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Vererbtes Trauma? Wie Kindheitserfahrungen von Müttern die ADHS-Symptome ihrer Kinder beeinflussen

Kinder mit ADHS haben häufiger traumatisierte Mütter – was bedeutet das für die Therapie?

Trigger-Warnung: Dieser Artikel behandelt das Thema „Adverse Childhood Experiences (ACEs)“, also belastende Kindheitserfahrungen, die langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können.

Warum haben viele Kinder mit ADHS oder Autismus traumatische Kindheitserlebnisse? Eine neue schwedische Studie zeigt, dass nicht nur die Kinder selbst belastende Erfahrungen machen – sondern auch ihre Mütter häufig von traumatischen Kindheitserfahrungen betroffen sind. Besonders brisant: Die Kindheitstraumata der Mütter beeinflussen direkt die emotionale und soziale Entwicklung der Kinder mit ADHS oder Autismus.

Beeinflussen heisst aber nicht, dass sie die ADHS-Symptomatik verursachen, wohl aber möglicherweise den Schweregrad und die funktionalen Auswirkungen mit bestimmen.

Und umgekehrt sind nun Kinder (und hier wohl auch besonders Mädchen) einem höherem Risiko für Traumatisierungen gerade vor dem Hintergrund ihrer neurodivergenten Symptomatik und Ausgrenzung, falschen Peergroups und Defiziten beim Abgrenzen ausgesetzt.

Was bedeutet das für Diagnostik und Therapie? Und warum könnte es entscheidend sein, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern in der Therapie unterstützt werden?

Studie zeigt: Kindheitstraumata der Mütter hängen mit den ADHS-Symptomen ihrer Kinder zusammen

Eine aktuelle Studie aus Schweden (Davidsson et al., 2025) untersuchte 86 Mütter, 37 Väter und 48 Kinder mit ADHS oder Autismus. Die Forscher analysierten:
✅ Wie häufig Eltern und Kinder belastende Kindheitserfahrungen (ACEs) gemacht haben.
✅ Ob es einen Zusammenhang zwischen den Kindheitstraumata der Eltern und den Symptomen der Kinder gibt.
✅ Ob ADHS- und Autismus-Eigenschaften der Eltern mit belastenden Kindheitserfahrungen zusammenhängen.

Ergebnisse: Mütter mit Traumata haben häufiger Kinder mit emotionalen Problemen

🔴 Kinder mit ADHS oder Autismus hatten überdurchschnittlich oft belastende Kindheitserfahrungen.
🔴 Mütter mit traumatischen Kindheitserlebnissen hatten häufiger ADHS- oder Autismus-Züge.
🔴 Je mehr traumatische Erlebnisse eine Mutter hatte, desto schwerwiegender waren die emotionalen und sozialen Probleme ihres Kindes.

👉 Besonders auffällig: Bei Vätern zeigte sich dieser Zusammenhang nicht. Die Kindheitserlebnisse der Väter hatten keinen nachweisbaren Einfluss auf die ADHS-Symptome der Kinder.

Wie werden belastende Kindheitserfahrungen weitergegeben?

Die Forscher vermuten mehrere Mechanismen, durch die sich belastende Erfahrungen über Generationen hinweg auswirken könnten:
📌 Epigenetik: Traumatische Erfahrungen können biologische Spuren hinterlassen, die an die nächste Generation weitergegeben werden.
📌 Erziehungsmuster: Eltern mit eigenen Traumaerfahrungen haben möglicherweise Schwierigkeiten mit emotionaler Regulierung und Stressbewältigung, was sich auf die Erziehung auswirken kann.
📌 Neurobiologische Veränderungen: Mütter mit belastenden Kindheitserfahrungen haben häufiger Schwierigkeiten mit Stressregulation und Impulskontrolle – Eigenschaften, die auch bei ADHS eine Rolle spielen.

Warum ist das wichtig für Diagnostik und Therapie?

Diese Ergebnisse zeigen, dass es nicht ausreicht, nur das Kind zu behandeln. Wenn Mütter (und potenziell auch Väter) traumatische Erlebnisse hatten, könnte dies eine entscheidende Rolle im Umgang mit dem Kind spielen.

👩‍⚕️ Forderung an die Praxis:
Screening von ACEs in der Diagnostik von ADHS und Autismus – nicht nur beim Kind, sondern auch bei den Eltern.
Eltern mit eigenen belastenden Erfahrungen stärker unterstützen, um ihre Resilienz und Erziehungskompetenz zu stärken.
Ganzheitliche Therapieansätze entwickeln, die das Familiensystem als Ganzes in den Blick nehmen.

💡 Ein neuer Therapieansatz könnte sein, Eltern mit ADHS/Autismus nicht nur in ihrer Erziehung zu schulen, sondern ihnen auch zu helfen, ihre eigenen traumatischen Erfahrungen aufzuarbeiten.

Diskussion: Wie beeinflussen Kindheitstraumata die Erziehung neurodivergenter Kinder?

🗨 Was denkst du? Sollten belastende Kindheitserfahrungen von Eltern häufiger thematisiert werden, wenn es um ADHS oder Autismus in der Familie geht?

👉 Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren oder leite diesen Artikel weiter, wenn du ihn hilfreich findest!

📌 Quelle: Davidsson, M., Ringström, F., Hagberg, B., Gillberg, C., & Billstedt, E. (2025). Adverse childhood experiences in children with neurodevelopmental disorders and their parents. Nordic Journal of Psychiatry. https://doi.org/10.1080/08039488.2025.2469737 (Opens in a new window)

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