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ADHS-Kind und Ausgrenzung: Warum wird mein Kind nicht eingeladen?

ADHS Kind und Ausgrenzung
Warum wird mein ADHS Kind ausgegrenzt?

Warum wird mein ADHS-Kind nicht eingeladen?

ADHS, Freundschaften und die unsichtbare Ausgrenzung

Eltern von Kindern mit ADHS kennen das Gefühl nur zu gut: Die Einladungen zu Kindergeburtstagen bleiben aus. Beim Abholen aus der Schule erzählen andere Kinder fröhlich von ihren Verabredungen – doch das eigene Kind steht oft daneben, ohne Pläne. Die Sehnsucht nach Freundschaften ist da, doch irgendetwas scheint es schwerer zu machen. Und als Eltern stellt man sich die quälende Frage: Warum wird mein ADHS-Kind nicht eingeladen?

Der unsichtbare Stolperstein: ADHS und soziale Herausforderungen

Kinder mit ADHS sind häufig kreativ, begeisterungsfähig und voller Energie. Doch genau diese Eigenschaften können in sozialen Situationen zu Stolpersteinen werden. Einige platzen impulsiv in Gespräche hinein, andere vergessen, Rücksicht zu nehmen oder verlieren rasch den Fokus.

Studien zeigen: Kinder mit ADHS haben häufiger Schwierigkeiten, Freundschaften aufzubauen und zu erhalten. Sie erleben mehr Konflikte, fühlen sich missverstanden und berichten sogar von Verrat in Freundschaften. Ein Grund ist die fehlende Perspektivenübernahme: Obwohl sie wissen, was sozial angemessen ist, können sie es oft nicht rechtzeitig umsetzen.

Eine aktuelle Studie (Kouvava et al., 2025) belegt, dass Kinder mit ADHS nicht nur weniger enge Freundschaften haben, sondern diese auch als weniger unterstützend wahrnehmen. Zudem berichten sie häufiger über zwischenmenschliche Konflikte als neurotypische Kinder.

Tipp: Mehr über den Zusammenhang von ADHS und sozialer Wahrnehmung erfährst du in unserem Steady-Beitrag ADHS und soziale Interaktion: Baue starke Beziehungen auf (Opens in a new window).

Der Unterschied zu Autismus: Soziale Hürden erkennen

Eltern fragen sich oft, ob diese Schwierigkeiten Ähnlichkeiten mit Autismus haben. Tatsächlich gibt es Überschneidungen, aber auch entscheidende Unterschiede.

  • Autismus: Schwierigkeiten beim intuitiven Erfassen sozialer Regeln und im Deuten nonverbaler Signale.

  • ADHS: Die Kinder kennen soziale Regeln, wenden sie jedoch oft nicht an, weil sie impulsiv reagieren oder unaufmerksam sind.

Besonders herausfordernd ist es für Kinder mit dem unaufmerksamen Subtyp der ADHS. Sie wirken eher verträumt und zurückgezogen, statt impulsiv und „wild“. Oft werden sie übersehen, obwohl sie sich nach Freundschaften sehnen. Ihnen fehlt die aktive Kontaktaufnahme, weshalb sie in Gruppen leicht als desinteressiert gelten.

Weiterführend: Wie sich ADHS-Kinder im schulischen Kontext schnell zu „Unsichtbaren“ entwickeln, liest du in ADHS in der Schule: Von Unsichtbaren und Übersehenen (Opens in a new window).

Die stille Ausgrenzung: Warum Kindergeburtstage zum Problem werden

Hier wird das Dilemma besonders deutlich: Während neurotypische Kinder mit ihrer engen Freundesgruppe feiern, stehen ADHS-Kinder oft außen vor. Andere Eltern fürchten, das ADHS-Kind könne „den Rahmen sprengen“ oder andere stören. Doch soziale Entwicklung braucht Übung – und wer nicht eingeladen wird, kann sich kaum üben.

Das ist selten böse Absicht. Oft steckt Unsicherheit dahinter, weil man schlechte Erfahrungen gemacht hat. Dennoch bleibt es eine schmerzliche Erfahrung, wenn das eigene Kind keinen Platz in der Gruppe findet – sei es beim Geburtstag oder anderen Freizeitaktivitäten.

Wie Eltern helfen können

Auch wenn es wehtut, die leere Einladungsliste zu sehen, gibt es Wege, um ADHS-Kindern zu helfen:

  1. Soziale Fähigkeiten trainieren
    Rollenspiele und klare Regeln helfen, das Einhalten sozialer Erwartungen zu üben.

  2. Kleine Verabredungen organisieren
    Lieber kurze, strukturierte Treffen zu zweit als große Gruppen, um Überforderung zu vermeiden.

  3. Lehrer und andere Eltern einbeziehen
    Ein offenes Gespräch kann helfen, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu schaffen.

  4. Emotionale Widerstandskraft stärken
    Kindern zeigen, dass Freundschaften nicht nur an Einladungen zu Geburtstagen hängen.

  5. Gemeinschaft suchen
    Vereine oder Gruppen mit guter Struktur bieten Chancen zum sozialen Lernen.

  6. Achtsamkeit fördern
    Regelmäßige Reflexion und gemeinsame Gespräche können Kindern helfen, sich besser in andere hineinzuversetzen.

Gut zu wissen: Wie du dein ADHS-Kind mental unterstützen kannst, erklärt der Artikel Mental Care bei ADHS-Schulkindern (Opens in a new window).

Was wir als Gesellschaft tun können

Eltern neurotypischer Kinder können viel bewegen: Eine Einladung zu einem Kindergeburtstag oder einem gemeinsamen Ausflug bedeutet für ein ADHS-Kind oft die Welt. Anstatt auf „perfektes Sozialverhalten“ zu warten, sollten wir Räume schaffen, in denen Kinder miteinander lernen können – mit all ihren Stärken und Schwächen.

Extra-Tipp: Mehr Ideen dazu, wie auch Erwachsene stärkere Bindungen aufbauen, liest du im Beitrag ADHS und Beziehungen: Stärke deine sozialen Verbindungen (Opens in a new window).

Schlusswort

„Warum wird mein ADHS-Kind nicht eingeladen?“ ist eine Frage, die tief ins Herz trifft. Doch soziale Fähigkeiten lassen sich trainieren, und mit etwas Verständnis kann Ausgrenzung reduziert werden. Offenheit, Geduld und Strukturen helfen dabei, dass alle Kinder faire Chancen auf echte Freundschaften haben.

Quelle:
Kouvava et al. (2025). Social Understanding and Friendships in Children with ADHD or Dyslexia. Behavioral Sciences, 15(2), 216. DOI: 10.3390/bs15020216

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