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Schleier und Unterdrückung: Sieht so heute wieder die Zukunft der Türkinnen und Türken aus?

Franklin Alexander, We hear the veil is back in Turkey, The Tampa Times, 7. Januar 1955.

Fast 70 Jahre alt ist diese Karikatur – und doch beängstigend aktuell. Im Zentrum eine traditionell gekleidete Türkin beim Wasserholen am Brunnen, im Hintergrund eine riesige Moschee. Durch den schmalen Sehschlitz ihres Gesichtsschleiers schaut sie den Betrachter direkt an. Fragend. Oder hilfesuchend?

„Man hört, der Schleier ist zurück in der Türkei“, lautet die Überschrift Franklin Alexanders. Aber nicht nur, dass Frauen ihr Gesicht nicht mehr zeigen dürfen. Der Zeichner konstatiert ganz allgemein eine „Unterdrückung der Meinungsfreiheit“ am Bosporus.

Sieht so heute wieder die Zukunft der Türkinnen und Türken aus? Angesichts der gegenwärtigen Situation, in der die Regierungspartei AKP die Medienlandschaft fast komplett kontrolliert, kritische Journalisten verfolgt und eingesperrt werden, ist diese Gefahr nicht von der Hand zu weisen.

Für Deniz Yücel, hierzulande einer der bekanntesten Gegner – und Opfer Erdogans –, geht es in der heutigen Stichwahl in der Türkei um einen Kampf zwischen Reaktion und Zivilisation, zwischen dem „Wiederaufbau einer zerfledderten säkularen Republik auf der Seite und einer Mischung aus Gangstertum und Islamfaschismus und extremem Nationalismus auf der anderen“. Große Hoffnungen auf eine Niederlage Erdogans macht sich nach dem Ergebnis der ersten Runde der Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen allerdings kaum jemand.

Aber selbst wenn es heute keinen Stimmenkauf oder Wahlbetrug (zumindest nicht im großen Stil) geben wird: demokratisch werden auch diese Wahlen nicht sein. Denn ohne Meinungs- und Pressefreiheit – bei gleichzeitig allgewärtiger Propaganda und einem Quasi-Meinungsmonopol der Regierungspartei – hat ein Oppositionskandidat einfach keine echten Chancen.

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Verweise / Links

 

Deniz Yücel, Es ist niederschmetternd, Die Welt, 16. Mai 2023.

Kategorie Politik

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