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Verzweifelt, vergessen, verworren

Liebe Leser*innen,

nichts ist anstrengender, als wenn Journalist*innen auf staubtrockenen Panels über Journalismus reden – dachte ich oft.  Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Gerade bin ich aus dem schönen Perugia zurück, wo dieses Jahr wieder das internationale Journalismusfestival stattgefunden hat.

Dort diskutierten spannende Panelist*innen aus der ganzen Welt über Themen wie KI im Journalismus, Social Media als Werkzeug, Klimaberichterstattung, eigene Sicherheit, den Pelicot-Prozess, „Ukraine fatigue“ – und die Grundfrage, warum wir das alles eigentlich tun.

Der Festivalbesuch ist kostenlos – nicht zuletzt, weil ein Großteil der Finanzierung von großen Tech-Unternehmen übernommen wird. Das ist nicht unumstritten und wirft Fragen zur Unabhängigkeit des Journalismus auf. Auch das möchte ich nicht vorenthalten.

Trotzdem habe ich viel mitgenommen – und kann einen Besuch empfehlen. Wenn Sie neugierig geworden sind, aber nicht bis nächstes Jahr warten wollen: Die Liveaufzeichnungen der Panels finden Sie jetzt auf der Website. (Öffnet in neuem Fenster)

Ihre
Julia Belzig

PS: Darf ich unseren Journo-Hund des Monats vorstellen? Das hier ist Ushki – Begleiter von Mitya Churikov und Yelizaveta Landenberger.

Ushki ist der perfekte Journalisten-Hund – flauschig, aufgeweckt und nicht allzu groß, sodass er leicht unter dem Zugsitz mitreisen kann. Er begleitet oft die anderen beiden Mitglieder seines Rudels, die als Journalisten viel unterwegs sind. Im Laufe der Reise krabbelt er, wenn der Schaffner nicht hinsieht, auch mal gerne hoch auf einen freien Sitz – so ist es bequemer und so fühlt er sich gleichberechtigt. 

Der kleine Ushki kam kurz nach Beginn der russischen Großinvasion aus Kyjiw nach Berlin, hat inzwischen sogar ein paar Kommandos auf Deutsch gelernt und sich schnell in den Berlin-Neuköllner Reuterkiez integriert, wo er aktuell lebt. Sein Traum für die Zukunft ist es, ebenfalls Journalist zu werden und irgendwann einmal für das Lokalblatt “Kiez und Kneipe” einen Text über sein Leben zu schreiben.

Wie sich Deutsche in Afrika neue Nieren kaufen

Eine neue Niere in nur sechs Wochen – verzweifelte Menschen reisen nach Kenia, um sich dort Organe transplantieren zu lassen. Die Spender sind oft arm und bekommen nur einen Bruchteil der Summe ausgezahlt. Diese SPIEGEL-Recherche zeigt, wer an dem illegalen Handel verdient – und wer dafür bezahlt.

Jürgen Dahlkamp, Roman Höfner, Heiner Hoffmann und Gunther Latsch ·  Spiegel (€) · 30 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)

«Ich habe mich selbst amputiert», sagt ein Kämpfer in Myanmar. Reportage aus einem Land im Krieg – und in Trümmern

Es ist ein Krieg, über den wenig geschrieben wird, doch das macht ihn nicht weniger blutig. In Myanmar kämpfen Rebellen für die Rückkehr zur Demokratie gegen das Militär, das 2021 mit einem Putsch die Regierung stürzte. Die Reportage dokumentiert die Arbeit geheimer Kliniken im Dschungel, wo verwundete Kämpfer und Zivilist*innen notdürftig versorgt werden.

Paul Boyer, Pierre Terraz · NZZ · 8 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)

This is Our Land

Pläne der Trump-Regierung zur Landprivatisierung treffen in New Mexico einen wunden Punkt: Wer öffentliches Land verkauft, greift nicht nur in Besitzverhältnisse, sondern auch das Selbstverständnis vieler Menschen ein. Naturschützer*innen und Jäger*innen wehren sich gleichermaßen.

Johannes Streeck · taz · 10 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)

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Satz der Woche

«Als er keinen Zweifel mehr hatte, dass sie tot war, ließ er von ihr ab. Er benetzte einen seiner Finger mit ihrem in einer Lache auf dem Boden verteilten Blut und malte damit ein Herz auf eines der Fenster im Raum.»

Die ZEIT dokumentierte die Tötungsdelikte an Frauen 2024. Von Elisabeth Raether,  Annick Ehmann, Tamara Flemisch und Dana Hajek, mit Illustrationen von Gregor Kalus (€) (Öffnet in neuem Fenster)

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Kategorie Wochenauswahlen

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