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Über Wasser, unter Wasser

Liebe Leser:innen,

Posaunen blasen theatralisch, ein Klavier klimpert, Nina Simone singt: “Fish in the Sea, you know how I feel” und sie fühlt sich gut dabei. Hirayama, die Hauptfigur in Wim Wenders Film “Perfect Days”, fährt in seinem kleinen Kastenwagen durch die letzte Szene in den Sonnenuntergang. Plötzlich hinterlässt der Feel-Good-Song aus den 60er Jahren eine seltsame Schwere.

Es ist Januar, mein 30. Geburtstag, ich sitze im Kino und wische mir mit dem Ärmel eine Träne vom Kinn. Zwei Stunden lang habe ich einem Toilettenreiniger in Tokyo dabei zugesehen, wie er putzt, Tic-Tac-Toe mit einer Unbekannten spielt und Bäume fotografiert. Er führt ein schlichtes Leben. Er ist zufrieden. Und einsam.

“Perfect Days” erlebt auch Annabelle Seubert bei ihrer Reise mit dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt. Die Reportage könnte kaum mehr im Kontrast stehen zu Hirayamas Geschichte und doch hinterlassen beide dasselbe bleierne Gefühl. “Oh, freedom is mine”, schwirrt auch Ihnen vielleicht beim Lesen der Wochenauswahl durch den Kopf, während die einen mehrere Stockwerke über dem Meer Rum-Punsch schlürfen und die anderen in der Tiefe des Victoriasees nach Plastik tauchen, das nur wenig mit Erinnerungen an die Polly Pocket Flamingo-Party gemein haben dürfte.

Ihre
Julia Reinl

PS.. Unten finden Sie die neue Folge unseres Podcasts Reporter:Insights, den wir gemeinsam mit der Reportageschule veröffentlichen. Diesmal erklärt Till Krause, wie man Struktur in verworrene Geschichten bringt.

Perfect Days

"Menschliche Lasagne" mitten im Meer, überdimensioniertes Polly Pocket Haus oder gigantischer Flipperautomat - Annabelle Seubert findet viele Worte für das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Sie wagt sich an Bord und geht auf eine Reise, die trotz bunter Plastikrutschen und Chicken Wings mit Käsesauce traurig aus der Zeit gefallen wirkt.

Annabelle Seubert · Zeitmagazin (€) · 30 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)

Schnorchel gegen Plastikflut

Ein See so groß wie Bayern droht zu Ertrinken. In einer Flut aus Plastik. Vom ugandischen Fischerdorf Guda aus versuchen sogenannte Mülltaucher, den gigantischen Victoriasee zu retten.

Simone Schlindwein · Taz · 15 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)

Zuchtlachs: Nicht überlebensfähig

Lachs ist nicht gleich Lachs. Während der muskulöse isländische Wildlachs gegen den Strom schwimmt, lebt sein kleinerer Artgenosse, der Zuchtlachs, in Gefangenschaft. Manch einer schafft es, zu entwischen und bringt damit eine gesamte Population in Gefahr.

Jörn Breiholz und Michael Marek · nd · 15 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)

Satz der Woche

Nur manchmal, und ohne aus der Rolle zu fallen, wird sich Mr. Washy ein Papiertuch nehmen, um sich damit den Schweiß von der Stirn abzuwischen. All die Mühen, die das Leben kostet, versucht man auf der Icon zu verbergen.

Annabelle Seubert · Zeitmagazin (€) · 30 Minuten (Öffnet in neuem Fenster)

Wie bringt man Struktur in verworrene Geschichten, Till Krause? (Öffnet in neuem Fenster)
Alles begann mit einer E-Mail: Eine Frau behauptet, jahrelang zu Unrecht im Gefängnis gesessen zu haben. Unzählige Dokumente scheinen ihre Geschichte zu belegen. Als Till Krause und Patrick Bauer für das SZ-Magazin in die Recherche einsteigen, beginnt eine journalistische und emotionale Achterbahnfahrt, in deren Mitte sie sich nicht mehr sicher sind, wer hier Opfer und wer Täter ist. In dieser Folge von reporter:insights erzählt Till Krause von der Gefahr vom Protagonisten getäuscht zu werden und, wie er mit Patrick Bauer aus der verworrenen Geschichte einen seriellen Podcast kreiert hat. (Öffnet in neuem Fenster)

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Kategorie Wochenauswahlen

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