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Wie viel verdient man eigentlich als Gagschreiber?

Wenn ich über meine Arbeit als Gagschreiber spreche, gibt es EINE Frage, die nahezu immer gestellt wird. Immer! Sie lautet nicht „Wie schreibt man am besten Scherze?“. Sie lautet auch nicht „Wie viel Geld gibt es dafür?“. Nein, die Frage lautet: „Hast du Angst davor, dass dir mal nichts einfällt?“. Manchmal wird sie auch leicht variiert. Zum Beispiel in: „Was machst du, wenn du keine Ideen mehr hast?“. Oder wie man es denn bloß an Tagen machen würde, an denen man schlecht drauf sei.

Es ist anscheinend für einige Menschen schwer vorstellbar, dass man in meinem Beruf immer „abliefert“. Ab und an schwingt in der Frage sogar ein bisschen Angst mit – im Sinne von: Für den Fragesteller wäre es eine furchtbare Vorstellung, sich jeden Tag Scherze ausdenken zu müssen.

Ich antworte manchmal mit dem Beispiel eines Metzgers. Denn der wird nie gefragt, ob er Angst davor hat, irgendwann kein Fleisch mehr schneiden zu können oder Wurst zu kochen. Selbst an schlechten Tagen traut man ihm das zu. Weil ein guter Teil seiner Arbeit gelerntes Handwerk ist. Und so ist es auch beim Schreiben von Scherzen. Ich habe mit der Zeit so viel Übung und Erfahrung, dass es sich ein wenig wie ein Handwerk anfühlt. Und das kann ich auch an miesen Tagen ausführen. Und die gibt es. Erst recht, wenn man unter einer psychischen Krankheit leidet.

Aber das ist nur der halbe Teil der Antwort. Der zweite Teil ist vielleicht noch wichtiger. Alle Menschen in meinem Beruf, die ich kenne, waren schon lustig, bevor sie damit Geld verdienten. Sie waren Klassenclown, haben das Tagesgeschehen auf Twitter humorvoll kommentiert, für die Uni-Zeitung eher die lustigen Texte geschrieben, StandUp oder Poetry Slam ausprobiert, einen witzigen Insta-Kanal gestartet … .

Sie sind Profis geworden, weil es ihnen liegt. Es wird ja auch schließlich niemand Metzger, der kein Blut sehen kann und Salami hasst.

Professionelle Witzeschreiber*innen (hier ausnahmsweise mal gegendert, weil es Frauen mindestens genauso gut können, aber es noch viel zu wenige gibt, traut euch!) üben ihren Beruf meist aus, weil sie es können, nicht weil sie es müssen. Es steckt in ihnen. Wie bei einem Schauspieler oder einer Moderatorin.

Frag Barbara Schöneberger, ob sie in fünf Minuten die Eröffnung eines ihr komplett unbekannten Möbelhauses moderieren könnte und sie wird dich fragen, warum sie dafür 300 Sekunden warten soll.

Ähnlich ist es bei den meisten, die professionell mit Humor zu tun haben. Wir machen das, weil wir ein Talent dafür haben. Daher haben wir meist keine Sorge, dass uns mal absolut gar nichts einfällt. Oder zumindest ich. Ich kann ja auch nicht für alle sprechen.

Mir fällt nicht immer der beste Gag ein, mir fallen nicht immer unglaublich viele Scherze ein, aber so ein bisschen was bekomme ich immer hin.

Ähnlich geht es mir mit dem Schreiben. Natürlich kenne auch ich das Gefühl, mich bei einem Text ordentlich verzettelt zu haben oder in der Mitte eines Buches an der ganzen Idee zu zweifeln. Aber grundsätzlich kann ich immer über alles schreiben.

Gib mir irgendeinen Begriff und ich schreibe dir eine Seite dazu. Selbst wenn ich den Begriff nicht kenne, kann ich locker eine Seite damit füllen, wie es ist, diesen Begriff nicht zu kennen und was ich mir so vorstellen könnte, was er bedeutet. Es ist für mich absolut kein Problem, trotz vollkommener Ahnungslosigkeit zumindest so zu tun, als würde ich irgendetwas hinbekommen. Da bin ich wie Andi Scheuer. Ich brauche eigentlich noch nicht mal ein Thema. Das geht auch komplett ohne.

So. Und nun kommen wir zum Punkt: Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich für heute kein richtig gutes Thema gefunden habe und dieser Newsletter daher ausfällt.

Herzlich

Peter

Nächste Woche gibt es dann aber wirklich keinen Newsletter, dann aber wieder in zwei Wochen.

P.S.

Dieser Newsletter hat aktuell ungefähr 2800 Abonnenten und genau 133 zahlende Mitglieder. Damit er langfristig weiterbetrieben wird, sollten es irgendwann mindestens zahlende 200 Mitglieder werden. Wenn er dir also öfter ein bisschen Freude bereitet und du es dir leisten kannst, werde gerne Mitglied.

Ansonsten hilft es mir aber auch sehr, wenn du diesen Newsletter persönlich oder in den sozialen Medien weiterempfiehlst. Und mir ist noch wichtig zu sagen: Grundsätzlich freue ich mich über jeden, der hier mitliest. Das bleibt dauerhaft absolut kostenlos. Nur wer etwas zahlen kann und möchte, darf das herzlich gerne tun.

Übrigens: Nur Mitglieder lesen hier drunter, wie viel man mit dem Schreiben von Scherzen denn nun so ungefähr verdienen kann.

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