5 Jahre zeichenkind-reportage
28. Januar 2019, Pepermölenbek in Hamburg, früh am Morgen, auf dem Weg zurück von der KiTa (wo ich mein 5-jähriges Kind hin gebracht habe), unter einer Brücke ist sie geboren. Die Idee zu zeichenkind-reportage. Fünf Jahre ist nicht viel für eine Idee. Sie ist noch nicht mal ein Kleinkind – noch ein Baby, aber sie lernt bereits laufen. Sie hat schon viel erlebt: Online-Teamportraits während der Pandemie, Reportage über Treffen der Ukraineflüchtigen, Brand in der Atelirgemeinschaft, Ausstellungen, eine Hochzeit zeichnen, …
Heute schenke ich Dir fünf Geburtstagshäppchen aus der Geschichte meiner Reportage-Illustration-Karriere. Klar, habe ich schon vorher auf Veranstaltungen und im Urlaub gezeichnet. Aber ich hatte keine Ambitionen, es mit irgendjemand zu teilen. Seit der Geburt der Idee war es auf einmal etwas Besonderes und was ich liebe, teile ich …
2019
Drei entschleunigte Wochen mit meinem Kind in Buckow bei Berlin. Damals habe ich nur analog gezeichnet. Meine erste Mutter-Kind-Kur mit Sonne, See, Musik und vielen Zeichentrickfilmen. Das war herrlich! Viel gezeichnet.
Und dann gab es noch über 200 andere Bilder, die ich auf Konzerten, auf dem Wacken, bei Dr.Sketchy´s Anti Art School, in Kneipen, beim Kickern, in Cafés, auf dem Fischmarkt, Zuhause und überall gezeichnet habe. Bis heute stelle ich am liebsten Bilder aus diesem Jahr aus, weil es so viele waren und weil ich sie nicht erst ausdrucken muss. Spannend ist auch die Entwicklung des Strichs im Vergeleich zur digitalen Zeichnung in den späteren Jahren.
2020
Und dann kam Corona. Nix mit Ausstellungen oder öffentlichen Veranstaltungen, keine Konzerte. Nur Zoom-Treffen, Homeoffice, Homeschooling und Open-Air-Veranstaltungen.
Das Beste im Jahr war die Ausstellung auf der Cap San Diego “Mut zur Luke”: Ein Paar kurzentschlossene Künstler:innen, die eine großartige Ausstellung in die Luken des Schiffs geschleust haben. Wir haben es sogar in die lokalen Nachrichten geschafft.
2021
Start der digitalen Zeichnung und der zeichenkind-reportage auf Steady: Jeden Tag mindestens eine Zeichnung auf dem Tablet gemacht. Unmengen an Portraits und Instagram-Beiträgen, über 500 Bilder habe ich gerade auf einer Festplatte gezählt.
Eine der ersten größeren Reportage (Opens in a new window)n war über eine Ausstellung im Museum für hamburgische Geschichte. Es ging um einen vergessenen Fotografen aus Hamburg – Max Halberstadt. In der Nazizeit wurde er zur Emigration gezwungen, seine Arbeit nur durch einen Zufall Jahrzähnte später wiederentdeckt.
Hier findest Du die Reportage: “Gerettete Erinnerungen (Opens in a new window)”
2022
Das Jahr fing schon katastrophal an. Eine Überschwemmung nach der anderen auf dem Fischmarkt, Brand in meiner Ateliergemeinschaft und dann kam der Krieg.
Ich ging viel auf die Strasse, heulte in den Kneipen und schrieb dramatische Texte und Nachrichten. Ein ganzes Jahr ohne Arbeitsraum.
Die guten Ereignisse aber überwiegen: Ein regelmäßiges Treffen mit Ukraineflüchtigen, das mir (und ihnen) etwas geholfen hat, das Thema zu verarbeiten, Lesung der russischen Dichter:innen gegen den Krieg in der Ukraine “Wir wollen nicht schweigen”, Meine erste eigene Sketchtour und die Idee zum Kritzelplaner haben mich aus dem Tief wieder rausgeholt.
Meine Lieblingreportage aus diesem Jahr ist ein Interview mit Freundin Jana Osterhus. Dort reden wir über Kunst, Wut und wie man Bilder würzt: “Ich bin 1000 und 1 Tier” (Opens in a new window)
2023
Emotionale Karte meines Migrationsweges.
Die Welt ist immer noch nicht in Ordnung (nicht die Spur), aber das Baby ist nicht mehr so ängstlich und macht langsame Schritte in Richtung Selbstbewusstsein und Sichtbarkeit.
Ich postete zwar nicht mehr jede Woche eine Reportage, aber es gab mehr spannende Projekte. Eins davon war die Bewerbung auf die Ausschreibung des Flüchtlingsmuseums Friedland. Ausgerechnet eine der Flüchtigen aus dem Ukrainetreffen hat mich ins Rennen gebracht und dem Museum meinen Kontakt gegeben.
Für die neue Ausstellung wurden Kunstschaffende gesucht, die eine emotionale Karte des Fluchtweges illustrieren. Dafür habe ich meinen Migrationsweg als Beispiel genommen. Ich habe es leider nicht geschafft, die Ausschreibung zu gewinnen, aber die Arbeit daran hat mich inspiriert.
2023 war ein spannendes Jahr: Ich habe wieder angefangen analog zu zeichnen – zusätztlich zu der digitalen Arbeit. Zeichentouren mit der Skizzensafari, Reportage-Auftrag für die Michel Movie Kids (Opens in a new window) auf dem Hamburger Filmfest, mein Beitrag zum “Pauliebe Buch (Opens in a new window)” über Künstler:innen aus St.Pauli, Ausstellungen bei den “drei spinnen” (lieben Gruß!), Kreativnacht St.Pauli, mein zweiter Kritzelplaner (Opens in a new window), Fördergeld für meine Reportage-Illustrationen zum Ukrainetreffen und noch ein Interview mit einer hamburger Band, auf das ich ziemlich stolz bin: “Stille ist ein Sound” (Opens in a new window)
Ich muss schon sagen, es hat mich überwältig, angesichts der Fülle der Zeichnungen, die ich in den letzten fünf Jahren digital und analog gemacht habe. Das sind, grob geschätzt, ca. 2.000 Bilder. Wenn ich sie alle noch in diesem Jahr verkaufen könnte, hätte ich ausgesorgt. Leider bin ich zwar eine gute Zeichnerin, aber eine ziemlich miese Verkäuferin. Deshalb bin ich unendlich dankbar allen, die mich hier mit einer Mitgliedschaft unterstützen oder einfach meine Arbeit verfolgen.
Was in diesem Jahr kommt? Nun am meisten freue ich mich auf die zweite Mutter-Kind-Kur mit meinem 10-Jährigen Sohn. So richtig. Total!
Im März kommt ein Buch (Titel noch geheim) über die erste Polizistin auf der Davidwache mit einer Illustration von mir. Info kommt bestimmt!
Ich freue mich auf die Skizzensafari (Opens in a new window) im Sommer und auf die Kreativnacht am ersten Freitag im September.
Es sollten wider mehr Reportagen von mir kommen (klopf auf Holz) über Veranstaltungen in Hamburg, spannende Bücher und Projekte.
Hast Du noch andere Ideen? Schreibe mir eine Mail, ich freue mich schon drauf!
Tschüss
Julia Zeichenkind