Zum Hauptinhalt springen

V wie Version (10/11)

Ohne diese Lektion ist der Unkreativ-Newsletters (Öffnet in neuem Fenster) nur halb so viel wert. Perspektive lernen mit V wie Version 

Ein Wort: Version

In meiner Version dieses Newsletters ist das hier die wichtigste Folge. Und dieser Einstiegssatz enthält schon die zentralen Aspekte dessen, was man auf dem Weg zur Perspektive-Masterclass verstehen kann: Es gibt nicht die eine Fassung, die für alle gleich ist. Es gibt verschiedene Versionen. Wer kreativ werden will, sollte das sehen - und nutzen. Denn unter Bildung verstehe ich die Fähigkeit, die Version der anderen ansehen und verstehen zu können. 

Recht haben bedeutet in einer komplexen Welt nichts anderes als: eine Version zu haben. Gebildet zu sein, heißt: die eigene Version zu reflektieren und im Zusammenspiel mit anderen Versionen zu bearbeiten. Kreativ zu sein wiederum heißt: Versionen zu verbinden.

Meine Version von PERSPEKTIVE als Motor der Kreativität läuft auf dieses Ziel hinaus: Versionen zu erkennen, wo unkreative Menschen nur sich oder ihr Problem sehen. 

Die wichtigste Übung dabei: Die eigene Version als Version erkennen. Wir neigen nämlich dazu, unsere Version für die Wahrheit zu halten. Einer der anschaulichsten Belege dafür, dass unsere Wahrnehmung uns häufig täuscht, ist der unsichtbare Gorilla (Öffnet in neuem Fenster). Falls Sie das Spiel von Aufmerksamkeit und Konzentration noch nicht kennen, schauen Sie sich diesen Clip (Öffnet in neuem Fenster) an und kommen Sie anschließend zurück und erzählen Sie nochmal Ihre Version.

*******************************************************************************

Eine Übung:  Erzähle deine Version

Die eigene Version zu erkennen, ist der erste Schritt. Sie auch zu formulieren, ist der zweite wichtige Aspekt, um Kreativität zu fördern. Im Buch zitiere ich die Idee, dass jeder gute Gedanke mit einer Pressemitteilung beginnt. Denn wer eine Pressemitteilung ihrer/seiner Idee formulieren kann, beginnt die eigene Version in eine Storytelling zu gießen, sie anschluss- und ausbaufähig zu machen.

Um mit Versionen zu interagieren, empfehle ich die Beschäftigung mit der Version andere, kreativer Menschen. Neben den zahlreichen Beispielen aus dem Buch empfehle ich dafür den Podcast Song Exploder (Öffnet in neuem Fenster), in dem Musiker:innen ihre Version der Entstehungsgeschichte von Liedern. Das hilft nicht nur eine neue Perspektive auf Musik zu entwickeln - es ist auch eine gute Inspiration.

Denn meine Liebe zur Version begründet sich auch in diesem Aspekt: Wir stehen auf Schultern von Riesen, wir knüpfen an die Versionen anderer an. Wir entwickeln unsere Versionen auf Basis von Vorlage und Vorbild. Deshalb ist ein Newsletter zur Kreativität auch immer ein Lob der Kopie (Öffnet in neuem Fenster).

*******************************************************************************

Eine Frage:  Wann sind wir fertig?

Die heutige Frage stammt aus einer Uni-Lerngruppe und sie befasst sich mit dem Ankommen. Mit dem Ziel von Kreativität. Carmen hat in diesen merkwürdigen Zeiten ein Design-Studium begonnen und soll nun in Gruppenarbeit eine Kampagne mit Claim, Slogan und Logo für eine erfundene Marke erarbeiten: "Wir haben uns mehrfach in virtuellen Runden getroffen. Nutzen wie in deinem Buch beschrieben Google-Docs als digitale Flipcharts, kleben virtuelle Post-Its und kommen auch gut voran. Ein Problem bleibt aber: Wir finden keinen Abschluss. Immer wenn wir glauben, etwas Gutes erreicht zu haben, findet sich eine oder einer in der Gruppe, der Zweifel sät und sagt: ,Vielleicht geht es noch besser'. Meine Frage ist deshalb: Wie finden wir einen Abschluss?"

Vielleicht müsst ihr gar nicht fertig werden. Vielleicht reicht es, wenn ihr eine Zwischenlösung findet und diese ausarbeitet. 

In Folge 8 habe ich schon mal vom großen Vorteil des (Auf-)Teilens (Öffnet in neuem Fenster) geschrieben: Dahinter steckt die Idee, die Angst vor dem großen Ziel zu reduzieren. Wer eine halbfertige Idee präsentiert, hat ja immer noch die Chance, in der zweiten Hälfte besser zu werden.

Unsere Erwartungen bremsen häufig Kreativität. Dem entgehe ich, in dem ich Teillösungen wie Iterationen denke und auf ihnen aufbaue. Womit wir wieder bei der Version ist: Besser eine Version ausarbeiten als ständig nach dem einen großen Ergebnis zu suchen ;-)

Ein Wort, eine Übung, eine Frage - drei Gedanken zum Thema Kreativität erscheint jeden Montag. Wenn Sie nicht bis zur nächsten Folge warten wollen: Die Anleitung zum Unkreativsein (Öffnet in neuem Fenster) ist jetzt im Handel.

Wenn Sie eine Frage haben: Schreiben Sie mir!