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Initiativen gegen Rechtsextremismus (Teil II)

Hallöchen,

auch diese Woche erhältst du eine Sonderausgabe (aufgrund unserer Sommerpause) unseres Newsletters zu Initiativen gegen Rechtsextremismus. Diesmal mit Thüringen-Special.

Warum? In Thüringen steht schon lange fest: Die AfD wird dort voraussichtlich stärkste Kraft. Eine Regierung ohne sie wird sehr kompliziert und wahrscheinlich nur mit einer ungewöhnlichen Koalition möglich. Das gibt dem Landeschef der AfD, Björn Höcke, große Macht. Einem Mann, der mehr als einmal durch seinen Extremismus aufgefallen ist und zuletzt dafür verurteilt wurde, dass er eine SA-Parole verwendet hat. 

Deshalb bekommst du heute unter anderem einen kleinen Einblick welche Initiativen sich schon seit Jahren in Thüringen gegen Rechtsextremismus einsetzen. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Herzliche Grüße und bis nächste Woche, dann geht es normal weiter!

Jamel rockt den Förster

Wenige Kilometer von der Ostseeküste entfernt, liegt Jamel. Katapult MV bezeichnet es als eins der “bekanntesten Dörfer” Deutschlands, weil hier NPD-Anhänger:innen ihren Traum von einer ethnisch-homogenen Volksgemeinschaft durch gezielte Ansiedlung Wirklichkeit werden lassen könnten. 2022 lebten hier 42 Einwohner:innen, darunter 12 Kinder und Jugendliche. Es gibt zehn Wohnhäuser; “In sieben leben Personen mit Verbindungen zur rechtsextremen Szene”, schreibt Katapult MV. (Wer mehr über Jamel und die dortigen Strukturen und Netzwerke bis hin zum organisierten Rechtsterrorismus lesen möchte, sollte die dreiteilige Serie (Öffnet in neuem Fenster) lesen.)

Doch es gibt in Jamel ein Event, das seit 2007 jedes Jahr die Ruhe stört: “Jamel rockt den Förster” heißt das - 6000 Menschen waren dort 2023 zu Gast. Als Acts waren unter anderem Danger Dan, Madsen und Blumfeld auf der Bühne. Das Festival für Toleranz und Demokratie wird von den Anwohner:innen Birgit und Horst Lohmeyer organisiert. Das Ehepaar wurde jahrelang gemobbt und bedroht. Nach dem Brand ihrer Scheune 2015 wurden sie unter Polizeischutz gestellt. 

Die Tickets für das diesjährige Festival waren innerhalb von einer Stunde ausverkauft. Wer nächstes Jahr dabei sein will, sollte den Newsletter (Öffnet in neuem Fenster) abonnieren oder sich über die Webseite auf dem Laufenden (Öffnet in neuem Fenster) halten! Dort kann man übrigens auch spenden, wenn man nicht zum Festival geht! ✊

Stammtischkämpfer:innen

Menschen in die Lage versetzen, die Schrecksekunde nach einer rechtsextremen Parole von Arbeitskolleg:innen oder Fußballfreund:innen zu überwinden - das ist eines der Ziele von “Wie Rechte reden”. Dafür analysieren wir die Sprache der Neuen Rechten und helfen dir, ihre Ziele und Narrative zu erkennen. Die Initiative “Stammtischkämpfer*innen” hat ein ganz ähnliches Ansinnen: “In den Stammtischkämpfer*innen-Seminaren werden Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die uns dabei unterstützen, den rechten und rassistischen Parolen wie beispielsweise denen der AfD und ihren Anhänger*innen etwas entgegenzusetzen”, heißt es auf ihrer Webseite. 

In ihren Seminaren hat die Initiative bereits über 22.000 Menschen weitergebildet, die so als Multiplikator:innen für die Inhalte des Seminars dienen können. Eine Liste der Seminare findest du hier (Öffnet in neuem Fenster). Sollte davon keins für dich infrage kommen, hat “Stammtischkämpfer*innen” auch eine Reihe von Handreichungen (Öffnet in neuem Fenster) erarbeitet, die du dir kostenlos herunterladen kannst.

Transparenz: Diese Initiative wird verantwortet von der “Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten”. Im Laufe seiner langen Geschichte seit 1950 wurde er immer wieder vom Verfassungsschutz beobachtet. 2021 ergab jedoch eine Prüfung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt, dass es nach derzeitigem Stand keine Erkenntnisse gebe, dass der Bundesverband als extremistisch einzustufen sei.

Initiativen in Thüringen

MOBIT

Die “Mobile Beratung Thüringen (Öffnet in neuem Fenster)” berät und unterstützt alle, die sich in Thüringen gegen Rechtsextremismus, Verschwörungsideologien und Antisemitismus und für demokratische Werte engagieren. Was kann man tun, wenn eine Gruppe aus dem rechtsextremen Spektrum eine Demonstration anmeldet? Wie geht man damit um, wenn Schüler:innen mit Bekleidung extrem rechter Modemarken in den Unterricht kommen? Das und anderes sind Fragen, die Ratsuchende stellen und von MOBIT Handlungsstrategien, Lösungsansätze und Unterstützung bei der Umsetzung erhalten.

(mail@mobit.org (Öffnet in neuem Fenster) | 0361/2192694)

EZRA

Die “Mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (Öffnet in neuem Fenster)” (EZRA) berät Betroffene und bietet psychosoziale und rechtliche Beratung, Krisenintervention, Begleitung zu Ämtern, Polizei oder Gerichten, auf der Suche nach geeigneten Ärzt:innen, Therapeut:innen oder Rechtsanwält:innen und hilft bei der Beantragung finanzieller Unterstützung wie Prozesskostenhilfe oder Opferentschädigung.

(info@ezra.de (Öffnet in neuem Fenster) | 0361/21865133)

Thüringer Beratungsdienst

Der Beratungsdienst von Drudel 11 e.V. (Öffnet in neuem Fenster) ist ein Team aus pädagogischen Fachkräften und bietet Hilfe beim Ausstieg aus dem Rechtsextremismus an. Alles kostenfrei und vertraulich. Die Inittative berät Ausstiegswillige, aber auch Eltern und Angehörige zum Umgang mit rechtsextremen Kindern, Jugendlichen und Partner:innen. Sie bietet auch an, mit Fachpersonal bei Problemen im Umgang mit Rechtsextremen im Berufsalltag zu unterstützen.

(info@ausstieg-aus-gewalt.de (Öffnet in neuem Fenster) | 03641 / 299074)

Übrigens: Die Amadeu-Antonio-Stiftung hat gemeinsam mit Campact die Förderinitiative Gegenwind (Öffnet in neuem Fenster) gestartet. Mit einer Summe von insgesamt 150.000 Euro können hier Initiativen eingereicht werden, die 2024 gestartet sind. Bis zu 5000 Euro können Projekte erhalten, die sich für ein demokratisches, solidarisches Ostdeutschland und gegen den wachsenden Einfluss rechtsextremer Kräfte engagieren. Der Schwerpunkt der Kampagne liegt in Thüringen, aber auch Projekte aus Sachsen und Brandenburg (also den Ländern der diesjährigen Landtagswahlen) sind eingeladen, sich zu bewerben.

Hier beginn die Paywall. Unterstütze unsere Arbeit ab 1,50 Euro pro Ausgabe und sieh, was sich dahinter verbirgt!

Jetzt unterstützen! (Öffnet in neuem Fenster)

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