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Doppelfolge 89 und 90

CW: Achtung: Diese Ausgabe enthält in der Sektion Etwas Unheimliches ein ziemlich unheimliches Bild. #ScrollJumpScare.

Cover mit New-Frohmanntic-Schriftzug auf unscharfem Foto, das eine Person in grasgrünem Sweatshirt, rosa Jogginghose und goldenen Schlappen zeigt. Die Zehennägel sind orangerot lackiert. Schemenhaft ist im oberen Bereich auf dem Shirt ein Goldanhänger in Katzenform zu erkennen.

Vorweg

Wisst ihr, was gut ist, obwohl Patriarchat und Kapitalismus schlecht sind? Frühling. Stopft euch die mentalen Taschen mit Frühling voll, dann wird immer noch nicht alles gut, aber das Leben fühlt sich mehr wie Leben an.

Wisst ihr, was schlecht ist, obwohl Frühling gut ist? Migräne. Das permanent wechselnde Wetter beschert mir seit Wochen ein regelrechtes Migränefestival. Das ist einerseits typisch April, oh, es ist ja schon Mai, andererseits, nein, nicht andererseits, es ist ja schon Mai, ist es wohl auch schon vom Klimawandel begünstigt. Deshalb kann ich gerade nur in raren Momenten schreiben. Ich bitte, obwohl nicht sehr schuldig, um Entschuldigung dafür, dass sich deswegen die New Frohmanntics verzögerten, denn manche von euch warten ja wirklich immer schon auf die neue Ausgabe.

Hatte ich nicht auf Mastodon versprochen, im Newsletter mein neu entdecktes Migränemittel zu verraten? Wieso habe ich dann überhaupt noch Migräne, die mich vom Schreiben abhält? ... Die Spannung ist hiermit aufgebaut, also schön weiterlesen. Allerdings hatte ich das Mittel auch schon beim letzten Katersalon aller Zeiten verraten, aber da waren, glaube ich, keine Menschen aus dem Fediverse. – Die Art, wie ich heute schreibe, spiegelt ziemlich gut wider, wie ein Migränegehirn funktioniert, zumindest meines. Sehr sprunghaft, aber kreativ, mehr schon eruptiv. Wegen des oft erstaunlichen gedanklichen Outputs an Auratagen hasse ich Migräne nicht komplett. Sie macht das Denken gleichzeitig aber auch sehr schleifig, ihr werdet es sehen und ausbaden.

Etwas Altes: Denken

Da es ja im New Frohmanntic jetzt immer auch um Unheimliches geht, bringe ich gleich zu Beginn mal meine steile These des Jahres an.

Selbst denken ist für Mitglieder der deutschen Mehrheitsgesellschaft aktuell das Unheimlichste.

Hier lesen vermutlich nicht so viele Menschen mit, die, wenn ich so etwas schreibe, gleich nach Luft schnappen und mich dann in einer Literaturzeitschrift ihres Vertrauens empört zerlegen. Ihr vertraut mir schon ein bisschen und wartet erst mal ab, wie der Gedanke entwickelt wird.

Selbst denken ist für Mitglieder der deutschen Mehrheitsgesellschaft aktuell das Unheimlichste, weil selbst denken unweigerlich an den Punkt führt, die eigene Sterblichkeit zu erkennen und im selben Moment auch anerkennen zu müssen, dass es kein anderes Ziel geben kann, als ein gutes Leben zu führen, das auch allen anderen Menschen ein gutes Leben lässt. Und, ächz, auch noch nichtmenschlichen Lebewesen. Und beim guten Leben die Erde und das Universum nicht zu löschen. Drunter geht es wirklich nicht.

