Zum Hauptinhalt springen

Über sich einbettende Journalisten, den schleichenden Twitter-Tod und Kurt Krömer

Der Übermedien-Newsletter von Frederik von Castell

Liebe Übonnent:innen,

es gab 2022 ja reichlich Anlass, über „Embedded Journalism“ zu diskutieren (Öffnet in neuem Fenster). Das Phänomen ist spätestens seit dem Irakkrieg 2003 ein Begriff. Und der wird längst nicht mehr nur genutzt, um die Arbeit von Kriegsberichterstatter:innen zu beschreiben, die mit Militäreinheiten kooperieren, um vor Ort berichten zu können. Sondern meint generell: Da haben sich Medienschaffende „eingebettet“. Und laufen Gefahr, zum PR-Instrument zu werden, statt Distanz zu wahren.

Sie ahnen schon, wo ich hin will: zu der groß angelegten Razzia am Mittwoch gegen das mutmaßliche Reichsbürger-Netzwerk um Heinrich XIII. Prinz Reuß. (Übrigens nicht „der Prinz“ mit bestimmtem Artikel, wie etwa „Bild“ ihn nennt (Öffnet in neuem Fenster) – Adelstitel sind schon eine ganze Weile passé, da bin ich mir persönlich doch recht sicher.)

Rund um die Razzia in den frühen Morgenstunden waren jedenfalls nicht nur tausende Beamte im Einsatz, sondern eben auch zahlreiche Reporter:innen, Kameramenschen und Fotograf:innen vor Ort, die eilig umherliefen und sich bereit hielten, rasch zu berichten – während Polizist:innen Türen aufgebrachen, Wohnungen durchsuchten und Verdächtige abführten. 

„Stell dir vor, es ist Razzia und alle Medien sind schon da“ steht über unserem Artikel (Öffnet in neuem Fenster), in dem Stefan Niggemeier der Frage nachgeht, wieso überhaupt so viele Medien Bescheid wussten, wann die Razzia stattfindet:

„Wie embedded sind Journalisten, die so berichten? Was wäre zu gewinnen, zu verlieren, wenn man aus größerer Distanz über solche Aktionen berichtete und sie analysierte?“

Beim „Spiegel“ immerhin hätten sie nun ein paar Tage Zeit gehabt, um etwas Distanz zu schaffen und sich zu überlegen, wie man das Ganze seriös für die Print-Ausgabe gestaltet. Aber dann ist dabei trotzdem etwas rausgekommen, das ein bisschen aussieht (Öffnet in neuem Fenster) wie ein Plakat im Jugendzimmer eines Fascho-to-come oder das Cover der DVD-Box „Indiana Jones: Reichsbürger-Edition“.

Um diesen Beitrag lesen zu können, musst du Mitglied werden. Mitglieder helfen uns, unsere Arbeit zu finanzieren, damit wir langfristig bestehen bleiben können.

Zu unseren Paketen (Öffnet in neuem Fenster)

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Übermedien und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden