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Schwere Diskriminierungs-Vorwürfe gegen Union Berlin

Die 13. Ausgabe vom TROPS-Newsletter

Liebe:r Abonnent:in von TROPS,

zahlreiche Jugendliche und deren Eltern werfen dem Fußballverein 1. FC Union Berlin vor, minderjährige Spieler schlecht zu behandeln und vor allem Kinder mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund zu benachteiligen.

Drei Monate lang habe ich für BuzzFeed News zur Jugendabteilung vom 1. FC Union Berlin recherchiert, gemeinsam mit meinem ehemaligen Kollegen David Joram (Öffnet in neuem Fenster) von der Märkischen Allgemeinen Zeitung

Am Dienstag haben wir die Recherche veröffentlicht, deshalb gab es letzte Woche auch keine TROPS-Ausgabe. In dieser Ausgabe, der Nummer 13, möchte ich dir jetzt eine kurze Zusammenfassung geben. Dazu findest du auch den Link zum Artikel und einen Podcast, in dem ich zum Thema spreche. Das Video der Ausgabe darf aber natürlich auch nicht fehlen! ✌️

Die Recherche

Der 1. FC Union Berlin ist ein Fußballverein, zu Hause im Stadtteil Köpenick, und spielt in der Bundesliga. Er hat wie alle Vereine der ersten und zweiten Bundesliga ein sogenanntes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Hier trainieren und spielen Kinder und Jugendliche von der U8 bis zur U19. Der Verein beschreibt sich als eine Familie, dieses Imagevideo gibt einen kleinen Einblick. 

https://www.youtube.com/watch?v=f4TABDjhh3g&t=17s (Öffnet in neuem Fenster)

Nachdem wir verschiedene Hinweise bekommen hatten, dass der Umgang mit den minderjährigen Spielern dort offenbar problematisch ist, begannen wir im Februar mit der Recherche. Wir sprachen mit über 30 Menschen, mit ehemaligen Spieler, Eltern, ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern sowie mit Spielerberatern.  

  • Den neuen Cheftrainer des Zentrums, André Hofschneider, nennen mehrere Spieler und ihre Eltern einen Diktator. 

  • Die Betroffenen berichten von zum Teil sehr harten disziplinarischen Maßnahmen, von fehlendem pädagogischen Gespür, von Willkür und von unfassbarem Druck. 

  • Minderjährige Spieler, die jahrelang für den Verein gespielt haben, wurden offenbar ohne Erklärung von einem Tag auf den anderen rausgeworfen. Mehrere berichten, danach massive psychische Probleme gehabt zu haben.

  • Die Recherchen zeigen auch, dass die schlechte Behandlung offenbar vor allem Spieler mit Migrationshintergrund trifft. Zahlreiche türkisch- oder arabischstämmige Familien fühlen sich von den Mitarbeitern des Bundesligisten benachteiligt und als Menschen zweiter Klasse behandelt.

  • Spielerberater warnen Jugendliche mit Migrationshintergrund, sich auf Union Berlin einzulassen, weil sie dort angeblich niemals so wertgeschätzt würden wie ihre Mitspieler ohne sichtbaren Migrationshintergrund. 

  • Und: Im September 2020 ging beim Berliner Fußball-Verband ein anonymer Brief von ehemaligen Spielereltern ein. Sie wundern sich über die hohe Zahl an Spielern mit Migrationshintergrund, die den Verein verlassen mussten, „darunter waren sogar Spieler, die eine Saison zuvor als Talent geholt bzw. mit Förderverträgen ausgezeichnet wurden.“ Insgesamt nennen die Verfasser Namen von 19 Spielern aus den Jahrgängen 2003 und 2004, die angeblich aussortiert wurden. 

  • Diese Zahlen haben wir nachrecherchiert: Die Quote von Spielern mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund in den beiden Jahrgängen ist innerhalb von gut zwei Jahren – seit Hofschneiders Antritt als Cheftrainer – von über 40 auf zehn Prozent gefallen.

Der Text

Am vergangenen Dienstag haben wir den Text sowohl bei BuzzFeed News als auch bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht. Es ist bestimmt die größte Recherche, an der ich bislang beteiligt war, und ich würde mich sehr freuen, wenn du dir Zeit dafür nimmst.

Hier geht es zum Artikel: (Öffnet in neuem Fenster)

https://www.buzzfeed.de/recherchen/auslaenderquote-diskriminierung-vorwuerfe-union-berlin-bundesliga-90530545.html (Öffnet in neuem Fenster)

Die Kommunikation mit dem 1. FC Union im Vorfeld der Veröffentlichung war übrigens besonders. Ein bereits geplantes Gespräch sagte der Verein kurzfristig ab und veröffentlichte unsere E-Mail und unsere Fragen auf der Website. Daniel Drepper, Chefredakteur von BuzzFeed News, hat das Ganze in diesem Thread (Öffnet in neuem Fenster) zusammengefasst:

https://twitter.com/danieldrepper/status/1392033930681987074 (Öffnet in neuem Fenster)

Der TROPS-Tipp 💁‍♂️

Recht spontan war ich gestern Abend, am Mittwoch, zu Gast beim Hörfehler-Podcast, um über die Hintergründe der Recherche zu sprechen. Das ist ein sehr cooler Podcast zu Fußballkultur. 📻

Hier kannst du ihn dir anhören. (Öffnet in neuem Fenster) 

Außerdem haben auch weitere Medien das Thema aufgegriffen. Der RBB hat zum Beispiel einen kurzen TV-Beitrag gemacht, den du dir hier (Öffnet in neuem Fenster) angucken kannst. 📺

Das Video der Ausgabe 📺

Letztens hat mir der TROPS-Leser Nicolas einen Trend auf TikTok gezeigt: Jungs laufen mit einem Fußball durch eine Fußgängerzone, spielen Fremden den Ball zu und gucken, wie die dann zurückspielen. 

Klingt unspektakulär, ist aber ziemlich lustig. Das Video der Ausgabe widme ich daher allen Menschen, denen in Zukunft unvorbereitet ein Ball vor die Füße gekickt wird. Dran denken: Ihr könnt die 10/10 schaffen! 🚀

https://www.youtube.com/watch?v=duj2ssJ3Rsg (Öffnet in neuem Fenster)

So, das war die Nummer 13 von TROPS! Kennst du noch Leute, für die der Newsletter spannend wäre? Dann kannst du ihn gerne weiterleiten.

Wenn du außerdem Anregungen für Themen oder auch für längere Recherchen hast, antworte mir einfach auf diese E-Mail. Danke!

Ich freue mich auf jeden Fall, dass du mit dabei bist und den Newsletter liest.✌️

Herzlichen Gruß  
dein Laurenz