Ja, okay, es gibt natürlich auch philosophische Strömungen, die nahelegen, alle anderen mit dem SUV zu überfahren, damit die individuelle Version des guten Lebens möglichst exklusiv ausfällt. Aber diese Konzepte sind ganz schön angestaubt, und ich würde sagen, eigenständiges Denken, das die Geschichte der letzten paar hundert Jahre berücksichtigt, würde heute auf so einen Gewaltquatsch gar nicht mehr kommen können. Wer das gute Leben nicht nur momenthaft, sondern grundsätzlich als ich und mein Porsche auf der Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung denkt, hat sicherlich eine schöne Zukunft mit Elon auf dem Mars vor sich. Falls die Rakete nicht wieder explodiert.

Für alle anderen bedeutet selbst denken eher: Hilfe, ich muss im Prinzip fast alles ändern – Arbeit, Konsum, Sozialverhalten, Engagement. Nicht erstaunlich, dass »erst mal Netflix« als sehr plausible Option erscheint. Selbst denken führt auch dazu, Toleranz nicht mehr für sich reklamieren zu können, wenn jede Dissonanz gleich ein inneres oder auch lautes »Also jetzt reicht es mir aber« nach sich zieht. Es sind nicht alle Menschen gleich, und es werden eine*n persönlich oder auch als Gruppe immer mal wieder kulturelle Phänomene »befremden«; das ist kein Problem, solange reflektiert wird, dass daraus keine Diskriminierung abgeleitet werden darf.

Wer selbst denkt, kommt im Jahr 2023 ungefähr in Sekunde eins zu der wirklich unbehaglichen Erkenntnis, dass die gerechte und überlebensfähige Neuordnung der Welt eigentlich fast nicht zu schaffen ist und doch geschafft werden muss, aber will viel lieber Netflix oder, um sich nicht ganz so dirty beim Verdrängen zu fühlen, vielleicht lieber mal was Nützliches, vielleicht die Gehirnjogging-App?

Was verdrängt wird, kehrt als Unheimliches wieder. Probiert es mal aus. Die Vorstellung, sich hinzusetzen und ohne Screen und ohne Buch und ohne Gegenüber, das zugetextet werden kann, einfach dazusitzen und nachzudenken, ist latent unheimlich. Die zeitgenössische Form des Lebendigbegrabenseins. Selbst für mich, die ich das relativ oft mache. Wenn ich mir mich selbst als Denkende vorstelle, tut sich ein riesiges House of Usher der Verantwortlichkeit auf und ich will lieber Netflix.

Andere steigen, noch bevor sie beim Denken das Gruseln lernen können, schnell in den SUV und blicken aus ihren fahrbaren Panikräumen hinunter auf die Menschen, mit denen sie sich nicht verbunden fühlen wollen.

Wie Menschen sich für Denker*innen halten können, ohne zu denken, erkläre ich etwas genauer in meinem Vortrag am Sonntag in Hamburg (Öffnet in neuem Fenster) bei der Performativen Buchmesse.

Noch etwas Altes: 90s

Ein paar Beobachtungen zu den 90s damals und als Retrotrend jetzt. Seit ein paar Jahren kann ich mir wegen des 90s-Revivals eins zu eins Outfits nachkaufen, die ich schon mal hatte. Das gefällt mir, denn manche Sachen aus den frühen Neunzigern hatten das Zeug zu Klassikern: kurze schwarze Röcke, kombiniert mit bretonischen Ringelshirts und klotzigen Loafers etwa. Anderes, meist Styles aus den mittleren Neunzigern, fand und finde ich schlimm, aber ich sage nicht, welche, denn Geschmäcker sind verschieden.

Dass meine Kinder jetzt zu Techno-Raves gehen, finde ich zu 50 % toll und zu 50 % schlimm, denn ich weiß, was für ein Spaß das ist und auch, was Leute tun, um das Spaßlevel zu erhöhen.

