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75 Jahre "Nakba" - begann so der Nahost-Konflikt?

George White, The Shriek of Araby, The Tampa Tribune, 3. Dezember 1947.

 

Am Samstag, dem 29. November 1947 stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York über die Resolution 181 ab. Die zentrale Bestimmung lautete:

„Zwei Monate nach Abschluss des Abzugs der Streitkräfte der Mandatsmacht, in jedem Fall spätestens am 1. Oktober 1948, entstehen in Palästina ein unabhängiger arabischer Staat und ein unabhängiger jüdischer Staat sowie das in Teil III dieses Plans vorgesehene internationale Sonderregime für die Stadt Jerusalem.“

Im fernen Florida ahnte der Karikaturist George White bereits zu diesem Zeitpunkt, dass der UNO-Teilungsplan für Palästina, im Unterschied zum berühmten Zaubertrick „die zersägten Jungfrau“, nicht unblutig verlaufen, sondern neues Leid heraufbeschwören wird. Und so begann vor genau 75 Jahren der Nahost-Konflikt.

Wie jedes Jahr am 15. Mai erinnerten die Palästinenser gestern an das, was auf den Beschluss folgte – und was sie die Nakba nennen. Sie verweisen dabei auf die Flucht und Vertreibung von mehr als 700.000 Palästinensern aus dem heutigen Israel.

Aber damit ist die Geschichte nicht zu Ende: Der Erinnerung an die Nakba halten Israelis wiederum „die wahre Nakba“ entgegen: die Vertreibung von fast einer Million Juden aus Ländern des Nahen und Mittleren Ostens nach der Gründung des Staates Israel 1948.

Der Deutungskampf um die Ereignisse vor 75 Jahren ist bis heute noch nicht beendet. Wir wüssten so gern, wer „Schuld hat“, wer „angefangen hat“. Aber hier zeigt sich wieder einmal: schwarz und weiß gibt es in der Geschichte nicht.

 

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Verweise / Links

Christian Meier, Politik mit der Geschichte, FAZ 15. Mai 2023.

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