Über die SZ und Söring, automatische Übersetzungen und den Gaza-Krieg
Der Übermedien-Newsletter von Stefan Niggemeier.
Liebe Übonnentin, lieber Übonnent,
es gibt dieses faszinierende Phänomen des „Uncanny Valley“ (Öffnet in neuem Fenster), des unheimlichen Tals. Es beschreibt eine überraschende Akzeptanzlücke bei künstlichen Figuren, Robotern, Avataren oder computeranimierten Figuren: Wenn sie immer menschenähnlicher werden, nimmt unser Gefühl von Vertrautheit mit ihnen nicht kontinuierlich zu, sondern bricht irgendwann. An einer Stelle, an der sie schon ziemlich natürlich aussehen, aber nicht ganz, bricht die Akzeptanz beim menschlichen Betrachter plötzlich ein und sie wirken stattdessen abstoßend und gruselig.
Vielleicht gibt es einen ähnlichen Effekt bei Sprache. Automatische Übersetzungsprogramme haben in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht und produzieren oft erstaunlich treffende Ergebnisse. Aber gerade weil sie schon ziemlich gut sind, fallen die Stellen, an denen sie haarscharf daneben liegen, besonders auf und produzieren jedenfalls bei Leuten, die ihre Sprache kennen und lieben, besondere Störgefühle.
Man kann das gerade ganz schön auf den Content-Inflations-Portalen der Ippen-Verlagsgruppe sehen. Die hat seit einigen Wochen eine Kooperation mit der „Washington Post“ und veröffentlicht Artikel der amerikanischen Zeitung auf ihren eigenen Seiten. Bei einem anderen, eher journalistisch geprägten Medienhaus hätte man da vielleicht gesagt: Uh, da brauchen wir aber die besten Übersetzer. Bei Ippen hat man gesagt: Geil, da können wir bei der Gelegenheit mal maschinelle Übersetzungen testen und müssen womöglich gar keine Menschen beschäftigen.
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