Das Glorifizieren der Neunziger in Berlin ist meines Erachtens unnötig, denn es war ja niemandes Verdienst, dass aufgrund einer einmaligen historischen Situation die Stadt ein Ort der Brachen und leerstehenden Gebäude war – das hätte jede junge Generation zu etwas Großartigem gemacht. Aber es war natürlich ein Geschenk, es zu erleben. Nur war in den Berliner Neunzigern ganz sicher nicht alles glitzer, denn es war zwar relativ queer, aber viel zu weiß. Weißen wie mir fiel das damals nicht auf, weil auch BIPoC zur internationalen Rave-Familie gehörten. Vom racial profiling an Clubtüren wusste ich nichts, ich war ja Vollzeit damit beschäftigt, peinlich stolz darauf zu sein, auf Gästelisten zu stehen.

Die aktuellen Raves empfinde ich nicht als Imitation, denn sie haben zumindest temporär eine inklusivere Kultur geschaffen. Begonnen haben sie während Corona in den Parks, das war für Anwohner*innen bekanntermaßen furchtbar, aber innen fand durchaus etwas Schönes statt, denn es gab keine Tür. Da gingen Menschen einfach hin, mit einem Bier vom Späti in der Hand.

Mein Vorschlag wären eh zusätzliche und etwas abseits gelegenere Parks extra zum gemeinschaftsstärkenden Feiern, mit ausreichend Toiletten, das wäre mal sehr Berlin auf die gute Art. Deshalb kann es natürlich nichts werden.

Etwas Neues: Zeitenwende in Entenhausen

Seit ich sieben war, lese ich jeden Monat das neue LTB (Öffnet in neuem Fenster). Bis eben bildete ich mir ein, dass ich das LTB sogar seit dessen Erfindung lese, aber Nachprüfen bildet, es ist gar nicht wahr, denn das LTB wurde 1967 geboren, ich nicht.

Ich bin also eine Art LTB-Fan, aber kein Aus-vollem-Herzen-Fan. Und ich bin definitiv keine Donaldistin, weil ich nicht sagen könnte, in welcher Folge welcher Stein wo liegt. Trotzdem denke ich viel über die LTBs nach, weil sie immer wieder gesellschaftliche und technologische Veränderungen thematisieren.

Im Grunde gibt es nichts Piefigeres als Entenhausen. Die wichtigsten Protagonist*innen in den durchweg eurozentristischen Geschichten sind vermenschlichte Enten und Mäuse, und natürlich sind alle weiß. Dabei sind weiße Enten und Mäuse nicht wirklich das Erste, was einem bei Enten und Mäusen einfällt. So läuft es nur, wenn Weiße, die nicht ein paar Jahre in der Twitterschule waren, sich »alle Menschen« vorstellen, selbst wenn diese Menschen Tiere sind.

In Entenhausen gibt es nur drei Milieus: Großkapitalisten, bürgerliche Mittelschicht und Kriminelle. Zwei Geschlechter natürlich auch nur, eh klar. Die Frauen-Mäuse und -Enten der Mittelschicht kennen kein anderes Ziel, als in exklusive Charity-Lady-Clubs der Oberschicht aufgenommen zu werden, die bürgerlichen Tier-Männer streben nach Geld oder Bildung. Ein netter Tier-Mensch zu sein, ist in Entenhausen anscheinend nicht möglich. Micky Maus ist ein unerträglicher Klugscheißer, zwischen den LTBs mousesplaint er vermutlich 24/7 in Telegram-Gruppen. Nicht mal Donald Duck ist wirklich sympathisch, denn er lässt seine kleinen Neffen für sich ackern und verkauft es ihnen als Pädagogik. Dass man ihn trotzdem mag, liegt wohl eher daran, dass diese Erziehungs-Ambivalenz reell und vertraut wirkt. Donald lässt sich auch nicht plausibel als sympathischer Loser und Kapitalismusverweigerer beschreiben. Er ist einfach faul – was okay ist –, aber das kann er sich nur leisten, weil sein Onkel Dagobert ihn, um ihn in Abhängigkeit zu halten, trotz hoher Schulden nicht aus dem Haus wirft. Donald ist ein Nepo-Entlein.

Die einzige Person, mit der man befreundet sein möchte, ist Gundel Gaukeley.

