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Reden ist Gold.

Über fröhlich summende Hummeln im Hintern, eine grundlegende Meinungsänderung und spontane Dankbarkeitsgefühle.

Es ist Freitagnachmittag und abgesehen von der ein oder anderen E-Mail sind das hier die ersten Zeilen, die ich in dieser Woche schreibe. Es tut so gut, wieder arbeitende Tasten unter meinen Fingerkuppen zu spüren und den Worten beim Entstehen zuzuschauen. Ich habe eine nicht ganz freiwillige Pause eingelegt und drei Tage lang nur mit schlafen, Tee trinken und Serien gucken verbracht - der einzige Vorteil am Kranksein, oder? Zu mehr war ich tatsächlich nicht in der Lage, umso schöner war das Gefühl heute Morgen aufzustehen und zu merken, dass das radikale Nichtstun der letzten Tage Wirkung zeigt. Kennst du das Gefühl, wenn du nach so einer Phase wieder an die frische Luft gehst, richtig tief durchatmest, jeden Sonnenstrahl aufsaugst und einfach glücklich bist, wieder am Leben teilzunehmen? So geht es mir heute, auch wenn die Stimme noch etwas an Bonnie Tyler erinnert, was ich aber eigentlich gar nicht so übel finde. Ein absolut unnützer Fakt über mich: Ich liebe tiefe, rauchige weibliche Stimmen und würde selbst immer gern ein bisschen mehr wie Katharina Thalbach klingen. Dann gäbe es wohl schon unzählige Podcasts und Hörbücher mit meiner Stimme.

Jedenfalls habe ich diese Woche bisher nichts geschrieben und nicht einmal ein Buch aufgeschlagen, obwohl mich die Bibliotheks-Ausbeute diese Woche sehr zufrieden stimmt. Unter anderem hat es Sven Regener mit seinem Roman „Wiener Straße“ in mein Leihbücherregal geschafft, zwischen Gregor Gysi und Sophie Passmann. Die Auswahl kann sich sehen lassen, finde ich. Daneben steht noch ein bereits gelesener Roman von Nicolas Barreau, dessen romantische Geschichten ich in einem Atemzug inhaliere. Vielleicht ändere ich meinen Plan einen Kriminalroman zu schreiben doch noch in eine französische Liebesgeschichte? Wir werden sehen. Nun geht es erst einmal darum, überhaupt wieder ins Schreiben zu kommen. Was für mich eher weniger eine Sache der Motivation ist, sondern mehr eine Entscheidungsfrage: was zuerst? Da gilt es zwischen dem Hummelbrummen die Idee herauszufiltern, die meinem Herzen am nächsten liegt. Ich würde ja am liebsten alles gleichzeitig machen und so unorganisiert das klingen mag: Ab und an mache ich genau das, um herauszufinden, was wirklich gerade an der Reihe ist. Dann sind drei bis fünf verschiedene Word-Dokumente geöffnet, zwei Canva-Projekte in Arbeit und zur Sicherheit ist das Mikrofon auch angeschlossen. Irgendwann bleibe ich dann bei einem Projekt hängen und ziehe es durch. Ob man das als professionelle:r Schriftsteller:in so macht, kann ich dir nicht sagen, aber für mich funktioniert das meistens. Ein anderer Weg, den ich selbst erst vor Kurzem für mich entdeckt habe, dank einer Handvoll zauberhafter kreativer Menschen, die in den letzten Monaten in mein Leben getreten sind: reden. Über meine Ideen zu sprechen und in einen tiefen Austausch darüber zu gehen, war noch vor einem Jahr eine riesige Herausforderung für mich. Ich traute mich kaum über meine Kunst zu sprechen, weil sie mir nie gut genug erschien und ich fast immer dachte, mit den „richtigen Kreativen“ niemals mithalten zu können oder bei denjenigen, die damit nichts am Hut haben, wieder mal als seltsam abgestempelt zu werden. Nun ja, wer sich einmal traut und seine Gedanken teilt, wird schnell merken, dass irgendwie alle ihre Unsicherheiten haben und die meisten von uns froh sind zu hören, dass es anderen auch so geht. Und das wiederum verbindet ungemein. Ich dachte immer, als kreativer Mensch ist man eben ein:e Einzelgänger:in, das ist einfach so. Aber das muss nicht sein. Und ich merke, dass meine Ideen viel größer, tiefer und konkreter werden, wenn ich sie einfach einmal ausspreche. Ein bisschen nach dem Prinzip der kleiner werdenden Sorgen, wenn sie geteilt werden, nur umgekehrt. Ich war ja nie so der Gruppenarbeits-Typ, aber diese neu entdeckte Möglichkeit des Austauschs mit Gleichgesinnten fühlt sich an wie ein neues Spielzeug, das ich nicht mehr aus der Hand geben und jedem zeigen möchte. Und das alles nur, weil Menschen in meinem Leben aufgetaucht sind, bei denen ich mich mit meinem Autorinnen-Ich sicher fühle. Was für ein Geschenk.

