausgeglichenheit in den letzten Jahren. Alles, was ich mache, macht mir Spaß; alle Menschen, mit denen ich mich umgebe, tun mir gut; mein Selbstbewusstsein hat seinen Platz gefunden. Ich möchte nicht behaupten, dass mein Mann der Grund dafür ist, aber sein Wesen und unsere Art eine Beziehung zu führen, tragen einen großen Teil dazu bei.

Abgründe gibt es trotzdem genug in meinem Leben, nur lasse ich die nicht mehr so nah an mich rankommen. Von einem möchte ich euch heute erzählen.

Ich habe Angst vor Lebensmittel. Seltsames Geständnis als Foodbloggerin, nicht? Also meine Angst gilt nicht allen Lebensmitteln, sondern denen, die nicht mehr frisch sind - nach meinen Maßstäben. Ein Beispiel: Wir kaufen am Freitag Lyoner für's Wochenende, es bleibt ein Rest und der Mann will diese auf unsere Vesperbrote am Montag drauf machen. Kann ich nicht, mag ich nicht, ist mir zu lange offen. Ebenso mit Leberwurst in der Dose. Allgemein Wurst und auch Fleisch. Käse ginge noch ein Tag länger. Offene Milchprodukte sind 4-5 Tage okay, wenn es H-Produkte sind. Joghurt, Quark und ähnliches nur 2 Tage. Auch frisch gekochtes Essen kann ich nur 2 Tage lang noch essen. Bolognesesoße vom Freitag am Montag essen? Nicht in meiner Welt. Bei den vielen hundert Kuchen, die ich in meinem Leben schon gebacken habe, habe ich nicht ein Mal die Schüssel ausgeschleckt. Und wenn ich Teig am Finger habe, wasche ich den ab. Rohes Ei? Nicht mit mir!

All das bezieht sich auf Essen in meinem Haus, in meinem Kühlschrank. Da hab ich die Hand drauf, da weiß ich immer, ich wiederhole IMMER, wann etwas geöffnet wurde. Und wenn der Frischkäse dann schon die halbe Woche offen ist, muss der Mann den Rest der Woche Frischkäse auf's Brot schmieren. Aber das ist ein Opfer, das er gerne bringt.

Schwieriger ist es, wenn ich draußen in der Welt bin. Es gab Jahre, da konnte ich nicht im Restaurant und erst recht nicht in Imbissen essen, da meine - ja, ich nenne es so - Paranoia zu mir sagte "Du weißt nicht, ob die vorher die Hände gewaschen haben; wie die ihr Fleisch kühlen; ob die immer drauf achten, dass das Huhn ganz durch ist:" Viele Jahre habe ich deswegen nur Beilagen im Restaurant gegessen. Niemals Mayonnaise, niemals Tiramisu. Döner gab es jahrelang nicht. Sushi - bereits der Gedanke daran schüttelte mich. Im Urlaub war es dann noch schlimmer. Milchspeiseeis im Süden? Nope! Hot Dogs vom Straßenverkauf? Äh ne?!?! Burger im Diner? Geht's noch? Und auch Sandwiches konnte ich nicht mehr essen, wenn ich mir vorstellte, dass sie schon den ganzen Tag in dieser Vitrine vor sich hin gammelten.

Mein absoluter Tiefpunkt war, als ich meine Mutter beim Schnitzelkopfen an Weihnachten fragte, wie lange sie das Fleisch schon im Kühlschrank hatte…… Furchtbar, ganz schlimm…...

Sicherlich fragt ihr: "Warum? Wovor hast du Angst? Was soll schon groß passieren?" Das kann ich euch sagen: Ich habe RIESIGE Angst vor einer Lebensmittelvergiftung und den damit einhergehenden Symptomen. Da die Symptome für Magen-Darm-Gedöhns ähnlich schlimm sind, gilt das auch dafür. Aber da ich Menschen nicht auf Dauer meiden kann und damit die Ansteckungsgefahr, hat sich hier nie eine Phobie entwickelt. Außer gegen Menschen, die im Wartezimmer beim Arzt ihren eigenen Eimer mitbringen. Ich habe schon von Lebensmittelvergiftungen von Hühnchen, beim Asiaten, vom Burgeressen, von Tiramisu gehört und möchte das einfach nicht. Und wer einmal die ganze Nacht wach war, weil beim Partner vor lauter Dehydrierung das Atmen ausbleiben könnte, der weiß, wovon ich rede.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich bin nicht zimperlich oder etepetete (kennt jemand den Begriff noch?) oder schleckig/wählerisch (so würde man bei uns sagen). Vielleicht bin ich da ein bissel seltsam, zumindest hat diese Phobie ne eigene Stimme. Und die meldet sich immer.

Tatsache ist: Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Lebensmittelvergiftung (klopf auf Holz) und auch das letzte Magen-Darm-Ding ist Jahrzehnte her, ehrlich. Wovor habe ich also wirklich Angst? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Mittlerweile ist es so, dass meine Angewohnheiten daheim nur noch kleine Macken sind. Ab und zu esse ich einen Quark, der schon zwei Tage über dem Verfallsdatum liegt (Wooohooo). Natürlich war er so lange zu. Ich esse Sushi (Applaus!), bin aber vorsichtig und esse nur in Läden, die gut frequentiert sind, da liegt der Fisch nicht so lange. Nachdem ich erkannt habe, dass ich mich durch diese Angst um einiges an Lebensqualität beraube, habe ich mich nach und nach gezwungen, einige Zwangshandlungen oder auch Gedanken zu verbannen. Schwierige Situationen nach wie vor: Buffets allgemein, ungekühlt. Oder auch der mongolische Grill bei unserem Lieblingschinesen ist eine echte Herausforderung: rohes Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte liegen im Buffet (auf Eis) und werden dann ausgewählt, auf dem Teller zum Grill gebracht und frisch durchgebraten. An sich so: Yay, voll toll. Die Stimme in meinem Kopf sagt: Wie lange das da wohl schon liegt? Und guck mal, da an dem Fleisch ist schon so ein Rand….. Und zack hab ich schon nicht mehr so viel Spaß :-( Aber ansonsten hab ich es soweit im Griff. Daheim wird so eingekauft, dass nichts zu lange offen ist bzw. Wurst und Fleisch wird oft auch in Folie abgepackt gekauft, dann ist es okay, wenn es mal einen Tag länger im Kühlschrank liegt. Und in Herrn M. habe ich einen Partner gefunden, für den das alles nicht so schlimm ist und der mir das niemals vorwerfen würde. Mein Plan für eine spätere Familie ist, mich noch mehr davon zu befreien, um meinen Kindern nicht unnötige Ängste mit auf den Weg zu geben.

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Im übrigen beantwortet sich damit ja auch die Frage, die mir oft bei den Vorbereitungen von großen Torten gestellt wird: "Wenn du das heute schon vorbereitest, kann man das dann noch am Sa essen?" Mein Mann und ich schauen uns dann immer belustigt an und er sagt: "Als ob du was aus dem Haus geben würdest, bei dem auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass es nicht mehr gut sein könnte :-)"

Und jetzt ihr. Habt ihr auch Macken oder Ängste im Bereich Lebensmittel????