Comic: Gundel kickt ein Zauberbuch weg und droht, sich beim Verlag zu beschweren.

Sie überzeugt schon allein durch den Umstand, nicht in Entenhausen, sondern in Italien zu leben. Ich würde sofort zu ihr in das Häuschen am Vesuv ziehen. Gundel ist ja eh kaum zuhause, weil sie entweder gerade auf dem Besen fliegend gegen Dagobert Ducks Geldspeicher klatscht oder Stress in der Hexenbranche hat. Vielleicht könnte ich sie sogar davon abbringen, mit beidem weiter ihre Zeit zu verschwenden, sie soll sich lieber radikalisieren und ihr eigenes Ding machen. (Auch darum wird es in meinem Vortrag am Sonntag in Hamburg gehen.)

Das LTB lese ich einerseits aus Gewohnheit gern – so wie andere »ihre Serie« ansehen, andererseits, weil sich darin auch technologische und soziale Veränderungen zeigen, und zwar immer so zeitverzögert, wie es der Mehrheitsgesellschaft entspricht.

Im aktuellen LTB musste ich bei zwei Geschichten jeweils einmal stutzen, zuerst hier:

Daisy mit Spruchblase: Ich muss einfach wissen, ob der Hochseilakrobat wirklich in den Flohbändiger verliebt ist.

Okay, hier geht es um ein queeres Paar, und im Vordergrund steht unskandalisierend die Frage, ob da zwei Personen verliebt sind.

– Sonst gab es im LTB nur cis-het-romantisches Daten, vor allem aber viele merkwürdige Onkel-Neffen- und Tante-Nichten-Haushalte. Wo sind die ganzen Mütter abgeblieben? Ich wüsste gern etwas über die Femizid-Zahlen in Entenhausen. –

Ein bisschen kritisch an diesem begrüßenswerten progressiven Move mit dem queeren Paar sehe ich, dass es sich dabei nur um Figuren in einer von Daisy und anderen geliebten Fernsehserie handelt, aber immerhin.

Das zweite Mal beim Lesen dieses LTBs staunte ich, als mit Belinda eine neue Panzerknackerin auf der Bildfläche erschien, die angenehm differenziert dargestellt ist, als zeitgemäße, gewiefte Gaunerin. Überhaupt war die ganze Geschichte in weiten Teilen überraschend gut, irgendwann wollte sie nur ein bisschen viel Handlung und Dreh. Aber das trübte meine Freude nicht.

Ich wettete mit mir selbst, dass beide Geschichten nicht von cis Männern geschrieben wurden. Danke, Valentina Camerini und Silvia Ziche.

Vor langer Zeit habe ich mit meinem einen Kind geplant, alle Beziehungsgeschichten Entenhausens zufriedenstellend zu Ende zu erzählen. Vielleicht mache ich das irgendwann noch. Gundels Schicksal ist ja schon geklärt, die lebt mit mir zusammen. Hoffentlich vertragen sich ihr Rabe und mein Kater. Gundel muss auch gar nicht mehr hexen, wir nehmen eine Hypothek auf ihr Haus auf, ist ja weltweit eine der besten Immobilienlagen.

Noch etwas Neues: Zeitenwende beim Katersalon

Der Katersalon ist tot, hoch lebe der richtige Moment, aufzuhören, statt ewig weiterzumachen, nur weil es läuft, obwohl sich die Zeiten geändert haben. Die niedrigere Frequenz in den letzten Jahren hatte ja keine konzeptuellen, sondern gesundheitliche Gründe, zum einen allgemeine: Corona, davor aber auch persönliche Kaputtness. In der Zeit bei ORBANISM, wo ich teilweise bei Events den ganzen Tag durchmoderierte und in der Nacht zuvor Stühle zusammenschraubte, hatte ich mich nachhaltig so übernommen, dass ich eigentlich nie wieder etwas selbst veranstalten wollte. Ein Katersalon in einer bestehenden Struktur ist aber nicht besonders anstrengend, in der Lettrétage etwa war es jetzt einfach nur schön. Das wäre also kein Grund zum Aufhören gewesen.