Und da stand ich heute während meines kleinen Spaziergangs durch den Tiergarten für einen Moment mit geschlossenen Augen auf dem Kiesweg, hielt die Nase in die Sonne und konnte diesen Augenblick einfach genießen. Als ich weiterlief, summten mir die inneren Hummeln schon die nächste Idee zu. Was für ein Luxus! Natürlich begleiten mich auch immer noch Zweifel auf meiner Reise und das ist völlig richtig so, wenngleich sie natürlich auch anstrengend sind. Aber so ungemütlich sie auch sein mögen, sie sind in gewissem Maße durchaus gesund. Denk doch nur an das Gefühl, wenn du wieder einmal ein Grüppchen Zweifel an dir vorbeiziehen hast lassen und dennoch einen Schritt nach vorn gegangen bist. Alleine oder in Begleitung. Es gibt Hürden, die darf man sich ruhig im Alleingang zumuten, andere sind mit einer helfenden Hand einfach weniger furchteinflößend. Wenn du so ein:e introvertierte „Vor-sich-hin-Schreibende:r“ bist, so wie ich früher und auch heute noch von Zeit zu Zeit, dann darfst du das guten Gewissens auch bleiben. Wo kommen wir denn hin, wenn wir plötzlich anfangen uns gegenseitig vorzuschreiben, wie wir zu schreiben haben. Tauschst du dich jedoch nur nicht mit anderen aus, weil du, so wie ich, Angst davor hast, nicht genug zu sein, dann möchte ich dir hiermit einen Funken Mut schenken. Was soll schon passieren? Und bevor du dir jetzt Szenarien ausdenkst wie: „Die anderen könnten mich für seltsam halten oder mich komisch angucken“ (ich kann das auch sehr gut und wurde auch schon oft seltsam angeguckt) - denke das Ganze bitte komplett zu Ende. Jemand sagt dir, deine Ideen sind schräg oder belächelt deine Kunst? Naja und jetzt? Es ist schließlich Kunst und wenn die jedem gefällt, dann ist sie vermutlich keine Kunst mehr. Ich kann dir eine Liste von Berühmtheiten nennen, die für ihre Leidenschaft belächelt oder gar gemobbt wurden. Das sind sehr viele meiner ganz persönlichen Held:innen, wie zum Beispiel Taylor Swift oder Otto Lilienthal. Sogar Henry Cavill alias Superman wurde zu Schulzeiten gehänselt. Hallo? Superman! Worauf ich hinauswill ist, dass diese Menschen sich nicht haben beirren lassen und irgendwo auf ihrem Weg anderen begegnet sind, die sie gern begleiten. Stell dir mal vor, die gute Taylor hätte aufgehört Musik zu machen, nur weil sie ein paar Leuten in ihrem Umfeld nicht zusagte? Was wäre ihr und uns entgangen… Abgesehen davon ist es meiner Erfahrung nach sehr viel wahrscheinlicher, dass sich andere für dein Tun interessieren und dich ermutigen weiterzumachen. Und vor allem: Du inspirierst ganz sicher auch mindestens eine andere Person in deinem Umfeld dazu, selbst mal wieder an eine eingestaubte Passion zu denken. Das hätte ich in meinem Fall auch nie für möglich gehalten, wer bin ich denn schon mit meinem kleinen Newsletter hier? Aber eure Nachrichten beweisen mir, dass ich in dem/der ein oder anderen von euch tatsächlich etwas in Bewegung bringe und das ist für mich Grund genug weiterzumachen und meine Kreativität mit euch zu teilen.

Um wieder sanft ins Schreiben zu kommen, werde ich mir gleich im Anschluss an diese Zeilen einen Schreibimpuls schnappen und einfach mal sehen, wohin er mich führt. Vielleicht ist das auch eine gute Gelegenheit für uns, also dich und mich, sich ein bisschen näherzukommen? Vielleicht erwartet dich ja morgen schon die nächste Nachricht von mir in deinem Postfach, die auch dir einen kleinen Schubs in Richtung Schreiben gibt - passend zu neuen Woche, aber der Impuls lässt sich auch an allen anderen Tagen hervorragend dazwischenschieben. Mehr als 10-15 Minuten wirst du dafür nicht brauchen. Aber vielleicht wollen.

Und weil ihr mir jede Woche so wunderbare Rückmeldungen zu meinen Playlists schickt, habe ich auch heute meine aktuelle Lieblings-Playlist für euch im Gepäck und hoffe sie inspiriert euch genauso wie mich.

Bis nächste Woche… oder morgen!

Alles Liebe

deine Sarah

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