Mein Problem mit dem Format hatte sich in der längeren Pause erst als unterschwelliges Unbehagen angedeutet und dann als Gewissheit: zu weiß. Die Menschen, die mir mir aufgetreten sind, waren alle großartig und progressiv und cool, und wir waren fast alle – tata, bis vor ein paar Jahren keine Überraschung – weiß. Ich kann mich nur an eine Person erinnern, für die das nicht gilt und von der wusste ich es damals nicht mal. Klar, ich könnte jetzt einfach mehr BIPoC einladen, das wäre einfach. Aber mittlerweile erscheint es mir angemessener, einen Schritt zurückzutreten und lieber gelegentlich als Gast in Veranstaltungen von anderen aufzutreten. 2011 war Vorangehen für mich das Progressivste, 2023 ist für mich als weiße Person Zurseitetreten zumindest eine gute Alternative.

Der Katersalon war ursprünglich als Vehikel für den Verlag gedacht und wurde dann etwas Eigenes, Schönes, auch irgendwie Großes. Die Abende haben mir beim Denken geholfen, und es war auch aufregend, mich zu trauen, live Gedanken zu entwickeln. Aber der Verlag ist längst ein anderer geworden und muss gerade noch mal sehr grundlegend ein anderer werden.

Das Instantane habe ich damit nicht aufgegeben, ihr lest ja jede, äh, beinahe jede Woche fast live mit, wie ich irgendetwas zusammendenke.

Eventuell veranstalte ich demnächst bei mir zuhause einen allerletzten geheimen Katersalon für meine Grafikerin und Freundin, die letzte Woche per Mail ihr Bedauern ausdrückte, ihn nie erlebt zu haben. Geheimnis ist ein gutes Thema für einen Katersalon.

Etwas Geborgtes und noch etwas Geborgtes: Zwei Zitate von Marieluise Fleißer

»Sie hatte sich einfach abgelebt von den ganzen Umständen, in die sie nicht passte, recht widerwillig wurde sie sich.«

Aus: Ein Pfund Orangen



»Denn in den Männern ist eine Sucht, Personen, mit denen sie umgehn, herabzusetzen, auf diese leichte Art hebt man sich selbst hinauf.«

Aus: Die Ziege

Lest unbedingt Marieluise Fleißer, auch wenn ihre sehr eigene Sprache machmal anstrengend ist und einen angesichts des Erzählten unweigerlich Schwermut befällt. Es ist große Literatur, so voller Wahrheit.

Etwas Unheimliches: Caterina da Bologna

Meine ästhetisch düstere Ader reicht in die Kindheit zurück, ich bin in jeder katholischen Kirche, die entsprechend ausgestattet war, erst mal in der Krypta verschwunden, natürlich erst, nachdem ich mir die juwelengeschmückten Reliquiare angesehen hatte. Besonders schätzte ich die barocke Kombi aus Tod und Juwelen: mit dicken Klunkern behängte Skelette hinter goldeingefasstem Glas.

Wie wenig ich doch wusste: Erst bei der Arbeit an meiner nie abgegebenen Diss (die sich mit Image-Kunst beschäftigt/e) stieß ich auf das allerschaurigste Kirchen-Exponat oder, christlich betrachtet, Heiligtum. Es, sie befindet sich in Bologna, es, sie ist die Heilige Caterina da Bologna nach ihrem Tod.

Weil ihr euch gleich, wenn ihr das Bild seht, nicht mehr auf Sachliches konzentrieren könnt, erst mal ihre nicht nur fürs 15. Jahrhundert ziemlich glamouröse LinkedIn-Kurzbio: »Klarisse, Mystikerin und Malerin«. Ihr wurden außerdem noch einige Wunder zugeschrieben. Von Caterina da Bologna lernen wir: Wenn du willst, dass dein Name als Künstlerin nicht vergessen wird, musst du dich nur als B-Horror-Movie-Mumie in einer italienischen Klosterkirche ausstellen lassen.

Schwarz mumifizierte Nonne in Glasschrein

Noch etwas Unheimliches: Willij

Vor ungefähr zehn Jahren gruben wir mal irgendwas im Garten um und fanden dabei ein Grabschild und ein Grabkreuz aus Porzellan mit Aufschriften: Name, Geburts- und Sterbedaten jeweils eines Verstorbenen, vermutlich Vater und Sohn. Das war an sich schon etwas gruselig, und es wurde nicht besser, denn der Familienname beider in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts Dahingeschiedener war ziemlich nah an unserem, und das mit knapp zwei Jahren verstorbene Kind, Willij, hatte am gleichen Tag Geburtstag wie mein Mann und ich. An dem Tag im Garten war ich froh, dass ich ein sehr rationaler Mensch bin.

Rubrikloses

Die Katze grast neben dem Feigenbaum.
Wahres, das ausgedacht klingt. 

Screenshot von Mail-Betreff: Lacoste: Der Vatertag. Sagen sie ihm Danke.

»Danke, Vatertag.« 

Kinder-Bueno-Eis

Unbezahlte Werbung: köstlich.

(Ich mag sonst kein Bueno, aber das Eis bzw. diese betörende Schicht obendrauf und noch mal in der Waffel schmeckt irgendwie wie eine Mischung aus Kinder Joy, diesem Sommer-Ei zum Löffeln, und Caramac, das ich mag, aber wegen Nestlé nicht kaufe.)

Außerdem habe ich diese Woche erstmals Gutfried-Pflanzen-Teewurst probiert, fand ich okay, aber noch verbesserungsfähig. Vielleicht wären vegane Fleischwaren ein guter neuer Tätigkeitsbereich für Gundel Gaukeley.

Rosa Tulpen, wilde Hyazinthen in Weiß und Lila, Steinguss-Schale auf runder Säule

Hinten: die ersten Tulpen, deren Rosa mich überzeugt, Mitte: die sehr empfehlenswerten, weil bezaubernden wilden Hyazinthen.

Türkisblaue Keramikente und rosa Tulpe in lila Muranovase

Bisschen random Schönheit

Präraffaelitische Girls erklären

PGExplaining-Postkarte

Zurück zur kulturellen Verschleierung, wir sehen uns nächste Woche (oder vorher in Hamburg bzw. im Live Stream). Seid lieb, nur nicht zu Nazis. 

XOXO,
FrauFrohmann

Die Auflösung: Mein neu entdecktes Zaubermittel gegen Migräne ist Weißweinschorle, es hat an zwei Auftrittstagen* hintereinander funktioniert, ich hatte jeweils zwei Gläser. Weil ich aber sehr alkoholkritisch bin, werde ich es nicht im Alltag installieren, sondern nur nutzen, wenn ich öffentlich sprechen muss. Im privaten Alltag hat sich Sonnenbrillentragen im Innenraum ziemlich bewährt. Ist mir zwar noch etwas peinlich, aber das kann ich mit ein bisschen Gewöhnung bestimmt gut in meine »Überspannte Dame in mittleren Jahren«-Performance integrieren.

* Über die Doppellesung in Leipzig neulich schreibe ich demnächst noch aus Veranstalterinnensicht, denn da ist eher zufällig etwas Positives passiert, das sich vielleicht auch absichtlich herstellen lässt. Maryam Aras und Karin Nungeßer, so viel sei schon heute gesagt, waren großartig.

Indie geht nur zusammen. Danke für eure Unterstützung meiner Arbeit als Autorin, egal, ob durch Hexenwirken-Support-Abo (Öffnet in neuem Fenster), Buch-/Postkartenkäufe (Öffnet in neuem Fenster), Teilen von Inhalten, Loben oder Liebsein.

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